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In Deutschland ist seit den 50er-Jahren der Kühlschrank nicht mehr aus dem Haushalt wegzudenken. Heutzutage fügt er sich sogar als Designobjekt in die Einrichtung ein.
© Quelle: Montage RND
Bis in die Neuzeit schufen sich Menschen für ihre Nahrung kühle Aufbewahrungsorte. Pökeln, Trocknen oder Räuchern: Wer nicht in der Nähe eines Gletschers lebte, musste sich andere Konservierungsmethoden überlegen. Seit den 50er-Jahren ist der Kühlschrank nicht mehr aus dem Haushalt wegzudenken.
Sebastian Hoff
13.09.2019, 08:00 Uhr
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Hannover. Ein kaltes Getränk ist an heißen Sommertagen eine Labsal. Und viele Speisen würden in der Wärme schnell verderben. „Bakterien und Keime verdoppeln sich alle 20 Minuten, wenn Lebensmittel nicht gekühlt werden“, erläutert Volker Irle, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Moderne Küche (AMK). Kühlschränke sind eine technische Errungenschaft, ohne die wir uns das Leben kaum noch vorstellen können. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass die Geräte Einzug in deutsche Haushalte hielten: Erst in den 1950er-Jahren stiegen die Verkaufszahlen rasant an.
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Verkaufsschlager Kühlschrank: Veränderung der traditionellen Hausfrauenrolle
Damals habe sich das Einkaufsverhalten deutlich geändert, erklärt Ursula Geismann, Sprecherin des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDMI). Es wurde fortan nicht mehr fast täglich eingekauft, die Auswahl an Speisen nahm zu, außerdem kamen erste Fertigprodukte auf den Markt. „Die Geschichte des Kühlschranks ging Hand in Hand mit einer kulturellen Entwicklung. So änderte sich auch die traditionelle Hausfrauenrolle“, sagt Geismann.
Speisen zu kühlen und damit haltbarer zu machen ist aber keine Idee der Neuzeit. Bereits in der Antike beschafften sich Menschen Eisblöcke von den Bergen. Im Mittelalter wurden in Burgwände Nischen mit Holzklappen eingearbeitet. Auch Erdlöcher, Teiche und Gewässer wurden zum Kühlen genutzt. Noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wurden Lebensmittel in kühlen Kellerräumen oder in Etagenwohnungen in geschützten Speisekammern aufbewahrt.
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Küchen sind ein Lifestyle-Raum, und mit Kühlschränken kann man dort einen Akzent setzen.
Kleine Kältemaschine: Erster Vorläufer des Kühlschranks
Im 19. Jahrhundert war es möglich, Eis in Fabriken herzustellen. Reiche Familien konnten es sich leisten, Eisstangen zu bestellen, die von Eismännern mit Kutschen geliefert wurden. Anschließend kam das Eis in gedämmte Holzkisten. Erster Vorläufer des modernen Kühlschranks war eine Kältemaschine von Carl von Linde, die er 1876 präsentierte. Weiterentwickelte Geräte wurden in den 1930er-Jahren zum Verkaufsschlager in den USA. Für die Deutschen waren Kühlschränke zur damaligen Zeit zu teuer und zu sperrig. Außerdem besaß längst nicht jeder Haushalt einen Stromanschluss.
Die ersten Geräte, die in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg verkauft wurden, waren Solitäre. Ihre Optik mit den runden Ecken und den verchromten Griffen erinnerte an US-amerikanische Straßenkreuzer und repräsentierte Wohlstand, erzählt Geismann. Damals wurden auch die ersten Tiefkühlfächer eingebaut. Als in den 1960er-Jahren die Einbauküche aufkam, verschwand der Kühlschrank wieder aus dem Blick.
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Kühlschrank ist wieder Designobjekt
In den vergangenen Jahrzehnten waren zwei Entwicklungen bei Kühlschränken zu beobachten: Zum einen wurden sie wieder zum Designobjekt, zum anderen gab es viele technische Innovationen. Ende der 1980er-Jahre etwa kam die No-Frost-Technik auf. Klimaschädliche Fluorkohlenwasserstoffe (FCKW) wurden verbannt, die Energieeffizienz nahm stetig zu, der Strombedarf sank. Außerdem wurden Kühlschränke leiser. „Man hört eigentlich kein Gerät mehr“, sagt Irle.
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Weil Kühlschränke nicht mehr brummen und klappern, stören sie auch nicht in den offenen Wohn-Ess-Bereichen, die heute üblich sind. Oft stehen die Geräte deshalb wieder frei. „Küchen sind ein Lifestyle-Raum, und mit Kühlschränken kann man dort einen Akzent setzen“, betont Irle. Es gibt sie in verschiedenen Optiken – etwa in Edelstahl oder mit Schiefer, auf den man mit Kreide schreiben kann, ergänzt Geismann.
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