Setzrisse im haus und bis wann normal

Wie schlimm sind Risse in der Wand? Kommt darauf an, lautet die ehrliche Antwort. Denn so manch ein Setzriss beeinträchtigt die Statik des Gebäudes und erhöht so die Einsturzgefahr eines Hauses. Lesen Sie, wie Sie gefährliche Setzrisse und eher harmlose Putzrisse voneinander unterscheiden und welche davon Sie selbst beheben können.

Woran erkenne ich einen Setzriss?

Von allen Rissen in der Wand ist ein Setzriss der gefährlichste. Im Gegensatz zu oberflächlichen Putzrissen sind Setzrisse deutlich länger und tiefer und verlaufen meist quer über die Hauswand.

Ursache sind in der Regel handwerkliche Baufehler oder Baumängel. Überall dort, wo es im Baugrund zu ungleichmäßigen Setzungen kommt, können sogenannte Setzrisse oder Setzungsrisse entstehen. Beispiele hierfür sind:

  • Wenn die Tragfähigkeit des Bodens nicht ausreicht
  • Wenn der Boden durch zu große Krafteinwirkungen seitlich wegbricht
  • Wenn es zu einer Änderung im Grundwasserspiegel kommt
  • Wenn bei der Baugrunderkundung Fehler unterlaufen sind und das Fundament falsch geplant und gebaut wurde
  • Wenn Wasser unter der Wand nicht richtig abfließen kann
  • Wenn es zu Erschütterungen kommt, beispielsweise bei Erdbeben oder Explosionen
  • Wenn der Untergrund aus Böden mit hohem Anteil an Ton, Lehm oder anderen Feinstoffen besteht, die eine sehr inhomogene Struktur aufweisen

Wenn Sie einen Setzriss erkennen, sollte schnell gehandelt und Baumängel dringend behoben werden, da die Stabilität des Gebäudes in Gefahr sein kann.

Woran erkenne ich einen Putzriss?

Putzrisse sind im Vergleich zu Setzrissen eher harmlos, weil sie nur oberflächlich in der Putzschicht beziehungsweise Putzschale auftreten. Sie tauchen oft in Neubauten auf, wo das Material an der Wand noch arbeitet und der Putz noch nicht ganz trocken ist. Aber auch in alten Häusern, wo die Wände „arbeiten“, können Putzrisse entstehen.

Dabei gibt es drei Arten von Putzrissen:

  • Sackrisse: Sie sind rund zehn bis 20 Zentimeter lang und dabei überwiegend horizontal
  • Schrumpfrisse: Sie sehen netzartig aus und können eine Breite von bis zu 0,5 Millimeter haben
  • Schwindrisse oder Fettrisse: Sie sind netzförmig oder y-förmig. Schwindrisse sind feine Haarrisse an der Putzoberfläche mit einer Rissbreite bis zu 0,2 Millimeter

Oft entstehen Putzrisse dort, wo der Putz nicht richtig verarbeitet wurde. Oder die Ursache liegt im Putzmörtel selbst. Weitere Ursachen für Putzrisse können sein:

  • Unebenheiten im Putzgrund. Bei nicht ausreichend vermörtelten breiten Fugen kann sich die Putzdicke verändern.
  • Unterschiedlich saugende Putzgründe. Sie sorgen für unterschiedliche Putzfestigkeiten.
  • Hygrisch und thermisch bedingte Volumenänderungen des Putzgrundes. Dieses kann beispielsweise durch durchfeuchtete Holzwolle-Leichtbauplatten entstehen.
  • Materialwechsel im Untergrund, wenn beispielsweise Ziegel und Beton mit unterschiedlichen Saug-, Quell- und Schwindverhalten und unterschiedlichen thermischen Eigenschaften verbaut wurden.
  • Fehlende oder geringe Überlappung von Putzgeweben.
  • Zu feuchtes Mauerwerk. Wenn die Wand zu feucht war, bevor sie verputzt wurde, kann es zu Rissen kommen, da der erhärtete Putz in Kombination mit anfangs zu feuchtem Mauerwerk später nicht mehr ausreichend verformbar ist.

