Welche bedeutung hat der wald für die natur

Der Wald hat weltweit besondere Bedeutung. In Deutschland bedecken Wälder nicht nur knapp ein Drittel der Fläche und sind wichtige Ökosysteme sowie ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Sie sind auch Schauplatz zahlreicher Mythen und Märchen, die noch heute unsere Vorstellungen vom Wald prägen. Viele Menschen verbinden "Wald" mit ursprünglicher Natur und Wildnis.

Doch damit hat der Wald in Deutschland im historischen Vergleich nur noch wenig zu tun. Fast die gesamte Waldfläche ist eine durch den Menschen geprägte Kulturlandschaft. Zwar bezeichnen Fachleute den Zustand des Waldes heute als insgesamt gut , doch geben immer wieder schädliche Einflüsse auf den Wald Anlass zur Sorge. Zudem sind Wälder Gegenstand von Nutzungskonflikten.

So stellen die Folgen des Klimawandels mögliche Gefahren für die Wälder dar. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an den Wald, die nicht leicht miteinander zu vereinbaren sind. Unter anderem wächst der Bedarf an Holz, während gleichzeitig die Wälder Kohlenstoff binden sollen, um das Klima zu schützen. Zudem sollen sie als naturnahe Lebensräume für Tiere und Pflanzen erhalten werden und als Erholungsräume für den Menschen dienen.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie die vielfältigen Funktionen des Waldes erhalten werden können.

Warum sind Wälder wichtig?

Wälder haben heute mit 29,7 Prozent einen sehr großen Anteil an der Gesamtfläche von Deutschland. Das entspricht gut 106.000 km2. Zum Vergleich: Den größten Flächenanteil hat die Landwirtschaft mit 51,1 Prozent, Siedlungs- und Verkehrsflächen machen 13,8 Prozent aus (Stand Ende 2016). Der Anteil der Waldfläche unterscheidet sich allerdings je nach Bundesland. Besonders waldreiche Bundesländer sind zum Beispiel Rheinland-Pfalz und Hessen mit jeweils über 40 Prozent Wald. In Schleswig-Holstein gibt es dagegen mit etwas über 10 Prozent nur wenig Wald.

Etwa 99 Prozent der Wälder in Deutschland sind menschlich geprägt, so der Waldbericht der Bundesregierung. Sie sind Teil der Kulturlandschaft, das heißt, dass sie über einen sehr langen Zeitraum durch menschliche Nutzung geformt wurden. Wälder werden auch heute ganz überwiegend bewirtschaftet , und fast der gesamte Wald ist begehbar. Im Vergleich zu anderen Formen der Landnutzung wie zum Beispiel in weiten Bereichen der Landwirtschaft ist die Waldbewirtschaftung extensiv und ganz überwiegend nachhaltig. Die Zusammensetzung des Baumbestandes gilt in 36 Prozent des Waldes als naturnah, was für die biologische Vielfalt des Waldes besonders wichtig ist. Auf etwa 2 Prozent der Waldfläche Deutschlands ist die natürliche Waldentwicklung bisher gesichert. Dort nimmt der Mensch keinen direkten Einfluss auf den Wald.

Was die Wälder leisten

Wälder gelten als eine wesentliche Lebensgrundlage. Denn sie haben sowohl große Bedeutung für Natur – das heißt, für Tier- und Pflanzenarten sowie deren Lebensräume – und Umwelt, das heißt, für Klima, Wasser und Boden. In den Wäldern findet sich ein großer Teil der biologischen Vielfalt Deutschlands. Gleichzeitig bringen sie in vielfältiger Weise den Menschen Nutzen. Diese Funktionen und Leistungen werden auch als Ökosystemdienstleistungen bezeichnet.

Für die Natur haben die Wälder eine besondere Funktion als Lebensraum. Im Vergleich zu anderen Flächen sind sie verhältnismäßig naturnah, und Beeinträchtigungen sind in der Regel geringer – zum Beispiel durch Pflanzenschutzmittel oder Lärm. Viele Pflanzen- und Tierarten sind auf den Lebensraum Wald angewiesen , ein Teil davon sogar auf ungestörte Wälder oder großflächige Wildnisgebiete.

