Als Erklärung vermuteten die Forschenden die unterschiedlichen Eiweißquellen in der veganen und vegetarischen Kost: Während vegan lebende Menschen ihren Eisenbedarf hauptsächlich über purinreiche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte und Kohl decken, können Vegetarierinnen und Vegetarier eiweißreiche Milchprodukte zu sich nehmen, die wenig oder keine Purine enthalten.
Ob Hülsenfrüchte, Kohl und andere pflanzliche Purinquellen bei Gicht wirklich problematisch sind, lässt sich aus der Untersuchung allerdings nicht ableiten: Bei den Teilnehmenden handelte es sich überwiegend um Menschen unter 50 Jahren, und eine Gicht entwickelt sich fast immer erst im höheren Lebensalter.
Ferner legen andere Studien nahe, dass eine purinreiche Pflanzenkost das Risiko für die Entstehung einer Gicht nicht erhöht.
Wie sinnvoll ist eine Verbotsliste bei Gicht?
Die Listen sollen nur der Orientierung dienen und sind nicht als erhobener Zeigefinger zu verstehen. Der langfristige und konsequente Verzicht auf die verbotenen Lebensmittel ist für Betroffene oft eine große Herausforderung. Und das ist verständlich: Viele dieser Nahrungsmittel sind wichtige Bestandteile der traditionell westlichen Ernährungsweise.
Wenn seit der Kindheit regelmäßig Fleisch- und Fischgerichte auf den Tisch kommen, ist es schwierig, von heute auf morgen hauptsächlich auf Pflanzenkost umzusteigen. Essgewohnheiten sitzen für gewöhnlich tief und lassen sich meist nicht ohne Weiteres umkrempeln.
Allzu strenge und radikale Verbote bergen zudem die Gefahr, dass die Betroffenen bei gelegentlichen "Ausrutschern" riskante Mengen an Fleisch oder Fisch zu sich nehmen – was sich deutlich ungünstiger auf den Harnsäurespiegel auswirkt als ein maßvoller Umgang mit Fleisch und Fisch. Wie so ein maßvoller Umgang aussehen kann, erfahren Sie im folgenden Kapitel.
Purintabelle: Purinhaltige und purinarme Lebensmittel
Eine Purintabelle kann Menschen mit Gicht dabei helfen, ihren Speiseplan zusammenzustellen. Die folgenden Tabellen zeigen nicht den Puringehalt der jeweiligen Lebensmittel an, sondern wie viel Milligramm Harnsäure der Körper bei deren Verwertung bildet.
Mithilfe der Werte können Erkrankte berechnen, welche Lebensmittel sie täglich in welcher Menge essen können, ohne insgesamt zu viel Purine zu sich zu nehmen. Bei einer purinarmen Kost sollten es nicht mehr als 300 Milligramm Purine pro Tag sein. Der Körper bildet daraus etwa 720 Milligramm Harnsäure.
Fleisch, Innereien und Wurst
Rindfleisch | 140 bis 150 |
Schweinefleisch | 150 bis 170 |
Kalbfleisch | 140 bis 160 |
Hammel- und Lammfleisch | 140 |
Rehfleisch | 150 |
Hase | 170 |
Huhn | 240 |
Kalbsbries | 900 |
Kalbsherz | 180 |
Kalbsleber | 260 |
gekochter Schinken | 130 |
Mettwurst | 62 |
Weißwurst | 70 |
Tipp: Beim Kochen geht ein Teil der Purine aus dem Fleisch ins Wasser über, daher ist Kochen besser als Braten.
Fisch und Meeresfrüchte
Forelle | 200 |
Karpfen | 150 |
Scholle | 130 |
Kabeljau | 108 |
Anchovis und Sardellen | 260 |
Krabben | 165 |
Thunfisch in Öl | 180 |
Milchprodukte und Eier
Milch | 0 |
Joghurt | 0 |
Quark | 0 |
Ei | 5 |
Butter | 0 |
Emmentaler | 10 |
Camembert | 30 |
Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte
Kartoffeln | 15 |
Paprika | 10 |
Tomaten | 10 |
Gurken | 7 |
Kopfsalat | 10 |
Feldsalat | 25 |
frischer Spinat | 50 |
Äpfel | 15 |
Bananen | 25 |
Erdbeeren | 25 |
helle Weintrauben | 20 |
Champignons | 25 |
Spargel | 25 |
Erbsen | 150 |
Linsen | 200 |
Blumenkohl | 45 |
Rosenkohl | 60 |
Brot, Backwaren und andere Lebensmittel
Brötchen | 45 |
Mischbrot | 45 |
Weißbrot | 40 |
Nudeln | 22 |
Reis | 35 |
Haferflocken | 100 |
Für die korrekte Berechnung müssen die Werte zusammengezählt werden, und zwar in den am jeweiligen Tag verzehrten Portionsgrößen. Die Summe sollte unter der Obergrenze von 720 Milligramm Harnsäure liegen. Für eine ungefähre Einschätzung gibt es eine einfache Faustregel: Bis zu 150 Gramm Fleisch, Wurst oder Fisch am Tag gelten als unbedenklich.
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