Wo sitzt der Saaldiener im Bundestag?

Stuttgart. Wenn ein Redner im Landtag Durst hat und das Wasserglas leer ist, kommen die Saaldiener. Sie sind die stillen Helfer im Hintergrund und sorgen für einen reibungslosen Ablauf der Sitzungen.

Sitzungstag im baden-württembergischen Landtag: Bevor Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) den Plenartag startet, sind die Frauen und Männer des Ordnungs- und Sitzungsdienstes schon mehr als eine Stunde im Einsatz. So wie Thomas Kraus und Corina Rädel am letzten Sitzungstag vor der Sommerpause.

Der 60-Jährige und die 54-Jährige legen schon am frühen Morgen mit den anderen die Drucksachen auf die Plätze der 143 Abgeordneten. «Vielleicht gibt es das papierlose Büro. Bei uns aber nicht», sagt Kraus. Es mache sich bemerkbar, dass es eine Fraktion mehr gebe, fügt seine Kollegin Rädel hinzu. Seit 2016 sitzt die AfD im Stuttgarter Landtag. Kraus und Rädel zählen zu den fünf Männern und sechs Frauen, die im Herz der baden-württembergische Politik auch im Saaldienst bei Plenardebatten und Ausschusssitzungen eingesetzt werden. Sie sind die stillen Helfer im Hintergrund. Sie bringen dem Angeordneten fehlende Unterlagen oder tragen ihnen auch einmal das vergessene Handy hinterher.

Kraus und Rädel bringen zugleich frisches Wasser für die Redner und die Präsidentin. «Als ich angefangen habe, hat nur der Präsident Wasser bekommen», sagt der 60-Jährige. Er ist nun 17 Jahre mit von der Partie. Inzwischen bekommen auch die Schriftführer Wasser. Die Angst, in der Öffentlichkeit zu stolpern, kennt jeder Saaldiener.

Kraus erinnert sich schmunzelnd an folgende Geschichte: Auf dem Weg zur Präsidentin, die erhöht sitzt, müssen zwei Stufen überwunden werden. Als er einmal ein Wasserglas bringen wollte, sei er außer Tritt geraten und das volle Glas sei auf dem Tablett hin- und hergerutscht. «Das Wasser ist aber nur übergeschwappt.» Alle erhalten Sprudel. Nur für eine Person wird eine Ausnahme gemacht: Das ist Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). «Der bekommt Tee, Kräutertee», sagt Rädel.

Und die Saaldiener passen auch auf, dass die Besucher sich gut benehmen. Jüngstes Beispiel ist eine Aktion von sechs jungen Klimaschutzaktivisten gewesen. Sie hatten mehrere Dutzend Flugblätter von der Besuchertribüne hinab in den Sitzungssaal geworfen. Sofort führten Mitarbeiter des Landtags die jungen Klimaaktivisten von der Tribüne und nach draußen. Zugleich sorgen sie dafür, dass der Plenarsaal während der Debatten nur von Abgeordneten betreten wird.

Und welche Erfahrung haben Politiker mit den Saaldienern gemacht? Sie erlebe die Mitarbeiter des Ordnungs- und Sitzungsdienstes als sehr fürsorglich, sagt Aras. «Mein Wasserglas ist immer voll.» Und auch für die Redner sei bei hitzigen Debatten umso wichtiger, dass die Kehle nicht austrockne und sie jederzeit einen Schluck Wasser trinken könnten.

Und für SPD-Fraktionschef Andreas Stoch sind sie «hilfsbereite Menschen» auf die man sich immer verlassen kann. Sie sind praktisch während der etwa 30 Sitzungswochen die Heinzelmännchen des Landtags. Aber deutlich besser angezogen. Die Dienstuniform ist ein dunkelblaues Kostüm oder ein dunkelblauer Anzug. Die Männer tragen noch zusätzlich Krawatte mit Landeswappen. «Und weißes Hemd am Plenartag und hellblaues Hemd bei Ausschusssitzungen», berichtet Kraus weiter.

Im Bundestag sind aktuell 59 Männer und Frauen im Saaldienst tätig, wie ein Sprecher sagt. In Berlin werden sie als Plenarassistenten bezeichnet, seit die Volksvertreter von Bonn an die Spree gezogen sind. Um den Dienst im Plenarsaal mit dem Bundesadler antreten zu können, ist mindestens ein Hauptschulabschluss und eine Berufsausbildung nötig. Beispielsweise im Hotel- und Gaststättengewerbe und entsprechende Berufserfahrung. Ähnliche Einstellungsvoraussetzungen gelten auch für den Landtag. Kraus hatte einst eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann gemacht. Vor seinen Wechsel in den Landtag war er zuletzt bei einer Bank befristetet beschäftigt. Und als junger Vater habe er damals eine feste Stelle gesucht.

Die Saaldiener im Deutschen Bundestag

Saaldiener Die im Bundestag tätigen Saaldiener sind eine Art Parlaments-Butler. Sie tragen auch die Berufsbezeichnung Plenarassistent oder Parlamentsassistent.

Saaldiener

Die im Bundestag tätigen Saaldiener sind eine Art Parlaments-Butler. Sie tragen auch die Berufsbezeichnung Plenarassistent oder Parlamentsassistent. Diese unterstehen wiederum den Plenarsekretären. Zu erkennen sind alle an ihrem dunkelblauen Frack mit Goldknöpfen. Auch Frauen üben diesen Beruf aus.

Aufgaben

Im Bundestag sind sie für die Einhaltung der Hausordnung und den reibungslosen Ablauf der Sitzungen verantwortlich. Sie achten darauf, dass nur die dazu Befugten den Plenarsaal oder Ausschüsse betreten. Sie verteilen Papiere und betreuen technische Anlagen wie Mikrofone und die Übertragungsgeräte für Dolmetscher. Zudem hissen sie die Flaggen.

Ausbildung

Um Saaldiener zu werden, ist keine spezielle Ausbildung vorgeschrieben. Voraussetzungen sind jedoch hohes Verantwortungsbewusstsein, gutes Namens- und Personengedächtnis, Organisationstalent und technisches Verständnis.

ela

Wer sitzt wo im Deutschen Bundestag?

Von ihm aus rechts im Halbkreis sitzen die Abgeordneten der AfD. Daneben sitzen die Abgeordneten der CDU/CSU und anschließend mittig die FDP. Links-mittig sitzt die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, und in der linken Hälfte des Plenums hat die SPD-Fraktion ihren Platz.

Wer war alles Bundestagspräsident?

Präsident des Deutschen Bundestages.

Für was ist der Bundestag zuständig?

Die wichtigsten Aufgaben des Bundestages sind die Gesetzgebung und die Kontrolle der Regierungsarbeit. Die 736 Abgeordneten entscheiden auch über den Bundeshaushalt und die Einsätze der Bundeswehr im Ausland. Eine weitere wichtige Aufgabe des Bundestages ist die Wahl der Bundeskanzlerin oder des Bundeskanzlers.