Lass sie gehen wenn sie zurück kommt

„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir – für immer.“

(Konfuzius)

Die Liebe und das Loslassen

Zwei scheinbar unvereinbare Dinge.

Wie kann man loslassen was man liebt? Das widerspricht sich doch, oder?

Nein. In Wahrheit sind die beiden enger miteinander verbunden als Bonnie und Clyde. Sie sind sogar richtig abhängig voneinander!

Das Loslassen ist nämlich eine zwingende Voraussetzung für wahre Liebe und bedingungslose Liebe ist eine notwendige Voraussetzung für wahres Loslassen.

Das bedeutet:

Wenn du nicht loslassen kannst, hast du keine Chance auf wahre Liebe!

Schlimmer noch … wenn du nicht endlich lernst loszulassen, riskierst du damit sogar, dass sich geliebte Menschen von dir abwenden!

Warum ist das so?

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Die Liebe Loslassen – Eine kurze Geschichte

Diese wunderbare Kurzgeschichte bringt das Problem sehr anschaulich auf den Punkt:

Es war einmal ein Vogel. Er besaß ein Paar vollkommener Flügel und glänzende, bunte, wunderbare Federn und war dazu geschaffen, frei am Himmel zu fliegen, denen zur Freude, die ihn sahen.

Eines Tages sah eine Frau diesen Vogel und verliebte sich in ihn. Sie schaute mit vor Staunen offenem Mund seinem Flug zu, ihr Herz schlug schneller, ihre Augen leuchteten vor Aufregung. Er bat sie, ihn zu begleiten, und beide schwebten in vollkommener Harmonie am Himmel. Und sie bewunderte, verehrte, feierte den Vogel.

Aber dann dachte sie: Vielleicht möchte er ferne Gebirge kennenlernen! Und die Frau bekam Angst. Fürchtete, dass sie so etwas mit einem anderen Vogel nie wieder erleben könnte. Und sie wurde neidisch auf den Vogel, der aus eigener Kraft fliegen konnte.

Und sie fühlte sich allein.

Und dachte: „Ich werde dem Vogel eine Falle stellen. Wenn er zurückkommt, wird er nie wieder wegfliegen können.“

Der Vogel, der auch verliebt war, kam am nächsten Tag zurück, ging in die Falle und wurde in einen Käfig gesteckt.

Die Frau schaute täglich nach dem Vogel. Er war ihre ganze Leidenschaft, und sie zeigte ihn ihren Freundinnen, die meinten: “Hast du ein Glück.” Dennoch vollzog sich eine merkwürdige Veränderung: Seit sie den Vogel besaß und ihn nicht mehr zu erobern brauchte, begann sie das Interesse an ihm zu verlieren. Der Vogel, der nicht mehr fliegen konnte, was den Sinn seines Lebens ausmachte, wurde schwach, glanzlos, häßlich. Die Frau beachtete ihn nicht mehr, fütterte ihn nur noch und reinigte seinen Käfig.

Eines Tages starb der Vogel. Die Frau war tieftraurig und konnte ihn nicht vergessen. Aber sie erinnerte sich dabei nicht an den Käfig, nur an den Tag, an dem sie den Vogel zum ersten Mal gesehen hatte, wie er fröhlich zwischen den Wolken dahinflog.

Hätte sie genauer in sich hineingeschaut, so hätte sie bemerkt, daß das, was sie am Vogel so sehr begeisterte, seine Freiheit war, sein kräftiger Flügelschlag, nicht sein Körper.

Ohne den Vogel verlor auch für die Frau das Leben seinen Sinn, und der Tod klopfte an ihre Tür. – “Wozu bist du gekommen?” fragte sie den Tod. – “Damit du wieder mit dem Vogel zusammen am Himmel fliegen kannst”, gab der Tod zur Antwort. “Wenn du ihn hättest fliegen und immer wiederkommen lassen, hättest du ihn geliebt und noch mehr bewundert; aber nun brauchst du mich, um ihn wiederzusehen.”

(Paulo Coelho: Elf Minuten. Zürich: Diogenes Verlag 2005, S. 228 f.)

Erkennst du dich in der Geschichte wieder?

Warum wir festhalten

Warum fängt die Frau in der Geschichte den Vogel und sperrt ihn ein?

Aus Angst.

Angst ist der Ursprung allen Übels. Hier geht es um verschiedene Ängste:

  • Angst vor dem Alleinsein
  • Angst vor Ablehnung
  • Angst vor der eigenen Unvollkomenheit
  • Angst, ein Stück von sich selbst zu verlieren
  • Angst vor dem Unbekannten
  • Angst vor Kontrollverlust

Durch die Gefangenschaft versucht sie die Ursache dieser Ängste loszuwerden:

  • Wenn der Vogel immer bei mir ist, bin ich nie alleine.
  • Wenn der Vogel in einem Käfig sitzt, kann er mich nicht ablehnen.
  • Wenn der Vogel in meinem Käfig sitzt, vervollkommnet er mich und ich kann ihn zur Schau stellen.