Der wichtigste Unterschied zwischen Setzrissen und Putzrissen ist ihre Länge. Sind die Risse in der Wand größer als zwanzig Zentimeter, könnte es sich um einen Setzriss handeln, der dringend saniert werden sollte, bevor er die Statik des Gebäudes erschüttert. Putzrisse oder Haarrisse an der Innenwand sind hingegen eher als unbedenklich einzustufen. Hierbei handelt es sich eher um Schönheitsfehler. Tauchen Putzrisse an der Außenfassade auf, sollten Sie dennoch schnell geschlossen werden, damit keine Feuchtigkeit in die Wände eindringen kann.

Wie kann ich Risse in der Wand richtig einstufen?

Sind Sie sich unsicher, um welche Art von Riss es sich jetzt eigentlich in Ihrer Wand handelt, sollten Sie einen Bausachverständigen zu Rate ziehen. Gerade bei größeren und tieferen Rissen ist eine richtige Einschätzung wichtig. Ein Bausachverständiger kann eine qualifizierte Analyse durchführen, die auf schwerwiegende Veränderungen im Bauteil verweisen oder Entwarnung geben, dass lediglich eine Schönheitsreparatur nötig ist. Analysiert werden dabei folgende Punkte:

  • Rissbreite
  • Risstiefe
  • Verteilung und Verlauf der Risse
  • Rissversatz – verläuft er parallel oder senkrecht zur Bauteiloberfläche?
  • Rissalter

Außerdem kann er eine Einschätzung geben, mit welchen zukünftigen Bewegungen an den Rissflanken zu rechnen ist. Für eine spätere Dokumentation kann der Bausachverständige den Verlauf der Risse auch in Bau- oder Ansichtsplänen der Hausfassade einzeichnen. Sind keine Baupläne mehr vorhanden, kann auch eine Skizze helfen. Auch Fotos und Notizen können für die späteren Sanierungsarbeiten von Nutzen sein.

Wie lassen sich Putzrisse an Innenwänden ausbessern?

Kleinere Risse in der Innenwand, die nur hier und da auftreten, sind in der Regel harmlos und lassen sich gut selbst ausbessern. Gibt es allerdings Putzrisse an der Außenfassade, sollten diese fachgerecht verschlossen werden, da durch sie Feuchtigkeit in die Wand eindringen kann.

Um feine Haarrisse an Innenwänden schnell zu beheben, brauchen Sie:

  • Spachtel
  • Spachtelmasse
  • Schleifpapier
  • Wandfarbe

Zunächst müssen Staub, Schmutz und eventuell auch Putzreste entfernt werden. Dann wird die Spachtelmasse aufgetragen und mit dem Spachtel glattgestrichen. Sie sollte gut trocknen, bevor Sie die Übergänge mit einem Schleifpapier glätten. Anschließend kann die verschlossene Naht überstrichen werden.

Sollte der Riss in der Innenseite einer Außenwand sein oder der Untergrund eine unterschiedliche Struktur aufweisen, sollten Sie in die Spachtelmasse zusätzlich ein Armierungsgewebe einbetten. Es kann erneuten Rissen vorbeugen, gerade auch in Bereichen, die starken Temperaturschwankungen ausgesetzt sind.

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Wie lassen sich Putzrisse an der Außenfassade reparieren?

Auch Putzrisse in der Außenwand können selbst ausgebessert werden. So verschwinden Putzrisse Schritt für Schritt:

  1. Rissige Fassade reinigen: Im ersten Schritt entfernen Sie Verschmutzungen oder Verfärbungen mit einem Hochdruckreiniger. Anschließend gut trocken lassen.
  2. Fassade grundieren: Damit die Farbe später gleichmäßiger und besser haftet, lohnt es sich Fassadengrund aufzutragen. So kann der Untergrund gut verfestigt werden, die Grundierung sorgt für ein gleichmäßiges Saugverhalten.
  3. Fassade streichen: Ab einer Rissbreite von 0,2 Millimeter sollten Sie den Riss zunächst mit einem Rissfüller behandeln. Anschließend können Sie die Wand in der gewünschten Farbe streichen.

Etwas größere und tiefere Putzrisse können auch mithilfe von Fugenfüllprofilen, Haftgrund und Acrylmasse ausgebessert und abgedichtet werden.

