„Prepaid ist günstig, ein Vertrag teuer.“ Gilt diese alte Handy-Weisheit immer noch? Nicht wirklich! COMPUTER BILD und die Tarifexperten von Verivox erklären, welches Modell sich für wen lohnt.
Volle Kostenkontrolle, aber weniger Leistung: Die alten Prepaid-Klischees gelten nicht mehr.
Prepaid oder Vertrag: Was ist besser?
Fakt ist beispielsweise immer noch: Prepaid-Tarife bieten eine gute Kostenkontrolle. Vor der Nutzung laden Sie ein Guthaben auf – und nur in Höhe dieses Betrages dürfen Sie dann telefonieren, simsen und im mobilen Internet surfen. Ist das Guthaben aufgebraucht, können Sie noch angerufen werden, aber nicht mehr selbst telefonieren. Prepaid bietet sich daher zum Beispiel für Kinder an. Denn so können Eltern die Smartphone-Kosten des Nachwuchses jederzeit steuern und kontrollieren.
Weil eine fixe Grundgebühr entfällt, gelten Prepaid-Modelle immer noch als besonders günstig. Allerdings: Preiswerte Handy-Laufzeitverträge vom Discounter haben deutlich aufgeholt: Für weniger als 10 Euro gibt es Tarife mit mindestens 1 Gigabyte schnellem Datenvolumen. Sparfüchse sollten daher am besten verschiedene Prepaid- und Vertragsmodelle vergleichen und nicht blind zum Prepaid-Tarif greifen.Übrigens: Prepaid-Tarife, die jede Gesprächsminute und jedes versurfte Megabyte einzeln abrechnen, lohnen sich nur noch für absolute Wenignutzer. Eine bessere Alternative bieten heutzutage so genannte Paket-Tarife mit festen monatlichen Inklusiv-Leistungen: So gibt es schon 500 Megabyte fürs Internet sowie 100 Minuten und 100 SMS für ganz kleines Geld – oft für unter 5 Euro im Monat.
Minuten- und megabytbasierte Tarife lohnen sich daher kaum noch. Sie sind nur dann sinnvoll, wenn Sie fast immer angerufen werden, kaum selbst telefonieren und um das mobile Internet einen großen Bogen machen.
Prepaid vs. Vertrag: Flexibel trotz Handy-Vertrag
Ein Vorteil von Prepaid-Tarifen liegt in ihrer hohen Flexibilität: Sie sind jederzeit kündbar oder lassen sich ganz einfach stilllegen, indem Sie kein Guthaben mehr einzahlen. Davon profitieren Sie, wenn Sie sich nicht binden wollen – weil Sie etwa noch nach einem passenden Tarif zu Ihrem Nutzungsverhalten suchen, auf den nächsten großen Handy-Deal warten oder grundsätzlich Verträge mit Laufzeiten vermeiden. Auch wenn Sie fürchten, möglicherweise Kündigungsfristen zu verpassen oder eine automatische Vertragsverlängerung zu riskieren, sind Sie bei Prepaid auf der sicheren Seite.Aber: Es gibt auch immer mehr Vertragstarife, die nur einen Monat Mindestlaufzeit haben. Hier müssen Sie zwar aktiv kündigen und dabei auch eine Kündigungsfrist beachten, die meist 4 Wochen beträgt. Im Vergleich zum standardmäßigen 24-Monats-Vertrag lassen sich Anbieter und Tarif also schnell wechseln.
Leistungen: Prepaid-Tarife haben aufgeholt
Ein neues Handy zum Tarif dazu? Das gibt es in der Regel nur mit 2-Jahres-Vertrag. Je nach Höhe der Grundgebühr ist dann auch ein Top-Smartphone für 1 Euro dabei. Ob Sie damit unterm Strich günstiger wegkommen oder ob Sie lieber Tarif und Handy getrennt voneinander kaufen, ist eine individuelle Frage. Hier hilft eine kurze Rechnung, wie hoch die Gesamtkosten über 24 Monate in beiden Varianten sind. Haben Sie nicht mehrere Hundert Euro für einen Smartphone-Kauf parat, lohnt sich ein Vertragstarif.
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Bei den Tarifleistungen an sich müssen Prepaid-Nutzer kaum Abstriche machen: Es gibt Angebote mit viel Datenvolumen, Allnet-Flatrates und LTE-Geschwindigkeit. Die Weisheit, dass Prepaid-Tarife bloß die abgespeckten Versionen der Vertragstarife sind, gilt nicht mehr. Lediglich die Auslandsnutzung kann gegenüber einem Vertrag eingeschränkt sein. Vor allem außerhalb der EU kann es sehr teuer werden. Einige Provider bieten dafür aber entsprechende Optionen an, die Sie flexibel hinzubuchen, wenn Sie auf Reisen gehen. Informieren Sie sich vor Antritt der Reise.
Komfort: Guthabenkarten waren gestern
Handyverträge mit Vertragslaufzeit sind bequem: Einmal abgeschlossen, müssen Sie nicht weiter aktiv werden und erhalten zuverlässig bis zur Kündigung die gebuchte Leistung. Nachteil: Nutzen Sie die Tarifleistungen nicht voll aus, zahlen Sie trotzdem den vollen Preis. Außerdem droht eine automatische Verlängerung des Vertrags, wenn der Kunde nicht rechtzeitig kündigt. Bei den klassischen 2-Jahres-Verträgen beträgt die Kündigungsfrist in der Regel 3 Monate zum Laufzeitende.
Bei Prepaid-Tarifen führte der Weg zum Guthaben lange Zeit über Rubbelkarten von der Tankstelle oder Aufladezettel von der Supermarktkasse – aufwendig. Doch bei vielen Anbietern können Sie heute eine automatische Aufladung ihres Tarifs vereinbaren – etwa immer dann, wenn das Guthabenkonto unter einen zuvor festgelegten Betrag sinkt. Alternativ: Der Provider lädt immer am Monatsende einen festen Betrag auf und zieht diesen per Bankeinzug ein. Allerdings geben Sie damit auch ein Stück weit die Kostenkontrolle, die ein Prepaid-Tarif auszeichnet, aus der Hand.
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Die Aufladezettel von der Supermarktkasse gibt es zwar immer noch, doch viele Kunden entscheiden sich inzwischen für die bequemeren Varianten. Bei dieser Lösung stehen Prepaid-Tarife dem Vertrag in Sachen Komfort kaum nach.