Die Frau, über die Wikipedia schreibt, sie sei durch die Ehe mit dem Schauspieler Uwe Ochsenknecht bekannt geworden, trägt ein T-Shirt in der Farbe Pink und mit einem Smiley auf der Brust. Show Ihr Händedruck ist so fest wie ein Schraubstock, und wer ihr in die braunen Augen schaut, wird das Gefühl nicht los, als röntge sie ihr Gegenüber auf mögliche Risikofaktoren. Stutenbissigkeit? Schlagfertigkeit? Sie lächelt nicht, das ist nicht ihre Art. Sie sagt: „Ich bin Natascha.“ Der Ton ist schroff. Ich muss an die Worte eines Kollegen denken. Der hat mir vor dem Interview anvertraut, er wisse gar nicht warum, aber er habe ein bisschen Angst vor Natascha Ochsenknecht. Vielleicht liegt es daran, dass sie mit 1,80 Meter relativ groß und durchtrainiert ist. Oder an der Stimme, der man anhört, dass sie es gewohnt ist, neben zwei erwachsenen A-Promi-Söhnen und einer noch minderjährigen Tochter auch einen 20 Jahre jüngeren Lebensgefährten zu dirigieren. Der Tele-Zoo für Dreiviertel-PromisFakt ist: Diese Frau entspricht so gar nicht dem Klischee des weiblichen Anhängsels eines Roter-Teppich-Promis. Im Gegenteil, man muss sich sogar fragen, ob Wikipedia nicht die Fakten verdreht hat. Ob es also nicht eher so war, dass Uwe durch die Ehe mit Natascha Ochsenknecht bekannt wurde. Am Freitag zieht Natascha Ochsenknecht für Sat.1 in die Villa von „Promi Big Brother“ ein. Das ist ein Tele-Zoo für Menschen, die schon ein bisschen bekannt sind und noch bekannter werden wollen. Der Fußballer Mario Basler ist dabei oder der Sänger Joachim Witt („Goldener Reiter“). Wer aber ist Natascha Ochsenknecht, und wofür ist sie eigentlich berühmt?
Der Ochsenknech-Clan: Wilson Gonzalez Ochsenknecht mit Freundin, Jimi Blue Ochsenknecht, Cheyenne Ochsenknecht, Natascha Ochsenknecht und deren Freund Umut Kekilli Quelle: picture alliance / Eibner-Presse Das Etikett „Ehefrau von …“ mag zwar als Türöffner in die Welt der Reichen und Schönen ausreichen, aber nicht für eine Dauerkarte. Zumal aus dem Ehemann inzwischen ein Ex-Ehemann geworden ist. Ein Thema, von dem sie sagt, sie dürfe nicht darüber sprechen. Vermintes Terrain. Sie ist die Chefin, die Mädels arbeitenWir treffen Ochsenknecht, 52, an ihrem Arbeitsplatz, in einem Wimpernverlängerungsstudio in der Nähe des Ku’damms. Pardon, in einer „Fünf-Sterne-Lounge“. Das sagt sie, noch bevor man Platz genommen hat. Und auch, dass sie selber schon deshalb keine Wimpern kleben könne, weil sie sich das rechte Handgelenk beim Bettenbeziehen zertrümmert hat. Was aber nichts mache. Denn dafür habe sie ja ihre Mädels. Sie ist die Chefin. Und die Chefin rechnet nicht nur. Sie sagt, sie empfange hier auch Fans, vor allem weibliche Teenager. Die verehrten sie als Stil-Ikone. Man verkneift sich die Frage, ob die sich nicht mehr für ihre Söhne interessieren. Das Studio ist so etwas wie ihr Showroom. Sie sagt, sie habe es so eingerichtet wie ihre Wohnung. Helle Dielen. Zwei Art-Déco-Sessel in Pink, ihrer Lieblingsfarbe: Ein Kristalleuchter. Fotos von Wolken, Skylines und Landschaften an der Wand, Pop-Art made by Photoshop. „Die habe ich mit dem Handy gemacht“, sagt sie, und zack, hält sie einem auch schon Shirts unter die Nase, die sie mit ihren Fotos bedruckt hat. Der Name Ochsenknecht ist eine MarkeKeine Frage, die Frau ist geschäftstüchtig. Eine knallharte Business-Frau, die es versteht, sich selber und ihr Privatleben zu vermarkten. Der Name Ochsenknecht war ja schon eine Marke, bevor sie sich 2010 von ihrem Mann trennte und von München nach Berlin zog. Crazy, chaotisch und hungrig nach Hollywood, das waren so Attribute, die man mit dem Clan verband. Genauer gesagt mit den Söhnen Jimi Blue, 24, und Wilson Gonzales, 26. Zwei Jungs, die durch ihre Kino-Rollen zu Teenie-Idolen wurden. „Wilde Kerle“ eben.