Das ist genau das, was auch wir oft mit den Menschen tun, die wir angeblich lieben. Wir sperren sie ein in einen goldenen Käfig aus Bedingungen und Erwartungen. Da heißt es dann zum Beispiel:

  • „Ich will nicht, dass du jeden Abend so lange mit deinen Jungs unterwegs bist [sonst bin ich alleine].“,
  • „Es gefällt mir nicht, dass du diesen kurzen Rock beim Weggehen mit deinen Mädels anziehst [sonst findet dich noch ein anderer schön und du könntest mich ablehnen].“ oder
  • „Du solltest etwas mehr Sport machen, wenn du willst, dass ich dich noch attraktiv finde [sonst siehst du irgendwann schlimmer aus als ich und kannst mich nicht mehr vervollkommnen].“

All das sind ebenfalls Versuche, die Ursache unserer Ängste zu bekämpfen. Und jetzt die Preisfrage:

Hat das jemals funktioniert?

Nein. Noch nie. Bei keinem einzigen Menschen auf der Welt. Es passiert nämlich genau das Gegenteil.

Es ist ganz genauso wie mit dem Vogel in der Geschichte: Was du einsperrst, das verliert an Glanz, Lebendigkeit und an Reiz.

(Das ist Festhalten und übrigens auch in allen anderen Lebensbereichen der einzige Grund dafür, warum das leben so schwer ist)

OK, vielleicht führt es im wahren Leben nicht direkt zum Tod des Eingesperrten, aber dennoch zu einem langsamen Sterben. Dem Sterben der Liebe:

Warum die Liebe stirbt, wenn du nicht loslassen kannst

1. Ständige Verfügbarkeit

Menschen wollen das, was sie nicht haben können.

Das ist soweit klar, oder? Aber was ist der Umkehrschluss?

Menschen verlieren das Interesse an Dingen, die ständig verfügbar sind!

Auch das ist eine bittere Wahrheit. So war es früher mit dem neuem Spielzeug, das einige Tage später in der Ecke lag und so ist es heute immer noch mit allem anderen im Leben.

Was für einen Sinn hätte es auch, etwas zu begehren, was sowieso immer da ist?

2. Fehlende Möglichkeit zur freien Entfaltung

Fühlt sich ein Mensch eingesperrt, kann er auch nicht mehr in der Weise wirken, die du so an ihm liebst.

Sein „Aktionsradius“ ist ja im wahrsten Sinne des Wortes eingeschränkt. Wie der Vogel, der im Käfig nicht mehr fliegen kann und an dem die Frau ganz schnell das Interesse verliert.

Vielleicht begann deine Leidenschaft für deinen Schatz beim Tanzen und nun lässt du ihn nicht mehr auf die Tanzfläche, aus Angst, er könnte die Leidenschaft in jemand anderem wecken?

Woran denkt die Frau, als der Vogel gestorben ist zurück? An die Zeit als er frei war und sich frei entfalten konnte. Das hat sie an ihm geliebt… nicht sein Dasein als Zierobjekt im Käfig.

3. Gewöhnung

Wir gewöhnen uns an das, was wir ständig um uns haben. Egal, ob das ein Sportwagen, das neuste Smartphone oder eine Geliebte / ein Geliebter ist.

Attraktivität geht immer vom Unbekannten aus.

Sobald wir etwas zu genau kennen, wird es unattraktiv für uns. Die große Anzahl an Seitenspringern (männlich wie auch weiblich) wird mir das bestätigen.

Das ist zunächst eine schockierende Nachricht für alle Paare, die die Zeit der Verliebtheit überwunden haben, aber kein wirklicher Grund zur Sorge. Die sinkende Leidenschaft in einer Beziehung wird nämlich in den meisten Fällen durch die wachsende partnerschaftliche Bindung mehr als ausgeglichen.

In diesem Fall kann dir dann die Gewohnheit sogar den Weg zum wahren Glück zeigen.

Dennoch gewöhnst du dich ungleich mehr an etwas, das du ständig unter deiner Kontrolle hast, als an etwas „freies“ und gewissermaßen „unberechenbares“.

4. Fehlende Angst

Jetzt wird’s aber sonderbar. Angst soll gut für die Liebe sein?

Jawohl.

Der Reiz des Unbekannten führt doch erst dazu, dass wir Interesse an einem anderen Menschen finden.

Die Gefahr der Ablehnung bewirkt, dass wir uns Mühe geben, ihn zu erobern.

