Salmonellen in schokolade wie geht das

Ermittlungen gegen Hersteller laufen

Deswegen laufen inzwischen Ermittlungen gegen den Schokoladenhersteller. Die belgische Behörde für die Sicherheit der Nahrungsmittelkette warf Ferrero mangelnde Transparenz vor. Laut Europäischer Lebensmittelbehörde (Efsa) und EU-Gesundheitsbehörde (ECDC) seien schon im Dezember 2021 bei Eigenkontrollen Salmonellen in einem Buttermilch-Tank in dem Werk entdeckt worden. Ferrero habe daraufhin "Probenahmen und Untersuchungen der Produkte und der Umgebung der Verarbeitung erhöht". Nach negativem Salmonellen-Befund sei die Schokolade aber in Europa und weltweit ausgeliefert worden.

Was sind Salmonellen?

Salmonellen sind Bakterien, die zur Familie der Enterobakterien gehören, also Darmbakterien. Sie sind stäbchenförmig und können sowohl bei Menschen als auch bei Tieren Krankheiten verursachen. Dazu gehören Schleimhautentzündungen im Magen und Darm, die man auch Salmonellose nennt - umgangssprachlich Lebensmittelvergiftung. Bestimmte Salmonellen-"Typen", sogenannte Serovare, lösen aber auch Infektionen aus, die mehrere Organsysteme betreffen, wie zum Beispiel Typhus.

Die Bakterien kommen weltweit vor, unter anderem in Geflügel, Schweinen oder Rindern, und vermehren sich im Magen-Darm-Trakt von Menschen und Tieren. Dorthin kommen sie über die Nahrung, zum Beispiel in Produkten mit rohen Eiern oder rohem Fleisch. Eine Salmonellose ist ansteckend und kann von Mensch zu Mensch, aber auch von Tier zu Mensch übertragen werden. Dabei werden die Bakterien aus dem Darm über kleinste Spuren von Stuhlresten an den Händen von erkrankten Personen weitergetragen. Eine Schmierinfektion ist auch über verunreinigte Oberflächen möglich.

Wie gefährlich sind sie?

Wer sich mich Salmonellen infiziert, bekommt in den meisten Fällen Durchfall, Kopf- und Bauchschmerzen, fühlt sich unwohl und muss manchmal auch erbrechen. Häufig tritt leichtes Fieber auf. Die Symptome können zwischen ein paar Stunden bis mehrere Tage anhalten und klingen dann von selbst wieder ab. Wer länger unter Durchfall leidet, kann dehydrieren und dabei wichtige Salze verlieren.

Grundsätzlich ist eine Salmonellose zwar unangenehm, aber nicht gefährlich. Für Risikogruppen wie Säuglinge, ältere Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen kann der Flüssigkeits- und Salzverlust aber schnell zu einem Kreislaufzusammenbruch führen und lebensbedrohlich werden. Längere und schwere Krankheitsverläufe sind ebenfalls möglich. In seltenen Fällen kann die Darmentzündung auch andere Organe befallen und zum Beispiel zu entzündeten Gelenken oder einer Hirnhautentzündung führen.

Wie behandelt man eine Salmonellose?

In den meisten Fällen muss eine Salmonellose nicht mit Medikamenten behandelt werden, bei schweren Verläufen helfen Antibiotika. Die können Risikopatienten auch bei leichten Erkrankungen bekommen. Welches Antibiotikum das Richtige ist, wird dafür getestet, da immer mehr Salmonellen resistent gegen die Medikamente sind.

In Deutschland wurden 2020 beim Robert Koch-Institut etwa 8.800 Fälle registriert. Salmonellose ist eine meldepflichtige Krankheit. Am häufigsten sind Kinder unter 5 Jahren betroffen, Todesfälle sind aber selten.

Wie kommen die Salmonellen in die Schokolade?

Salmonellen können in der Umwelt, auf Lebensmitteln oder Pflanzen mehrere Jahre überleben - und das sogar eingetrocknet! Sie vermehren sich bei Temperaturen zwischen 10 bis 47 Grad, unter Umständen aber auch schon bei 6 bis 8 Grad. Sicher abgetötet werden die Bakterien erst ab 70 Grad, wenn die Lebensmittel mindestens für 10 Minuten erhitzt werden - einfrieren tötet sie aber nicht. Sonnenlicht und eine saure Umgebung beschleunigen das Absterben der Erreger.

