Da oben auf dem Berge da steht eine Kuh

Top Stimmungslieder Lyrics

HOLLADIHIA und HOLLADIHO
1.
Da droben aufm Berg
Da steht ein Soldat
Der hat in der Hose Kartoffelsalat
Refrain:
Holla di hi, holla di ho
Holla di hopsassa, holla di ho
Holla di hi, holla di ho
Holla di hopsassa, holla di ho
2.
Mein Vater ist Schreiner
Sein Sohn der bin ich
Mein Vater macht Wiegen
Was reinkommt, mach ich
Refrain:
Holla di hi, holla di ho
Holla di hopsassa, holla di ho
Holla di hi, holla di ho
Holla di hopsassa, holla di ho
3.
Da droben aufm Berg
Da steht ein Polizist
Der wird von den Mädchen
So gerne geküsst
Refrain:
Holla di hi, holla di ho
Holla di hopsassa, holla di ho
Holla di hi, holla di ho
Holla di hopsassa, holla di ho
4.
Ich steh' auf der Brücke
Und spuck' in den Kahn.
Da freut sich die Spucke
Dass sie Kahn fahren kann.
Refrain:
Holla di hi, holla di ho
Holla di hopsassa, holla di ho
Holla di hi, holla di ho
Holla di hopsassa, holla di ho
5.
Auch ich war ein Jüngling
Mit lockigem Haar
Doch heut' hab' ich nur noch
Am Hintern ein paar
Refrain:
Holla di hi, holla di ho
Holla di hopsassa, holla di ho
Holla di hi, holla di ho
Holla di hopsassa, holla di ho
6.
Das droben aufm Berg
Da steht eine Kuh
Die macht ihren Hintern
Mal auf und mal zu ( Muh)
Refrain:
Holla di hi, holla di ho
Holla di hopsassa, holla di ho
Holla di hi, holla di ho,
Holla di hopsassa, holla di ho

Da oben auf dem Berge da steht eine Kuh

Das nordbairische Sprachgebiet

Nordbairisch wird im größten Teil der Oberpfalz, in den südöstlichsten Teilen von Oberfranken (Sechsämterland) und Mittelfranken, im nördlichsten Teil von Oberbayern und im südlichsten Teil Sachsens (Südvogtland) gesprochen. In der südöstlichen Oberpfalz und im nördlichsten Teil von Niederbayern werden Mischformen aus Nord- und Mittelbairisch – sprachwissenschaftlich Nordmittelbairisch genannt – gesprochen, wobei die Stadt Regensburg eine mittelbairische Sprachinsel innerhalb dieses Raums ist.

Die Dialekte des Oberpfälzer und des Bayerischen Waldes nennt man dialektnah auch das „Waidlerische“. Sprachwissenschaftlich handelt es sich dabei um nordbairische, nordmittelbairische und mittelbairische Dialekte, wobei die nordbairischen Elemente nach Norden hin schrittweise zunehmen.

Die ostfränkischen Dialekte im östlichen Mittelfranken bis einschließlich Nürnberg zeigen starken nordbairischen Einschlag und markieren damit ein bairisch-fränkisches Übergangsgebiet.

Das Nordbairische ist eine urtümliche Variante des Bairischen, die noch viele Archaismen bewahrt, die im zentralen mittelbairischen Sprachraum schon ausgestorben sind. Es hat viele lautliche Eigenheiten, die es teilweise mit den benachbarten ostfränkischen Dialekten teilt. Im Folgenden werden die wichtigen lautlichen Merkmale des Nordbairischen aufgeführt, durch die es sich vom Mittelbairischen unterscheidet.

Das Nordbairische zeichnet sich besonders durch die „gestürzten Diphthonge“ (voraus lagen mhd. uo, ië und üe) und die diphthongierten mittelhochdeutschen Langvokale â, ô, ê und œ aus; beispielsweise entsprechen den standarddeutschen Wörtern Bruder, Brief und müde (monophthongierte Vokale) hier Brouda, Brejf und mejd (zuerst Monophthongierung, danach erneute Diphthongierung) anstatt Bruada, Briaf und miad (erhaltene Diphthonge) wie im Mittelbairischen südlich der Donau. Weiterhin entspricht beispielsweise dem standarddeutschen Schaf hier Schòuf (mittelbair. Schòòf), rot hier ròut/rout (mittelbair. rot/rout), Schnee hier Schnèj (mittelbair. Schnèè), oder böse hier bèjs (mittelbair. bèès).

In den nördlicheren und den westlicheren nordbairischen Dialekten bleiben diese Diphthonge auch vor vokalisiertem r erhalten und bilden somit Triphthonge, beispielsweise in Jòua, Òua, Schnoua, umkèjan, Beja, was südlicherem und mittelbairischem Jòòa/Jåår, Oor, Schnuua, umkeern, Biia und standarddeutschem Jahr, Ohr, Schnur, umkehren, Bier entspricht.

Bei den Dialekten im Westen und im Nordwesten des nordbairischen Sprachraums ist charakteristisch auch eine Hebung der Vokale e (und ö nach Entrundung) und o zu i und u zu verzeichnen, beispielsweise Vuugl und Viigl, im Gegensatz zu den südlicheren Formen Voogl und Veegl für standardsprachlich Vogel und Vögel. Diese Hebung gilt im Übrigen auch als charakteristisches (ost-)fränkisches Merkmal. Im Nordosten des Sprachraums werden diese Laute zu den Diphthongen ua und ia, also Vuagl und Viagl.

L nach Vokal wird anders als im Mittelbairischen (und ähnlich wie in benachbarten fränkischen Dialekten) nicht bzw. nicht vollständig vokalisiert, sondern bleibt als Halbkonsonant/Halbvokal erhalten, wobei sich ein Teil der Vokale (besonders e und i) davor verändert (z. B. entsprechen nordbairisch Wòld, Göld, vül/vul, Hulz/Holz mittelbairisch Wòid, Gèid/Gööd, vui/vèi/vüü, Hoiz und standardsprachlich Wald, Geld, viel, Holz).

G wird (im Gegensatz zum Mittelbairischen und Südbairischen) in- und auslautend in bestimmter Lautumgebung zu ch erweicht (Spirantisierung). So lautet standarddeutsch Weg hier Weech, mager hier moocher, richtig hier richtich (sofern es nicht zu richte verschliffen wird). Diese Spirantisierung ist sprachgeschichtlich auf mitteldeutschen Einfluss zurückzuführen, ist jedoch nicht identisch mit den Laut- und Vorkommensverhältnissen in den heutigen mitteldeutschen Dialekten, wobei sie im Westen und im Norden des nordbairischen Raums stärker ausgeprägt ist als im Südosten.[15][16]

Verkleinerungs- und Koseformen enden in der Mehrzahl meist auf -(a)la, in der Einzahl auf -(a)l, beispielsweise Moidl = Mädchen, d’ Moi(d)la = die Mädchen.

Verben mit Doppelvokalen wie au oder ei enden im Nordbairischen konsequent auf -a: schaua, baua, schneia, gfreia, demgegenüber mittelbairisch schaung, baun, schneim, gfrein (= schauen, bauen, schneien, freuen).

Die Endung -en nach k, ch und f ist in den nördlicheren nordbairischen Dialekten als Konsonant erhalten geblieben, beispielsweise hockn, stechn, hoffn, Soifn (= Seife). In den südlicheren nordbairischen Dialekten ist sie wie in den mittelbairischen weiter im Süden zu -a geworden, also hocka, stecha, hoffa, Soifa.

Die Konsonantenschwächung und die Nasalierung von Vokalen hat das Nordbairische mit dem Mittelbairischen gemeinsam. Diese Merkmale werden im nachfolgenden Abschnitt zum Mittelbairischen näher beschrieben.

Kennzeichnend sind auch die Form niad für mittelbairisch net und die vielfältigen Formen des Personalpronomens für die 2. Person Plural: enk, enks, ees, èts, deets, diits, diats u. a.

Vom speziellen Wortschatz her lässt sich das Nordbairische als Ganzes nicht vom Mittelbairischen abgrenzen, weil es unterschiedliche regionale Verteilungen Wort für Wort gibt. Aus Sprachatlanten kann man jedoch ersehen, dass es zunehmende Gemeinsamkeiten (von lautlichen Feinheiten abgesehen) zwischen (ober-)ostfränkischen und nordbairischen Dialekten im Westen und im Norden des nordbairischen Sprachraums gibt, wie Erdbirn statt Erdåpfl (= Kartoffel), Schlòut statt Kamin, Hetscher statt Schnàggler (= Schluckauf), Gàl (= Gaul) statt Ross (= Pferd).

