Wer 2030 noch in deutschland ist ist selber schuld

Zwar sinkt der CO2-Ausstoß in Deutschland, weltweit aber steigt er immer noch an, wie man in dieser Grafik sehen kann:

Wer 2030 noch in deutschland ist ist selber schuld

Neue Daten zeigen zwar, dass die Emissionen im coronabedingten Pandemiejahr gesunken sind. Die Prognosen deuten aber darauf hin, dass sich das Emissionsniveau wieder erholen wird.

Die Emissionen steigen auch, weil viele weniger entwickelte und weniger industrialisierte Länder Nachholbedarf haben. Daher ist es besonders wichtig, dass die wirtschaftlich starken Länder wie Deutschland eine Vorbildfunktion einnehmen.

Deutschland nimmt als große Volkswirtschaft durchaus eine Vorreiterrolle ein, daher ist das Land einflussreicher, als der weltweite Anteil an den Treibhausgasemissionen vermuten lässt.

China beispielsweise liegt zwar – wegen der hohen Einwohnerzahlen – bei den Gesamtemissionen an erster Stelle. Pro Kopf emittieren die Chinesen bisher aber „nur“ 7,7 Tonnen/Jahr und liegen damit hinter Deutschland. Wenn Deutschland als Klimaschutzvorreiter voranginge, könnten Länder wie China nachziehen und ebenfalls beispielsweise klimafreundliche Technologien implementieren.

Deutschland hat sich längst verpflichtet

Deutschland hat sich mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaschutzabkommens dazu verpflichtet, die Emissionen von Treibhausgasen deutlich zu senken: Bis 2030 müssen die Emissionen laut Klimaschutzplan um mindestens 55 Prozent zurückgehen im Vergleich zum Jahr 1990 um mindestens 55 Prozent zurückgehen.

2020 hat Deutschland sein Klimaziel sogar erreicht: Im Vergleich zu 1990 sanken die Emissionen 2020 um 40,8 Prozent. Fortschritte gebe es laut Umweltbundesamt (UBA) in allen Bereichen, besonders in der Energiewirtschaft. Die Daten zeigen aber auch: Gut ein Drittel der Minderungen lassen sich auf die Folgen der Corona-Pandemie zurückzuführen, vor allem im Verkehrs- und Energiebereich. Ohne die Corona-Lockdowns mit den Einschränkungen bei Produktion und Mobilität hätte Deutschland sein Klimaziel für 2020 verfehlt, schreibt das UBA weiter.

Hinzu kommt: Der Rückgang der Emissionen durch die weltweiten Covid-19-Lockdowns war sowohl vom Ausmaß als auch von der Dauer her zu gering, um einen signifikanten Einfluss auf das globale Klima zu haben – schätzen Fachleute. Zu dem Ergebnis kommen auch andere Studien.

Nichtstun wird teuer

Das heißt also: Deutschland kann sich nicht auf dem kurzfristigen Emissionsrückgang ausruhen. Ob sich der Trend fortsetzt, muss sich erst zeigen. Klar ist: Werden die Ziele nicht erreicht, kann es teuer werden. Der Klimaexperte Ottmar Edenhofer warnt, dass Strafzahlungen in Höhe von „drei bis sechs Milliarden Euro“ fällig werden könnten in den kommenden Jahren.

Und Klimaschutz bringt auch was für Deutschland: Mehr als eine Million Arbeitsplätze fallen in die Kategorie „Klimaschutz“, rechnet das Bundesumweltministerium vor.

Autorin: Annika Franck

Die häufigsten Fragen zum Ungleichheits-Bericht von Oxfam

Seit dem Jahr 2015 berichtet Oxfam jährlich im Januar zum Stand der globalen Ungleichheit. Aber wie kommt Oxfam eigentlich zu diesen Zahlen? Was kann man gegen die dramatische Ungleichheit tun? Und ist soziale Ungleichheit überhaupt ein Problem?

