Wie der Vater die Tochter prägt?

Der amerikanische Sozialhistoriker David Blankenhorn ist davon überzeugt, dass die Vaterlosigkeit einer der schädlichsten Trends für unsere Gesellschaft ist. Töchter, die ohne Vater aufwachsen, haben laut verschiedener Studien ein geringeres Selbstwertgefühl und mehr mit Ängsten zu kämpfen. Depressionen, Übergewicht und Drogenkonsum kommen deutlich häufiger vor. Mädchen, die sich vom Vater geliebt und ermutigt fühlten, haben dagegen ein erfüllteres und erfolgreicheres Leben sowie glücklichere Beziehungen.

Warum die Väter fehlen

Etwa die Hälfte aller in Deutschland geschlossenen Ehen wird auch wieder geschieden, im Jahr 2012 betrug die Scheidungsquote etwas mehr als 46%. Der Großteil der Scheidungskinder lebt anschließend immer noch bei der Mutter, die Väter treten mal mehr, mal weniger in Erscheinung. Die häufigste Form des Kontaktes ist nach wie vor, dass das bei der Mutter lebende Kind den Vater jedes zweite Wochenende besucht. Allerdings gibt es auch einen nicht unerheblichen Anteil der Väter, die nach einer Trennung den Kontakt zum Kind vollständig abbrechen. In zahlreichen Fällen verweigern auch die Mütter dem Vater jegliches Umgangsrecht. Fehlt der Vater, dann fehlt dem Kind, insbesondere den Töchtern ein Idol, eine männliche Bezugsperson und später auch ein Sparringspartner bei den ersten Versuchen, sich wie eine Frau zu verhalten.

Ohne Vater kein Modell für die Geschlechterrolle

Kinder lernen durch Nachahmung, das gilt für eigene Verhaltensweisen ebenso wie für das Sozialverhalten oder das Rollenverhalten. Jungen ohne Vater, bzw. männliche Bezugsperson, lernen nicht, wie sie sich anderen Jungen, aber auch Mädchen gegenüber verhalten sollen. Mädchen, die vaterlos aufwachsen fehlt die Erfahrung im Umgang mit dem männlichen Geschlecht. Erwiesen ist auch, dass Mädchen einen Teil ihres Selbstwertgefühls über die väterliche Anerkennung beziehen. Fehlt diese, dann leidet das Selbstbewusstsein. Ein weiterer Faktor wirkt sich auf spätere Beziehungen aus: Durch die Zuwendung und Anerkennung eines Vaters empfinden sich Mädchen als bedeutsam für das andere Geschlecht. Ohne diese Erfahrung wird eine Frau ihren Stellenwert in Partnerbeziehungen immer eher (zu) niedrig einstufen.

Warum Väter einfach weggehen

Häufig ist es der Schmerz, der Väter nach der Trennung von ihrer Familie und ihren Kindern entfernt. Es ist einfacher, die Kinder gar nicht zu sehen als nur für eine begrenzte Zeit. Zusätzlich ist im Kopf vieler Männer nach wie vor verankert, dass die Mütter ohnehin viel wichtiger wären. Diese Meinung – die wissenschaftlich längst widerlegt ist – setzt sich sogar mehr und mehr fest, wenn immer mehr Kinder ohne Vater aufwachsen. Es geht ja auch ohne ihn. Nicht nur die Väter, auch die Mütter vertreten häufig noch diese Meinung. Die Folge davon ist eine fehlende Motivation, durch den Schmerz der Trennung zu gehen und das Kind (und auch den Ex-Partner) regelmäßig zu sehen.

Vaterersatz – ist das möglich?

Der neue Partner der Mutter, ein guter Freund oder ein Onkel können den Vater hinsichtlich der Vorbildfunktion teilweise ersetzen. Auch mit anderen männlichen Bezugspersonen kann ein Mädchen sich erproben und durch deren Wertschätzung und Aufmerksamkeit ein intaktes Selbstbild entwickeln. Ein vollständiger Ersatz für den Vater wird diese Person jedoch niemals sein. Die Beziehung eines Kindes zu seinem Vater ist einzigartig und deshalb auch nicht beliebig austauschbar. Selbst wenn diese Beziehung durch eine vollständige Abwesenheit des Vaters nicht gelebt wird, so ist sie doch vorhanden und die Bindung lässt sich niemals lösen. Deshalb ist es auch für Kinder – Mädchen wie Jungen – so kränkend, wenn der Vater nicht präsent ist und sich nicht kümmert. Es fühlt sich unwichtig und bedeutungslos. Aus diesem Grund sollte der leibliche Vater immer Teil der Familie bleiben - auch dann, wenn neue Partnerschaften der Eltern entstehen. Denn für das Kind gibt es nur die eine Ursprungsfamilie, die aus ihm selbst und seinen Eltern besteht und zwar unabhängig davon, ob diese in einer Beziehung leben oder nicht.