Im Nordosten auch Gemeinsamkeiten mit ostmitteldeutschen Dialekten, wie Pfà(rd) (= Pferd) statt Ross. Duupf/Duapf (= Topf) statt Hofa/Hofm. Im Südosten Gemeinsamkeiten mit den „waidlerischen“ Dialekten, wie Schòrrinna statt Dochrinna, Kintl/Raufång statt Schlòut/Kamin. Beispiele für kleinregionale Varianten sind Ruutschan und Ruutschagàl statt Hetschan und Hetschagàl (= Kinderschaukel und Schaukelpferd) oder Schluuder/Schlooder statt Dopfa/Dopfm/Dopfkàs (= Topfen/Quark) in der westlichsten Oberpfalz.

Mittelbairisch wird in Niederbayern, Oberbayern, im Süden der Oberpfalz, im salzburgischen Flachgau, in Oberösterreich, Niederösterreich und Wien gesprochen. Das Tiroler Unterland, Salzburger Innergebirg (ohne den Flachgau), die Obersteiermark und das Burgenland bilden das südmittelbairische Übergangsgebiet. Im Nordwesten liegt eine breite Übergangszone zum Ostfränkischen und Schwäbischen vor. Gewisse lautliche Kennzeichen des Mittelbairischen, vor allem der Diphthong /oa/ für mhd. ei (zum Beispiel Stoa bzw. Stoan = „Stein“), zu einem kleineren Teil auch die l-Vokalisierung, dringen in einem Keil unter Einschluss der Stadt Dinkelsbühl bis über die Landesgrenze nach Baden-Württemberg ein.[17]

Es hat großen Einfluss auf seine Schwesterdialekte im Norden und Süden, da fast alle größeren Städte des bairischen Sprachgebiets im Donauraum liegen; dies hat auch zur Folge, dass Mittelbairisch ein höheres Prestige genießt und auch außerhalb seines Sprechergebiets weithin bekannt ist. Die regionalen Unterschiede entlang der Donautiefebene vom Lech bis zur Leitha sind im Allgemeinen geringer als die Unterschiede zwischen den verschiedenen Alpentälern des Südbairischen.

Allgemeines Kennzeichen dieser Mundarten ist, dass Fortis-Laute wie p, t, k abgeschwächt werden zu den Lenis-Lauten b, d, g. Beispiele: Bèch, Dåg, Gnechd („Pech, Tag, Knecht“). Die Schwächung nach Vokal ist wechselseitig abhängig von der Quantität (bzw. Länge) des vorangehenden Vokals (zum Beispiel in [lɔ:(d)n] „laden“ : [lɔtn] „Latte“). Lediglich k- bleibt im Anlaut vor Vokal als aspirierter Konsonant erhalten und von g unterschieden (zum Beispiel in Kartn [ghɔɐtn] „Karte“ : Gartn [gɔɐtn] „Garten“).[18] Außerdem kann auslautendes -n den vorhergehenden Vokal nasalieren und selbst abfallen, wie in kôô („kann“, auch nicht nasaliert ko) oder Môô („Mann“, auch nicht nasaliert Mo). Ob ein Nasalvokal auftritt, ist aber regional unterschiedlich.

Das Mittelbairische lässt sich noch untergliedern in Westmittelbairisch (auch teilweise „Altbairisch“ genannt[19]) und Ostmittelbairisch. Die Grenze zwischen diesen verläuft durch Oberösterreich und verschiebt sich durch den starken Druck, der vom Wiener Dialekt ausgeht, allmählich westwärts zur Staatsgrenze zwischen Deutschland und Österreich hin.

In Oberösterreich (mit Ausnahme der stärker ausstrahlenden Stadtdialekte im Zentralraum, und dem inneren Salzkammergut), im Salzburger Außergebirg (Flachgau) sowie in sprachkonservativen Regionen des niederösterreichischen Wald- und Mostviertels ist, wie im benachbarten Bayern, die (westmittelbairische) altbairische Stammesmundart beheimatet; die ansässigen Dialekte bilden mit den angrenzenden Dialekten Niederbayerns einen Dialektverband, das Donaubairisch. Anders als das Ostmittelbairische entstand sie auf dem Boden des alten Stammesherzogtums.

Außerdem typisch für das Westmittelbairische ist die alte Form für „sind“: hand („Mir hand eam inna worn“ = „Wir sind dahintergekommen“). „Uns“ erscheint oft als „ins“ und „zu“ als „in“ („Da Schwåger is in’s Heig’n kema“ = „der Schwager kam zum Heu machen“). „Wenn“ wird mit „boi“ aufgelöst (= sobald): „Boi da Hiabscht umi is“ = „wenn der Herbst herum/vorbei ist“. Das alte germanische Temporaladverb „åft“ wird neben „na“ im Sinne von „danach“, „hinterher“ verwendet. Die letztgenannten Formen sind heute auf den ländlichen Raum beschränkt.

In Oberösterreich bildet die Mundart des Innviertels mit dem angrenzenden Niederbayerischen eine historische Einheit – politisch wurde das Innviertel erst 1779 und endgültig 1816 österreichisch. Während die Mundart des Innviertels gen Osten hin (in Richtung Hausruck) einen erkennbaren Lautwandel durchmacht (ui wird zu ü, z. B. „spuin“/„spün“, zunehmende å-Verdunklung), sind die Übergänge weiter ostwärts entlang der Donau über das Traunviertel zum Mostviertel hin fließend (Ostmittelbairisch). Zudem nimmt nach Osten hin der Einfluss des Wienerischen zu, der in den letzten Jahrzehnten zunehmend die bodenständigen Mundarten überlagert hat. Am stärksten ist dieser Wiener Einschlag in den größeren Städten und entlang der Hauptverkehrsstrecken zu bemerken.

Der ostösterreichische Zweig des Mittelbairischen geht auf die Mundart des im Gefolge der bairischen Ostsiedlung entstandenen babenbergischen Herrschaftsgebietes Ostarrichi zurück. Das östliche Ostmittelbairisch besitzt ein slawisches Substrat und ein fränkisches Superstrat, was sich im besonderen Wortschatz und einigen lautlichen Eigenheiten zeigt. Außerdem wurde das Ostmittelbairische während der Habsburger Kaiserzeit mit vielen slawischen, jiddischen und ungarischen Fremdwörtern angereichert, wodurch es sich vom Westmittelbairischen merklich abhebt.

Trotz Dialektschwunds in den größeren Städten des Donauraums gelten die Stadtmundarten von München und Wien weiterhin gewissermaßen als „Paradedialekte“ für West- und Ostmittelbairisch. Folgende Lautisoglossen charakterisieren das Verhältnis des West- zum Ostmittelbairischen:

Isoglossewestliche Varianteöstliche VarianteStandarddeutschui vs. üü (< ahd. il):vui
Schbui, schbuin
i wui, mia woinvüü
Schbüü, schbüün
i wüü, mia wöön/woinviel
Spiel, spielen
ich will, wir wollenå vs. oa (< ahd. ar):i få, mia fåma
håt, heata
Gfå, gfâlii foa, mia foan
hoat, heata
Gfoa, gfealiich fahre, wir fahren
hart, härter
Gefahr, gefährlichoa vs. â (< ahd. ei):oans, zwoa, gloa,
hoaß, hoazn,
dahoam, Stoaâns, zwâ, glâ,
hâß, hâzn,
dahâm, Stâeins, zwei, klein,
heiß, heizen,
daheim, Steino vs. à (< ahd. au):i kàf, mia kàffa(n)i kòf, mia kòffa(n)ich kaufe, wir kaufenungesetzmäßig:i kimm, mia kemma(n)i kumm, mia kumma(n)ich komme, wir kommen

Die Tabelle ist dabei stark vereinfacht. In der westlichen Variante wird häufig noch das „r“ gesprochen, das im Ostmittelbairischen und im Standarddeutschen gerne vokalisiert wird; also z. B. i får, hart, hårt, hirt.

Außerdem wirkt sich der Wiener Einfluss dahingehend aus, dass im ostmittelbairischen Dialektgebiet in den letzten paar Jahrzehnten eine Tendenz besteht, das alte oa durch das Wiener â zu ersetzen. Dieser Sprachwandel hat aber noch zu keiner eindeutigen Dialektgrenze geführt, da sich selbst im äußersten Osten Österreichs (Burgenland) das historische oa gegenüber dem Wienerischen aa noch behauptet, ebenso wie in großen Teilen Niederösterreichs und in Oberösterreich. Dort ist auch die angestammte (altbairische) Wortendung -a anstelle von -n (måcha, låcha, schicka) gang und gäbe.

Am Ostrand des Mittelbairischen, im Weinviertel und im Burgenland findet man die „ui-Mundart“. Hier entspricht ein ui (Bruida, guit) dem im Mittelbairischen und Südbairischen allgemein verbreiteten ua (Bruada, guat). Insbesondere im niederösterreichischen Weinviertel sind diese Varianten allerdings auf dem Rückzug. Dieses Phänomen geht auf eine alte donaubairische Form zurück, die teilweise noch viel weiter westlich beheimatet ist.