Wenn du jemanden soweit „unter Kontrolle“ gebracht hast, dass du keine Angst mehr haben musst, dann ist die Liebe dahin. Dann ist er oder sie nur noch ein Spielzeug, eine Marionette, deren Fäden du ziehst und wer will schon eine Marionette lieben?

Paradoxer Weise war ja auch bei der Frau in der Geschichte die Ursache ihrer Angst (die Freiheit des Vogels)  gerade der Grund für ihre Liebe zu ihm.

5. Eigene Unvollkommenheit / emotionale Abhängigkeit

Wenn du einen Anderen Menschen zum Bestandteil deiner eigenen Identität gemacht hast, ist natürlich auch weniger von dir selbst da, das geliebt werden kann.

Was ließe sich an einem Menschen lieben, der dich anhimmelt und der seine Daseinsberechtigung nur in der Vervollkommnung durch dich sieht?

Da ist doch niemand zum lieben.

„Welche Frau sucht einen Mann, der eine Frau sucht, die einen Mann sucht?“

(Unbekannt)

Außerdem ist Abhängigkeit total unattraktiv.

Stehst du auf unselbständige Menschen, die ohne dich nicht leben könnten? Also ich nicht.

Wie du die Liebe retten kannst

Du weißt es natürlich schon:

Lass endlich los!

„Aber wie kann ich die Liebe loslassen?“

Der wichtigste Schritt dabei, ist die emotionale Abhängigkeit vom anderen zu beseitigen.

Nein, dazu musst du nicht deinen Partner um die Ecke bringen. Du musst nichts weiter tun, als dir selbst genug zu sein. Wenn du dir vollkommen genügst, bist du nicht mehr auf andere angewiesen. Deine Liebe wird von ganz anderer Qualität sein, weil du plötzlich geben kannst und nicht mehr nehmen musst.

Das ist übrigens auch der Nummer-Eins-Tipp, den ich jedem ans Herz lege, der seinen oder seine Ex zurückgewinnen will.

Selbstgenügsamkeit kannst du zum Beispiel durch Meditation erlangen.

Wenn du dir erst einmal selbst genug bist, wirst du fast schon automatisch loslassen. Falls du aber dennoch etwas Hilfe dabei brauchst, kannst du auch gerne meinen Leitfaden zum Loslassen lernen nutzen.

„Aber wenn ich loslasse, gebe ich doch damit meine Liebe auf!“

Das ist Unsinn. Es gibt einen großen Unterschied zwischen Aufgeben und Loslassen.

Aufgeben geschieht aus Angst, Feigheit und Hoffnungslosigkeit.

Loslassen basiert auf Liebe, Mut und Vertrauen! Das sind die wahren Ausdrucksformen der Liebe. Die Liebe kämpft nicht und deshalb gibt es hier auch kein Aufgeben oder Scheitern. Die Liebe steht über all dem. Deshalb schadet es auch oft mehr als es hilft, um die Liebe zu kämpfen.

„Aber was, wenn dann wirklich etwas passiert, wenn ich den, den ich liebe, loslasse?“

Willst du wirklich jemanden festhalten, der ohne diese „Fesseln“ sowieso weglaufen würde?

Das wäre doch sowieso keine wahre Liebe, sondern nur ein Brauchen. Und dass Abhängigkeit der Liebe total entgegen wirkt, haben wir ja oben bereits gesehen!

Das Leben ist eben eine kontinuierliche Veränderung und da kann es auch mal vorkommen, dass sich etwas in der Liebe ändert.

Dinge verändern sich und auch deine Liebe und die Menschen, die du liebst, können sich verändern. Nichts bleibt für immer gleich. Das wirst du akzeptieren müssen. Und weißt du was dabei hilft?

Loslassen ;-)

Fazit

  • Wir halten die Menschen, die wir lieben fest, weil wir Angst haben.
  • Durch das Festhalten versuchen wir die Ursachen dieser Angst zu beseitigen.
  • Leider führt genau das zum gegenteiligen Effekt, nämlich, dass die Liebe stirbt.
  • Loslassen ist die Lösung des Dilemmas und die Rettung der Liebe.
  • Die wichtigste Voraussetzung, um entspannt loslassen zu können ist, sich selbst genug zu sein.
  • Was das bedeutet und wie du es schaffst, erfährst du in meinem Leitfaden zum Loslassen lernen.

Wie siehst du das mit dem Loslassen? Gut für die Liebe oder viel zu riskant? Schreib einfach einen Kommentar!

P.S.: Da das mit dem Loslassen in der Liebe manchmal gar nicht so einfach ist und ich viele Fragen dazu bekomme (siehe Kommentare unten), habe ich beschlossen, eine ausführliche Schritt für Schritt Anleitung zu erstellen. Diese findest du inklusive vieler anschaulicher Beispiele (auch die Liebe betreffend!) in meinem Buch über das Loslassen.

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