Bei Ferrero kamen die Erreger wahrscheinlich aus verunreinigten Lebensmitteltanks. Schon damals seien Produkte zurückgerufen worden, hatte der Hersteller mitgeteilt. In der Folge seien der Filter getauscht und die Produkte häufiger kontrolliert worden. Wie jetzt trotzdem Erreger in die Schokolade kommen konnten, sei nicht klar. Die Serovare, die in den Tanks gefunden wurden, sollen aber die gleichen sein, die auch die zahlreichen Erkrankungsfälle verursacht haben.

Quellen: Robert Koch-Institut, dpa, afp, Bundesministerium für Gesundheit, Bundesinstitut für Risikobewertung, Ferrero

Die kontaminierte Schokolade kam aus einem belgischen Ferrero-Werk, schreiben EU-Ermittler. Ihr Bericht zeigt, wie die Salmonellen in die «Kinder»-Überraschung gelangten.

Nachdem fast zwei Wochen lang der Verdacht im Raum stand, «Kinder»-Schokolade von Ferrero sei für eine Welle von Salmonellen-Ausbrüchen in ganz Europa verantwortlich, wird es für den italienischen Süsswaren-Giganten immer ungemütlicher.

Bild: shutterstock

Mittlerweile ist klar, dass sich mindestens 119 Kinder, die meisten davon sind unter zehn Jahre alt, durch «Kinder»-Schoggi aus belgischer Produktion mit dem Bakterium Salmonella typhimurium angesteckt hatten. Hinzu kommen 31 Verdachtsfälle.

Zwar nennt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit in ihrem neuen Bericht die Marke «Kinder» nicht explizit. Doch die Formulierungen der Ermittler sind eindeutig. Die Lebensmittelaufseher haben Interviews durchgeführt und sind zum Schluss gekommen, dass 88 von 101 befragten Infizierten «Schokoladeneier mit Spielzeugüberraschungen» und «kleine oval geformte Schokoladenpralinen» aus einer belgischen Fabrik gegessen hatten. Das betroffene «Kinder»-Werk im belgischen Arlon haben die lokalen Behörden mittlerweile geschlossen.

Salmonellen in schokolade wie geht das

Die Ferrero-Fabrik in Arlon ist mittlerweile geschlossen.Bild: keystone

Salmonellen im Buttermilchtank

Die europäische Lebensmittelaufsicht konnte die Spur der Salmonellen-Infektionen zurückverfolgen. Dabei zeigt sich, dass die meisten Ausbrüche bei Kindern in neun europäischen Ländern mit dem Typ eines Erregers übereinstimmten, der am 15. Dezember in der belgischen ««Kinder»-Fabrik in zwei Buttermilchtanks gefunden worden war. Ferrero stoppte damals die Produktion, zerstörte ein betroffenes Halbfabrikat und sonderte möglicherweise betroffene Überraschungseier und Schokobons in einem separaten Lager ab. Danach führte das Unternehmen mikrobiologische Tests durch, die negativ ausfielen. Nach einer internen Untersuchung gab Ferrero diese «Kinder»-Schokoladen für den Markt frei.

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Als am 11. Januar erneut Salmonellen in Buttermilchtanks gefunden wurden, stoppte Ferrero die Produktion erneut, liess die gesamte Butterproduktionsanlage durch eine externe Firma abbauen und reinigen. Als in anderen Ländern, zuerst im Vereinigten Königreich, Verdachtsfälle mit Salmonellen-Infektionen aufgetaucht waren und Anfang April Ferrero für Belgien einen Rückruf veranlasste, schritten die belgischen Behörden ein, weil sie dem Krisenmanagement von Ferrero nicht mehr trauten. Da Ferrero nicht für die Sicherheit ihrer Produkte garantieren könne, entziehe man dem Unternehmen die Produktionslizenz. Mittlerweile ermittelt die belgische Staatsanwaltschaft.