In konservativen Mundarten Altbayerns und Westösterreichs nördlich und südlich der Donau erscheint ia oft als oi, wenn es auf altes oberdeutsches iu zurückgeht, z. B. als „Floing“ (aus bair.-mhd. vliuge, bair.-ahd. fliuga) statt „Fliang“, nordbair. „Fläing“ (Fliege) (das an die mitteldeutsche Vertretung angeglichen ist, vgl. mhd. vliege, ahd. flioga); ein Reflex des alten oberdeutschen iu ist beispielsweise auch im Personennamen Luitpold erhalten.

In donaubairischen (v. a. ostösterreichischen) Mundarten wird o häufig zu u gehoben (furt statt „fort“).

Eine gewisse Eigenständigkeit hat bzw. hatte das „Landlerische“, die Mundart, die im Hausruckviertel und im westlichen Traun- und Mühlviertel gesprochen wird bzw. wurde. Hier tritt anstelle des ostmittelbairischen langen o (root, grooß, Broot = rot, groß, Brot) der Diphthong eo, bei dem die Betonung auf dem zweiten Teil des Zwielauts liegt. Das ergibt dann reot, greoß, Breot. Sowohl oo als auch eo werden sehr offen gesprochen und könnten genau so gut auch åå bzw. eå geschrieben werden. Im westlichen Mühlviertel existieren auch Formen mit gestürztem Diphthong wie roet, groeß, Broet. Alle diese Formen sind allerdings heute nur mehr selten zu hören.

Ein typisches Unterscheidungskriterium zwischen dem Donaubairischen (Großteil Österreichs, Niederbayerns und der Oberpfalz) und der südwestlichen Gruppe (Großteil Oberbayerns, Tirols, Kärntens, große Teile Salzburgs und das steirische Oberennstal) ist die Auflösung von an- und auslautendem -an- und auslautendem -on. Während der Doppellaut im donaubairischen Raum überwiegend wie ã ausgesprochen wird (Mã, ãfanga, schã = Mann, anfangen, schon), ist im Südwesten ein helles, teils nasales o beheimatet (Mo, ofanga, scho). Charakteristisch für die südwestlichen Dialekte ist beispielsweise auch heben für halten, statt des hochdeutschen Wortes heben wird das Wort lupfen verwendet.

Das westliche Oberösterreich (Innviertel, Mondseeland), Teile des Salzburger Landes und das obere Ennstal gehören zum Westmittelbairischen. Hier verwendet man den in Altbayern verbreiteten Diphthong ui (i wui, schbuin). In Niederbayern (und in ländlichen Gegenden Oberösterreichs) begegnet einem öfters öi statt ü (vöi = viel, schböin = spielen). In Teilen Oberbayerns und Niederbayerns ist außerdem auch ej weit verbreitet (vej, schbejn). Im westlichen Salzkammergut und im Salzburgischen wird die Form schbiin verwendet.

Lautlich stehen sich das (Kern-)Oberbayerische, Tirolerische und die oben erwähnte Übergangsmundart im Alpenraum sehr nahe. -An- erscheint als helles -o- (wer ko, der ko) und r plus Konsonant wird konsonantisch aufgelöst (schwårz/schwåschz statt donaubairisch schwooz bzw. schwoaz). In ähnlicher Weise heißt es auch in der bodenständigen Mundart des Hausruckgebiets und anderen abgelegenen und verkehrsabgewandten Gegenden Oberösterreichs schwåchz oder Kechzn (Kerze), was aber in jüngerer Zeit zugunsten von schwoaz oder Keazn mehr und mehr verschwindet.

Die Sprachgrenze zwischen dem grenzalpinen Oberbayerischen und dem „donaubairischen“ Niederbayerischen ist mit den Grenzen der beiden Regierungsbezirke nicht identisch, da Niederbayern einst viel größer war, als es heute ist. Daher spricht man zu beiden Seiten der Salzach, in Teilen des Inntals und in der westlichen Hallertau immer noch mit niederbayerischer Zunge.

Der Lech bildet die westliche Grenze des Bairischen und trennt es vom schwäbischen Sprachraum. Dennoch spricht man in Lechnähe (hauptsächlich Schongau, Landsberg am Lech, westlicher Ammersee) bereits mit schwäbischem Einschlag (I håb koa Luscht) (→ Lechrainer Dialekt).

Zum Mittelbairischen gehören auch die im Aussterben begriffenen Mundarten in Südböhmen und Südmähren, die denen im jeweils angrenzenden Gebiet ähnlich, in der Regel aber konservativer sind. Andererseits sind auch Neuerungen zu beobachten, z. B. langes a statt oa für mhd. ei (wie in Wien und Südkärnten).

Südbairisch wird in Tirol, in der Schweizer Gemeinde Samnaun, in Südtirol, im Werdenfelser Land, in Kärnten, in Teilen der Steiermark (vor allem in der Weststeiermark) und in den deutschen Sprachinseln Venetiens, des Trentinos (siehe Zimbrisch) und Karniens gesprochen. Auch das Zarzerische und das Gottscheerische waren südbairisch. Teile von Niederösterreich (wie die Bezirke Wiener Neustadt und Neunkirchen), die Obersteiermark, die Salzburger Alpengaue und das Tiroler Unterland gehören zum Übergangsgebiet zwischen Süd- und Mittelbairisch.

Die in der hochdeutschen Lautverschiebung aus k entstandene Affrikate kχ ist sekundär auf das Gebiet des westlichen Südbairischen und des Hoch- und Höchstalemannischen zurückgegangen. Im Alemannischen ist in weiterer Folge das anlautende k geschwunden, so dass die Affrikate im Anlaut nunmehr ein typisches Kennzeichen vor allem des Tirolerischen ist.

Das Südbairische ist eine recht inhomogene Sprachlandschaft, es besitzt jedoch einige charakteristische Merkmale. Es gliedert sich in halbwegs geschlossene Sprachgebiete und zahlreiche Übergangsdialekte, deren genaue Abgrenzung schier unmöglich ist.

Die wohl bekannteste südbairische Mundart ist das Tirolerische. Neben der starken Affrikatisierung ist dessen hervorstechendstes Merkmal die Aussprache von „st“ im Wortinneren als „scht“ („Bisch(t) no bei Troscht?“). Hier bleibt eine ursprüngliche Unterscheidung erhalten, da der s-Laut, der aus dem Germanischen ererbt wurde, beispielsweise im Althochdeutschen nämlich sch-ähnlich gesprochen wurde, im Unterschied zu dem s-Laut, der durch die hochdeutsche Lautverschiebung aus germanischem *t entstanden ist. Diese sch-ähnliche Aussprache bezeugen deutsche Lehnwörter in westslawischen Sprachen, z. B. polnisch żołd (Sold). Bis heute hat sich das beim st im Wortinneren noch im Pfälzischen, Alemannischen, Schwäbischen und Tirolerischen erhalten. Das sp wird auch im Mittelbairischen im Wortinneren als šp gesprochen, z. B. Kašpal (Kasperl). Wie im Mittelbairischen heißt es erscht (erst), Durscht (Durst), da rs im Inlaut als rš in fast allen bairischen Mundarten ausgesprochen wird.

Verben enden im Infinitiv und im Plural wie im Schriftdeutschen grundsätzlich auf -n. Mittelhochdeutsches ei erscheint als „oa“ (hoaß isch’s ‚es ist heiß‘). Das „Tirolerische“ wird in Nordtirol (Österreich) im sogenannten Tiroler Mittel- und Oberland, in ganz Südtirol (Italien) und in einer Übergangsvariante in Osttirol (Österreich) gesprochen. Die Osttiroler Mundart geht nämlich allmählich ins Kärntnerische über. Der Werdenfelser Dialekt rund um Garmisch und Mittenwald gehört ebenfalls zum Tirolerischen.

Im Tiroler Oberland um Landeck, im Arlberggebiet und den dahinter liegenden Seitentälern ist der alemannische Einschlag unüberhörbar. Alle Infinitive und Plurale enden auf -a (verliera, stossa etc.). Der Großteil des Außerfern mit der Bezirksstadt Reutte spricht bereits einen alemannischen Dialekt, der zum Schwäbischen zu zählen ist („Tiroler Schwäbisch“, mit Ähnlichkeiten zum Dialekt des benachbarten Ostallgäu).

Im Tiroler Unterland (Kitzbühel, Kufstein, St. Johann, Kaisergebirge) spricht man nicht Süd-, sondern Mittelbairisch (l-Vokalisierung, st im Wortinneren … mit Ausnahme der tendenziellen Affrikatisierung teilt es alle Merkmale mit dem Westmittelbairischen). In den Ohren „Auswärtiger“ klingt es wie eine härtere Variante des Oberbayerischen, mit dem es ansonsten völlig übereinstimmt. Die Infinitive enden nach n-, ng- und m- auf -a (singa ‚singen‘, kema ‚kommen‘), sonst auf -n.

