Kind 4 Jahre knirscht nachts mit den Zähnen

Eltern: Sollte man die Kleinen also ruhig knirschen lassen?

Dr. Werner Schupp: Nicht in jedem Fall. Klagt ein Kind häufig morgens über Nacken- oder Kopfschmerzen, oder entdeckt der Zahnarzt, dass der Zahnschmelz stark abgenutzt ist, übertreibt es das Kind mit dem Zähneknirschen, sollte dies besser vom Kiefertorthopäden untersucht werden.

Eltern: Wie kann der helfen?

Dr. Werner Schupp: Ist an dem heftigen Knirschen eine Fehlstellung der Zähne schuld, die von selbst nicht ins Lot kommt, passt der Kieferorthopäde für kurze Zeit eine herausnehmbare Spange an.

Eltern: Gibt es auch andere Ursachen für das Knirschen?

Dr. Werner Schupp: Zähneknirschen kann auch ein Zeichen für Stress sein, beispielsweise im Kindergarten. Manchmal steckt aber auch ein Lymphstau infolge einer chronischen Mandelentzündung oder eine Allergie bzw. eine Nahrungsmittelunverträglichkeit dahinter.
Das Kind versucht dann unbewusst, durch die Knirschbewegungen die Lymphe abzuleiten. Diese mögliche Ursache ist allerdings nicht sehr bekannt. Am besten spricht man den Kinderarzt einmal darauf an.

Wie äußert sich Zähneknirschen bei Kindern?

Zähneknirschen (med.: Bruxismus) äußert sich bei Kindern und Babys genauso wie bei Erwachsenen: Ober- und Unterkiefer werden meist nachts im Schlaf unbewusst aufeinander gepresst und gegeneinander gerieben.

Sichtbar wird chronisches Zähneknirschen früher oder später am Gebiss: Der Zahnarzt sieht dann Abriebspuren an den Zähnen, die bis auf das Zahnbein (Dentin) reichen können. Dieser Abrieb ist es auch, der das Zähneknirschen beim Kind so schädlich macht. Denn mit der Zeit geht durch das Knirschen immer mehr Zahnsubstanz verloren. Lockere Zähne und Zahn- bzw. Zahnfleischschäden sind die langfristigen Folgen.

Was tun bei Zähneknirschen bei Kindern?

Bis zum Alter von etwa drei Jahren muss man in der Regel gar nichts tun. Denn beim Baby und bei Kleinkindern, die ihre Milchzähne bekommen, ist das Zähneknirschen meist unbedenklich. Es ist oft mit der Entwicklung des Milchzahngebisses verbunden: Die Kleinen erkunden ihre neuen Zähne unter anderem dadurch, dass sie sie gegeneinander pressen und reiben.

Experten vermuten zudem, dass Babys ihre Milchzähne durch das Knirschen einschleifen, so dass sie optimal aufeinander passen. Zähneknirschen beim Kleinkind ist also vollkommen normal. Es kann nachts im Schlaf, aber auch tagsüber auftreten.

Bei älteren Kindern, die zähneknirschen, sollte man jedoch etwas tun, damit keine bleibenden Zahnschäden entstehen. Bewährt hat sich die symptomatische Behandlung mit Zahn- bzw. Aufbiss-Schienen. Sie werden nachts getragen, bilden eine Barriere zwischen den Zähnen im Ober- und Unterkiefer und verhindern so den Zahnabrieb durch das Zähneknirschen.

Zusätzlich zur Schiene können gezielte Entspannungsübungen Kindern dabei helfen, innere Unruhe und Anspannung loszuwerden und weniger mit den Zähnen zu knirschen.

Manche Eltern versuchen, Zähneknirschen beim Kind nachts mit Homöopathie zu behandeln. Globuli mit Cina oder Chamomilla sollen dem Kind helfen, ruhiger zu werden, so dass es weniger mit den Zähnen knirscht. Wissenschaftlich erwiesen ist die Wirksamkeit homöopathischer Mittel gegen Zähneknirschen allerdings nicht. Die Behandlung sollte man immer zunächst mit dem Kinderarzt besprechen.

Welche Ursache kann Zähneknirschen bei Kind und Baby haben?

Zahnende Babys knirschen häufig mit den Zähnen, um ihr neues Gebiss zu erkunden und überschüssige Zahnsubstanz abzuschleifen, so dass die ersten Zähnchen optimal aufeinander passen. Deshalb ist das Zähneknirschen beim Baby oder Kleinkind bis zum Alter von etwa drei Jahren in der Regel unbedenklich.

Zähneknirschen bei älteren Kindern hat dagegen meist etwas mit Stress zu tun. Mediziner sehen stressbedingte Unruhe und eine gesteigerte Aktivierung als wichtigste Auslöser für das Zähneknirschen. So knirschen Kinder, die unter dem Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts- Syndrom (ADS bzw. ADHS) leiden, oft auch mit den Zähnen. Zudem sind Kinder mit allgemeinen Entwicklungsstörungen häufig auch von Zähneknirschen betroffen.

Autoren- & Quelleninformationen

Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

Quellen:

  • Bulanda, S. et al.: Sleep Bruxism in Children: Etiology, Diagnosis, and Treatment—A Literature Review, in: Int J Environ Res Public Health, 2021 Sep; 18(18): 9544
  • Hirsch, C.: Kinderzahnmedizin – Bruxismus im Kindes- und Jugendalter, in: Quintessenz Zahnmedizin, Februar 2019, S. 186 ff
  • Köhler, G.: Lehrbuch Homöopathie 2, Hippokrates Verlag, 7. Auflage, 2009
  • Stelzenmüller, W. und Wiesner, J.: Therapie von Kiefergelenkschmerzen – Ein Behandlungskonzept für Zahnärzte, Kieferorthopäden und Physiotherapeuten, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2010
  • Wiater, A. et al.: Praxishandbuch Kinderschlaf – Grundlagen, Diagnostik, Therapie, Urban & Fischer Verlag / Elsevier, 2020
  • Wiesenauer, M.: Das große Homöopathie Handbuch, Gräfe und Unzer, 12. Auflage, 2017

Was tun gegen Zähneknirschen nachts Kinder?

Ist das Kind innerlich stark mit etwas beschäftigt, gilt es, zunächst mehr äußere Ruhe herzustellen, das heißt für weniger Medienkonsum und ungestörten Nachtschlaf zu sorgen. Ist das Knirschen nachts dennoch sehr stark, kann eine Kunststoffschiene helfen, die Zähne zu schützen. Diese passt der Zahnarzt individuell an.

Was bedeutet Zähneknirschen im Schlaf?

Welche Ursachen hat Bruxismus? Die Ursache für Bruxismus ist oft nicht eindeutig feststellbar. Zu möglichen Ursachen zählen z.B. emotionaler Stress, Angst- und Schlafstörungen (z.B. Insomnie), genetische Faktoren, Störung in der Ausschüttung von Botenstoffen im Gehirn, Refluxkrankheit.

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