Wer ist bei der ersten ivf schwanger geworden

Gesundheit Kinderwunsch

Mit jedem IVF-Versuch erhöht sich die Baby-Chance

Veröffentlicht am 25.12.2015 | Lesedauer: 3 Minuten

Wenn Frauen unbedingt ein Baby wollen, könnten sich weitere IVF-Versuche lohnen. Bis zur neunten Runde stiegen die Chancen auf ein Kind, stellten die Forscher fest

Quelle: Getty Images/Brand X

Fruchtbarkeitsbehandlungen sind anstrengend und teuer. Dennoch könnte es sich für Frauen lohnen, mehr als drei oder vier Versuche zu unternehmen, per In-vitro-Fertilisation schwanger zu werden.

Nach drei oder vier Runden ist meistens Schluss. Die Frauen können nicht mehr. Die Behandlungen sind anstrengend, für ihren Körper, der Hormone in hoher Dosis aushalten muss, und für ihre Psyche. Die Behandlungen sind außerdem teuer.

Ein Baby, erzeugt per IVF, In-vitro-Fertilisation, auf Deutsch: Befruchtung im Reagenzglas, kostet etwa 3000 Euro. Die Kassen übernehmen in Deutschland die Hälfte der Kosten, wenn Frauen mit einem Mann verheiratet und nicht älter als 40 sind. Aber auch dann nur für drei Versuche. Drei IVF-Runden, wie es in der Sprache der Fortpflanzungsmedizin heißt.

Nach drei oder vier Runden aufzuhören könnte zu früh sein. Frauen, die sich dringend ein Baby wünschen und es sich gesundheitlich und finanziell leisten können, sollten über weitere Versuche nachdenken. Das sagen die Autoren einer großen Studie, die gerade im Magazin „Jama“ erschienen ist.

Nur die „Baby take home rate“ zählt

Das Magazin erscheint in den USA, die Studie kommt aus Großbritannien, dem Land, in dem vor 37 Jahren das erste im Reagenzglas erzeugte Baby geboren wurde. Forscher aus Bristol und Glasgow haben die Daten der Fruchtbarkeitsbehandlungen von mehr als 160.000 Frauen analysiert.

Höchste Geburtenrate seit der Wiedervereinigung

In der Bundesrepublik steigt die Geburtenquote: Nach den jüngsten Zahlen brachte eine Frau im gebärfähigen Alter vergangenes Jahr so viele Kinder zur Welt wie nie in den letzten 25 Jahren.

Quelle: Die Welt

Die Frauen versuchten in den Jahren zwischen 2003 und 2010 per IVF ein Kind zu bekommen. Die Frauen waren im Durchschnitt 35 Jahre alt, als sie die Behandlungen begannen, hinter ihnen lagen vier Jahre, in denen sie beim Sex nicht schwanger geworden waren.

Die Forscher interessierte nicht, wie viele Frauen nach jeder Runde schwanger wurden, sondern wie viele tatsächlich ein Kind bekamen. Viele Schwangerschaften enden leider in den ersten Wochen wieder, das gilt auch für solche, die beim Sex zustande gekommen sind.

In der Fortpflanzungsmedizin gilt die „Baby take home rate“ als Erfolgsmaßstab. Manchmal ist auch von „live-birth rate“ die Rede. Nur die lebend geborenen Kinder zählen. Es ist auch ein Geschäft. Man möchte den Kunden ein Baby mit nach Hause geben.

Nach sechs Versuchen hatten 65 Prozent ein Kind

Nach der ersten IVF-Runde hatte schon fast jede dritte der Frauen ein Baby. Die Erfolgsrate lag bei 29,5 Prozent. Jede dritte der Frauen, die kein Baby bekommen hatten, brach schon nach dem ersten Versuch ab, aber viele Frauen machten weiter. Einige Frauen machten sehr lange weiter. Nach jeder weiteren Runde stieg der Anteil der Frauen, die ein Kind bekommen hatten.

So verhindern Sie beim Baby den Neuralrohrdefekt

Bis zu 1000 Föten werden in Deutschland mit dem Neuralrohrdefekt geboren. Sie überleben meist nur wenige Stunden. Die Diagnose ist schrecklich. Sie lässt sich jedoch leicht verhindern.

Quelle: Die Welt

Nach sechs IVF-Runden hatten 65 Prozent der Frauen ein Baby. Die Erfolgsaussichten waren für Frauen, die jünger als 40 waren, erheblich besser, 68 Prozent von ihnen hatten nach sechs Versuchen ein Kind. Bei den 40- bis 42-Jährigen war es nur jede Dritte.

Die Aussichten auf ein Baby stiegen aber sogar nach der sechsten Runde noch weiter an – und zwar bis zum neunten IVF-Versuch. Von den Frauen, die jünger als 40 waren und so viele Versuche durchgehalten hatten, hatten 72 Prozent nun ein Kind. Bei älteren Frauen erhöhten sich die Erfolgsaussichten nur noch, wenn sie statt der eigenen Eizellen die von fremden, jüngeren Frauen für die Befruchtungsversuche verwenden konnten.

Eine IVF-Behandlung kostet 3000 Euro

Furchtbarkeitsbehandlungen können enormen „emotionalen Stress“ für die Frauen und ihre Partner bedeuten, schreiben die Forscher. „Wir glauben dennoch, dass die Aussichten auf Erfolg durch weitere Versuche mit den Paaren besprochen werden sollten.“ Drei oder vier Versuche könnten zu wenig sein, schreiben sie.

Ein IVF-Versuch kostet in Deutschland etwa 3000 Euro. Ab Versuch Nummer vier, wie gesagt, ohne jede Zuzahlung durch die gesetzlichen Kassen.

Mehr zum Thema Kinderwunsch

Wer wurde bei der ersten künstlichen Befruchtung schwanger?

Am 16. April 1982 kam Oliver W. in der Erlanger Frauenklinik zur Welt, Deutschlands erstes Baby, das durch künstliche Befruchtung im Reagenzglas gezeugt wurde. Seither wurden mehr als 340.000 Kinder mithilfe assisierter Reproduktionstechniken bei uns gezeugt und geboren.

Wie oft klappt IVF beim ersten Mal?

Nur jede fünfte Frau bringt nach der ersten künstlichen Befruchtung ein Kind auf die Welt, sagt Kentenich. Die Zahl der Totgeburten ist zweieinhalbmal höher und auch das Risiko, dass ein Kind behindert geboren wird, ist größer als bei einer natürlichen Schwangerschaft.

Wie viele IVF bis schwanger?

Nach der zweiten Behandlung liegt die aufsummierte Schwangerschaftsrate bereits bei 52 Prozent, nach drei Versuchen bei gut 61 Prozent. Nach vier Behandlungen sind knapp 66 Prozent, also etwa zwei von drei Kinderwunschpatientinnen schwanger.

Wie schnell schwanger mit IVF?

Die Geburtenrate nach einer In-vitro-Fertilisation liegt dem deutschen IVF-Register zufolge bei 15 bis 20 Prozent pro Behandlungszyklus. Die Erfolgsaussichten sind jedoch in hohem Maße von der bestehenden Fruchtbarkeitsstörung und vom Alter der Frau abhängig.

Toplist

Neuester Beitrag

Stichworte