Rezension Letztendlich sind wir dem Universum egal

Ein philosophischer Roman mit spannender Liebesgeschichte

A ist ein ganz besonderer Mensch. Ohne eigenen Körper wacht A jeden Morgen im Körper eines anderen auf und erlebt den Tag dieser Person. Dabei kann A auf Erinnerungen des Körpers zugreifen und schafft es seit mittlerweile 16 Jahren, Tag für Tag unauffällig das Leben des Körpers weiter zu leben. Das ist auch As oberste Devise: Nicht auffallen und sich nicht in das Leben der Person einmischen. Das klappt auch ganz gut bis er sich eines Tages verliebt und diese Liebe all seine Prinzipien auf den Kopf zu stellen droht.

David Levithan präsentiert in seinem Roman ein unheimliches Szenario: Ohne eigenen Körper jeden Tag aufs neue das Leben eines fremden Menschen zu kapern und am nächsten Tag schon wieder weg und im Körper eines anderen zu sein. Doch A hat sich damit abgefunden und in seinem ganz besonderen Leben eingerichtet. Der Wechsel der Körper passiert immer nur unter gleich Altrigen und auch ungefähr in der gleichen Gegend. A kann sich also sicher sein, am nächsten Morgen im Körper eines 16jährigen Jungen oder Mädchen aufzuwachen.
Eines Tages wacht er in Justins Körper auf und lernt dessen Freundin Rihannon kennen. A spielt nicht nur seine Rolle als Justin, sondern gibt sich ernsthaft Mühe, einen schönen Tag mit ihr zu verbringen. Dabei verhält A sich für Justin untypisch, was A aber in dem Moment egal ist und so verliebt sich A in Rihannon.

Der Wunsch, Rihannon wiederzusehen ist so stark, dass A als Amy drei Tage später zu Rihannons Schule fährt und sich als neue Schülerin ausgibt um den Tag mit ihr verbringen zu können. Dabei erkennt A, wie liebevoll Rihannon selbst zu Fremden ist und verliebt sich endgültig in sie.

Doch es ist nicht einfach und ein starker Eingriff in das Leben der Körper, den A vornimmt. Durch die Zufälligkeit des Körperwechsels passiert es auch, dass A im Körper von Junkies oder sklavenartigen Zwangsarbeiterinnen aufwacht. Und so sehr A sich eine Beziehung mit Rihannon wünscht und ausmalt, scheint sie doch fern von jeder realistischen Möglichkeit. Als zu allem Überfluss eines Tages ein von A besetzter Körper die Jagd auf A eröffnet, verkompliziert sich die Lage umso mehr.

Der Roman hat eine sehr spannende Grundannahme, die den Leser zum Nachdenken anregt und ihn erkennen lässt, wie wichtig Kontinuität in unserem Leben ist und wie fragil so manche Konstruktionen sind. Der Titel spielt darauf an, dass der Einzelne mit seinen Wünschen und Bedürfnissen keinen Anspruch darauf hat, dass sie erfüllt werden. Das Universum ist niemandem etwas schuldig und ist selten gerecht.

Diese philosophischen Gedanken, die A sich auch im Laufe des Romans häufig macht, über die Beziehung von Seele und Körper und der Macht des Körpers über die Gedanken, werden sehr schön verpackt in eine der romantischsten und gleichzeitig traurigsten Liebesgeschichten, die ich seit langem gelesen habe.

Fazit

Letztendlich sind wir dem Universum egal ist ein spannendes, zum Nachdenken anregendes und sehr tolles Jugendbuch, das jeder ab 15 Jahren gelesen haben sollte! Ich war beeindruckt und wollte es nicht mehr aus der Hand legen!

Kann man jemanden lieben, der jeden Tag wie ein völlig anderer Mensch aussieht? Man kann – und das in einem Film, der kein bisschen experimentell ist. Doch der Reihe nach: Teenager Rhiannon ist mit Justin liiert. Sie hat permanent Herzklopfen, doch für den selbst­verliebten Sportcrack der Highschool ist die Freundin nur dekorative Begleitung. Wenn sie Glück hat, antwortet er auf eine jener zahlreichen WhatsApp-Nachrichten, mit denen sie ­ihren Schwarm zutextet. An diesem Tag ist Justin allerdings wie ausgewechselt. Spontan schwänzen beide die Schule, aus dem Autoradio ertönt »This Is the Day« von der 1984 angesagten Band mit dem schwer aussprechbaren Namen »The The«. Zum ersten Mal interessiert Justin sich wirklich für seine Freundin, hört ihr aufmerksam zu und stellt sensible Nachfragen. Eine nie gekannte Nähe entsteht.

© Splendid

Am nächsten Tag ist alles leider wieder beim Alten. Justin benimmt sich so tumb wie immer. Wie sich bald herausstellt, war er tatsächlich ausgewechselt – besessen von einer Seele namens »A«. Originell ist dieses Motiv nicht. Man kennt es aus Komödien und Melodramen. In dieser Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von David Levithan variiert Michael Sucsy das Sujet jedoch auf eine verblüffende Weise. So erfährt Rhiannon im Zuge einer Reihe seltsamer Begegnungen, dass »A« eine wandernde Seele ist, die Tag für Tag einen neuen Menschen bewohnt. Trotz anfänglicher Irritationen versteht sie sich irgendwie ziemlich gut mit »A«. Sie muss sich nur daran gewöhnen, dass ihr »Freund« jeden Tag anders aussieht.

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Für Rhiannon ist dies ebenso eine Herausforderung wie für den Film, basiert doch ein Grundmechanismus des Kinos auf der Identifizierung mit dem Star und dessen Physiognomie. Als Luis Buñuel einmal eine Frauenrolle mit zwei Darstellerinnen besetzte, wollte er mit diesem Effekt die ­Irritation über »Dieses obskure Objekt der Begierde« zum Ausdruck bringen. In Todd Solondz' »Palindrome« wird eine Rolle mit acht Darstellerinnen besetzt, ein ermüdendes Experiment. Anders ist das in diesem Teenager-Melodram, in dem die Irritation zum Thema gemacht wird. Rhiannons körperloser Freund – von dem nicht ganz klar wird, ob er nun ein »Er« oder eine »Sie« ist – wird von fünfzehn verschiedenen Akteuren gespielt, darunter ­einem Afroamerikaner, einem korpulenten Asiaten und einem Mädchen (wobei das Queer-Thema nur angedeutet wird). Jedem dieser täglich neu erlebten Anfänge wohnt tatsächlich ein Zauber inne. Rhiannon, überzeugend gespielt von der jungen Australierin Angourie Rice, lernt über Äußerlichkeiten hinwegzusehen und auf »innere Werte« zu achten – in diesem Film ist das keine Floskel. Michael Sucsy (»Für immer Liebe«), bislang nicht gerade als filmischer Überflieger bekannt, gelingt ein etwas anderes Teenager-Melo mit leisen Zwischentönen und ohne großes Drama. Man ist berührt und verblüfft, ohne genau zu verstehen, warum.