  1. Ist nicht Armut das viel größere Problem als Ungleichheit?
    1. Unser Wirtschaftssystem
    2. Folgen des Klimawandels
    3. Ungleicher Zugang zu Bildung und Gesundheit
    4. Politischer Ausschluss
  2. Ist Ungleichheit ein globales Problem oder nur in armen Ländern?
    1. Ungleichheit in Deutschland: Chancen geraubt – Aufstiegsversprechen gebrochen
    2. Ungleichheit in Deutschland: Gefährdung von Demokratie und Gesellschaft
    3. Ungleichheit in Deutschland: Wirtschaftliche Entwicklung
  3. Nimmt Ungleichheit zu oder ab?
    1. Globale Vermögensungleichheit nimmt zu
    2. Vermögensungleichheit innerhalb von Ländern
    3. Einkommensungleichheit innerhalb von Ländern
    4. Globale Einkommensungleichheit
    5. Eine relative Abnahme kann auch eine absolute Zunahme sein
    6. Ungleichheit zwischen Männern und Frauen
  4. Wie kommt Oxfam zu seinen Zahlen zu Ungleichheit?
  5. Was kann gegen Ungleichheit getan werden?
    1. Investitionen in soziale Gerechtigkeit erhöhen, COVID-19-Impfstoffe allen Menschen zugänglich machen!
    2. Geschlechtergerechtigkeit schaffen!
    3. Steuern gerecht und sozial gestalten!
    4. Unternehmen demokratisieren und gemeinwohlorientiert ausrichten!
    5. Marktkonzentration abschaffen, durchlässige Marktstrukturen fördern!

Ist nicht Armut das viel größere Problem als Ungleichheit?

Ungleichheit und Armut gehen miteinander einher: Ungleichheit schafft und verstärkt Armut. Dafür gibt es folgende Gründe:  

Unser Wirtschaftssystem belohnt Reichtum und verfestigt Armut

Von unserem Wirtschaftssystem profitieren diejenigen, die auf der Vermögens- und Einkommensleiter ohnehin schon oben stehen. Die Vermögen der Reichsten erreichen neue Rekorde, während der Anteil der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung am globalen Vermögen je nach Schätzung weniger als 1 % (Credit Suisse) bis 2 % (World Inequality Lab) beträgt. Kaum anders sieht es bei den Einkommen aus.

Eines der UN-Entwicklungsziele lautet, extreme Armut bis zum Jahr 2030 zu überwinden. Wenn die Wohlstandsgewinne allerdings weiterhin zu so großen Teilen von unten nach oben umverteilt werden, können wir dieses Ziel nicht erreichen.

Nachdem die Zahl der Menschen in extremer Armut weltweit in den vergangenen Jahrzehnten gesunken war, steigt sie im Zuge der Corona-Krise wieder deutlich an. Und es leben weiterhin Milliarden von Menschen nur knapp über der extremen Armutsgrenze.

Wollte man – unter Beibehaltung der gegenwärtigen Verteilung der Wohlstandsgewinne – jedem Menschen bis 2030 ein Einkommen von mindestens fünf US-Dollar am Tag ermöglichen, so müsste die globale Wirtschaft stark wachsen. Ein solches Wachstum wäre jedoch angesichts der begrenzten Ressourcen unseres Planeten katastrophal. Fest steht: Wenn wir Armut besiegen wollen, müssen wir Wohlstandsgewinne gerechter verteilen und Ungleichheit bekämpfen.

Klimakrise

Durch ihren Lebensstil verantworten die Reichsten dieser Welt einen Großteil der klimaschädlichen Emissionen. Während die Pro-Kopf-Emissionen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung auch 2030 noch weit unter einem mit der 1,5-Grad-Grenze verträglichen Wert bleiben werden, werden die reichsten zehn Prozent diesen Wert um das Neunfache überschreiten. Das reichste Prozent der Menschen wird, wenn sich nichts ändert, 2030 sogar Pro-Kopf-Emissionen haben, die 30-fach über einem noch verträglichen Wert liegen.

Die Auswirkungen der Klimakrise wie Unwetter, Dürren und Überschwemmungen treffen hingegen vor allem Menschen in Armut. Ihre Lebens- und Einkommensgrundlagen hängen häufiger von intakten Ökosystemen ab, beispielsweise in der Landwirtschaft. Zugleich haben ärmere Bevölkerungsgruppen weniger Möglichkeiten, sich an Klimaveränderungen anzupassen oder sich vor ihnen zu schützen.

