Beide Gefühle sind intensiv, eines davon schmerzhaft. Warum fühlen die Welt und wir uns dabei so anders an? am 14.03.2022, 11.42 Uhr
Wir waren alle schonmal verliebt. Manche glücklich, manche unglücklich, manche hoffnungslos
und stürmisch, für andere war es mehr wie heimkommen. Und jede*r, der das Gefühl von Liebe kennt, weiß auch, dass es ganz besondere Dinge mit unserem Körper macht. Das beste Beispiel ist Liebeskummer. Es ist nicht nur unsere Seele, die nach dem Verlust von Liebe leidet, wir empfinden auch körperliche Schmerzen. Aber warum? Was passiert in unserem Körper, wenn wir uns verlieben? Grund
für die Hochgefühle, wenn wir verliebt sind, und den tiefen Fall bei Liebeskummer sind Chemikalien und Hormone in unserem Gehirn. Wenn man weiß, dass in den Körpern von Teenagern besonders viele Hormone stecken, erklärt das auch, wieso sich die erste Liebe und vor allem der erste Liebeskummer wie eine Leben- oder Tod-Situation anfühlen. Aber jetzt mal im Detail: Eine Studie von Syracuse University Professorin Stephanie Ortigu aus dem
Jahr 2010 fand heraus, dass 12 Bereiche des Gehirns dafür verantwortlich sind, diese großartigen Gefühle von Verliebtheit zu produzieren. Dabei sind die Chemikalien Dopamin, Oxytocin, Adrenalin und Vasopressin im Einsatz. Viele dieser chemischen Stoffe sind auch bei Erregung und sexueller Aktivität vorhanden, was wahrscheinlich der Grund ist, warum wirklich guter Sex manchmal emotional verwirrend sein kann. Wenn wir erregt, verliebt oder beides sind, merken wir, dass diese Stoffe arbeiten, wenn
unsere Wangen erröten, unser Herz rast oder wir diese unheimlichen "Schmetterlinge" im Bauch haben. Hormonüberschuss
Wenn es um Hormone geht, dann macht bereits eine kleine Dosis einen großen Unterschied. So hält uns Noradrenalin wach, auch wenn wir eigentlich schlafen sollten. Dadurch wird es möglich, die
ganze Nacht zu reden oder Sex zu haben. Ihr kennt das. Ganze Nacht wach
Serotonin kann dazu beitragen, dass wir beim Versuch, unser Leben zu bewältigen, permanente Gedanken an unsere*n Geliebte*n hegen. Die Studie zeigte außerdem, dass unser präfrontaler Kortex weniger arbeitet. Das heißt, gerade in dieser Phase sollten wir keine lebensverändernden Entscheidungen treffen, weil (ganz plakativ gesagt) unser Gehirn nicht richtig funktioniert.
Diesen Fakt habt ihr bestimmt schon öfter gehört, aber unser Gehirn reagiert auf Liebe ganz ähnlich wie auf Drogen. Demnach ist es auch nicht verwunderlich, dass wir Entzugserscheinungen haben, wenn diese Droge aka Liebe ausbleibt. Und wie ein*e Süchtige*r möchten wir dieses High zurück.
Das ist häufig der Grund, wieso manche sich sofort in neue Beziehungen schmeißen oder es nicht über sich bekommen, ihrem*ihrer Ex auf Social Media zu entfolgen oder ihm*ihr nicht zu schreiben. Auch wenn jedes lachende Foto, das wir von ihr*ihm sehen, uns eigentlich weh tut. Wir haben eine chemische Abhängigkeit von ihrer Aufmerksamkeit und Zuneigung.
Schuld daran, dass wir uns so schlecht fühlen, sind wieder Hormone und Chemikalien. Adrenalin und Noradrenalin -
in kleinen Dosen großartig, wenn wir verliebt sind - gehen in den Overdrive und verursachen extreme Angstzustände. Unser Magen-Darm-System ist gestört. Unsere Oxytocin-Quelle, die aktiv an der Blockierung von Cortisol arbeitet, ist erschöpft. Die Schriftstellerin Rachel Cusk stellte einmal fest, dass Liebeskummer ein Spiegelbild der Liebe sein kann, indem sie "der entfremdete Cousin der Romantik ist, ein grausamer Charakter, der nur aus Schlaflosigkeit und Adrenalin besteht und
nicht durch Hoffnung gesüßt wird". Eigentlich ganz treffend. Übeltäter Hormone und Chemikalien
Wer schonmal das Gefühl hatte, dass er körperliche Schmerzen bei Liebeskummer empfindet, dem sei gesagt: Das ist keine Einbildung. Denn das Gehirn registriert soziale Schmerzen als genauso ernsthaft wie einen gebrochenen Arm. Wenn man zum schlimmsten Zeitpunkt einer Trennung zum*r Ärzt*in ginge, würde diese*r Symptome feststellen, wie Engegefühl in der Brust, flache Atmung, Bauchschmerzen, Ausbruch von Akne oder Ekzemen und Schlaflosigkeit.
Dieses Wissen macht den Schmerz zwar nicht einfacher, aber es kann helfen, zu wissen, dass man es sich nicht einbildet und jeder weiß: Liebeskummer ist das Schlimmste.