Vor allem aus Sicht des Menschen sind folgende Funktionen und Leistungen des Waldes wichtig:

  • Lebensraum für Pflanzen und Tiere: Ohne die Vielfalt im Wald wären die meisten der nachfolgend genannten Funktionen nicht zu erfüllen;
  • Rohstofflieferant: Wälder liefern Holz, das sehr vielseitig einsetzbar ist;
  • Klimaregulation: Wälder beeinflussen das Klima klein- und großräumig, vor allem, indem sie den Wasserkreislauf beeinflussen sowie die Reflexion der Sonnenenergie, den Wind und den Kohlenstoffkreislauf – Wälder sind wichtige Kohlenstoffspeicher;
  • Wasserspeicher und -filter: Bäume und Waldboden halten Niederschläge zurück und filtern das Wasser. So tragen sie zum Hochwasserschutz bei und zur Bildung sauberen Grundwassers;
  • Schutz vor Erosion: Die Pflanzen des Waldes und ihre Wurzeln schützen vor Steinschlag und Lawinen, und sie verhindern, dass Erdboden fortgespült wird;
  • Verbesserung von Luftqualität und regionalem Klima: Wälder filtern Staub und Schadstoffe aus der Luft, produzieren Sauerstoff und wirken ausgleichend auf das Klima;
  • Lärmschutz: Die Vegetation kann Lärm von Siedlungen fernhalten;
  • Erholung: Wälder sind Orte für Erholung, Bildung und Naturerlebnis.

(Nach: Umweltbundesamt, Umweltschutz, Wald und nachhaltige Holznutzung in Deutschland)

Die wirtschaftliche Bedeutung wird deutlich, wenn man betrachtet, dass Arbeit und Einkommen vieler Menschen vom Wald abhängen. Allein die Forst- und Holzbranche in Deutschland beschäftigt über 1,2 Millionen Menschen.

Im Zuge der Bemühungen um den Klimaschutz ist die Bedeutung der Wälder als Kohlenstoffspeicher stärker ins Bewusstsein gerückt. Durch das Wachstum der Bäume und in den Waldböden wird der Atmosphäre Kohlendioxid entzogen und Kohlenstoff gebunden (Kohlendioxid-"Senke"). Im Holz der Bäume wird außerdem Kohlenstoff gespeichert ("Speicher").

Nicht zuletzt hat der Wald in Deutschland eine besondere kulturelle Bedeutung. Er ist Schauplatz zahlreicher Mythen und Märchen und eines der beliebtesten Motive für die Gemälde der Romantik. Allein die Eiche und ihr Laub gelten als wichtige Symbole. Eichenlaub und das Bild einer Frau, die eine Eiche pflanzt, fanden sich auf den Pfennigmünzen der D-Mark.

Welchen Einflüssen sind die Ökosysteme der Wälder ausgesetzt?

Die Funktionen des Waldes sind vom Zustand und von der Stabilität der Waldökosysteme abhängig. Und um die Wälder zu schützen, müssen ihre Strukturen im Ganzen gewahrt bleiben. Denn zwischen den verschiedenen Bestandteilen des Ökosystems im Wald gibt es zahlreiche Wechselwirkungen. Sie umfassen alle Schichten, vom Boden über die Bodenvegetation bis hin zur Strauch- und Baumschicht. Die Wechselwirkungen betreffen sowohl abiotische als auch biotische Faktoren: zum Beispiel den Transport von Nährstoffen und Schadstoffen sowie die Verfügbarkeit von Wasser und Sauerstoff.

So ist der physikalische und chemische Zustand des Waldbodens wichtig für die Lebewesen im Boden sowie die Pflanzen, die auf ihm wachsen. Von ihnen sind wiederum zahlreiche Tiere abhängig, welche die Pflanzen als Nahrung benötigen, als Nistmaterial oder als Versteck.

Es gibt viele Einflüsse, die auf die Wälder einwirken:

  • die Art der Bewirtschaftung,
  • Luftverunreinigungen,
  • der Zustand der Baumkronen,
  • der Zustand der Waldböden,
  • Witterung und Klima,
  • Schädlinge,
  • Bissschäden durch Wildtiere,
  • Waldbrände,
  • die Zerschneidung von Waldgebieten,
  • gebietsfremde invasive (einwandernde) Pflanzenarten.

