F-o-r-s-c-h-u-n-g-s-s-t-a-n-d – wirkt langweilig und mühsam? Ist es auch. Dieses Kapitel ist sicher keines, das einen vor Spannung vom Hocker reißt. Dennoch kommst du als StudentIn nicht darum herum. Deshalb findest du hier die wichtigsten Facts und Tipps zum Verfassen deines Forschungsstandes, damit du dieses Kapitel möglichst schnell und gut hinter dich bringst. Zum Leidwesen mancher Studierenden hat der Forschungsstand seine Daseinsberechtigung. Jede wissenschaftliche Arbeit zielt darauf ab, auf einem bestimmten Themengebiet neue Erkenntnisse und Ergebnisse zu ermitteln. Ohne Blick auf die vergangenen Forschungsarbeiten könnte
diese „Neuheit“ jedoch reine Behauptung sein. Deshalb dient der Forschungsstand sozusagen als „Nachweis“, dass die Fragestellung noch nicht erforscht wurde und dass deine Arbeit eine Forschungslücke behandelt. Darüber hinaus dient er als Ausgangslage und belegt die wissenschaftliche Relevanz der Fragestellung für dein Fachgebiet. Ergo: Wurde die exakt gleiche Fragestellung schon einmal behandelt oder gibt es nur sehr, sehr wenig Forschung auf dem Gebiet, solltest du erwägen, ein anderes
Thema für deine Arbeit zu wählen. Der Forschungsstand ist im Grunde nichts anderes als eine systematische Zusammenfassung der publizierten Studien und Werke zum Thema deiner Arbeit. Er fungiert als Über- und Rückblick á la „was bisher geschah“ und kann theoretische und/oder empirische Veröffentlichungen umfassen. Das hängt vom Thema und der Art deiner Arbeit (theoretisch/empirisch) sowie von den Vorgaben deiner Universität ab. Grundsätzlich
sollten im Rahmen des Forschungsstands die wichtigsten, für deine Arbeit relevanten Erkenntnisse möglichst konkret zusammengefasst werden. Das heißt, du solltest Folgendes beantworten:Wie schreibe ich einen Forschungsstand oder „Was bisher geschah“
Der Forschungsstand ist fixer Bestandteil jeder wissenschaftlichen Arbeit (Seminar-, Bachelor-, Masterarbeit oder Dissertation) und legitimiert in gewisser Weise
deine Arbeit. Deshalb solltest du dir möglichst früh im Laufe deiner Themen- und Quellenrecherche einen Überblick über den Stand der Forschung verschaffen.Wozu das Ganze?
Inhalt
Wer hat was, wie, wann und in welcher Form publiziert/erforscht?
Wer? | AutorInnen |
Was? | Forschungsziel/Erkenntnisinteresse und Fragestellung |
Wie? | Methodik (z. B. Befragung, Interview), Stichprobengröße, Untersuchungsobjekte (z. B. Zeitungsartikel, ExpertInnen) – nur bei empirischen Publikationen = Studien |
Wann? | Jahr der Veröffentlichung |
In welcher Form? | Monografie, Sammelband, Journal/Fachartikel etc. |
Je nach Themengebiet und Anzahl der vorhandenen Studien sollte der Forschungsstand zumindest die letzten 10 bis 20 Jahre abbilden und kritisch zusammenfassen. Für gewöhnlich befindet sich der Forschungsstand neben der Einleitung, Problemstellung und Zielsetzung sowie dem Aufbau unter den ersten Kapiteln in deiner Arbeit.
Formulierungen und Darstellung
Neben dem Inhalt stellt auch die Formulierung des Forschungsstands eine Herausforderung dar. Um eine stupide Aufzählung der Werke zu vermeiden, versuche die Studien zu vergleichen und beispielsweise auf Widersprüche oder Übereinstimmungen bei den Ergebnissen hinzuweisen. Hier findest du Formulierungshilfen, die etwas Abwechslung in deinen Wortschatz bringen:
Forschungserkenntnisse vorstellen
- Die AutorInnen X haben 2001 erstmals bewiesen, dass …
- Die folgenden Erkenntnisse behandelt X in seiner Studie zum Thema …
- Die Publikation von X zählt zur Grundlagenliteratur auf diesem Themengebiet. Darin beschäftigt sich X mit …
- X kommt in seiner Arbeit Y zu dem Schluss, dass …
- Mit seiner Untersuchung Y weist X nach, dass …
- Xs Untersuchungen belegen, dass …
- Im Werk Y vertritt X die Position, dass …
- Die AutorInnen X widmen sich der Untersuchung von …
- Die Forschungserkenntnisse von X beweisen, dass …
Vergiss auch beim Forschungsstand nicht auf das Gendern, z.B. „AutorInnen“. Wie das funktioniert, erfährst du hier: Gendern leicht gemacht!
Gemeinsamkeiten hervorheben
- X argumentiert in Y ähnlich wie Z.
- Zum selben Ergebnis wie X kommt auch Y in seiner Studie …
- Die Forschungserkenntnisse von X und Y weisen Gemeinsamkeiten auf.
- Diese Aussagen stehen in Einklang mit jenen von X.
- Eine ähnliche Einschätzung wie Y teilt auch X.
Unterschiede/Gegensätze betonen
- Im Unterschied zu X hat Y in seiner 2011 erschienenen Publikation …
- X ist gegenteiliger Ansicht.
- Im Widerspruch dazu stehen die Ergebnisse von X.
- Anderer Auffassung ist jedoch X. In seiner Studie Y stellt er klar, dass …
- Gegen diese These von X spricht …
- Folgende Faktoren bleiben jedoch in Xs Studie unberücksichtigt: …
Bei einem sehr umfassenden Forschungsstand bietet sich zusätzlich zum Text auch eine tabellarische Auflistung an. Sie verschafft den LeserInnen einen Überblick und fasst die Veröffentlichungen noch einmal kompakt zusammen. Solch eine Tabelle könnte beispielsweise so aussehen:
Wichtig:
Verliere beim Verfassen deines Forschungsstandes nicht das „Ziel“ aus den Augen:
- Übersichtliche Darstellung der wichtigsten Forschungserkenntnisse und/oder der Grundlagenliteratur
- Herausstellen der Forschungslücke = Legitimation für deine Fragestellung/Arbeit
Die von dir aufgedeckte Forschungslücke bildet die Basis für die Zielsetzung deiner Arbeit und somit für deine Forschungsfragen und Hypothesen. Falls du Tipps zu deren Formulierung brauchst, hier entlang: Wie formuliere ich Forschungsfragen und Hypothesen?
Katrin Zulechner
Katrin ist Expertin in der Media- und Kommunikationsberatung. Bei LingArts kümmert sie sich mit viel Herzblut um das Marketing und die Kundenberatung.