Der dessen name nicht genannt werden darf

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Da waren es nur noch drei: RTL hat Michael Wendler aus "DSDS" entfernt - so gut es ging. 

Foto:

RTL

  • Anne Burgmer
  • 10.01.21, 13:56 Uhr

Köln -

In der Welt von Harry Potter ist die Angst vor dem bösen Lord Voldemort so groß, dass die Zauberer sich nicht einmal trauen, seinen Namen auszusprechen. "Der, dessen Name nicht genannt werden darf" heißt er deshalb nur. Wer gemeint ist, weiß natürlich dennoch jeder.

So ähnlich geht RTL dieser Tage mit Michael Wender um. Der Schlägersänger war Juror der Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS), doch nachdem er sich als Verschwörungstheoretiker der übelsten Art geoutet hatte, trennten sich die Wege.

Jurymitglied Michael Wendler

Foto:

TVNOW / Stefan Gregorowius

Zunächst plante RTL, die schon abgedrehten Folgen mit ihm normal auszustrahlen, doch nachdem der 48-Jährige die Corona-Maßnahmen der Regierung mit einem KZ verglichen hatte, musste RTL handeln. Er werde aus allen Folgen entfernt, teilte der Privatsender mit.

Wie das aussah, war am Samstagabend zu bestaunen. Da Wendler am Jurypult vom Zuschauer aus gesehen ganz links saß, konnten die Macher ihn in vielen Szenen einfach abschneiden. Aber in zahlreichen Sequenzen entschied man sich dazu, ihn so zu retuschieren, dass er nur noch schemenhaft zu erkennen war. Wie beim Blick durch eine Milchglasscheibe.

Man hatte fast den Eindruck, RTL macht das absichtlich möglichst dilettantisch, um für Lacher auf seine Kosten zu sorgen. Das gelang auf jeden Fall. In den sozialen Netzwerken sorgte das Vorgehen für viel Heiterkeit.

Der Geist, den RTL einst rief, und den man dann nur schwer wieder loswurde - er wurde nun so einer Art Geistererscheinung in der Show. Das ist nur konsequent. 

Da Wendler ja auch über das Weiterkommen der Kandidatinnen und Kandidaten mitentschied, legte man bei den Abstimmungen dann etwa ein Sprechblase mit "Ja" über sein Gesicht.

Fakt ist: Man blieb dem Voldemort-Prinzip treu. Sein Name wurde in der gesamten Show nicht einmal genannt. Auf einer Einblendung hieß es: „Die nachfolgende Sendung wurde im September 2020 aufgezeichnet. Nach Ende der Dreharbeiten hat ein Juror Verschwörungstheorien verbreitet und wir hatten die weitere Zusammenarbeit beendet. Nach Ausstrahlung der ersten Folge von DSDS hat der Juror erneut völlig untragbare Äußerungen öffentlich verbreitet. Deshalb haben uns wir entschieden, ihn aus den Castingfolgen herauszuschneiden.“ Auch in der Pressemitteilung war nur vom vierten Juror die Rede. 

Dass die Dramaturgie der Sendung an der ein oder anderen Stelle gehörig durcheinander geraten würde, wusste natürlich auch RTL und twitterte am Samstag: "Ihr glaubt, ihr habt bei #DSDS schon alles gesehen? Weit gefehlt! Heute 20.15 Uhr ohne den ehemaligen Juror. Wir bitten Bild-, Tonfehler und dramaturgische Lücken zu entschuldigen!"

Auf die Quote hat sich das ganze Wendler-Drama übrigens nicht negativ ausgewirkt. 16,1 Prozent (2,67 Mio.) der 14- bis 59-Jährigen schalteten um 20.15 Uhr ein. Bei den 14- bis 49-Jährigen lag der Marktanteil bei 18,1 Prozent (1,65 Mio.).

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Eingestellt: 03.08.21 | Erstellt: 30.06.21 | Besuche: 729

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Die damnatio memoriae ist das absichtliche Verändern der Erinnerung an historische Personen und geschichtliche Geschehnisse. Kann dieses bewusste Löschen Erfolg haben? Und was lehrt es uns für neuere Entwicklungen unter dem Stichwort Cancel Culture? Ein Blick in die Geschichte.

Prof. Dr. Gerald Schwedler ist Professor für Geschichte des späten Mittelalters sowie Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

Quellen:
Erschienen in Forschung & Lehre 07-2021

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