Baby schläft nur wenn es geschaukelt wird

Liebes Team, meine Tochter wird in den nächsten Tagen 4 Monate alt. Die ersten 3 Monate waren eine Qual. Wir hatten zu Beginn unsere Probleme mit den sog. „3Monats-Koliken“ – heute eher als Regulationsstörung bezeichnet. Stundenlanges Schreien am Abend, dieses ließ sich oft nur durch massives Geschaukel kurzzeitig unterbrechen. Da das Schreien mich rasch enorm stresste (ich bin zudem alleinerziehend), setzte ich mit Geschaukel halt auch alles dran, um das Kind auf diese Art zu beruhigen. Das Geschaukel erinnerte dabei wohl eher an eine Achterbahnfahrt als an ein sanftes Wiegen. Oftmals hatte ich meine Tochter, damit es körperlich für mich machbar war, im Tragetuch und „rockte“ durch die Wohnung. Irgendwann schlief sie dann im Tragetuch ein, ließ sich nachts dann auch ablegen, kam aber etwa im 2Stunden-Takt zum Stillen. Danach schlief sie entweder ein, oder musste wieder geschaukelt werden. Tagsüber war sie übermüdet und gereizt, schlief ebenfalls nur im Tragetuch ein, um dann stets nach 20-30min wach zu werden. Ablegen ging tagsüber nie. Im Kinderwagen schlief sie manchmal. Autofahren war die Hölle, da selbst Kopfsteinpflaster nicht ausreichte, um sie zu beruhigen.
Deutlich besser geworden ist es, seitdem ich Ende des dritten Monats einen sehr strukturierten Tagesablauf in immer der gleichen Reihgenfolge eingeführt habe. Schlafen – Stillen – Wickeln – Wachphase. Ich lasse meine Tochter also keinen Hunger anzeigen, sie wird nach dem Schlafen angelegt und trinkt auch immer. Wenn sie müde wird (zeigt dieses gut durch Quengeln, Augen reiben, Gähnen an) wird sie konsequent in den Schlaf geschaukelt. Diese Reihenfolge wiederholt sich etwa 6x täglich im Abstand von 2 Stunden. Die Wachphase beträgt dabei etwa 1,5h. Schlafen tut sie unverändert nur 30-35min und ist dann wieder wach. Wir gestalten die Wachphasen relativ reizarm. Kein Fernseher, kein Radio, selten Besuch, keine Einkäufe. Ihr Tag hat insgesamt etwa 12 Stunden. Abends haben wir ein Ritual (Wickeln mit Nachtlied, Stillen, in den Schlaf schaukeln). Schnuller nimmt sie nicht. Ist auch keine Daumenlutscherin. Einen anderen „Tröster“ hat sie (noch?) nicht, da sie erst in den Anfängen des Greifens ist. Bauchlage wird zunehmend toleriert. Drehen tut sie sich noch nicht.
Wie gesagt – insgesamt ist es mit dem konsequenten Tagesablauf deutlich besser geworden. Ich kann meine Tochter mittlerweile mit weniger Geschaukel (Arm, Schaukelstuhl) relativ schnell beruhigen (wechselhaft 5 – 40min), sodass sie dann auch in den Schlaf hinüber findet und sich mittlerweile auch (fast jedesmal) ablegen lässt. Auch die Nächte sind zumindest in der vergangenen Woche besser gewesen. Zum Teil kam sie sogar nur ein- zweimal zum Stillen und schlief danach weiter. Und „wir“ haben wieder Freude aneinander, da sie die Wachphasen ein sehr fröhliches Kind ist, das viel lacht, mir gerne beim Singen zuhört und neugierig in der Gegend rumschaut.
Jedoch: sobald ich nicht schaukel ernte ich massives Gebrüll. Hochroter Kopf, wildes Gestrampel und Gezappel (deswegen muss ich sie stets zum Einschlafen in einer Decke pucken). Das Brüllen ist regelrecht cholerisch und wenn man sie mal nicht gleich mit starkem Geschaukel beruhigt steigert sie sich immer mehr rein und verschluckt sich irgendwann heftig. Selbst beim Kinderwagen schieben muss ich schaukeln. Dafür wippe ich leicht auf den Hinterrädern. Dies muss ich zwar in der Intensität nicht mehr so heftig betreiben wie noch vor Wochen, aber weglassen geht dennoch nicht. Auch andere „unangenehme“ Situationen wie Anziehen enden gern im Schreien und dieses ist dann nur durch Hochnehmen auf den Arm zu unterbrechen. So wacht sie zB regelmäßig nach dem Schlafen schreiend auf und beruhigt sich erst auf dem Arm wieder.
Ich weiß, dass das Problem darin begründet liegt, dass sich meine Tochter nicht genug selbst regulieren kann, sondern derzeit meine Hilfe in Form von Schaukeln braucht um runter zu kommen. Nun habe ich die Frage, ob sich dies in diesem Alter noch „verwächst“?! Wird es jetzt mit zunehmender Selbstständigkeit (Greifen, Drehen) besser? Ich habe das Gefühl unser Teilerfolg stagniert derzeit seit zwei/drei Wochen. Kann ich meine Tochter diesbezüglich unterstützen? Ich sehe mich sonst in 6 Monaten noch mit dem Kind auf dem Arm schaukeln…