Gemeinsam mit den unter der Rubrik „Mittelbairisch“ vermerkten alpinen Übergangsdialekten teilt das „Unterländische“ auch einige lautliche Gemeinsamkeiten wie die überall anzutreffenden, meist dezenten Affrikaten. Die Mundarten der Salzburger Gebirgsgaue sind allesamt Brückendialekte. Die Pinzgauer Mundart verhält sich weitgehend wie die des Tiroler Unterlandes, die Pongauer zeigt donaubairische und die Lungauer Mundart Kärntner Einflüsse.

Die andere große südbairische Kernmundart ist das Kärntnerische. Wie das Ostmittelbairische verfügt es über ein kompaktes slawisches Substrat. Kärnten wurde nämlich im frühen Mittelalter und darüber hinaus von slawischen Stämmen bewohnt; nach der bairischen Landnahme wurden die Slawen (die Winden oder „Windischen“) allmählich assimiliert, dennoch hinterließen sie Spuren in der deutschen Mundart Kärntens. So erinnert die weiche Sprachmelodie des Kärntnerischen an das Südslawische, viele Eigennamen enden auf -ig (slowenisch -ik) und auch einige Mundartwörter korrespondieren mit dem Slawischen. Typische Merkmale der Kärntner Mundart sind die andere Verteilung der Vokalquantität und die sanfte Affrikatisierung (wie stimmhaftes gg).

Außerdem kennzeichnet das Kärntnerische starke Lautverdunklung („a“ wird oft zu „o“ statt zu å) und im Süden Monophthongierung vom mhd. ei zu a (Dås wās i nit ‚das weiß ich nicht‘).

Das Südbairische kennt keine r-Vokalisierung, sie ist aber besonders in Stadtmundarten am Vordringen. Nach Vokalen wird l hier nicht vokalisiert, als Vorstufe werden aber e und i vor l gerundet (z. B. Mülch). In den Städten ist die l-Vokalisierung im Vorrücken (auch bei Eigennamen, z. B. Höga). Außerdem unterscheiden einige südbairische Mundarten Stark- und Schwachlaute, wie in Dåch neben Tåg, altes k ist in Kärnten und in Teilen Tirols und Salzburgs lautverschoben zur Affrikate kch, wie in Kchlea (Klee). Diese Affrikate stellt ein Phonem dar (vgl. das Minimalpaar rukn ‚Rücken‘ / rukchn ‚rücken‘).

Ein Charakteristikum der Kärntner Mundart ist die sogenannte Kärntner Dehnung: Aufgrund von Interferenz mit dem Slowenischen werden viele Vokale entgegen der hochdeutschen Norm lang ausgesprochen, zum Beispiel låːs lei laːfm ‚lass es nur laufen‘. Diese Erscheinung hat zur Folge, dass zum Beispiel „Ofen“ und „offen“ lautlich zusammenfallen (oːfm), ebenso Wiesn und wissen zu [wi:zn].

Ein weiteres Merkmal des Südbairischen ist die Verwendung des Wörtchens sein (1. Person) und seint (3. Person) anstatt von schriftdeutsch „sind“ (mir sein froh ‚wir sind froh‘). Diese Form ist für das Tirolerische und Kärntnerische typisch. In den bereits mehrfach erwähnten Übergangsdialekten zum Mittelbairischen ist sie jedoch kaum anzutreffen. Stattdessen verwendet man das mittelbairische san, teilweise mit lautlichen Schattierungen (sän etc.).

Dialekte der West- und Ost-Steiermark zeichnen sich durch die Diphthongierung nahezu aller betonten Vokale aus, welche umgangssprachlich auch als „bellen“ bezeichnet wird. In der Mundart wird vor allem das o zusammen mit u sowie ö mit einem darauf folgenden ü verwendet (ould ‚alt‘, Öülfnban ‚Elfenbein‘).

Das Bairische kann auch, abgesehen von den oben besprochenen historischen Isoglossen, in weitere Dialekte unterteilt werden, die sich vor allem an den Regionen orientieren. Eine Besonderheit ist das Wienerische, aber auch das Münchnerische. In Österreich existieren das Hianzische im Burgenland, die steirischen Mundarten, die Kärntner Mundarten und die Tiroler Mundarten. Ein sehr eigener Dialekt in Oberösterreich ist die Mundart des Salzkammerguts, in Niederbayern die Waidlersprach. Dazu kommen das Zimbrische, das Fersentalerische und das Egerdeutsche aus den Sprachinseln in Oberitalien und Böhmen.

Das Bairische unterscheidet lange und kurze Vokale voneinander; dies wird jedoch nicht in der Schrift zum Ausdruck gebracht, sondern wie im Standarddeutschen durch die Anzahl der dem Vokal nachfolgenden Konsonanten: steht nur ein oder gar kein Konsonant nach dem Vokal, ist dieser in der Regel lang; folgen ihm zwei oder mehr, ist er kurz. Dabei gelten ch und sch jeweils wie ein Konsonant, da diese Buchstabenkombinationen nur einem Laut entsprechen.

Die Verteilung langer und kurzer Vokale fällt im Bairischen völlig anders aus als im Standarddeutschen, so dass es manchmal scheint, als wäre jedes entsprechende standarddeutsche Wort mit Langvokal im Bairischen kurz und umgekehrt; dies stimmt jedoch nur bedingt.

Insgesamt unterscheidet das Bairische mindestens acht Vokale in jeweils zwei Quantitätsstufen voneinander.[20]

Vergleiche folgende Gegenüberstellungen:

Der Sprecher in o. g. Beispielen spricht Mittelbairisch und natürlich Deutsch als Muttersprache, allerdings mit einem bairischen Akzent.

In den mittelbairischen Mundarten Österreichs sowie in Teilen Salzburgs sind Vokale vor Schwachlauten und r, l, n in der Regel lang, vor Starklauten kurz. Zur Verteilung in Kärnten s. Kärntner Mundart.

Dunkles vs. mittleres vs. helles a[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Phonologisch unterscheiden die bairischen Dialekte zwischen bis zu drei a-Qualitäten. Das heißt, es wird teilweise zwischen hellem à, mittlerem a und dunklem å unterschieden, wobei das helle à aus dem mittelhochdeutschen æ, bzw. den Diphthongen ou/öu, im Kärntnerischen und Wienerischen auch aus dem Diphthong ei entstanden ist. So heißt es heute im Bairischen lààr im Vergleich zu standarddeutsch leer, beides aus mhd. lære, i glààb im Vergleich zu ich glaube, beides aus ich g(e)loube, kärntn./wien. hààß (übriges Bairisch: hoaß) im Vergleich zu heiß, alle aus mhd. heiʒ. Die Vertretung eines mittelhochdeutschen a-Lautes ist hingegen für gewöhnlich ein „verdunkelter“, d. h. ein weiter hinten im Mund und auch von der Zungenlage her höher gebildeter Laut. So erscheinen mittelhochdeutsch waʒʒer, hase, wâr beispielsweise als Wåsser, Håås, wåår/woa im Vergleich zu standarddeutsch Wasser, Hase und wahr. Regional kann es zudem Variationen zwischen dem dunklen å und dem mittleren a geben (siehe mia håmma/mia hamma), nicht jedoch zwischen einem dieser beiden a-Laute und dem hellen à. Vor allem bei der Diminutivbildung mit den Suffixen -l und -al tritt Umlaut ein, d. h., aus dunklem -å- wird helles -à-.[21] Im Folgenden einige Beispiele für die a-Laute, darunter einige deutliche Minimalpaare:

dunkles å
wie in engl. (US) to call [⁠ɑ⁠] oder ungarisches a [ɒ]: a lab [ɒ lɒb]mittleres a
wie [ɐ]helles à
wie [a⁠] oder noch offenerå (ab/an)A8 ([Autobahn] A8)à (nach), àà (auch)wåhr (wahr)i wa(r) (ich war)i wààr (ich wäre)mia håm (wir haben)mia ham (wir haben)mia hàn (wir sind)Ståd (Stadt)Staad (Staat)stààd (still), Stàddal (Städtchen)Såg (Sack/Säge)Saag (Sarg)Sàggal (Säcklein)/Sààg(à)l (kleine Säge)Måß (das Maß)Mass (die Mass [Bier])Màssl (Glück)

NB: Unbetonte a sind immer hell, und werden deshalb als solche nicht markiert. Dies gilt vor allem für den unbestimmten Artikel, der stets unbetont ist, sowie für alle unbetonten a in Flexionsendungen (z. B. im Plural der Substantive und bei der Steigerung der Adjektive).

Der kürzeste Satz, welcher die drei A enthält, lautet: „Iatz is A àà å.“ (Jetzt ist das A [= die A-Saite der Gitarre] auch ab [= gerissen].)

