Ab wie viel Grad ist Hitzefrei Niedersachsen

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Erstellt: 14.09.2016Aktualisiert: 14.09.2016, 13:58 Uhr

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Ab wie viel Grad ist Hitzefrei Niedersachsen

© dpa

Hannover - "Hitzefrei" - ein Zauberwort für Schüler, doch mitten im September mehr als ungewöhnlich. Am Mittwoch war es wieder soweit: Schon nach der vierten Stunde war vorzeitig Schluss für Annika (13), Julius (14) und ihre Mitschüler aus der Gesamtschule Mellendorf nördlich von Hannover.

Auch in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und anderswo gab es diese Woche schon Hitzefrei. Hitzefrei in Schulen im September - gab es das schon mal? Ja, zum Beispiel vor fast 30 Jahren in Baden-Württemberg. Dort hatten Tausende Schüler bei Temperaturen um die 30 Grad sogar noch später im Jahr Hitzefrei, nämlich am 18. September 1987. Dagegen sagt Swantje Klapper, Direktorin des Gymnasiums in der Wedemark bei Hannover: „Das ist erstmalig, dass wir im Herbst Hitzefrei geben."

Das Thermometer zeigt 32 Grad im Schatten, muss es jetzt für Schüler hitzefrei geben? 

Nein, einen Anspruch darauf hat kein Kind. Die Regelungen sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, die Schulleitungen haben großen Spielraum. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise heißt es im Gesetz: „Anhaltspunkt ist eine Raumtemperatur von mehr als 27 Grad Celsius, bei weniger als 25 Grad ist Hitzefrei nicht zulässig." Das Kultusministerium in Bayern betont, die Entscheidung liege in der Verantwortung der Schulleitungen. Die Schülerbeförderung nach Hause dürfe aber durch einen früheres Unterrichtsende nicht gefährdet sein. 

Müssen alle Kinder einer Schule gleich behandelt werden?

Oft bekommen nur die jüngeren Schüler frei, die älteren müssen weiter schwitzen, weil sie als belastbarer gelten und außerdem schon mal lernen sollen, dass es im Arbeitsleben auch kaum Hitzefrei gibt. Die Teenies machen ihrem Ärger derzeit viel in sozialen Netzwerken Luft: "Dieser Moment, wenn durchgesagt wird, dass für alle Mittelstufenschüler hitzefrei ist, aber du seit dreieinhalb Wochen Oberstufenschüler bist ...". 

Wenn die Schulen schon früher dicht machen, müsste es dann nicht auch Hitzefrei in Kitas geben? 

Aus medizinischer Sicht nicht unbedingt, meint Kai-Peter Schubert, Oberarzt im Kinder- und Jugendkrankenhaus Auf der Bult in Hannover. Für Eltern wäre das auch noch schwerer abzupuffern als bei einem Schulkind. Mediziner Schubert meint: „Kitas haben viel mehr die Möglichkeit, mit den Kindern Ort und Aktivitäten zu variieren." 

Macht Hitzefrei aus medizinischer Sicht überhaupt Sinn für Kinder? 

„Das hängt von dem Umständen vor Ort ab", sagt Mediziner Schubert. „Es sollte dafür gesorgt werden, dass die Schüler genügend trinken und die Klassenräume dauerhaft gut gelüftet werden. Beim Sport sollten nicht Belastungstests in praller Sonne gemacht werden." 

Hitzefrei im September - hat das etwas mit dem Klimawandel zu tun?

Darüber wird diskutiert. Global gesehen war es von Juni bis August 2016 so warm wie nie zuvor in diesem Zeitraum seit Beginn der Aufzeichnungen. „Wir stecken mitten im Klimawandel", sagt der Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes, Paul Becker. In Deutschland seien die Temperaturen in diesem Jahr allerdings nicht besonders auffällig gewesen. 

Und was machen Schüler bei Hitzefrei?

Früher ging die Clique direkt ins Freibad, heute chillt die liegende Generation mit Smartphone daheim auf dem Sofa. Und schreibt bei Twitter: „Kann heute ein zusätzliches Video auf YouTube raushauen, weil ich heut hitzefrei in der Schule bekommen habe."

dpa

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Wann gibt’s Hitzefrei?

Ab wie viel Grad ist Hitzefrei Niedersachsen

Bei Temperaturen um die 30 Grad fällt das Denken deutlich schwerer. Theoretisch ein Grund für Hitzefrei. In Niedersachsen entscheidet aber nicht das Thermometer über den Schulausfall.

Oldenburg Es könnte alles so schön sein. 30 Grad und die Sonne knallt. Eigentlich perfektes Wetter, um schwimmen zu gehen, sich abzukühlen und die Temperaturen zu genießen. Wäre da nicht diese Schule, die einen von morgens bis Mittag im Klassenraum hält.

Schulleitung entscheidet über Hitzefrei

Klassischerweise schreien jetzt alle nach Hitzefrei, doch so einfach ist es nicht. Das Kultusministerium in Niedersachsen hat zu dem Thema in einem Runderlass festgelegt, dass Hitzefrei nicht von einer bestimmten Temperatur abhängig ist. Vielmehr wird die Entscheidung nach dem Ermessen des Schulleiters oder der Schulleiterin gefällt. Nur wenn dieser oder diese erkennt, dass der Unterricht unter den heißen Bedingungen „erheblich beeinträchtigt“ ist, kann er oder sie den Ausfall des der verbleibenden Schulstunden anordnen.

Eltern müssen zustimmen

Dennoch haben Schulen eine Aufsichtspflicht zu erfüllen. Aus diesem Grund dürfen Grundschüler nur mit der Zustimmung der Erziehungsberechtigten nach Hause entlassen werden.

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Wann gibt es in Niedersachsen Hitzefrei?

Ein Recht auf Hitzefrei gibt es jedoch nicht – selbst wenn die Temperaturen höher als 35 Grad liegen. Nur wer sich temperaturbedingt unwohl fühlt, darf nach Hause gehen, braucht jedoch womöglich ein Attest.

Wie warm muss es sein um Hitzefrei zu bekommen?

Als Anhaltspunkt ist von einer Raumtemperatur von mehr als 27 Grad Celsius auszugehen. Beträgt die Raumtemperatur weniger als 25 Grad Celsius, darf Hitzefrei nicht erteilt werden.

Wann gab es früher Hitzefrei in der Schule?

Das Phänomen Hitzefrei scheint nach und nach zu verschwinden. Einst sang Rudi Carrell in seinem Schlager "Wann wird's mal wieder richtig Sommer" aus dem Jahr 1975: "Ja früher gab's noch Hitzefrei." Das Freihaben bei hohen Temperaturen gehört in der Erinnerung vieler zum Sommer wie Freibad-Pommes.

Ist Hitzefrei abgeschafft?

In Deutschland gibt es kein bundesweites Hitzefreigesetz: Die Bundesländer können eigenständig entscheiden, ob und wann es in Schulen Hitzefrei gibt.