1 Antwort

Experte Administrator hat vor 5 Jahren geantwortet

Liebe geduldige Mama, ich bin richtig voller Achtung für so eine lange Wegstrecke des schwierigen Tröstens! Obgleich es wirklich nicht einfach ist, haben  Sie alles so differenziert und liebevoll beschrieben. Ich habe das bei meiner ersten fordernden und sehr lauten Tochter nur überlebt, weil ich immer bei meiner Nachbarin klingeln konnte. Von Ihr holte ich mir Tee, Ruhe und die Bespaßung meines anstrengenden Babys wenn ich nicht mehr konnte. Machen Sie das wirklich alles ganz allein? Wie kommen Sie denn dann runter? Und schlafen und essen Sie denn auch genug? Für Sie beide ist es sehr wichtig ein funktionierendes soziales Netz auf zubauen, denn nicht nur in Afrika brauchen wir ein Dorf um ein Kind groß zu ziehen. Haben Sie schon versucht von Wellcome Hilfe zu bekommen?
Sie beschreiben ganz genau was für Ihr Baby jetzt wichtig ist: weniger heftige Reize von außen und mehr Reifung der selbstregulatorischen Kompetenz der Kleinen. Obwohl Sie alles richtig machen, kann sie sich so schlecht entspannen und fällt zu wenig in den Tiefschlaf. Haben Sie überprüfen lassen ob sie eventuell zu überstreckt oder sogar ein bißchen schief ist? Eine osteopathische oder physiotherapeutische Unterstützung aber auch die entwicklungspsychologische Beratung kann helfen eventuelle Blockaden zu erkennen und die Ansätze des Kindes zur Selbstberuhigung zu suchen sowie sie in ihrer selbstregulatorischen Kompetenz zu unterstützen.
Die starken Reize wie Schaukeln werden schnell Automatismen und sind später eher schwer abzustellen. Klare körperliche Informationen wie bei der Babymassage oder beim Tragen im Tuch mit sanften Bewegungen wären jetzt angesagt. Das könnte beim Baden oder Wickeln stattfinden. Das was Ihnen beiden hilft sind die schönen Momente, die Sie beschreiben. Davon sollte es so viele wie möglich geben, damit Ihre Batterie immer wieder aufgeladen wird. Daneben liebe Mama, brauchen auch Sie mal Schlaf und Erholung, also eine gute Fee, die Ihnen ihr Kind regelmäßig abnimmt. In dem Alter strahlen Babys alle Gesichter an und freuen sich an der Kommunikation, also eine ideale Situation eine (mindestens) dauerhafte weitere Bezugsperson einzuführen. 
Wenn Sie mir gern noch einmal schreiben würden wo Sie wohnen, kann ich Ihnen vielleicht einen konkreten Tip geben, wer in der Nähe Ihres Wohnorts unterstützend sein könnte sowohl in professioneller Hinsicht wie auch als „guter hilfreichen Engel“. Dann werden Sie ihr Kind gemeinsam gut schaukeln und müssen nicht mehr rocken, denn das geht echt auf die Kraft. Ich hoffe Ihnen ein wenig Infos in die richtige Richtung gegeben zu haben und freue mich von Ihnen zu hören, wenn Sie mehr brauchen.

Wie schläft Baby ohne schaukeln ein?

Was bei der Abgewöhnung wichtig ist: Lass dein Kind nicht schreien. Führe das Abendritual wie gewohnt durch, aber statt dein Kind zu schaukeln, nimmst du es zu dir und setzt dich mit ihm hin. Er wird protestieren, weil er etwas anderes erwartet. Also trägst du ihn ein wenig, setzt dich dann wieder hin.

Warum schlafen Babys beim schaukeln ein?

Warum beruhigt sich ein Baby beim Schaukeln? Babys lieben es, wenn sie in Bewegung sind. „Das liegt daran, dass sich Babys durch das leichte Schaukeln an die Zeit in Mamas Bauch erinnert fühlen. Bewegungen setzen sie instinktiv mit körperlicher Nähe und Sicherheit gleich“, erklärt Hebamme Kerstin Hielscher.

Wieso müssen Babys immer geschaukelt werden?

Denn die Atmung der Mutter setzt auch nachts das Fruchtwasser sanft in Bewegung. Für Babys ist geschaukelt werden also der Normalzustand. Sie kennen es nicht anders. Doch sobald sie auf der Welt sind, steht alles still und es ist laut und hell.

Wieso mein Baby nur in Bewegung einschlafen kann?

Es schüttelt im Schlaf seine Beine und Arme, manchmal auch den Kopf, und man macht sich Sorgen, dass es Schmerzen hat oder dass etwas nicht stimmt. Es gibt keinen Grund zur Sorge! Es ist normal, dass sich Babys im Schlaf bewegen, denn das bedeutet, dass ihre Gehirnaktivität aktiv ist.