Wer ist alles illuminati

Kein Freimaurerorden hat es zu ähnlicher Berühmtheit gebracht wie die Illuminaten. Ihnen wird der Griff nach der Weltherrschaft unterstellt. Die Wurzeln der Verschwörung liegen in Bayern.

Gibt man den Begriff "Illuminati" bei Google ein, erhält man über 39 Millionen Treffer. Die meisten thematisieren den geheimen Plan einer globalen Elite, eine Neue Weltordnung zu schaffen, und zwar mittels des strategischen Einsatzes von Gedankenkontrolle, Attentaten und Dreiecken. Wie der Header einer dieser Webseiten, "The Vigilant Citizen", proklamiert: "Nicht Worte oder Gesetze regieren die Welt, sondern Symbole."

Der König und die Freimaurer

Hinter der Welt der Erscheinungen, in der wir leben, gibt es unheimliche Machenschaften. Hat man das erst erkannt, fällt es einem wie Schuppen von den Augen, dass Lady Gaga eine Marionette der Illuminaten ist. Warum sollte sie wohl sonst in einem ihrer Videoclips mit ihren Schenkeln ein Dreieck bilden und ein Auge bedecken? (...)

Wer ist alles illuminati

John Dickie, geb. 1963, ist Historiker und lehrt Italianistik am University College London. Ausgehend von seinem Schwerpunkt schreibt er als Autor über Geheimgesellschaften. Mit seinem Buch "Omertà – die ganze Geschichte der Mafia: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta" hat er bereits eine historische Aufarbeitung der Mafien vorgelegt. Sein Buch "Die Freimaurer – Der mächtigste Geheimbund der Welt" erscheint am 23. September 2020 bei S. Fischer Verlage. Dieser Text ist ein Auszug daraus. Foto: Mikael Buck

Dies alles ist meilenweit von der wahren Geschichte der Illuminaten entfernt, die in Deutschland ihren Ursprung hatten, wo sich die Freimaurerei ähnlich entwickelte wie in Frankreich. Berlin, die preußische Hauptstadt, war die Heimat eines der internationalen Galionsfiguren der Bruderschaft: König Friedrichs II. von Preußen, eines Freundes von Voltaire.

Ende der 1730er Jahre, als die Freimaurerei im Verruf stand, subversiv zu sein, hatte sich der damalige Prinz Friedrich dafür begeistert. Und nachdem er König geworden war, verhalf er ihr zu Ansehen. Doch Friedrichs Interesse schwand, als die Freimaurerei zur Modeerscheinung wurde und immer mehr Menschen in die Logen drängten. (...)

In den 1780er Jahren war die Freimaurerei in Deutschland bereits weit verbreitet. Genau wie in Frankreich war sie jedoch auch eine herbe Enttäuschung für all jene, die gehofft hatten, dass all das masonische Gerede von Bruderschaft, Toleranz und Vernunft tatsächlich einen positiven Einfluss auf die Welt als Ganzes haben würde.

Das politische Klima brodelte in ganz Europa, und einige gewannen den Eindruck, dass die Logen sich vor ihrer Verantwortung im Kampf der Aufklärung gegen Aberglauben und Despotismus gedrückt hätten. In Deutschland wie in Frankreich sah es ganz danach aus, als hätte die Freimaurerei ihre Blütezeit bereits hinter sich.

Die Gründung der Illuminaten

Ein Mann, der diese Meinung teilte, war Adam Weishaupt, ein junger Universitätsprofessor aus dem bayerischen Ingolstadt. Als Reaktion gründete er einen Geheimbund, dessen Einfluss bescheiden und dessen Lebensspanne kurz war, der aber die berüchtigtste Variante der Freimaurerei aller Zeiten werden sollte. Weishaupt hatte sich vor nicht allzu langer Zeit zu den radikalsten Ideen der Französischen Aufklärung bekehrt und träumte seitdem von einer Geheimgesellschaft, die dem Despotismus und dem Aberglauben ein Ende setzen würde.

Wer ist alles illuminati

"Das verbesserte System der Illuminaten": Der Orden wurde 1776 vom Philosophen Adam Weishaupt in Ingoldstadt gegründet. (Quelle: Goran Basic/ullstein-bild)

1776 nahmen seine Pläne Gestalt an, als er seine Lieblingsstudenten in den Bund aufnahm, der bald der Illuminatenorden werden sollte. Die neue Gruppe bestand zwar nur aus fünf Mitgliedern, aber sie hatte nichts weniger im Sinn als die Schaffung eines Reiches der Freiheit, Gerechtigkeit und Vernunft für die ganze Welt. Leider gab es Widersprüche in Weishaupts Plan, welche die Gruppe für die gesamte Dauer ihrer kurzen Existenz behindern sollte.

Ihre universellen Ziele vertrugen sich schlecht mit der Tatsache, dass ihre eigentliche Botschaft nur einem ausgewählten inneren Zirkel bekannt war. Überdies sollte Weishaupts idealer Illuminatus einen extrem unabhängigen kritischen Geist mit dem unbedingten Gehorsam gegenüber der Ordenshierarchie in Einklang bringen.

Die höchste Stufe: "Areopagus"

Weishaupt strebte eine dreistufige Organisation an. Die jungen Lehrlinge ganz unten wurden von den Anführern bei ihren ersten Schritten überwacht. Auf der zweiten Stufe, der "Minerva" geweiht, sollten die Anhänger ein intensives und breitgefächertes Studium durchlaufen. Nur die klügsten und besten würden die dritte Stufe erreichen, den "Areopagus" (nach einem Ältestenrat im antiken Athen benannt), auf der sie die wahren Absichten der Illuminaten erfahren und eine Strategie ausarbeiten würden.

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"Phryne vor dem Areopag": Das Gemälde von Jean-Leon Gérôme zeigt eine überbrachte Szene im Rat von Athen. (Quelle: imago-images-bilder)