Mit Sohn Wilson Gonzalez Ochsenknecht und Freund Umut Kekilli bei der Fashion Week Quelle: picture alliance / Eventpress Über ihre Mutter wusste man wenig. Man sah sie hin und wieder auf dem Laufsteg, herbe Züge, tolle Figur. Man hörte, dass sie die Jungs schon mal im Kofferraum des Kombis mitnahm, wenn das Haus in München mal wieder von hysterisch kreischenden Teenagern und ihren Müttern belagert wurde. Und dass sie mit starken Ansagen darüber wachte, dass die Söhne nicht abhoben: „Wenn ihr zum Arschloch werdet, ist sofort Schluss mit Drehen.“ Doch für den Boulevard war sie nur die „Ehefrau von...“ oder die „Mutter von...“ „Bildschön“, so heißt ihre Modekollektion„Mir doch wurscht“, sagt sie heute, doch so, wie sie das sagt, klingt es, als sei es ihr alles andere als wurscht. Mittlerweile steht sie selber im Rampenlicht. Als Autorin, Designerin und demnächst auch Moderatorin für den Homeshopping-Sender Channel 21. Sie wird dort ihre eigene Kollektion verkaufen: „BILDSCHÖN by Natascha Ochsenknecht“. Sie hat sich das hart erarbeitet. So kann man es in ihrer Autobiografie nachlesen. „Augen zu und durch“ lautet der Titel.
War von 1993 bis 2012 mit Natascha verheiratet, 2010 die Trennung: Schauspieler Uwe Ochsenknecht Quelle: dpa Man erfährt dort, dass das Geld am Anfang knapp gewesen sei. Dass sie zeitweise nur von Pellkartoffeln und Quark gelebt habe. Man lernt sie als eine Frau kennen, die hauptberuflich die Familie managt, aber von ihrem Mann kaum Anerkennung bekommt. Sie ist oft krank und fühlt sich einsam. Und irgendwann wirft sie alles hin. Mit einem neuen Mann an ihrer Seite startete sie neu durch. Umut Kekilli, 20 Jahre jünger als sie, früher Profi-Fußballer, jetzt Unternehmer. Ein Paar wie Mutter und Sohn. Angeblich haben sie sich zufällig über Facebook kennengelernt, so will es die Legende. Aber auch die passt perfekt zu ihrer neuen Rolle: die Stehauffrau. Social Media, der perfekte WerbekanalGestern noch Aschenputtel, heute Super-Woman. So präsentiert sich Natascha Ochsenknecht auf Facebook. Das soziale Netzwerk ist ihr wichtigstes PR-Instrument. Sie postet dort täglich Fotos. Natascha und die Kids. Natascha nach dem Aufstehen, mit kunstvoll verwuschelten Haar. Natascha mit Cupcake, der Malteser-Pudelhündin.
Die patente Matriarchin – so inszeniert Sat.1 die dreifache Mutter Natascha Ochsenknecht Quelle: obs Ihr Buch, sagt sie, sei ihr Türöffner gewesen. Erst hätten TV-Talkshows angeklopft, dann auch Shows. Viele hätten sie da erst richtig kennengelernt. Wohl wahr. Natascha Ochsenknecht sagt, was sie denkt. Unverblümt, ohne Punkt und Komma. Sie polarisiert. Für die TV-Unterhaltung ist diese Frau ein Hauptgewinn. Man muss sie nicht mögen. Man kann ihren Look kritisieren oder sich über ihren Ton lustig machen. Aber Natascha Ochsenknecht ist auf erfrischende Weise authentisch. Seit Jahren gab es Anfragen für „Big Brother“Und bei „Promi Big Brother“ ist genau das gefragt. Sie sagt, vier Jahre lang habe Sat.1 schon an ihr gebaggert. Doch erst jetzt traue sie sich, ihre Tochter Cheyenne, 16, auch mal zwei Wochen alleine zu lassen. Dennoch ist es ein Wagnis. Denn auf das, was gesendet wird, hat sie null Einfluss. Und was macht sie, wenn Sat.1 nur die Bilder zeigt, die ihr Image als streitbare Matriarchin zementieren? Ihr Handy piept. Eine SMS von Rocco Stark. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. Rocco ist der ältere Halbbruder ihrer drei Kinder, ein unehelicher Sohn ihres Ex-Mannes. „Ein feiner Kerl“, sagt sie. Zuschauer zahlreicher Reality-TV-Shows haben ihn anders kennengelernt. Im Dschungelcamp (RTL) heulte er sich darüber aus, dass sich sein Vater nicht um ihn kümmere. Gerade flog er nach der ersten Folge aus dem „Sommerhaus der Stars“ (RTL). Hat Rocco ihr Tipps gegeben? Natascha Ochsenknecht schaut einen an, als habe man sie gefragt, ob sie demnächst Oma werde. Sie brauche keine Tipps, blafft sie. Sie habe genug Lebenserfahrung. Dazu gehört offenbar auch, dass sie sich vor dem Einzug ins „Promi Big Brother“-Haus noch die Wimpern verlängern lässt. Aber nur elf Millimeter, nicht länger. Sie sagt: „Zu lang ist zu billig.“ Sat.1, „Promi Big Brother“, ab 2. September, 20.15 Uhr. |