Waldshut-Tiengen 01. Oktober 2021, 07:53 Uhr Redaktionsgeflüster: Warum sind Deutschland-Fahnen so oft schwarz, rot, gelb? Ist die Flagge der Bundesrepublik nicht schwarz, rot und GOLD? Laut Grundgesetz ist das jedenfalls in Artikel 22 eindeutig festgelegt: Die Bundesflagge ist schwarz, rot, gold. So lernen wir es auch in der Schule. Eine Kolumne von Nico Talenta. Ein Deutschland-Fähnchen liegt in Waldshut-Tiengen nach der Fußball-WM 2018 auf dem Pflasterboden. | Bild: Peter Rosa Zurückzuführen sind die Farben der
Deutschland-Fahne auf die Uniform des Lützowschen Freikorps, das in den Befreiungskriegen gegen Napoleon kämpfte. Mit Schwarz ließen sich Stoffe damals am besten einheitlich färben. Dazu rote Aufschläge an der Uniform und goldene Messingknöpfe. Später trugen Studenten diese Farben in die Bewegung der Burschenschaften weiter. Öffentlich getragen haben sie die schwarz, rot, goldene Flagge dann auf dem Hambacher Fest 1832. Auch das Justizministerium sprach 1996 von einer Flaggen-Anordnung mit
goldenem Streifen, aber im Alltag wird statt des metallischen Farbtons meist ein gelber genutzt. Die mit Goldfasern durchwebten Flaggen in Museen und im Bundestag sind eher die Ausnahme. Als Hauptargument für Gelb statt Gold wird oft die günstigere Herstellung und Beständigkeit gegen Witterung hervorgebracht. Gerade weil die meisten Fahnen draußen hängen.
Außerdem wolle man keine Zwei-Klassen-Beflaggung, wo nur die, die es sich leisten können schwarz, rot, goldene Fahnen haben. Aber sind wir doch mal ehrlich, ist das nicht veraltet und heutzutage wirklich noch ein Argument? Immerhin lassen sich im 21. Jahrhundert auch früher teure Farben wie Ultramarinblau oder Karmesinrot günstig imitieren. Wenn die Bundesregierung festlegen kann, dass für ein einheitliches Gelb der Farbwert #FFCC00 für deutsche Fahnen verwendet werden soll, sollte doch auch hier ein Tapetenwechsel möglich sein.
- Die Deutschlandflagge und ihre Farben
- Die symbolische Bedeutung der Farben
- Die Deutschlandflagge in der Geschichte
- Der dritte Anlauf für Schwarz-Rot-Gold
- Die Deutschlandflagge heute
Die Deutschlandflagge und ihre Farben
Der französische Herrscher Napoleon hatte das frühere "Heilige Römische Reich Deutscher Nation" zerschlagen und unter seine Kontrolle gebracht. Eine Gruppe von Widerstandskämpfern, die als "Lützower Jäger" bekannt war, trug schwarze Uniformen mit roten Aufschlägen und goldenen Knöpfen.
Doch selbst auf der offiziellen Seite des Bundesinnenministeriums wird diese Erklärung infrage gestellt. Demnach wählte "die in Jena 1818 gegründete 'Allgemeine deutsche Burschenschaft' die drei Farben für sich in der Annahme, dass es sich dabei um die Farben des alten Reiches handele".
Eine weitere, wenn auch umstrittene Theorie ist, dass der als "Turnvater" bekannte Friedrich Ludwig Jahn 1812 eine schwarz-rot-goldene Fahne entwarf. Jahn hatte ebenfalls an den Befreiungskriegen gegen Napoleon teilgenommen und diese Fahne soll auch bei einigen Kämpfen mitgeführt worden sein.
Die symbolische Bedeutung der Farben
Zur Bedeutung der Farben existieren verschiedene Auslegungen. Es gab Lieder, worin es hieß "Pulver ist schwarz, Blut ist rot, golden flackert die Flamme". Eine andere Version besagt, "Schwarz-Gold" stehe für die Farben des alten Reichs und Rot für das im Freiheitskampf vergossene Blut.
Andere wiederum sahen in dem Rot die Farbe des Adelsgeschlechts der Hohenstaufen, das in der frühen deutschen Geschichte Kaiser und Könige stellte. Und wieder andere deuteten die Reihenfolge der Farben als Sinnbild für die deutsche Geschichte: "Durch Nacht und Blut zum Goldenen Licht der Freiheit."
Wenn es nach den Regeln der Wappengestaltung (Heraldik) ginge, dürfte die Deutschlandfahne in ihrer bekannten Form eigentlich gar nicht existieren. Um die Erkennbarkeit von Wappen auf größeren Distanzen zu gewährleisten, unterscheidet die Heraldik Farben und Metalle, wobei Gelb und Weiß für die Metalle Gold und Silber stehen.
Und die Regel lautet, dass sich Farben in einem Wappen nicht berühren dürfen. Sie sollen immer durch "Metall" getrennt sein. Insofern hätte die deutsche Fahne "Schwarz-Gold-Rot" sein müssen.
Die Deutschlandflagge in der Geschichte
Das frühe 19. Jahrhundert war für die deutschen Staaten eine Zeit der Neuorientierung. Napoleon hatte das bisherige "Heilige Römische Reich Deutscher Nation" zerschlagen und die meisten deutschen Länder unter seine Kontrolle gebracht.
Es folgten Befreiungskriege gegen Napoleon, die letztlich gewonnen wurden und 1814 zu einer Neuordnung Deutschlands führten. In Wien wurde aus 37 Einzelstaaten und vier freien Städten der Deutsche Bund gegründet. Die Präsidentschaft lag bei Österreich.
Diese neue Staatsform hatte viele Kritiker, die lieber ein einheitliches freies Deutschland sehen wollten. Darunter befand sich jene Burschenschaft in Jena, die "Schwarz-Rot-Gold" zu den Farben ihrer Fahne machte.
Diese Fahne entwickelte sich zum Symbol für eine deutsche Einheit. Sie prägte zunehmend das Bild von Protestveranstaltungen wie dem "Hambacher Fest" 1832, bei dem sich rund 30.000 Menschen aller Schichten versammelt haben sollen. Versuche der Landesfürsten, die Fahne sogar zu verbieten, bewirkten noch mehr Protest.
1848 kam es nach dem Vorbild der Französischen Revolution zu Unruhen im ganzen Land. Das Volk forderte unter anderem Presse-, Gedanken- und Vereinsfreiheit. Um die Ordnung wieder herzustellen, gaben die Landesfürsten schließlich nach.