Mehr erfahren

Ungleicher Zugang zu Bildung und Gesundheit

Große Ungleichheit in Einkommen innerhalb eines Landes geht oftmals einher mit ungleichem Zugang zu Bildung. Nicht nur reiche Haushalte sondern selbst Familien aus der Mittelschicht nutzen in manchen Ländern nach Möglichkeit private Bildungs- und Gesundheitsangebote. Sie verlieren das Interesse an öffentlichen Systemen, und da sie diese selbst nicht nutzen, wollen sie auch nicht länger zu deren Finanzierung beitragen.

Es ist jedoch fatal, wenn nur noch die Ärmsten Interesse an öffentlicher Infrastruktur haben, denn ihre Belange werden oftmals weniger gehört (siehe unten), und diese Dienste werden vernachlässigt. Eine langfristige Folge des Mangels an flächendeckender, guter und vor allem öffentlicher Gesundheitsversorgung sowie entsprechenden Bildungsangeboten, ist, dass Armut zementiert wird. Denn Zugang zu diesen öffentlichen sozialen Diensten ist eine Voraussetzung für ein gesundes und langes Leben. Zudem können Menschen dadurch einen gut bezahlten Job bekommen, der ihnen einen Weg aus der Armut bietet.

Die Auswirkungen einer mangelnden Gesundheitsversorgung sind ebenfalls dramatisch: Nachweislich sterben mehr Menschen an vermeidbaren Krankheiten, wenn mehr Gesundheitsdienstleistungen aus der eigenen Tasche bezahlt werden müssen.

Mehr erfahren

Politischer Ausschluss

Wenn Menschen in extremer Armut ihre gesamte Zeit dafür aufwenden müssen, ihr Überleben zu sichern, bleibt ihnen kaum eine Möglichkeit, politisch aktiv zu werden. In vielen Ländern ist die Beteiligung von ärmeren Menschen an Wahlen und politischen Prozessen deshalb gering – auch politische Ämter haben ärmere Menschen nur selten inne. Bleibt Menschen in Armut ihr Recht auf Teilhabe verwehrt, werden zahlreiche Stimmen nicht gehört.

Für Oxfam liegt die Lösung für dieses demokratische Defizit darin, mehr Beteiligungsmöglichkeiten einzufordern und mit von Armut betroffenen Menschen gemeinsam dafür zu kämpfen, dass ihre Stimme gehört wird.

Ist Ungleichheit ein globales Problem oder nur in armen Ländern?

Ungleichheit ist eine globale Herausforderung und betrifft Menschen sowohl in armen als auch in reichen Ländern. Die Mehrzahl der Deutschen gehört global gesehen zu den Reichen. Allerdings sind auch innerhalb Deutschlands und Europas die Einkommen und Vermögen sehr ungleich verteilt.

Auch hier profitieren Vermögende und Spitzenverdiener stärker von unserem Wirtschaftssystem als Menschen mit niedrigen Löhnen. Trotz boomender Wirtschaft ist die Ungleichheit der Einkommen in Deutschland auf einem Höchststand. Und auch hierzulande zeigt sich, dass Menschen mit geringerem Einkommen in der Politik weniger Gehör finden.

Zahlreiche Probleme, die mit Ungleichheit einhergehen unterscheiden sich nicht grundlegend zwischen armen und reichen Ländern, sondern nur in der Intensität.

Ungleichheit in Deutschland: Chancen geraubt – Aufstiegsversprechen gebrochen

Die Zustände mögen nicht so katastrophal sein, wie in einkommensschwachen Ländern, aber auch hier wird Armut ebenso über Generationen weitergegeben wie Reichtum und den damit verbundenen Privilegien. Auch in Deutschland sterben Menschen in strukturschwachen Regionen deutlich früher als in wohlhabenden Gegenden. Und auch das deutsche Bildungssystem erschwert es Kindern aus einkommensschwachen Familien, den gleichen Bildungsstand zu erreichen wie Kinder aus besserverdienenden Haushalten.