Einige dieser Einflüsse sind ausschließlich auf den Menschen zurückzuführen, zum Beispiel die Luftverschmutzung. Einige sind natürlich, können aber teilweise dennoch durch den Menschen beeinflusst werden. Dazu gehören das Klima und Bissschäden durch Wildtiere.

Wie geht es dem Wald?

Seit 1984 wird in Deutschland jährlich der Zustand der Baumkronen in den Wäldern auf Schäden untersucht. Er ist ein Indikator für den Gesundheitszustand der Bäume. Betrachtet man alle Baumarten, hat sich demnach im Vergleich zu den 1980er-Jahren keine Verbesserung ergeben. Nur 34 Prozent aller Bäume wiesen im Jahr 2017 keine Schäden auf. Bei 23 Prozent ist eine deutliche Verlichtung der Krone zu erkennen, bei 43 Prozent gibt es Anzeichen einer Schädigung. Während es bei einigen Nadelbaumarten Anzeichen für eine Verbesserung gibt, hat sich die Situation bei Laubbäumen wie Eichen und Buchen langfristig stark verschlechtert.

In den 1980er-Jahren hatten deutlich sichtbare schwere Waldschäden eine breite Diskussion ausgelöst. Als eine der Hauptursachen des sogenannten "Waldsterbens" wurde die Belastung der Luft mit Schwefeldioxid ausgemacht. Die wurde in den vergangenen Jahrzehnten durch Maßnahmen zur Luftreinhaltung drastisch reduziert: die Emissionen sanken zwischen 1990 und 2014 um mehr als 90 Prozent.

Untersuchungen zum "Waldsterben" zeigten aber auch, dass neben der Belastung durch Schwefeldioxid weitere Faktoren eine Rolle spielten – und dass unter anderem weitere Schadstoffe, natürliche Standortverhältnisse, die Nutzung des Waldes und der Befall mit Schädlingen berücksichtigt werden müssen.

Es gibt viele Hinweise dafür, dass das Zusammenwirken mehrerer solcher Stressfaktoren die Wirkung einzelner Belastungen verstärkt.

Auch heute sind Luftverunreinigungen für zahlreiche Probleme im Wald verantwortlich. Allerdings zeigen Messungen, dass die Wälder durch Luftreinhaltungsmaßnahmen in den vergangenen Jahrzehnten entlastet wurden.

Besonders problematisch sind die immer noch hohen Einträge von Stickstoffverbindungen wie Ammoniak. Ammoniak stammt zu 95 Prozent aus der Landwirtschaft. Stickstoffoxide entstehen durch Verbrennungsprozesse, zum Beispiel in Automotoren. Die Stickstoffeinträge sind Untersuchungen zufolge auf fast der Hälfte der Waldfläche zu hoch. Das führt zur Überversorgung mit Stickstoff. Gleichzeitig führt der Eintrag zu einer unausgewogenen Bilanz an Nährelementen, also bei zu viel Stickstoff zu einem Mangel an anderen (Spuren-)Elementen. Die Bäume werden auf diese Weise anfälliger für Krankheiten und Stress, zum Beispiel bei anhaltender Trockenheit.

Auch die Folgen des Klimawandels stellen eine Belastung für Waldökosysteme dar. Unter anderem werden zukünftig mehr Niederschläge im Winter erwartet sowie häufigere Dürre- und Hitzeperioden im Sommer. Das kann den Wasserhaushalt der Waldböden aus dem Gleichgewicht bringen. Fichten zum Beispiel sind anfällig für Hitze- und Trockenstress. Schon heute gibt es dadurch Ertragseinbußen in der Forstwirtschaft. Außerdem können Temperaturveränderungen zur Ausbreitung von Schädlingen wie dem Borkenkäfer beitragen.

Ein Risikofaktor für die biologische Vielfalt ist die Zerschneidung von Waldgebieten durch Straßen und Siedlungen. Diese können unüberwindbare Hindernisse für viele Tier- und Pflanzenarten darstellen und damit ihre natürlichen Lebensräume zerstören. Wenn der Weg ins benachbarte Waldgebiet versperrt ist, kann die genetische Vielfalt in den einzelnen "Waldinseln" abnehmen.

Wie kann der Wald erhalten und geschützt werden?