Aussprache von Ortsnamen

In beinahe allen bairischen Ortsnamen, die auf -ing enden, wird ein im Stamm vorhandenes -a- hell ausgesprochen werden; also „Plàttling“ (nicht *„Plåttling“) und „Gàching“ (statt *„Gårching“), auch „Gàmisch“ (statt *„Gåmisch“) und darüber hinaus „Gràz“ (nicht *„Gråz“ – die Stadt hieß im Mittelalter schließlich „Grätz“, und daraus hat sich das helle a entwickelt). Ausnahmen sind manche Ortsnamen mit -all- wie „Bålling/Båing“ (Palling) oder „Dålling“ (Thalling).

Abgrenzung gegen das o

Standarddeutschsprecher nehmen das helle à des Bairischen als gewöhnliches a wahr, das dunkle å dagegen zumeist als offenes o, weshalb auch viele Baiern dazu tendieren, dunkles a als o zu schreiben (also mocha statt måcha für „machen“). Diese Schreibweise führt jedoch zum Zusammenfall mit dem bairischen o, welches stets geschlossen gesprochen wird (also Richtung u). Die Wörter für „Ofen“ und „offen“ unterscheiden sich also im Bairischen nicht durch die Vokalqualität, sondern nur durch die Vokallänge, die wie im Standarddeutschen durch Konsonantenverdoppelung (auch Gemination genannt) ausgedrückt wird: Ofa (lang) vs. offa (kurz) bei gleichbleibender Vokalqualität.

Geschlossenes vs. offenes e[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die noch im Mittelhochdeutschen vorhandene, scharfe Trennung zwischen dem offenen, aus dem Germanischen ererbten e-Laut und dem durch Primärumlaut von a entstandenen, geschlossenen e-Laut ist in großen Teilen des Bairischen aufgegeben worden, sodass fast jedes betonte kurze e geschlossen ist (im Gegensatz zum Hochdeutschen: Hier sind alle diese offen), d. h., es klingt näher am i als das standarddeutsche e. Es gibt nur wenige Wörter mit kurzem offenem è; als bestes Beispiel eignet sich folgendes Minimalpaar: Bettn („Betten“, mit geschlossenem e) vs. bètn („beten“, mit offenem è). Im Standarddeutschen ist es an diesem Beispiel allerdings genau andersherum: das Wort „Bett“ hat ein offenes (weil kurzes), das Wort „beten“ ein geschlossenes (weil langes) e. Allerdings gibt es auch hiervon wieder Ausnahmen. Die Salzburger Gebirgsmundarten beispielsweise (aber auch andere) bewahren die alten Verhältnisse in den meisten Positionen, sodass es dort èssn statt essn, Wetta oder Wèitta mit Diphthongierung für „Wetter“ statt Weda, aber dennoch bessa „besser“, Est „Äste“ oder Gest „Gäste“ heißt.

Unbetontes i bzw. e[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben dem unbetonten a gibt es auch einen weiteren unbetonten Vokal im Bairischen, der zwischen i und e steht, und je nach Mundart offener (Richtung e) oder geschlossener (Richtung i) gesprochen wird. Er entstand meist aus der Nebensilbe -el in Wörtern wie gràbbin („krabbeln“) oder Deifi („Teufel“) und wird im Folgenden als i geschrieben. Nicht zu verwechseln ist dieser Laut mit jenem, der nur im bestimmten Artikel der Maskulina (in den Formen im, in) vorkommt, der zwischen i und dumpfem ü liegt.

Schwa-Laut[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den meisten bairischen Mundarten hat der Schwa-Laut, der dem unbetonten e des Standarddeutschen entspricht, keinen Phonemstatus. Regional tritt er in bestimmten Positionen als Allophon zu unbetontem a und i auf.

Ein weiteres Merkmal des Bairischen ist die Beibehaltung der mittelhochdeutschen Diphthonge ie, üe, uo als ia und ua, wie in liab, griassn, Bruada („lieb, grüßen, Bruder“), was es vom Ostfränkischen Bruda abgrenzt, das wie die Hochsprache einfache Langvokale benutzt. Gegen Westen hin grenzt sich das Bairische mit Dåg, Wåsser und dàd („Tag, Wasser“ und „täte“) gegen Schwäbisch Dààg, Wàsser und däät ab.

Zu diesen Diphthongen treten die neuen Diphthonge öi, oi, ui, die aus der Vokalisierung von l nach Vokal zu i entstanden sind. Insgesamt unterscheiden die meisten bairischen Dialekte 10 Diphthonge, nämlich:

DiphthongBeispielestandarddeutschDiphthongBeispielestandarddeutscheai hea (her)ich höreeineineuoai woaßich weißåi, oifåin, foinfalleniad’Liabdie Liebeöi, äischnöi, schnäischnelluai duaich tueuii fuiich fühleaui schauich schaueouDoudTod

Historischer Exkurs: altes vs. junges ei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein besonderes Charakteristikum des Bairischen ist der Vokal oa (in Ostösterreich als a ausgesprochen), der aus dem Mittelhochdeutschen ei entstanden ist. Dieser Lautwandel betrifft jedoch nur das sogenannte ältere ei des Deutschen, nicht jedoch das jüngere ei, das erst im Zuge der neuhochdeutschen Diphthongierung aus dem mittelhochdeutschen langen î entstanden ist, und daher den Lautwandel nicht mehr mitgemacht hat. Deshalb heißt es auf Bairisch „oans, zwoa, drei“ – die ersten beiden Zahlwörter haben ein älteres ei als Stammvokal, das dritte Zahlwort ein jüngeres ei, welches auf Mittelhochdeutsch noch drî lautete.

Allerdings gibt es im Bairischen ein drittes, noch jüngeres ei, das durch die Entrundung des Diphthongs nhd. eu, äu entstanden ist, der vom Langvokal mhd. iu ([yː]), bzw. mhd. öu abstammt. Allerdings lassen sich immer noch Reflexe eines älteren Lautstandes finden. So kann es in Tiroler Mundarten nui (neu), tuier (teuer) oder Tuifl heißen, während in Salzburg beispielsweise noi (neu), toia (teuer) oder Toifi gehört werden kann. Eine kurze Übersicht:

Lautmittelhochdeutscher Lautstandbairischer Lautstandneuhochdeutscher Lautstandenglischer Vergleichaltes eieioa, z. B. gloa, Goaß, Stoa, Loab, hoaznei, z. B. klein, Geiß, Stein, Laib, heizenclean, goat, stone, loaf, heatmittleres eiîei, z. B. weiß, dreim, reitn, Leiwiei, z. B. weiß, treiben, reiten, Leibwhite, drive, ride, lifejunges eiiuei, z. B. nei/neig/neich, deia, Deifi, Greiz, Hei/Heingeu, z. B. neu, teuer, Teufel, Kreuz, Heunew, dear, devil, cross, hay

Im Nordbairischen erscheint oa (mittelhochdeutsch ei) je nach Dialekt und Lautumgebung als oa, oi oder åå (letzteres nur im Norden zum Ostfränkischen hin). So klingt a kloana Stoa in Teilen des Nordbairischen wie a kloina Stoi.

Anmerkungen

Geistliche Wörter

Es gibt allerdings Ausnahmen von der Lautwandelregel ei > oa, die vor allem Wörter betreffen, die vermutlich durch ihren Gebrauch im Gottesdienst in ihrer alten Gestalt bewahrt wurden; dabei handelt es sich um Geist, Fleisch, heilig und den Monatsnamen Mai, die eigentlich Goast, Floasch, hoalig, und Moa lauten müssten, aber in dieser Lautgestalt im Bairischen nicht existieren.

Boa(r) oder Baier?

Die herkömmliche bairische Lautung für „Baier“, „Bairin“, „Baiern“, „bairisch“ und „Bayern“ ist Boa(r), Boarin, Boa(r)n, boaresch/boarisch, Boa(r)n. Im 20. Jahrhundert haben sich allerdings – je nach Wort unterschiedlich stark – die schriftdeutschen Lautungen breitgemacht. In der älteren Mundart wurde der Landesname zudem häufig mit dem sächlichen Artikel verbunden: s Boarn „das Bayern“.[22]

Das bairische Konsonantensystem umfasst ca. 20 Phoneme, deren Status teilweise umstritten ist:

Dabei ist der Laut ​j​ ein Halbvokal. Eingeklammerte Konsonanten sind Allophone anderer Konsonanten; diese verteilen sich wie folgt:

  • ​h​ tritt nur im Anlaut auf, seine Allophone ​x​ und ​ç​ dagegen im In- oder Auslaut
  • ​z​ tritt als stimmhafte Variante von ​s​ in manchen Dialekten auf, v. a. intervokalisch; niemals jedoch im Anlaut, wie es im Bühnendeutschen der Fall ist
  • Einige Mundarten, vor allem südbairische Dialekte wie das Tirolerische, kennen die bei der hochdeutschen Lautverschiebung entstandene Affrikata kx.