Und neben der physischen Gesundheit wirkt sich Ungleichheit auch negativ auf das psychische Wohlbefinden, Selbstbild und Selbstwertgefühl aus. Mit zunehmender Ungleichheit steigen Status- und Abstiegsangst sowie Stress und Depressionen. Menschen in Armut bekommen das Gefühl vermittelt, sie hätten individuell versagt, obwohl es gesellschaftliche Strukturen sind, die dazu führen, dass große Vermögen und materieller Mangel gleichermaßen vererbt werden.

Verantwortlich hierfür ist nicht zuletzt die Idee der Leistungsgerechtigkeit. Diese besagt in Kürze, dass diejenigen, die es nicht an die Spitze schaffen, sich nicht genug angestrengt haben und damit selbst schuld sind. Tatsächlich werden Unterschiede in der Leistung jedoch maßgeblich durch bestehende Ungleichheiten – in Einkommen, Vermögen aber auch Geschlecht und Herkunft – verursacht. Einkommensungleichheit ist eine der Hauptursachen für den Mangel an Chancengleichheit.

Ungleichheit in Deutschland: Demokratie und Gesellschaft

In ungleichen Gesellschaften sinkt das Vertrauen in die Gemeinschaft und der soziale Zusammenhalt leidet. Zudem heizt Ungleichheit auch hierzulande eine politische Krise an, in der es Vermögenden und großen Konzernen gelingt, Politik in ihrem Sinne zu beeinflussen. Auf der anderen Seite verlieren zahlreiche Menschen das Interesse an Wahlen und Politik, weil sie ihre Belange nicht repräsentiert sehen und ihre Anliegen weniger Gehör finden.

Zugleich trägt Ungleichheit dazu bei, dass auch Menschen in der Mitte der Gesellschaft, die nicht von Armut betroffen sind, sich zunehmend vom sozialen Abstieg bedroht oder von der Gesellschaft nicht anerkannt fühlen.

Doch Armut und soziale Ängste sind weder persönliche Schwächen noch dem eigenen Unvermögen geschuldet. Ungleichheit erzeugt diese Strukturen gesellschaftlicher Spaltung, und gemeinsam können wir sie überwinden.

Wir brauchen größere Gerechtigkeit bei der Verteilung von Einkommen und Vermögen. Auf Dauer kann dies nur gelingen, wenn arme Teile der Bevölkerung auch gleichberechtigt an den Prozessen beteiligt sind, in denen über die Verteilung von Ressourcen entschieden wird.

Ungleichheit in Deutschland: Wirtschaftliche Entwicklung

Nicht zuletzt ist das gegenwärtige Ausmaß von Ungleichheit auch ökonomisch nicht zu rechtfertigen. Während es lange hieß, Ungleichheit wäre notwendig, um Wirtschaftswachstum zu schaffen, sieht dies heute selbst der Internationale Währungsfonds kritisch. Dass ein Umdenken nötig ist, zeigen die folgenden drei Argumente:

  1. Wenn ärmere Bevölkerungsgruppen geringe Einkommen haben und sich nichts leisten können, drückt Ungleichheit die Nachfrage.
  2. Wenn zahlreiche Menschen nicht die Gelegenheit bekommen, sich umfassend zu bilden und ihre Talente auch wirtschaftlich einzusetzen, wird das Potential für Produktion und Innovation nicht ausgeschöpft.
  3. Die Marktkonzentration in zahlreichen Wirtschaftsbereichen – etwa der Digitalwirtschaft oder dem Ernährungssektor – ist ein Hindernis. Nutzen die weltweit größten Konzerne ihre Marktmacht, schöpfen sie sehr viel mehr Gewinne ab, bauen damit ihre Finanzmacht aus, kaufen kleinere Wettbewerber auf und sichern ihre Vormachtstellung weiter ab.