Wie lassen sich Setzrisse sanieren?

Im Gegensatz zu Putzrissen lassen sich Setzrisse und dynamische Risse weitaus schwieriger auf eigene Faust beheben. Da aber die Auswirkungen enorm sein können, wenn etwas schief geht oder falsch ausgeführt wird, ist es ratsam, diese Sanierungsarbeit in Expertenhände zu geben. Bausachverständige können den Schaden einschätzen und dann ein passendes Sanierungskonzept erarbeiten. Dafür analysiert der Sachverständige zunächst den Riss.

Zu den gängigen Methoden, einen Setzungsriss auszubessern, gehört diese – Schritt für Schritt erklärt:

  • Riss mit Hammer und Meißel freilegen, ausfegen und mit Haftgrund grundieren oder nässen
  • Riss mit Reparaturspachtel, Gips oder Kunstharzbasis füllen und trocknen lassen
  • Obere Schicht aus Zement oder Kalkzementmörtel auftragen
  • In das noch frische Material Armierungsgewebe einbetten und mit einer weiteren Schicht Mörtel verschließen. Das Gewebe verhindert, dass die Putzschicht wieder aufreißt, falls der Riss noch „arbeiten“ sollte. Oberfläche am Ende nochmal glattziehen.
  • Soll hinterher noch ein Oberputz aufgetragen werden, sollte der Mörtel vorab nochmals vorgenässt oder mit Universalgrundierung behandelt werden.

Bei einem komplizierteren Riss werden aufwendigere Verfahren eingesetzt, zum Beispiel:

  • Rissinjektion
  • Bauwerksinjektionen
  • nachträgliche Anordnung von Dehnungsfugen
  • Rissverpressung mit Zement. Dieses wird vor allem bei Trennrissen und oberflächennahen Rissen angewandt, die bereits zum Stillstand gekommen sind
  • Rissvernadelung. Hierbei handelt es sich um Stahlarmierungen zur Verklammerung gerissener Bauwerksteile
  • nachträgliche Anordnung von rissüberbrückenden Beschichtungssystemen
  • Hydrophobierungen, bei der die Fassade vor dem Eindringen von Feuchtigkeit bewahrt wird

Es gibt auch Fälle, bei denen es nicht ausreicht, den Riss zu kitten, zu verputzen oder von innen aufzufüllen. Eine weitere Maßnahme kann dann sein, gezielt den Baugrund zu verstärken. Baugrundverstärkung oder Fundamentstabilisierung werden von vielen Baufirmen angeboten.

Mehr zum Thema Risse im Mauerwerk finden Sie in unserem Artikel Risse im Mauerwerk: Was steckt dahinter?

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Wie lange bilden sich setzrisse?

Risse in Wänden und Decken können durch die unterschiedlichsten Ursachen auftreten. Bei einem Neubau entstehen meist innerhalb der ersten zwei bis fünf Jahre sogenannte Setzrisse.

Wann wird ein Setzriss gefährlich?

Das Gefahrenpotential eines Risses lässt sich vor allem an seiner Breite und Tiefe (Verlauf im Putz oder Mauerwerk) abschätzen. Haarrisse sind nicht mehr als 0,2mm breit und in der Regel harmlos. Problematisch wird es, wenn er breiter ist. In solchen Fällen macht es Sinn, die Rissentwicklung zu beobachten.

Wie viele setzrisse sind normal?

Sind die Setzrisse sehr groß gelten Sie als ein statisches Problem. Jedes Gebäude sinkt oder "setzt" sich nach Errichtung ungefähr 10-15 Millimeter in den Boden ab. Dies ist ganz normal und stellt bei einer gleichmäßigen Festigkeit des Bodens kein Problem dar.

Kann ein Haus durch setzrisse einstürzen?

Sind Risse im Mauerwerk von Gebäude vorhanden, dann sind das Setzungsrisse – so heißt es überwiegend im allgemeinen Sprachgebrauch. Tatsächlich gibt es aber eine Vielzahl von Gründen, die zu Rissen in Gebäuden führen können. Der Setzungsriss ist einer davon.

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