Mit welchen Krankheiten kann ich früher in Rente gehen

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Erstellt: 25.04.2022, 12:37 Uhr

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Viele Menschen können aufgrund einer Krankheit nicht mehr arbeiten und wollen frühzeitig in Rente gehen. Was muss man dabei beachten?

Frankfurt – Bei einer dauerhaften Krankheit können Betroffene früher in Rente gehen. Wer zu krank ist, um mehr als sechs Stunden am Tag zu arbeiten, hat bereits Anspruch auf die Erwerbsminderungsrente. In Deutschland beziehen etwa 1,8 Millionen Menschen die Sozialleistung. Wirklich üppig fällt die Rente jedoch nicht aus – besonders bei Betroffenen mit niedrigem Einkommen oder kurzer Arbeitszeit.

Bei der früheren Rente aufgrund von Krankheit müssen eine Reihe von Bedingungen erfüllt werden. Grundvoraussetzung für die Erwerbsminderungsrente ist, dass die Regelaltersgrenze, zu welcher die Betroffenen normalerweise in den Ruhestand gehen, nicht überschritten ist. Zudem sind bestimmte Versicherungszeiten eine Bedingung.

Früher in Rente wegen Krankheit: Voraussetzungen für die Erwerbsminderungsrente

Wer wegen Krankheit früher in Rente gehen möchte, muss auf mindestens fünf Beitragsjahre in der gesetzlichen Rentenversicherung kommen. Dazu zählen die Pflichtbeitragszeiten aus einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Aber auch Kindererziehungs- und Pflegezeiten sowie freiwillige Beiträge gehören laut Stiftung Warentest dazu. Zusätzlich müssen in den fünf Jahren vor Stellung des Rentenantrags mindestens drei Jahre lang Beiträge gezahlt worden sein. Wenn Berufskrankheiten oder Arbeitsunfälle die Ursache für den früheren Renteneintritt sind, sind weniger Versicherungsjahre nötig. Dasselbe gilt für Wehr- und Zivildienstleistende.

Personen, die 2020 eine Erwerbsminderungsrente erhalten haben 1.820.287
davon Männer 852.466
davon Frauen 967.821
Quelle: Deutsche Rentenversicherung

Eine weitere Voraussetzung für die frühere Rente ist, inwieweit sich die Krankheit auf die Arbeitsfähigkeit Menschen auswirkt. Versicherte haben erst dann Anspruch auf die Erwerbsminderungsrente, wenn sie weniger als sechs Stunden täglich arbeiten können. Eine volle Auszahlung der Rente erfolgt erst, wenn die Betroffenen nicht mehr als drei Stunden arbeiten können.

Mit welchen Krankheiten kann ich früher in Rente gehen

Wer wegen einer Krankheit frühzeitig in Rente gehen will, sollte seinen Krankheitsverlauf genau dokumentieren. (Symbolfoto) © Alona Antoniadis/Imago

Rente in Deutschland: Warum viele Anträge scheitern

Bei der Frage der Arbeitsfähigkeit spielt der ursprüngliche Beruf laut Stiftung Warentest keine Rolle. Wer zwar nicht mehr körperlich, beispielsweise jedoch in einem Bürojob arbeiten kann, hat keinen Anspruch auf die Rente. Eine Ausnahme davon sind Menschen, die vor dem 2. Januar 1961 geboren sind. Sie erhalten auch eine Teilerwerbsminderungsrente, wenn sie in einem vergleichbaren Beruf eingeschränkt arbeiten können.

Relativ viele Anträge auf eine frühere Rente wegen Krankheiten werden abgelehnt oder den Betroffenen wird nur ein Teil der Rente zugesprochen. Im Jahr 2020 folgte auf 42 Prozent der Anträge eine Ablehnung. Häufige Fehler sind laut Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, dass Antragsteller:innen die versicherungsrechtlichen Voraussetzungen nicht erfüllen. Zudem sei es wichtig, dass die von der Rentenversicherung bestimmten Termine angenommen werden, erklärte sie der Stiftung Warentest. Das seien etwa Besuche bei ärztlichen Gutachter:innen.

Antrag auf frühere Rente wegen Krankheit abgelehnt: Klage oft letztes Mittel

Die Rentenversicherer entscheiden zudem häufig nach Aktenlage, die vielen Menschen nicht gerecht wird. So würden Krankheitsbilder nicht richtig erkannt, kritisierte Bentele. Das ist besonders bei Kombinationen aus verschiedenen Krankheitsbildern der Fall. Bei Unklarheiten würde daher eher abgelehnt statt nachgefragt, so Bentele. Ein weiteres Problem ist, dass mit der Rentenversicherung, der Krankenversicherung und dem Arbeitsamt mehrere Stellen involviert sind.

Wenn der Antrag auf eine frühere Rente wegen Krankheit abgelehnt wird, sollten die Betroffenen den Bescheid sorgfältig prüfen. Sie können dann innerhalb eines Monats Widerspruch einlegen. Wenn auch dieser abgelehnt wird, bleibt die Klage vor einem Sozialgericht.

Frühere Rente wegen Krankheit: Das ist beim Antrag zu beachten

Die Rentenversicherer beauftragen bei Anträgen und Widersprüchen häufig eigene Gutachter:innen. Bei einer Klage beauftragt das Gericht dagegen Unabhängige, was gegebenenfalls den Versicherten zu Gute kommt. Wenn die gerichtlich bestellten Gutachter:innen zugunsten des Versicherten entscheiden, bewilligen die Rentenversicherer laut Stiftung Warentest häufig die Anträge. Auch die Gerichte folgen normalerweise der Beurteilung.

Damit der Antrag auf eine krankheitsbedingt frühere Rente jedoch erfolgreich ist und juristische Schritte nicht nötig sind, sollten die Versicherten ihre Krankheitsgeschichte dokumentieren. Krankheitsverlauf, Behandlungen und weitere Maßnahmen können laut Stiftung Warentest in einer Tabelle dokumentiert werden.

Früher in Rente: Wie hoch fällt die Erwerbsminderungsrente nun aus?

Versicherungsberater der Rentenversicherung helfen bei der Antragsstellung der Erwerbsminderungsrente. Dabei sollten die Antragsteller:innen ärztliche Atteste und weitere Nachweise über Ausbildungszeiten sowie ihre Geburtsurkunde mitnehmen. Zudem können sie sich Unterstützung durch Sozialverbände sichern, die ebenfalls beim Ausfüllen des Antrags helfen und rechtliche Beratung anbieten.

Die Höhe der Rente hängt vom Einkommen der Versicherten seit ihrem 17. Lebensjahr ab. Gerade aber jüngere Versicherte oder Menschen mit niedrigem Einkommen sind trotz Erwerbsminderungsrente häufig von zusätzlicher staatlicher Unterstützung angewiesen und erhalten etwa Grundsicherung. (Max Schäfer)

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