Kritiker werfen Oxfam – und anderen, die soziale Ungleichheit thematisieren – vor, damit die Gesellschaft zu spalten. Tatsächlich ist es jedoch die tägliche Erfahrung von Ungleichheit, die den sozialen Zusammenhalt sprengt. Ungleichheit – nicht die Kritik daran – schadet der wirtschaftlichen Entwicklung, der Armutsbekämpfung, heizt die Erderwärmung an und unterhöhlt Demokratien.

Dies macht auch deutlich: Wir alle haben viel zu gewinnen, wenn es uns gelingt, Ungleichheit zu überwinden – mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt, mehr Solidarität und mehr Vertrauen.

In Gesellschaften mit geringerer Ungleichheit gibt es weniger Gewaltverbrechen und die Menschen fühlen sich sicherer. Weniger Ungleichheit erhöht die Bereitschaft von Menschen, sich für das Gemeinwohl einzusetzen: Der Stress, mit anderen mithalten zu müssen, sinkt und setzt Energien für gemeinsames Engagement frei. Packen wir es an!

Nimmt Ungleichheit zu oder ab?

Bevor man diese Frage beantworten kann, ob Ungleichheit zu- oder abnimmt, muss zunächst geklärt sein, über welche Ungleichheit eigentlich gesprochen wird.

Ungleichheit kann mit Bezug auf Vermögen wie auch auf Einkommen bestimmt werden. Vermögens- und Einkommensungleichheit sind nicht identisch, jedoch miteinander verwoben: Einkommen kann in Vermögen umgewandelt werden, wenn es nicht konsumiert wird. Dies ist vor allem den Bezieher*innen höherer Einkommen möglich. Vermögen kann zusätzliches Einkommen generieren, etwa wenn Investitionen Rendite erzielen.

Diese Formen der Ungleichheit können sowohl global als auch national gemessen werden. Nationale Ungleichheit erfasst die Unterschiede der Einkommen oder Vermögen innerhalb der Bevölkerung eines Landes.

Nationale Ungleichheit ist relevant, da zahlreiche Maßnahmen politischer Entscheidungsträger*innen, die Ungleichheit beeinflussen, hier die größte Wirkung erzielen. Außerdem vergleichen sich Menschen zumeist eher mit Menschen in ihrer Umgebung, bevor sie Vergleiche mit Menschen in anderen Erdteilen anstellen.

Globale Ungleichheit erfasst Einkommens- und Vermögensunterschiede zwischen allen Menschen auf der Welt. Für eine Entwicklungsorganisation wie Oxfam ist der Vergleich auf globaler Ebene wichtig, da wirtschaftliche Gewinne aus weltweiten Produktions- und Handelstätigkeiten stammen. Extremer Reichtum und extreme Armut sind durch das globalisierte Wirtschaftssystem miteinander verbunden und müssen daher auch gemeinsam in den Blick genommen werden.

Darüber hinaus gibt es weitere Formen der Ungleichheit, beispielsweise im Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung oder in der politischen Beteiligung. Diese stehen oftmals in engem Bezug zu Einkommen und Vermögen – aber auch zu Geschlecht und Herkunft.

Globale Vermögensungleichheit nimmt zu

Die globale Vermögensungleichheit ist dramatisch und hat sich über Jahre verschärft – das zeigen die jährlichen Berichte von Oxfam zu Ungleichheit.

Vermögensungleichheit innerhalb von Ländern

Auch die nationale Vermögensungleichheit hat in den letzten Jahrzehnten vielerorts weiter zugenommen. Deutschland weist eine im Vergleich zu anderen EU- und OECD-Ländern sehr starke Konzentration der Vermögen auf.

Einkommensungleichheit innerhalb von Ländern

Die Einkommensungleichheit innerhalb nationalstaatlicher Grenzen steigt in zahlreichen Ländern an. Da dies insbesondere bevölkerungsreiche Länder betrifft, leben weltweit sieben von zehn Menschen in einem Land, in dem die Einkommensungleichheit zugenommen hat. Auch in Deutschland ist die Ungleichheit der Einkommen über Jahre gestiegen. Innerhalb Europas liegt Deutschland mit Blick auf Einkommensungleichheit im Mittelfeld.