Obwohl die Fortis-Verschlusslaute ​p​ und ​t​ mit ihren Lenis-Pendants ​b​ und ​d​ im Anlaut zusammengefallen sind, können sie nicht als zwei Allophone jeweils eines Phonems gelten, da sie in gewissen Positionen bedeutungsunterscheidend sind. Lediglich im Anlaut können sie als Varianten, deren Aussprache vom nachfolgenden Laut abhängt, betrachtet werden – siehe dazu folgenden Absatz und den Glottisschlag weiter unten.

Plosive oder Verschlusslaute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den meisten bairischen Mundarten sind die Fortis- und Lenis-Verschlusslaute p, t, k und b, d, g im Anlaut und zwischen Vokalen zusammengefallen und werden daher nicht weiter unterschieden. Deshalb heißt der „Tag“ auf bairisch da Dåg, das „Kreuz“ heißt as Greiz, und die „Petersilie“ heißt da Bêdasui, und deshalb fallen Wörter wie „trinken“ und „dringen“ zu dringa zusammen. Als einziger Fortis-Laut ist k- am Wortanfang erhalten, wenn ihm ein Vokal nachfolgt; vor r, l und n wird er ebenfalls zum g lenisiert. Zu beachten ist allerdings, dass die bairischen Lenes zwar unbehaucht, im Allgemeinen aber stimmlos sind. Sie klingen für Nord- und Mitteldeutsche daher nicht wie b, d, g, sondern wie eine Mischung aus diesen und p, t, k.

Die Laute b, d und g werden jedoch am Wortanfang vor s, sch, f und h fortisiert; diese neuen Fortis-Laute haben jedoch keinen Phonem-, sondern lediglich Allophon-Status, weil sie nur in bestimmter Umgebung auftreten, wo ihre Lenis-Varianten nicht vorkommen, und daher sich zu diesen nicht bedeutungsunterscheidend verhalten können. Beispiele für Fortisierung im Bairischen:

LenisFortisstandarddeutschb+hiátn> phiátnbehütend+Hex> tHexdie Hexeg+hoitn> khoitngehalten

Frikative oder Gleitlaute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bairische kennt fünf Frikative; f (stimmlos) und w (stimmhaft) bilden dabei ein Paar. Der Frikativ s ist außer vor n immer stimmlos, also im Gegensatz zum Deutschen auch am Wortanfang. Dazu kommen die mit Buchstabenkombinationen geschriebenen Laute ch und sch, wobei ch als Allophon ​[⁠x⁠]​ oder ​[⁠ç⁠]​ (nach -i- oder -e-) zu anlautendem h ​[⁠h⁠]​ im In- oder Auslaut auftritt. Der Laut ch kommt anders als im Deutschen nicht nach -n- vor, daher bair. Minga, mank, Menk vs. dt. München, manch, Mönch,

Sonoranten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bairische besitzt das gleiche Sonoranteninventar wie das Standarddeutsche, nämlich die Nasallaute m, n und ng ​[⁠ŋ⁠]​ sowie l, r und j. Das r wird in manchen Gegenden mit der Zungenspitze gerollt, in anderen Gegenden mit dem Gaumenzäpfchen (sog. uvulares r), ohne dass dies von Bairisch-Sprechern als Fehler empfunden wird.

Die gesamte bairische Nominalflexion richtet sich am Substantiv aus, dessen grammatisches Geschlecht oder Genus die Deklination der Nominalphrase konstituiert; d. h., sowohl Artikel als auch Adjektiv und andere Attribute müssen in Genus, Kasus und Numerus an das Substantiv, das sie begleiten, angeglichen werden. Es existieren drei Genera: maskulin, feminin und neutrum. Als paradigmatische Kategorien existieren die Fälle oder Kasus Nominativ, Dativ und Akkusativ sowie die Numeri Singular und Plural. Adjektive können ferner gesteigert werden.

Der Artikel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Bairischen werden Substantive anhand ihres grammatischen Geschlechts, des Genus, aufgeteilt; das Genus ist im Regelfall nicht am Substantiv selbst erkennbar, sondern an dessen begleitendem bestimmten Artikel:

maskulinfemininneutrumPluralda Hund (der Hund)d’Ruam (die Rübe)as/’s Kind (das Kind)de/d’Leid (die Leute)

Der bestimmte Artikel Singular der Feminina, d’, assimiliert oft an den Anlaut des zu begleitenden Substantivs: vor Frikativen (f, h, s, z) wird er zu t’ verhärtet, vor Labialen (b, m, p) zu b’ und vor Velaren (g, k) zu g’- assimiliert. Beispiele:

d’ > t’d’ > b’d’ > g’t’Frau (die Frau)b’Bian (die Birne)g’Gåfi/Gåbe (die Gabel)t’Haud (die Haut)b’Muadda (die Mutter)g’Kua (die Kuh)t’Sunn (die Sonne)b’Pfånn (die Pfanne)

Vor f- kann er jedoch bei Allegro-Aussprache auch zu p’ werden: p’Frau (die Frau), p’Fiaß (die Füße).

Der unbestimmte Artikel ist dagegen für alle drei Genera im Nominativ identisch; im Gegensatz zum Standarddeutschen kennt das Bairische allerdings auch einen unbestimmten Artikel im Plural (vgl. Französisch des):

maskulinfemininneutruma Må (ein Mann)a Frau (eine Frau)a Kind (ein Kind)oa Måna (Männer)oa Frau(a)n (Frauen)oa Kinda (Kinder)

Im Basilekt wird a vor einem Vokal zu an. Im Niederbairischen tritt der unbestimmte Artikel im Plural teilweise in der Lautgestalt oi auf, im Kärntnerischen als ane; der bestimmte Artikel behält immer den auslautenden Vokal (de, nie d’).

Der Artikel wird im Bairischen flektiert, d. h., an ihm wird der Kasus deutlich gemacht. Weil die meisten Substantive im Bairischen alle Kasusendungen verloren haben, ist die Kasusanzeige weitgehend auf den Artikel konzentriert. Ein Überblick über sein Paradigma:

best.maskulinfemininneutrumPluralnom:da Hundd’Ruamas Kind/’s Kindde Leid/d’Leiddat:im Hundda Ruamim Kindde Leid/d’Leidakk:in Hundd’Ruamas Kind/’s Kindde Leid/d’Leidunbest.maskulinfemininneutrumPluralnom:a Hunda Ruama Kindoa/oi Leiddat:am Hundana/oana Ruamam Kindane/oane Leidakk:an Hunda Ruama Kindoa/oi Leid

Das Substantiv[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Substantiv gehört zu den flektierenden Wortarten des Bairischen; sein markantestes Kriterium ist – wie in anderen germanischen Sprachen – das Geschlecht (Genus), welches sich nur selten nach dem zu bezeichnenden Gegenstand orientiert und deshalb mit jedem Wort mitgelernt werden muss. Der Kenner der deutschen Sprache sollte damit jedoch kein Problem haben.

Pluralbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bairische hat drei der vier im Standarddeutschen gebräuchlichen Kasus bewahrt: Nominativ, Dativ und Akkusativ. Letztere beiden fallen teilweise zusammen; Genitiv ist nur in erstarrten Redewendungen erhalten. Wie im Standarddeutschen wird das bairische Substantiv nur selten dekliniert, sondern drückt Kasus durch den begleitenden Artikel aus. Es gibt verschiedene Deklinationsklassen, die sich hauptsächlich in der Pluralbildung unterscheiden; als grobe Richtlinie wird zwischen der schwachen Deklination (sog. n-Klasse) und der starken Deklination (sog. a-Klasse) unterschieden.

Schwache Substantive

Schwache Substantive enden für gewöhnlich auf -n im Plural. Viele schwache Feminina bilden bereits den Singular auf das Suffix -n, so dass sie im Plural entweder gleich lauten oder ein -a anfügen (in Analogie zu den stark flektierten Substantiven). Besonders die schwachen Maskulina haben im Singular eine Endung für die obliquen Kasus, d. h. für alle Kasus außer dem Nominativ, bewahrt. Sie lautet meistens auf -n.