Hälfte der Kinder musste ins Spital

Wie genau die kontaminierte «Kinder»-Schoggi trotz zweimaliger Salmonellen-Funde im Dezember und im Januar in die Hände von Eltern und Kindern gelangen konnte, ist weiterhin nicht abschliessend geklärt. Die EU-Aufsicht ermittelt weiter, um die genaue Ursache und allenfalls weiter kontaminierte Rohmaterialien in anderen Fabriken zu finden.

Auch in der Schweiz gab es einen Rückruf:

Der EU-Bericht zeigt deutlich, welche weitreichenden Folgen eine Salmonellen-Infektion bei Kindern haben kann. Rund die Hälfte der infizierten Kinder musste ins Spital eingeliefert werden. Am meisten traf es Kinder aus Grossbritannien. Dort meldeten die Behörden 65 Fälle, danach folgt Frankreich und Irland.

Die EU-Lebensmittelaufsicht spricht von einer «hohen Hospitalisationsrate» und stellt fest, dass gerade die betroffenen Überraschungseier oder Schokobons an Ostern oft von Kindern gegessen würden, was die Rückrufaktion rechtfertige. «Es ist wahrscheinlich, dass Fälle in anderen Ländern bisher wegen fehlender Kapazität bei der Sequenzierung unentdeckt geblieben sind.»

Image-Problem verschärft sich

Derweil schweigt das italienische Traditionsunternehmen, das im vergangenen Jahr weltweit fast 13 Milliarden Euro umgesetzt hat. Zu den neuen Erkenntnissen der EU-Ermittler hat sich Ferrero bisher nicht geäussert.

Diese Strategie des Aussitzens könnte sich rächen und letztlich der gesamten Branche schaden. Thomas Brunner, Professor für Konsumentenverhalten an der Berner Fachhochschule, sagte gegenüber CH Media: «Es könnte der Verdacht aufkommen, dass das, was bei Ferrero passiert ist, auch bei anderen Branchengrössen möglich sein könnte.» Und er nennt einen weiteren Knackpunkt für das Unternehmen: «Da das Ereignis mit Ostern zusammenfällt und so assoziiert wird, könnten auch nächstes Jahr an Ostern bei Konsumentinnen und Konsumenten eventuell Erinnerungen wachgerufen werden.»

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Für Kinder ist das Bakterium gefährlich

Eine durch Salmonellen ausgelöste Infektion (Salmonellose) zählt laut dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit zu den «klassischen» Lebensmittelinfektionen. Wer sich infiziert, für den hat der Kontakt mit dem Bakterium äusserst unangenehme Folgen: Sechs bis 72 Stunden nach dem Konsum setzen abrupter Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit und Fieber ein. Meist klingen die Symptome aber dann wieder ab. In einigen Fällen sind Antibiotika nötig.

Gerade für Kleinkinder kann ein grosser Wasserverlust durch eine Infektion «schnell gefährlich werden», hält das Bundesamt fest, weil es zu einem Schock kommen könne. «Es ist deshalb wichtig, für eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit und Mineralsalzen zu sorgen.» (aargauerzeitung.ch)

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quelle: stefan zimmermann

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Wie kamen Salmonellen in die Schokolade?

Der Salmonellen-Ausbruch rund um die Schokoladen-Produkte von Ferrero hängt nach Angaben von EU-Behörden möglicherweise mit der Verarbeitung von Buttermilch im betroffenen Werk in Belgien zusammen.

Wie kommen Salmonellen in Süßigkeiten?

Am häufigsten gelangen die Salmonellen über Lebensmittel in den Verdauungstrakt des Menschen. Sie können sich schnell auf ungekühlten Lebensmitteln vermehren. Die Bakterien gelangen unter Umständen auch durch schlechte Küchenhygiene ins Essen - zum Beispiel über verunreinigte Schneidebretter oder Oberflächen.

Wie erkenne ich Salmonellen in Schokolade?

Die Süßigkeiten sind möglicherweise mit Salmonellen belastet, also mit Bakterien, die Magen-Darm-Infektionen hervorrufen können. Personen, die diese Produkte gegessen haben und Symptome wie starken Durchfall, Erbrechen und Fieber entwickeln, sollten zum Arzt gehen.