Zugleich gibt es gerade auf der nationalen Ebene zahlreiche Möglichkeiten, für Regierungen erfolgreich gegen Einkommensungleichheit vorzugehen: durch faire Steuerpolitik, durch Investitionen in Gesundheit, Bildung und soziale Sicherung, sowie durch faire Löhne und Gleichstellung von Frauen. Daher nimmt Ungleichheit nicht überall gleichermaßen zu, sondern vor allem dort, wo Regierungen sich nicht ausreichend engagieren.

Globale Einkommensungleichheit

Einkommensungleichheit nimmt global gesehen nach Meinung der Weltbank ab. Dies könnte also die einzige der vier Ebenen von Ungleichheit sein, auf der es Entwarnung gibt. Allerdings: Wäre die Welt ein Land, dann würde sie ein ähnliches Maß an Ungleichheit aufweisen wie Südafrika, eines der ungleichsten Länder der Welt.

Die Daten der Weltbank zeigen vor allem, dass der Unterschied zwischen einem Durchschnittseinkommen in beispielsweise China und Deutschland abgenommen hat. Der Grund dafür ist, dass die Einkommen in China deutlich stärker gewachsen sind als in Deutschland, dies gilt auch für eine Reihe von anderen bevölkerungsreichen asiatischen und lateinamerikanischen Ländern.

Ließe man jedoch allein China bei dieser Berechnung außen vor, so hätte auch die globale Einkommensungleichheit weiter zugenommen. Dass zahlreiche Chinesen heute über höhere Einkommen verfügen, ist begrüßenswert. Um von einer Trendwende der globalen Einkommensungleichheit zu sprechen, reicht dies jedoch nicht aus. Hinzu kommt die bleibende absolute Ungleichheit, die im nächsten Abschnitt aufgezeigt wird.

Aktuelle Zahlen finden Sie in unserem Oxfam-Bericht zu Ungleichheit.

Eine relative Abnahme kann auch eine absolute Zunahme sein

Entwarnung gibt es mit Blick auf globale Ungleichheit auch deswegen nicht, weil sich die oben genannten Messungen ausnahmslos auf relative Unterschiede beziehen. Doch gerade für die Ärmsten sind auch absolute Veränderungen von großer Bedeutung.

Deutlich wird das an folgendem Beispiel: Person A verdient pro Tag 2 US-Dollar, Person B 200 US-Dollar. Erhalten beide eine Lohnerhöhung von 50 Prozent, nimmt die relative Ungleichheit zwischen den beiden nicht zu. Person B wird noch immer 100-mal mehr Einkommen haben als Person A. Zugleich nimmt die absolute Ungleichheit zu: Das Einkommen von Person A steigt nur um 1 US-Dollar, während Person B eine Erhöhung von 100 US-Dollar erhält. Der absolute Abstand zwischen beiden ist von 198 auf 297 US-Dollar angewachsen.

Es kann also zugleich zu einer Abnahme der relativen und einer Zunahme der absoluten Einkommensungleichheit kommen – und genau dies ist auf globaler Ebene geschehen.

Ungleichheit zwischen Männern und Frauen

Ungleichheit besteht nicht allein zwischen Reich und Arm, sie existiert auch zwischen Männern und Frauen.

Eine Ursache sind Gesetze, die es Frauen vielerorts verwehren, über Ressourcen wie Land, Kredite, oder Erbschaften zu verfügen. Zudem benachteiligen diese Gesetze Frauen im Arbeits-, Steuer- oder Erbrecht. Auch stehen einer echten Gleichberechtigung gesellschaftliche Normen und Stereotype im Wege, die Erziehungs-, Pflege- und Hausarbeit als „Frauenarbeit“ definieren.

In der Folge – und weil öffentliche Dienste in diesen Bereichen fehlen – sind es Frauen und Mädchen, die vorranging die unbezahlte Pflege von Kindern, älteren und kranken Menschen sowie das Waschen, Putzen und Kochen übernehmen. Die Zeit, die Frauen mit unbezahlter und kaum anerkannter Sorgearbeit verbringen, fehlt ihnen, um Einkommen zu erwirtschaften, sich weiter zu qualifizieren und den eigenen Interessen Gehör zu verschaffen.