Zur Klasse der schwachen Substantive (W1) zählen Maskulina und Feminina auf -n im Plural sowie alle Feminina mit der Pluralendung -an (die meistens im Singular auf -ng auslauten; das -a- ist hierbei ein sog. Sprossvokal bzw. epenthetisch). Ferner lassen sich alle Maskulina und Neutra, die im Singular auf das Suffix -i enden, hier einordnen. Viele der verwandten Substantive des Hochdeutschen sind dort allerdings stark, daher der jeweils standarddeutsche Plural zum Vergleich:

W1: -nSingularPluralstandarddeutschSingularPluralstandarddeutschSingularPluralstandarddeutschm:HåsHåsnHaseBuschBuschnBuschDeifiDeifinTeufelf: -nBruggBruggnBrücke, BrückenGoaßGoaßnZiegeNussNussnNussf: -anDàmDàmanDameSchlångSchlånganSchlangeZeidungZeidunganZeitungn:OarOarnOhrBleamiBleaminBlumeSchdiggiSchdigginStück

Starke Substantive

Bei den starken Deklinationsklassen gibt es keine Kasusendungen; die einzige Veränderung am Wort findet bei der Numerusflexion statt, also beim Wechsel von Singular zu Plural. Es gibt dabei verschiedene Möglichkeiten, den Plural im Bairischen zu markieren. Starke Maskulina und Neutra nutzen die Endung -a, die meist aus der mittelhochdeutschen Endung -er entstanden und als solche im Neuhochdeutschen noch erhalten ist. Es gibt jedoch auch Wörter, die sich erst in neuer Zeit in diese Klasse eingereiht haben, also einen a-Plural bilden, ohne jemals einen er-Plural besessen zu haben. Feminina bilden ihren Plural oft mit der Endung -an, so wie es das Wort Endung selbst tut: oa Endung, zwoa Endungan.

Man kann Substantive anhand ihrer Pluralformen in verschiedene Klassen einteilen. Die häufigsten Möglichkeiten der Pluralbildung sind Umlaut oder Suffigierung; beide Möglichkeiten können auch kombiniert werden. Als Pluralendungen treten -n und -a auf; an Umlauten gibt es folgende Varianten:

S1: Umlaut (UL)SingularPluralstandarddeutschS2: UL + -aSingularPluralstandarddeutschå > àNåcht (f)NàchtNachtå > eDåg (m)DegTagLånd (n)LendaLando > eDochta (f)DechtaTochterLoch (n)LechaLochu > iFuchs (m)FichsFuchsMund (m)MindaMundau > aiMaus (f)MaisMausHaus (n)HaisaHausua > iaBruada (m)BriadaBruderBuach (n)BiachaBuchåi, oi > äi, öiFåi (m)FäiFallWoid (m)WöidaWald

Die hier angeführten Beispiele bilden die Klassen 1 und 2 der starken Substantive, deren Kennzeichen ein Umlautplural ist. Die Klasse (S1) besitzt neben dem Umlaut kein weiteres Pluralkennzeichen, ist also endungslos; ihr gehören nur Maskulina und Feminina an. Zur Klasse S2, die sich durch Umlautplural plus Endung -a (die meist der standarddeutschen Endung -er entspricht) auszeichnet, gehören einige Maskulina und viele Neutra. Es gelten die gleichen Umlautregeln wie oben:

Zur Klasse S3 gehören alle Maskulina, Feminina und Neutra ohne Umlaut mit Pluralendung -a; dabei enden die meisten Feminina im Singular auf die ursprüngliche Dativendung -n. Einige Maskulina, deren Stamm auf Vokal auslautet, haben die Endung -na:

S3: -aSingularPluralstandard-deutschSingularPluralstandard-deutschSingularPluralstandard-deutschm:BàmBàm, BàmaBaumMõ, MåMånaMannStõaStõa, StoanaSteinf:EinEinaEuleParadeisParadeisaTomaten:KindKindaKindLiachtLiachtaLichtGschèftGschèftaGeschäft

Als letzte starke Klasse (S4) gelten Substantive mit Nullplural, zum Beispiel ‚Fisch‘ (m) und ‚Schaf‘ (n). In manchen Dialekten drücken diese Substantive den Plural jedoch durch Vokalkürzung oder -längung aus. Diese Klasse besteht eigentlich nur aus Maskulina und Neutra; alle Feminina auf -n, die historisch gesehen zu den schwachen Substantiven gehören, können jedoch auch hierhergezählt werden, da ihr Plural ebenso unmarkiert ist: ‚Àntn – Àntn‘ „Ente“. Diese Feminina wechseln jedoch allmählich zur Gruppe S3 und nehmen im Plural die Endung -a an (vgl. oben das Beispiel Ein „Eule“).

Ferner gibt es einige unregelmäßige Pluralformen im Bairischen:

SingularPluralstandarddeutschm:Boar, auch BaiaBaianBaierf:BengBenk(Sitz-)Bankn:GschengGschenkaGeschenkAugAungAugeFàggiFàggin/FàggalFerkel, SchweinKaiwiKaiwin/KaiblaKalb

Folgende Wörter existieren nur im Plural: Leid (Leute), Heana/Hiana (Hühner), Fiacha (das Vieh, also zum Beispiel Rinder; nicht zu verwechseln mit Fiech, Fiecha, also zum Beispiel Mücken).

Kasusrelikte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige schwache Maskulina haben Kasusendungen in den obliquen Fällen, also im Dativ und Akkusativ bewahrt, z. B. Fåda „Vater“ und Bua „Sohn; Knabe, Junge“:

best.SingularPluralbest.SingularPluralnomda Fådat’Fådannomda Buad’Buam(a)datam Fådandi Fådandatam Buamdi Buam(a)akkan Fådant’Fådanakkan Buamd’Buam(a)

Vielfach wird d/ über die Wortgrenze hinweg assimiliert (Sandhi), so heißt es zumeist Nom./Akk. Pl. b Fådan und b buam(a).

Ebenso wie Fåda flektieren Baua „Bauer“, Boi „Ball“, Breiss (von Preusse) „Norddeutscher; Fremder“, Depp „Depp“, Buasch [österr.] „Bursche, Bub, Junge“, Frånk „Franke“, Frånzos „Franzose“, Hiasch „Hirsch“, Hås „Hase“, Lef „Löwe“ und einige andere. Ähnlich wie Bua flektieren die Wörter Råb „Rabe“ und Schwåb „Schwabe“: alle Formen außer Nominativ Singular haben an Stelle von -b den Stammauslaut -m: Råm, Schwåm; die Pluralform Råma, Schwåma sind selten.

Exkurs: Abweichendes Genus vom Standarddeutschen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das grammatische Geschlecht eines Substantivs wird am Artikel markiert (vgl. oben). In den meisten Fällen entspricht das Genus eines bairischen Wortes dem des entsprechenden Wortes im Standarddeutschen. Es gibt aber nicht wenige Ausnahmen. Viele von ihnen finden sich auch bei den benachbarten Alemannischen Dialekten, zum Beispiel im Schwäbischen.

Zu beachten ist, dass im Österreichischen Hochdeutsch der Gebrauch des Geschlechtes in einzelnen Fällen vom Bundesdeutschen abweicht und mit dem Sprachgebrauche des Bairischen übereinstimmt.

standarddeutschbairischstandarddeutschbairischdie Ascheda Åschn (m)die Karre, (in Österreich auch) der Karrenda Kårn (m)die Butterda Budda (m)der Telleras Della/Dölla, as Dala (n)das Radioda Radio (m)der Kommentarauch: as Kommentar (n)die Kartoffelda Kardoffe (m)die Schubladeda Schublon (m)die Zwiebelda Zwife (m)die Marmelades’Mamalàd (n)das Virusda Virus** (m)die Schokoladeda Tschoglàd (m)die Scherbeda Scheam (m)die Socke, (in Österreich) der Sockenda Socka (m)/as Segge (n)die Zeheda Zêcha (m)die Zackeda Zaggn (m)die Petersilieda Bèdasui/Bèdasüü (m)die Ratteda Råtz (m)die Schürzeda Schurz (m)die Wespeda Weps (m)das Vaterunserda Vadtaunsa* (m)die Zecke, (in Österreich auch) der Zeckda Zegg (m)der Monatauch: s Monad*** (n)die Heuschreckeda Heischregg (m)das Heud’Heing (f) oder as Hai (n)die Schnecke, (in Österreich auch) der Schneckda Schnegg (m)der Tunnelas Tunnöi/Tunnöö/Tunell[-'-] (n)die Spitze, (in Österreich) der Spitzda Schbiez (m)der Sumpfd’Sumpfn (f)die Ecke, (in Österreich) das Ecks’Egg (n)das Fettb’Feddn (f)das Masel, (in Österreich auch) die Masend’Màsnder Ketchup, (in Bayern/Österreich) das Ketchups’Ketchup (n)die Pralinedas Praliné (n)

* Auch „der Paternoster“ (selten) ist im Bairischen männlich.

** Diese Abwandlung, angelehnt an die auf -us endenden lateinischen bzw. auf -er endenden deutschen Wörter, die fast stets Maskulina sind, teilt das Bairische mit der hochdeutschen Alltags- und Umgangssprache.

*** Besonders in den Wendungen „jeds Monat“ (jeden Monat), „nächsts Monat“ (nächsten Monat), „letzts Monat“ (letzten Monat) usf. – nie jedoch bei Monatsnamen: da Monad Mai usw.