Seit dem Mittelalter wurde in Europa zunehmend Wald gerodet. Holz diente zum Heizen, Kochen und Bauen – Alternativen gab es kaum. Im 18. Jahrhundert gab es riesige kahle Flächen, es drohte eine "Holznot". Damals wurde das Prinzip der Nachhaltigkeit formuliert: Es solle immer nur so viel Holz geschlagen werden wie nachwachsen kann, so Hans Carl von Carlowitz im Jahr 1713.

Heute ist im Bundeswaldgesetz grundsätzlich festgelegt, dass der Wald wegen seines Nutzens und wegen seiner Bedeutung für die Umwelt "zu erhalten, erforderlichenfalls zu mehren und seine (...) Bewirtschaftung nachhaltig zu sichern" ist. Ergänzend enthält auch das Bundesnaturschutzgesetz wichtige Regelungen zur Erhaltung von bedeutenden Lebensräumen und Arten, darunter auch für den Wald.

Jedoch gibt es zwischen den verschiedenen ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Ansprüchen an den Wald unter Umständen Zielkonflikte, das bedeutet: Manche Ziele in Bezug auf dem Wald widersprechen sich. So ist auch im Bundeswaldgesetz ausdrücklich festgeschrieben, dass ein "Ausgleich zwischen dem Interesse der Allgemeinheit und den Belangen der Waldbesitzer herbeizuführen" ist.

Ein Beispiel ist, dass Holz ein wertvoller nachwachsender Rohstoff ist, der zum Beispiel verstärkt als umweltverträgliches Baumaterial eingesetzt werden kann. Eine übermäßige, nicht nachhaltige Entnahme von Holz widerspricht jedoch den Zielen des Klimaschutzes und dem Ziel des Erhalts der biologischen Vielfalt. Hier muss nach klugen Lösungen gesucht werden, die zu dem jeweiligen Waldgebiet passen.

Die Politik der Bundesregierung zielt darauf, eine Balance zu finden. Dabei sollen Ökologie, Ökonomie und soziale Aspekte gleichrangig betrachtet werden, sehen die Waldstrategie 2020 und die nationale Strategie zur biologischen Vielfalt vor.

Im Waldbericht 2017 der Bundesregierung werden die Ziele folgendermaßen zusammengefasst: "Übergeordnete Vision ist es, standortgerechte, vitale und an den Klimawandel anpassungsfähige Wälder mit überwiegend heimischen Baumarten durch eine nachhaltige Bewirtschaftung zu erhalten und weiter zu entwickeln. Die Wälder sollen die erforderlichen Rohstoffe bereitstellen, vielfältige Lebensräume für Flora und Fauna bieten, ihre Schutzfunktionen erfüllen und zur Erholung einladen. Die Naturnähe, Stabilität und Vielfalt der Wälder in Deutschland sollen deutlich zunehmen."

Um dies zu erreichen, können zum Beispiel verstärkt Regelungen zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder in den Waldgesetzen des Bundes und der Länder aufgenommen werden, schlägt das Umweltbundesamt vor. Darüber, die besondere Aspekte der nachhaltigen Waldbewirtschaftung finanziell zu fördern, wird derzeit intensiv diskutiert.

Auch Bürgerinnen und Bürger können zur Erhaltung unserer Wälder im Alltag oder im Beruf etwas beitragen. Neben der Rücksichtnahme bei Freizeitaktivitäten im Wald (auf ausgewiesenen Wegen bleiben, keine übermäßige Lärmbelastung) gehört dazu der bewusste Konsum. So bietet sich die Verwendung von Recyclingpapier an. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Holzprodukte aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Sie sind zum Beispiel an Siegeln zu erkennen. Am bekanntesten sind das PEFC- und das FSC-Siegel für nachhaltige Waldbewirtschaftung. Sie sind beispielsweise in Baumärkten häufig zu finden und leicht zu erkennen.

Weiterführende Links

Umweltbundesamt: Nachhaltige Waldwirtschaft
//www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/nachhaltige-waldwirtschaft#textpart-1

Bundesamt für Naturschutz: Lebensräume – Wälder
//natursportinfo.bfn.de/lebensraeume/waelder.html

Bundesregierung: Waldbericht 2017
//www.bmel.de/DE/Wald-Fischerei/Forst-Holzwirtschaft/_texte/Waldbericht2017.html 

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