Wenn Sie also zu der Gruppe der Väter gehören, die ihre Tochter nur zu bestimmten Zeiten sehen, dann halten Sie unbedingt Kontakt und zwar so viel wie möglich. Auch wenn es im Augenblick vielleicht schmerzhaft für alle Beteiligten einschließlich Ihres Kindes ist, übernehmen Sie damit Verantwortung und sorgen dafür, dass aus Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn ein glücklicherer Mensch wird. Das gilt für die Gegenwart ebenso wie für die Zukunft.
 

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  3. Wussten Sie schon? Was Väter über Ihre Töchter wissen sollten

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Die Frau, das unbekannte Wesen – für Männer ist und bleibt das meist ein ganzes Leben so. Sind Sie Vater einer kleinen Tochter, dann hilft Ihnen möglicherweise der folgende Artikel Ihr Kind – und eventuell auch Ihre Frau – in der Zukunft besser zu verstehen. Das kommt nicht nur Ihnen, sondern auch Ihrem Kind zugute!

Väter haben einen Rieseneinfluss auf ihre Kinder und ahnen meist kaum etwas davon. Insbesondere Töchter prägen ihr späteres Selbstbild wie auch ihr Männerbild im Erwachsenenleben maßgeblich durch das Verhalten des Vaters ihnen gegenüber in der Kindheit. Eine große Verantwortung – die uns Vätern etwas leichter wird, wenn wir wissen, wie unser Augenstern tickt. Folgende Punkte sollten Sie immer im Hinterkopf haben, wenn Sie mit Ihrer Tochter Zeit verbringen:

  • Ihre Liebe zu Ihrer Tochter bestimmt maßgeblich, wie sehr sich ihre Tochter selbst liebt.
  • So, wie Sie Ihre Frau behandeln, erwartet Ihre Tochter von Männern behandelt zu werden.
  • Ihre Ansichten über den weiblichen Körper prägen die Selbstwahrnehmung Ihrer Tochter.
  • Geben Sie Ihrer Tochter Vertrauen in Ihre körperliche und geistige Stärke. Dann kann sie später auch anderen Männern vertrauen.
  • Zeigen Sie Ihrer Tochter, dass es auch Momente gibt, in denen sie schwach sind. Zeigen sie ihr auch, wie Sie diese Schwäche überwinden – ob aus eigener Kraft oder mit Hilfe Dritter.
  • Sprechen Sie sanft und freundlich mit Ihrer Tochter, dann kann sie Sie besser verstehen.
  • Wenn Sie wütend auf ihre Tochter sind, dann erklären Sie ihr, warum. Sie spürt es ohnehin.
  • Wenn Sie andere freundlich und mit Respekt behandeln lernt ihr Kind, der Welt und den Menschen zu vertrauen.
  • Ermutigen Sie ihre Tochter, eine eigene Meinung zu haben und bringen Sie ihr bei, diese mit Argumenten – nicht nur mit Tränen, Geschrei und Türeschlagen – zu vertreten.
  • Seien Sie Ihrer Tochter gegenüber respektvoll, so dass Sie diesen Respekt auch von anderen Männern einfordert.
  • Stärken Sie den Intellekt ihrer Tochter, damit sie lernt, dass ihr Verstand wertvoller ist als Äußerlichkeiten.
  • Zeigen Sie Ihrer Tochter, dass es okay ist, auch einmal allein zu sein. Dann wird sie nicht so sehr von der Meinung anderer abhängig werden.
  • Weichen Sie nicht vor Ihrer Tochter zurück, wenn sie langsam zur Frau wird. Sonst denkt sie, etwas läuft falsch mit ihr.
  • Geben Sie Ihrer Tochter stets die Möglichkeit, zu Ihnen zu kommen, um zu kuscheln oder zu reden – auch, wenn sie sich vorher schlecht verhalten hat. Dieser „sichere Hafen“ wird ihr für ihr ganzes Leben Kraft geben.
  • Lassen Sie ihre Tochter bei Reparaturarbeiten oder beim Rasenmähen helfen. So lernt sie, dass sie alles kann, was Jungen auch tun können.
  • Lügen Sie Ihre Tochter nicht an, denn sie vertraut Ihnen und glaubt alles, was Sie ihr sagen.
  • Leben Sie Ihrer Tochter eine optimistische Lebenseinstellung vor und zeigen Sie ihr die schönen Seiten der Welt. Diese Erfahrung wird ihre Erwartungen an das Leben prägen.

Die Liebe, die Töchter für ihre Väter empfinden, ist etwas Einzigartiges. Als Vater sollten Sie dies ebensowenig vergessen, wie die Tatsache, dass auch Ihre kleine Prinzessin einmal erwachsen werden wird. Sie sind das Maß dafür, wie beziehungs- und bindungsfähig Ihr Kind einmal sein wird und an welchen Mann es „gerät“. Wie Sie Ihre Tochter jetzt behandeln, wird Auswirkungen auf ihr ganzes Leben haben – das dürfen Sie niemals unterschätzen. Dies gilt übrigens unabhängig davon, ob Sie mit der Mutter Ihres Kindes verheiratet sind oder nicht, ob Sie zusammen oder getrennt leben. Vater bleibt Vater – auch wenn er nur selten anwesend ist. Übrigens wird auch diese Tatsache im späteren Leben Ihrer Tochter und in ihren Beziehungen zu Männern eine große Rolle spielen.
 

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