Bolsonaro als präsident in brasilien vereidigt

Der 63-Jährige legte am Dienstag im Kongress seinen Amtseid ab. Damit steuert die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas auf einen radikalen Richtungswechsel zu. "Wir haben jetzt die einzigartige Möglichkeit, unser Land neu aufzubauen", sagte Bolsonaro in seiner Rede vor den Parlamentariern.

Bolsonaro, ein Hauptmann der Reserve, hatte sich immer wieder abfällig über Schwarze, Indigene und Homosexuelle geäußert und die Militärdiktatur in Brasilien gelobt. Er hat angekündigt, keine weiteren Schutzgebiete für indigene Gemeinschaften auszuweisen und den Zugang zu Waffen zu erleichtern.

Die Ideologie des neuen Staatschefs wird als "Bala, Boi e Bíblia" (Kugel, Vieh, Bibel) beschrieben. Evangelikale Christen, nationalistische Militärs und die neoliberale Wirtschaftselite unterstützten seinen Wahlkampf. Welche der Gruppen mit zum Teil sehr unterschiedlichen Interessen während Bolsonaros Amtszeit den Ton angeben wird, ist allerdings noch unklar.

"Ich werde unsere Werte verteidigen und die Gender-Ideologie bekämpfen", kündigte Bolsonaro in seiner Rede an. Der langjährige Abgeordnete verunglimpft immer wieder Schwule. Er ziehe es vor, seinen Sohn bei einem Verkehrsunfall zu verlieren, als einen homosexuellen Sohn zu haben, sagte er einmal.

In seiner Rede kündigte Bolsonaro einen "nationalen Pakt" an, um Brasilien voranzubringen. In den kommenden vier Jahren will der Rechtspopulist die weit verbreitete Korruption in dem größten Land Lateinamerikas bekämpfen, die Kriminalität eindämmen und die Wirtschaft ankurbeln. Zu seinem Kabinett zählen der prominente Anti-Korruptionsermittler Sergio Moro und der ultraliberale Wirtschaftswissenschaftler Paulo Guedes.

Kritiker befürchten, dass ein einfacherer Zugang zu Waffen die Gewalt nicht eindämmen, sondern verschärfen dürfte. Die Mordrate in Brasilien ist gewaltig: Im vergangenen Jahr wurden mehr als 63.000 Menschen getötet. Zum Vergleich: In Deutschland gab es im vergangenen Jahr etwa 730 Tötungsdelikte.