Ob die Empfänger „sehr geehrt“ oder „lieb“ sind, ist nicht die einzige Entscheidung, die Sie bei der Brief- bzw. E-Mail-Anrede treffen müssen. Wenn Sie an mehr als einen Empfänger schreiben, müssen Sie nämlich entscheiden, wie Sie diese anreden.
Einfache Übung: Anrede von zwei Empfängern
Bei zwei Empfängern ist das noch einfach: An zwei Kollegen wenden Sie sich mit
Lieber Peter, lieber Felix,
An zwei Kunden oder andere Geschäftspartner schreiben Sie
Sehr geehrter Herr Müller, sehr geehrter Herr Dr. Klöbner,
Allerdings lauert hier bereits die erste Stolperfalle, nämlich die Frage der Reihenfolge: Wen nennen Sie zuerst?
Wie immer in Fragen der Etikette gilt: Es geht nach der Rangordnung. Im beruflichen Umfeld gilt die hierarchische Rangordnung (anders als im Privatleben, wo nach wie vor Damen bzw. Ältere zuerst kommen). Sie nennen also den ranghöheren Kollegen oder Kunden zuerst.
Sehr geehrte Frau Liebig, sehr geehrter Herr Mogl,
(Sie ist die Chefin, er der Assistent.)
Sehr geehrter Herr Klein, sehr geehrte Frau Krämer,
(Er ist der Chef, sie die Assistentin.)
Haben beide den gleichen Rang, haben Sie die Wahl, wen Sie zuerst nennen.
Kniffliger wird es, wenn Sie an mehr als zwei Empfänger schreiben. Schließlich wird es schnell albern, wenn Sie alle drei oder mehr namentlich ansprechen.
Vorschläge für die Anrede mehrerer Empfänger
In einer E-Mail können Sie sich manchmal elegant aus der Affäre ziehen, wenn Sie die zwei wichtigsten Empfänger unter „An:“ eintragen und im Text namentlich anreden und die anderen auf „CC“ setzen.
Wenn Ihr Schreiben aber alle Empfänger gleich angeht, brauchen Sie eine andere Lösung. Nur: welche? Ich bekam neulich eine E-Mail, die insgesamt vier Empfänger hatte. Sie begann mit der Anrede:
Liebe „alle“,
Das fand ich ganz originell, aber doch etwas unpräzise. Besser ist es, wenn Sie für die Empfängergruppe eine konkretere Bezeichnung wählen. Ich schreibe zum Beispiel an die Gruppe meiner Fachautoren für ein Newsletterprojekt immer als:
Liebes Autorenteam,
Ähnlich einsetzbar sind für Sie folgende Anredeformen:
Liebes Projektteam,
Liebe Auszubildende,
Liebe Kollegen,
Aber Vorsicht: Bei „Team“ und „Azubis“ dürfen sich Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen fühlen. Für die „lieben Kollegen“ gilt das nur, wenn es sich um eine rein männliche Truppe handelt.
Männer und Frauen anreden
Klar: Wenn Sie nur Frauen anschreiben oder eine Gruppe aus Männern und Frauen, lautet die Lösung:
Liebe Kolleginnen,
Liebe Kollegen und Kolleginnen,
Was aber tun Sie, wenn es sich bei den Empfängern z. B. um drei Frauen und einen Mann handelt (oder umgekehrt)?
Mein Vorschlag wäre:
Liebe Kolleginnen, lieber
Kollege,
Liebe Kolleginnen, lieber Felix,
Liebe Kollegen, liebe Beate,
Falls Sie es als unpassend empfinden, eine einzelne Person namentlich herauszuheben, können Sie auf eine der folgenden Möglichkeiten ausweichen:
Liebes Team,
Liebe Arbeitskreismitglieder,
Liebe QM-Mitstreiter,
Sie sehen: Es gibt für die Anrede mehrerer Empfänger keine allein richtige Standardlösung, sondern hier ist auch etwas Kreativität gefragt. Welche Möglichkeiten fallen Ihnen sonst noch ein? Ich bin gespannt auf Ihre Kommentare!
Mehr Tipps zu Form und Stil von E-Mails finden Sie in unserem kleinen E-Mail-Knigge für Ihre professionelle Kommunikation.