Insbesondere in dem Alter, in dem Frauen Kinder bekommen können und sich deren Betreuung und Erziehung widmen, sind sie häufiger von Armut betroffen. Im Laufe ihres gesamten Lebens haben Frauen daher weniger Möglichkeiten, eine bezahlte Arbeit auszuüben Zudem  müssen sie häufiger prekäre oder schlecht bezahlte Arbeiten verrichten. Frauen können so weniger Vermögen und eigenständige soziale Absicherung aufbauen, wodurch sie auch im Alter eher in Armut leben.

Nicht zuletzt fehlt Frauen durch ihre unbezahlten Zusatzaufgaben häufig die Zeit, sich in politische Prozesse einzubringen. Wo Politik weder von, noch für Frauen gemacht wird, verstärkt das ihre Benachteiligung. Ein Wirtschaftssystem, das unbezahlte Sorgearbeit nicht anerkennt, wertschätzt und umverteilt, ist nicht gerecht – es ist vorrangig von Männern für Männer gemacht.

Wie kommt Oxfam zu seinen Zahlen zu Ungleichheit?

Oxfams jährliche Berechnungen zu globaler Vermögensungleichheit stützen sich auf Angaben der Schweizer Großbank Credit Suisse zum Vermögen der Weltbevölkerung und auf Recherchen des Magazins Forbes zum Vermögen der Superreichen. Die Zahlen sind nicht leicht zu erheben, weder für die Reichsten, noch für die Ärmsten.

Das geringe Vermögen eines indischen Bauern oder etwa seine Schulden bei einem Geldverleiher im Nachbardorf finden nicht unbedingt Eingang in eine offizielle Statistik. Ebenso wenig erfasst werden in die Steueroasen geparkten Milliardenvermögen der Superreichen. Solche partielle Datenlücken werden von den Forscher*innen bei Credit Suisse und Forbes durch Hochrechnungen und Schätzungen ergänzt – beides sind in den Wirtschaftswissenschaften gängige Verfahren.

In der Summe sind dies die beiden besten verfügbaren und über Jahre in ihrem Vorgehen konsistenten Quellen zur weltweiten Verteilung von Vermögen. Sie werden zudem laufend aktualisiert. Jedes Jahr gibt Credit Suisse daher rückwirkend verbesserte – den neuen Informationen entsprechende – Zahlen für die Vorjahre an. Forbes erstellt jährlich eine Liste der weltweiten Milliardär*innen.

Im Detail erläutern wir unsere Berechnungen jedes Jahr in einer englischsprachigen „Methodolgy Note,“ die zusammen mit unseren Berichten auf unserer Webseite verfügbar sind.

Hier finden Sie unsere aktuellen Publikationen zu globaler Ungleichheit.

Auf Kritik an unseren Zahlen und den Berechnungen sind wir in den vergangenen Jahren hier und hier ausführlich eingegangen.

5. Was kann gegen Ungleichheit getan werden?

Ungleichheit ist keine Naturgewalt. Die tiefe und wachsende Kluft zwischen Reich und Arm ist das Ergebnis politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen. Jetzt ist die Zeit für eine Politik der sozial-ökologischen Transformation. Für eine Politik mit Regeln, die die Interessen der großen Mehrheit in den Vordergrund stellen, die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen, Black, Indigenous und People of Color (BIPoC) und anderen historisch marginalisierten Gruppen schaffen und zu einer gerechten Verteilung von sozial und nachhaltig erwirtschafteten Gewinnen führen.

Wir benötigen eine sozial und ökologisch gerechte Wirtschaft, die sich nicht mehr maßgeblich am Profit, sondern am Gemeinwohl orientiert. Hier gibt es eine Reihe von Ansatzpunkten für Regierungen auf der ganzen Welt gegen Ungleichheit vorzugehen.

Entschiedenes Handeln in fünf Bereichen ist dafür unverzichtbar:

Investitionen in soziale Gerechtigkeit erhöhen, COVID-19-Impfstoffe allen Menschen zugänglich machen!

