Wer zahlt die Differenz zum Krankengeld?

Wer zahlt die Differenz zum Krankengeld?

Das Krankengeld beträgt durchschnittlich auf 70 Prozent. Foto: CC0 / Pixabay / Parentingupstream

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  • Wer erhält Krankengeld?
  • Ab wann erhalte ich Krankengeld?
  • Wie viel Krankengeld bekomme ich?
  • Wie lange wird gezahlt?
  • Haben Selbstständige auch einen Anspruch?

Das steht fest: Bist du länger als sechs Wochen krank, dann gibt es keine Lohnfortzahlung mehr vom Arbeitgeber. Im Sozialstaat Deutschland springt dann Gott sei Dank die Krankenversicherung mit dem Krankengeld in die Bresche. Aber es gibt Abstriche. Wie viel? Darüber informieren wir.

Wer erhält Krankengeld?

Krankengeld wird gezahlt an gesetzlich krankenversicherte Arbeitnehmer*innen, Auszubildende und Bezieher*innen von Arbeitslosengeld I.

Als Student bekommen in der Regel kein Krankengeld - auch dann nicht, wenn er oder sie neben dem Studium versicherungsfrei jobbt.

Bei einem Arbeitsunfall oder einer Berufskrankheit gibt es kein Krankengeld. In diesen Fällen springen die Unfallkassen (öffentlicher Dienst) oder die Berufsgenossenschaft (Privatwirtschaft) zuständig.

Ab wann erhalte ich Krankengeld?

Die meisten Arbeitnehmer*innen (zu den Ausnahmen gibt es hier eine Information der AOK) haben Anspruch auf Lohnfortzahlung durch ihren Arbeitgeber während der ersten sechs Krankheitswochen. Erst ab der siebten Woche springt die Kasse ein und zahlt Krankengeld.

Arbeit­geber*innen müssen das Gehalt für arbeits­unfähige Arbeitnehmer*innen auch dann nur sechs Wochen fortzahlen, wenn in dieser Zeit eine weitere Krankheit auftritt, die ebenfalls zur Arbeits­unfähigkeit führt. Das hat das Bundes­arbeits­gericht (BAG) im Fall einer Alten­pflegerin entschieden. (Urteil vom 11.12.2019, Az. 5 AZR 505/18).

Sobald der Arzt die Arbeitsunfähigkeit bescheinigt hat, hat der oder die Versicherte Anspruch auf Krankengeld. Das gilt auch ab dem ersten Tag eines stationären Aufenthalts in einem Krankenhaus oder in einer Vorsorge- oder Reha-Einrichtung der Krankenkasse. Unter bestimmten Bedingungen wird auch Krankengeld bezahlt, wenn ein krankes Kind zu betreuen ist.

Wie melde ich mich krank?

Die Krankmeldung durch den Arzt, oft "Attest" oder "gelber Schein" genannt, ist eigentlich die "Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU-Bescheinigung)", die ausgesprochen wichtig ist. Ohne sie läuft nichts. Und das ist exakt zu beachten:

  • Du musst deinem Arbeitgeber unverzüglich mitteilen, dass du krank bist (ab dem ersten Tag). Sobald du mehr als drei Tage am Stück ausfällst, ist dem Arbeitgeber das ärztliche Attest vorzulegen. Dieses ist spätestens am vierten Tag einzureichen. Der Arbeitgeber kann das auch früher verlangen (Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts (BAG), vom 14.11.2012, Az.: 5 AZR 886/11).
  • Das AU-Bescheinigung ist bei der Krankenkasse innerhalb einer Woche nach Beginn der Arbeitsunfähigkeit vorzulegen – dafür bist du selbst verantwortlich, der Arbeitgeber erledigt das nicht.
  • auch bei jeder Verlängerung der Arbeitsunfähigkeit ist dies sowohl gegenüber dem Arbeitgeber als auch der Krankenkassen per Folge-Attest zu belegen.

Für den/die gesetzlich Versicherte*n wird seit 2021 schrittweise die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU)eingeführt. Der behandelnde Arzt übermittelt dann das Attest digital an die Krankenkasse. Falls das digitale Format noch nicht funktioniert, bist du selbst für die Zusendung an die Krankenkasse verantwortlich.

Wie viel Krankengeld wird gezahlt?

Das Krankengeld wird für jeden Kalendertag bezahlt, an dem du krankgeschrieben bist. Es richtet sich nach der Höhe deines regelmäßigen Einkommens: Das Krankengeld beträgt 70 Prozent vom Bruttoeinkommen, jedoch höchstens 90 Prozent vom Netto (§ 47 Sozialgesetzbuch V). Einmalzahlungen wie Weihnachtsgeld werden berücksichtigt. Im Internet hält die Stiftung Warentest einen kostenlosen Krankengeld-Rechnerbereit.