Stellt Euch einmal vor, Ihr richtet eine Email oder einen Brief an mehrere Adressaten, von denen mehrere den gleichen Namen haben. Sagen wir einmal, an eine Frau Müller und zwei Herr Maier. Oder an eine Schackeline und zwei Kevin (Namen von der Redaktion geändert). Wie dann die Anrede gestalten? Was bei den Nachnamen noch gehen mag - ich hätte das mal so gemacht: "Sehr geehrte Frau Müller, sehr geehrte Herren Maier", sieht bei Vornamen, wo man nicht ohne weiteres die Flucht in den Plural antreten kann, schon komischer aus: "Liebe Jacqueline, lieber Kevin und lieber Kevin". "Liebe Kevins" würde ich höchstens dann schreiben, wenn es sich um sehr gute Bekannte handelt. Wie würdet Ihr damit umgehen? |
Formell schreibt man wohl wirklich "sehr geehrte Herren Müller" - jedenfalls hatte ich in einer Kanzlei mal einen Vater und Sohn als Mandanten so anzuschreiben. Ansonsten würde ich bei bis zu drei Vornamen alle drei einzeln ansprechen und im Übrigen auf "Liebe Leute" ausweichen. ("Liebe alle" finde ich blöd, so praktisch "dear all" auch ist.) |
In einer E-mail: "Hallo zusammen" |
Schwierig, aber ich würde es auch so schreiben: Liebe Jacqueline, lieber Kevin und lieber Kevin" |
"Liebe Leute" finde ich nun wieder unpassend. Das wird hier eher verwendet, wenn man sagen will "Liebe Leute, so könnt ihr das doch nicht machen" (mit dem Unterton "seid ihr blöd"). Und "Liebe alle" klingt wie schlecht aus dem Englischen übersetzt, mag ich auch nicht. Dann lieber alle Namen ausschreiben, wenn man sich mit "Hallo zusammen" nicht anfreunden kann. |
Bonusfrage zu den Nachnamen. Drehen wir das Verhältnis beider Geschlechter einmal herum. Bin ich der Einzige, für den sich "Sehr geehrte Frauen Müller, sehr geehrter Herr Maier" ein klein wenig komisch anhört? Aber eigentlich geht es fast nicht anders, wenn man sie nicht alle einzeln herzählen will. |
Ich würde nach Möglichkeit jeden einzeln ansprechen. Bei Deinem Beispiel, tigger, wo Vater und Sohn in gemeinsamer Sache Mandant sind, mag "Sehr geehrte Herren Müller" ja angehen, aber sonst würde ich zwei Personen nicht einfach zusammenspannen, bloß weil sie zufällig den gleichen Namen tragen. |
Ja stimmt, wenn die gar nicht verwandt sind, klingt das blöd. |
Garts "Sehr geehrte Frauen Müller" klingt tatsächlich ganz unmöglich. Vielleicht "Sehr geehrte Damen Müller"? Oder besser gleich ohne Namen, "Sehr geehrte Damen und Herren" - obwohl, wie geht denn das wieder, wenn es eben nur ein Herr ist? "Sehr geehrte Damen und sehr geehrter Herr"?!? Edith sagt, tigger war mal wieder viiiel schneller... |
Wenn es ein geschäftliches Schreiben ist, sind die "Damen und Herren" (egal ob jeweils ein oder mehrerere Vertreter der jeweiligen Gattung) die eleganteste Lösung. Falls die Leute wirklich persönlich angesprochen werden sollen/müssen: Was spricht dagegen jedem den Brief mit der jeweils für ihn gültigen Anrede zu schicken, also Fr. Müller bekommt einen mit "Sehr geehrte Frau Müller" und die beiden Mayers jeweils einen mit "Sehr geehrter Herr Mayer", vielleicht noch mit einem Vermerk am Ende des Schreibens, dass dieses auch an Frau Müller und Herr N. Mayer ergangen ist. In Zeiten des PCs ist es ja nun wirklich nicht notwendig, Briefe mit Sammelanreden zu schreiben. Damals, als man noch mit Schreibmaschine und 5 Durchschlägen schrieb, war das einfach eine unumgängliche Notwendigkeit, aber jetzt braucht man ja nur den einen Namen auszubessern und nochmal ausdrucken (bzw. als Email nochmal abschicken). |
Ist doch ganz einfach: Sehr geehrte Müllerinnen! ;-) |