Gebührenfreie öffentliche Bildung, Gesundheitsversorgung und soziale Sicherungsnetze sind unverzichtbar im Kampf gegen Armut und Ungleichheit – und wichtig für mehr Geschlechtergerechtigkeit. Zur Finanzierung dieser Dienste brauchen Staaten Spielraum, der nicht durch Spardiktate eingeschränkt werden darf. Das gilt für Deutschland und Europa ebenso, wie für Partnerländer in der Entwicklungszusammenarbeit. Damit in der COVID-19-Pandemie alle Menschen die Möglichkeit erhalten, sich impfen zu lassen, muss der Patentschutz für die entsprechenden Impfstoffe aufgehoben werden.

Geschlechtergerechtigkeit schaffen!

Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern in Bezug auf Einkommen, Vermögen und politische Teilhabe sind vielerorts gewaltig und müssen abgebaut werden. Insbesondere müssen global die Rechte von Frauen gestärkt werden, und wir müssen in Deutschland und Europa die Gleichstellung von Frauen vorantreiben.

Steuern gerecht und sozial gestalten!

Damit in soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung investiert werden kann, müssen Konzerne und Superreiche ihren fairen Beitrag zum Allgemeinwohl leisten. Wir müssen Steuervermeidung stoppen, Konzerne angemessen besteuern und Superreiche stärker in die Verantwortung nehmen.

Unternehmen demokratisieren und gemeinwohlorientiert ausrichten!

Unternehmen dürfen nicht mehr exzessiv die Profitinteressen Einzelner bedienen, sondern müssen die Bedürfnisse der Allgemeinheit bedienen. Dafür müssen sie den Interessen von Belegschaft, Produzent*innen und Kund*innen, aber auch betroffener lokaler Gemeinschaften in den Lieferketten gerecht werden und in umweltfreundliche Technologien und menschenrechtliche Sorgfalt investieren. Hierfür muss Entscheidungsmacht in Unternehmen so organisiert werden, dass tatsächlich alle wesentliche Stakeholder-Gruppen mitbestimmen.

Marktkonzentration abschaffen, durchlässige Marktstrukturen fördern!

Die Politik muss die Macht übermächtiger Konzerne begrenzen. Wichtige Märkte dürfen nicht von einigen wenigen Konzernen kontrolliert werden, da die dadurch entstehende Marktmacht für exzessives Profitstreben ausgenutzt werden kann und am Gemeinwohl orientierte Mitbewerber an den Rand gedrängt werden. Stattdessen müssen Marktstrukturen, in denen sehr wenige Unternehmen dominieren, beseitigt und aggressivem Fusionsstreben sowie Geschäftsmodellen, die der Logik „Profite um jeden Preis“ folgen, ein Riegel vorgeschoben werden.

*Name zum Schutz der Person gekürzt oder geändert.

Wie viele Menschen leben 2030 noch in Deutschland?

Danach jedoch schlägt der starke Rückgang bei der deutschen Bevölkerung auf die Gesamtbevölkerung durch. Nach realistischen Modellrechnungen werden in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2030 nur noch 48,32 Millionen Einwohner leben.

Wann wird die Weltbevölkerung sinken?

Laut der Vereinten Nationen werden zwischen 2019 und 2050 rund 55 Länder einen Bevölkerungsrückgang von mindestens einem Prozent erleben. Die Hauptgründe hierfür sind weiter niedrige Geburtenzahlen und Abwanderungen.

Wie viele Menschen wird es 2030 geben?

2019 prognostizierte die UNO einen Anstieg auf 8,5 Milliarden Menschen bis 2030 (10 % Anstieg), auf 9,7 Milliarden 2050 (26 %) und auf 10,9 Milliarden im Jahr 2100 (42 %).

Wie viele Menschen leben in Deutschland 2050?

Die Bevölkerungszahl in Deutschland, die bereits seit 2003 rückläu- fig ist, wird demzufolge weiter abnehmen. Bei der Fortsetzung der aktuellen demo- grafischen Entwicklung wird die Einwohnerzahl von fast 82,5 Millionen im Jahr 2005 auf 74 bis knapp 69 Millionen im Jahr 2050 abnehmen.