Das Krankengeld ist auf einen bundeseinheitlichen gesetzlichen Höchstbetrag von 112,88 Euro pro Tag (Wert für das Jahr 2022) begrenzt. Vom Krankengeld werden noch die Beiträge zur Renten-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung abgezogen. Abgaben zur Krankenversicherung sind nicht zu zahlen. Für die meisten Arbeitnehmer bedeutet dies, dass sie mit ihrem Krankengeld weniger Einkommen zur Verfügung haben.

In einigen Branchen wird das Krankengeld aufgestockt, etwa in der Chemie-Industrie, der Versicherungs­branche und im Bank­gewerbe. Im öffent­lichen Dienst bekommen kranke Arbeitnehmer, die mindestens drei Jahre beschäftigt sind, die Differenz zwischen Krankengeld und Netto­lohn vom Arbeit­geber dazu. Dies gilt bis zu einer Krank­heits­dauer von zehn Monaten. Erst bei längerer Erkrankung fällt dieser Zuschlag weg. Zieht sich eine Arbeitsunfähigkeit über Monate und musst du für Medikamente und Hilfsmittel selbst größere Beträge zahlen oder wegen der Krankheit die Wohnung umbauen, kann es finanziell eng werden. Einen zusätzlichen Schutz gegen dieses Risiko bieten einige Berufsunfähigkeitsversicherungen, die auch bei längerer Arbeitsunfähigkeit zahlen.

Wie lange wird Krankengeld gezahlt?

Versicherte erhalten Krankengeld wegen ein und derselben Krankheit für höchstens 78 Wochen (19,5 Monate) innerhalb von je drei Jahren. Gerechnet wird das vom Tage des Beginns der Arbeitsunfähigkeit an. Die Zeit der Entgeltfortzahlung durch den Arbeitgeber wird also mitgezählt.

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Und: Dabei musst du auch nicht an einem Stück krankgeschrieben sein. Die Zeiträume werden zusammengezählt, wenn es sich um dieselbe Krankheit handelt. Die Leistungsdauer verlängert sich nicht, wenn während der Arbeitsunfähigkeit eine andere Krankheit hinzukommt. 

Du erhältst nur dann durchgehend Krankengeld, wenn dein Arzt dich ohne Unterbrechung arbeitsunfähig schreibt. Eine rückwirkende Krankschreibung ist nicht möglich. Das heißt: Du musst spätestens am Werktag, nach dem die Krankmeldung ausläuft, wieder zum Arzt. Endet die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) an einem Freitag, reicht es, wenn die weitere Krankschreibung am anschließenden Montag erfolgt.

Haben Selbstständige auch einen Anspruch auf Krankengeld?

Für Selbstständige gibt es keinen gesetzlichen Anspruch auf Krankengeld. Sie haben aber verschiedene Möglichkeiten, um sich dennoch für den Krankheitsfall abzusichern:

  • Du gibst eine Wahlerklärung gegenüber der Krankenkasse ab und zahlst einen höheren Beitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung, der auch den Anspruch auf Zahlung von Krankengeld beinhaltet.
  • Du schließt einen Wahltarif Krankengeld bei der gesetzlichen Krankenversicherung ab.
  • Alternativ kannst du eine private Krankentagegeld-Versicherung abschließen.

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Wer überweist den Krankengeldzuschuss?

Der Krankengeldzuschuss ist eine lohnsteuerpflichtige Zahlung des Arbeitgebers während des Bezugs von Krankengeld. Er soll finanzielle Nachteile ausgleichen. Der Anspruch, die Höhe und die Dauer sind oft in Tarifverträgen oder in Betriebsvereinbarungen geregelt. Eine gesetzliche Zahlungsverpflichtung besteht nicht.

Wann bekommt man Krankengeldzuschuss?

Die meisten Arbeitnehmer haben allerdings Anspruch auf Lohnfortzahlung durch ihren Arbeitgeber während der ersten sechs Krankheitswochen. Erst ab der siebten Woche springt dann die Krankenkasse ein und zahlt Krankengeld. Ihrem Arbeitgeber unverzüglich mitteilen, dass Sie krank sind.

Wie berechnet man den Zuschuss zum Krankengeld?

Der Arbeitgeber muss die Sozialleistung nicht selbst berechnen. Der Krankengeldzuschuss (§ 22 Abs. 2 Satz 1 und 2 TVöD) errechnet sich grundsätzlich aus dem Differenzbetrag zwischen dem tariflichen Netto-Entgelt und dem gesetzlichen Brutto-Krankengeld.

Wird Krankengeldzuschuss auf Krankengeld angerechnet?

Werden während des Krankengeldbezugs Zuschüsse des Arbeitgebers und sonstige Einnahmen aus einer Beschäftigung gewährt, gelten diese nicht als beitragspflichtiges Arbeitsentgelt. Die Einnahmen dürfen zusammen mit dem Krankengeld das Nettoarbeitsentgelt um nicht mehr als 50 EUR monatlich übersteigen.