#9: das halte ich, mit Verlaub, für umständlicher als selbst noch die gewundenste und langatmigste Anrede. |
Was soll daran bitte umständlich sein? Brief mit einem Namen schreiben und diesen ein oder zwei Mal ausbessern, fertig. Bei einen Brief an 20 Leute wird man sich sowieso nicht mehr mit persönlichen Anreden aufhalten. |
Eine Nachricht gehe an 1 Frau Müller und 2 Herren Maier. CC nehmen kann man sie nicht bei jeder Email, sonst haben sie die dreimal im Posteingang, einmal als Adressat und zweimal cc. Unter drunter schreiben: "Gleichlautende Email ging an Frau Müller und an den anderen Herrn Maier" ist umständlich und wird im Zweifel überlesen. Als Empfänger würde ich zudem grübeln, warum das nötig war. Dasselbe bei einem Brief. Im schlimmsten Fall erreicht man so, dass sich alle drei angesprochen fühlen, etwas zu unternehmen, und/oder ihre Schreiben mit der Hauspost kreuz und quer durch das Haus zu den jeweils anderen Adressaten jagen. |
1. Man muss Emails nicht per CC an alle schicken man kann jedem ein Original schicken, was zugegebenermaßen bei den Computerkenntnissen mancher Leute ein Problem sein könnte, aber die wissen dann eh auch nicht wie sie etwas CC schicken. Für alle, die mit dem PC einigermaßen umgehen können, bedeutet das so gut wie keinen Mehraufwand für ein wesentlich eleganteres Ergebnis. 2. Ein entsprechender Vermerk vor MfG o.ä. eingefügt würde nicht überlesen werden, denn der Empfänger weiß ja nicht von Vorneherein was dort steht und wird den Brief / das Email zu Ende lesen. 3. Warum sollte man bei dieser Variante mehr ins Grübeln kommen, als wenn man einen Brief mit "Liebe Fr. X, Lieber Herr Y, Lieber Herr Y" bekommt? Dasselbe gilt für Dein worst case scenario. Entweder die involvierten Personen wissen, warum ein Schreiben auch an andere Personen erging oder eben nicht. Im ersten Fall weiß jeder was er zu tun oder nicht zu tun hat, im zweiten werden sie auch bei Anrede jedes Einzelnen in der Begrüßung in wilde Kommunikation untereinander verfallen, um dieses Problem zu lösen. |
Und alles das, weil sich einer bei der Anrede unsicher fühlt. |
Ich wähle meistens das ganz neutrale "Sehr geehrte Damen und Herren", wobei ich auch die Variante "Sehr geehrte Frau Müller, sehr geehrte Herren" schon verwendet habe, wenn eben nur eine Dame dabei war. Und sogar: Wenn ich jemand eh mit Vornamen anrede, würde ich wahrscheinlich einen scherzhaften Plural für die beiden suchen, "liebe Kevins (oder Kevine? Kevini?)" oder einfach auch auf ein neutrales "Hallo, Ihr lieben" oder "Liebe Freunde (Kollegen)" oder sowas ausweichen. |
Sehr geehrte Frau Müller, sehr geehrte Herren das wär's eigentlich! Genauso andersrum: "Sehr geehrte Damen, sehr geehrter Herr Maier" |
Genau, Gart. Was machst aber, wenn die Herren Maier die Vorstände des Konzerns sind, und Frau Müller die Abteilungssekretärin, die aus dem Mail nur entnehmen soll, dass sie irgendwelche Unterlagen vorbereiten soll? Da kreuzt sich dann die Hierarchie mit der gemeinen Höflichkeit, die die Dame zuerst nennen will. Sehr geehrte Herren, liebe Frau Müller |
Ein Kavalier alter Schule gibt auch dann einer Frau zuerst die Hand, wenn die Vorstände aller DAX-Unternehmen (nehmen wir mal an, es seien nur Männer, damit das Beispiel verständlich wird, es ist plusminus auch in Wirklichkeit so) plus eine Putzfrau anwesend sind. :-) |
Da hast Du recht, ich bin aber kein Kavalier, sondern eine Frau, was die Sache verkompliziert. Deutsche Anrederegeln sind nicht für die Emanzipation gemacht. Und dieser manchmal durchaus hinderlich. |
Sehr geehrte Frau Schickeline Müller, sehr geehrte Herren Bonifatius und Ponkratius Meier |