Pronomina[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Personalpronomina[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Personalpronomina unterscheidet das Bairische teilweise, wie viele romanische[23] und slawische Sprachen, zwischen betonten und unbetonten Formen im Dativ (nur 1., 2. Singular) und Akkusativ (nur 3. Singular und Plural); ferner gibt es ein eigenständiges Höflichkeitspronomen in der direkten Anrede, vergleichbar dem deutschen „Sie“:

1. Singular2. Singular3. Singular1. Plural2. Plural3. PluralHöflichkeitspronomennomiduea, se/de, desmiaeß/öß/ia*seSiunbetonti---a, -'s, -'s-ma-'s-'s-'Sdatmiadiaeam, eara/iara, demunsenk/eich****ea, eanaEanaunbetont-ma-daakk-mi-deeam, eara/iara, desunsenk/eich*ea, eanaEanaunbetont-'n, …, -'s-'sSi

**** Diese Formen gelten als „weniger“ bairisch, sind dafür aber typisch fränkisch.

Im Nordbairischen lautet der Nominativ der 2. Pl. dia, im Südbairischen der Dativ der 3. Pl. sen.

Bei der Kombination mehrerer unbetonter Personalpronomina, die auf -'s verkürzt sind, wird der Bindevokal -a- eingeschoben; bei der Reihenfolge der Anordnung gibt es, im Gegensatz zum Deutschen, verschiedene Varianten. Es kann auch zu Mehrdeutigkeit kommen – ein paar Beispiele:

unbetont*(ausgeschrieben)standarddeutsch1.a)Håm’s da’s scho zoagt?Håm s(e) d(ia) (de)s scho zoagt?Haben sie es dir schon gezeigt?oder:Håm s d(ia) s(dia) scho zoagt?Haben sie sie dir schon gezeigt?1.b)Håm’sas da scho zoagt?Håm s (de)s d(ia) scho zoagt?Haben sie es dir schon gezeigt?oder:Håm s(e) da d(ia) scho zoagt?Haben sie sie dir schon gezeigt?2.a)Håd a ma’n no ned gem?Håd (e)a m(ia) (der)n no ned gem?Hat er ihn mir noch nicht gegeben?2.b)Håd a’n ma no ned gem?*Håd (e)a d(ern) m(ia) no ned gem?Hat er ihn mir noch nicht gegeben?
Possessivpronomina[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

a) prädikativ:

maskulinfemininneutrumPluralnommẽimẽimẽimeinedatmeimmeinameimmeineakkmeinmẽimẽimeine

b) attributiv:

maskulinfemininneutrumPluralnommeinameinemei(n)smeinedatmeimmeinameimmeineakkmeinmeinemei(n)smeine

Auch die Possessivpronomina deina und seina flektieren so. Das Possessivpronomen (Fem. Sg.) iara („ihrer“) ist aus der deutschen Hochsprache eingedrungen; ursprünglich verwendet das Bairische für weibliche Besitzer ebenfalls das Pronomen seina. Oft wird auch das substantivierte Adjektiv der mei(nige) (der dei(nige), der sei(nige), im Plural: de meinign, de deinign …) verwendet: „Wem ghead der?“ – „Des is da mẽi!“ (= des is da meinige!)

Indefinit- und Fragepronomina[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ebenso wie die oben aufgeführten Possessivpronomina flektieren die Indefinitpronomina koana „keiner“ sowie oana, das „einer“ auf Standarddeutsch heißt; man kann Letzterem wie im Deutschen das Wort iagad- („irgend-“) voranstellen.

Ferner gibt es das Indefinitpronomen ebba, ebbs „jemand, etwas“; es ist plurallos und flektiert wie folgt:

PersonSachenomebbaebbsdatebbamebbamakkebbanebbs

Hier wird also nicht zwischen den Geschlechtern, sondern zwischen Personen und Sachen unterschieden.

Ähnliches gilt für das Fragepronomen wea, wås „wer, was“:

PersonSachenomweawåsdatwemwemakkwenwås

Adjektive[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viele bairische Adjektive haben eine Kurzform und eine Langform. Erstere wird in prädikativer Stellung verwendet, also dann, wenn das Adjektiv mit dem Hilfsverb sei ein Prädikat bildet (zum Beispiel as Gwand is rosa). Die Langform kommt zum Einsatz, wenn das Adjektiv als Attribut eines Substantivs dient (zum Beispiel des rosane Gwand), im Nominativ Neutrum Singular kann auch die Kurzform verwendet werden (a rosa(n)s Gwand). Kurzform und Langform unterscheiden sich (wie schon im Beispiel) oft durch einen Endkonsonanten, der der Kurzform fehlt (in diesem Fall -n), und nur in der Langform (des schene Haus, aber: sche) auftritt. Meistens handelt es sich bei diesen auslautenden Konsonanten um -n, -ch, -g.

Deklination der Adjektive[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie im Deutschen werden Adjektive in attributiver Stellung flektiert, d. h., sie erhalten verschiedene Endungen. Dabei muss unterschieden werden, ob sie ein Substantive mit bestimmtem Artikel begleiten (und daher selbst in bestimmter Form flektieren), oder eines mit unbestimmtem Artikel (und dann dementsprechend nach unbestimmtem Muster gebeugt werden). Werden Adjektive substantiviert gebraucht, also nur mit Artikel, richten sie sich ebenfalls nach diesem. Als Beispiel dient das Adjektiv sche (schön), dessen Stamm bei der Flexion um -n erweitert wird (außer beim Neutrum Singular).

„sche“ unbestimmtmaskulinfemininneutrumPluralnom:a schena Moa schene Fraua schens Kindd’ schena Leiddat:am schena Moana schenan Frauam schena Kind'm schenan Leidakk:an schena Moa schene Fraua schens Kindd’ schena Leid„sche“ bestimmtmaskulinfemininneutrumPluralnom:da schene Mod’schene Frauas schene Kindd schena Leiddat:(i)m schena Moda schenan Frauam schena(n) Kindd schena Leidakk:n schena Mod’ schene Frauas schene Kindd schena Leid

In prädikativer Stellung dagegen werden Adjektive – wie im Deutschen – nicht flektiert, sondern nur in ihrer Nennform gebraucht:

prädikativmaskulinfemininneutrumPluralunbestimmt:a Mo is schea Frau is schea Kind is sched Leid sàn schebestimmt:da Mo is sched’Frau is scheas/es Kind is sched Leid sàn sche
Steigerung der Adjektive[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Bairischen dient das Suffix -a zur Bildung des Komparativs, der ersten Steigerungsform. Grundlage des Komparativs ist die oben beschriebene Langform; bei manchen Adjektiven kommt es zu Umlauten, bei anderen zu Veränderung in der Vokallänge oder im konsonantischen Auslaut. Beispiele aus dem Westmittelbairischen:

UmlautPositivKomparativStandarddeutschkein Umlaut:gscheidgscheidaklugneineiga/neichaneuliabliawaliebschiachschiachahässlichhoaglihoaglichawählerischdiafdiaffatiefmit Vokalkürzung:å > e:långlengalangå > à:wårmwàrmawarm (Westmittelbairisch)o > e:grobgrewagrobgroßgressagroßu > i:dummdimmadummgsundgsindagesundjungjingajungoa > ea:broadbreadabreitgloagleanakleinhoaßheaßaheißwoachweachaweichwoamweamawarm (Ostmittelbairisch)oa > öi:koidköidakaltoidöidaaltua > ia:kuazkiazakurz

Für den Superlativ wird je nach Landschaft eine eigene Form auf (wie im Standarddeutschen) -st gebildet oder aber auch nicht. In letzterem Falle wird der Komparativ als Superlativersatz hergenommen. So kann der Satz „Max Müller ist der größte der zwölf Knaben“ im Bairischen folgende Varianten produzieren: „Vo de zwöif Buam is dà Müller Màx am gressan (Komparativ)/am greßtn (Superlativ)/selten dà greßte/dà gressane.“ Es gibt auch suppletive Adjektivsteigerung, also Steigerung mit einem anderen Wortstamm (sog. starke Suppletion) oder einer Wortstammerweiterung (sog. schwache Suppletion):

SuppletionPositivKomparativSuperlativStandarddeutschstark:guadbessaam bessangutstâdleisaam leisanleiseschwach:deia (a deirigs …)deirigaam deiriganteuer

Numeralia (Zahlwörter)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bairische Zahlwörter enden je nach Region unterschiedlich, aber meist auf -e, welches sie jedoch in attributiver Stellung oft abstoßen; sie sind unveränderlich, flektieren also nicht. Ausnahme davon ist das Zahlwort oans für die Zahl 1.

Es folgt eine Auflistung der wichtigsten Numeralia; sie sind teilweise wegen ihrer ungewöhnlichen Konsonantenabfolgen für Nichtmuttersprachler schwer auszusprechen:

1oas/oans/àns11öif(e)/ööf21oana-/ànazwånzg(e)2zwoa/zwà*12zwöif(e)/zwööf22zwoara-/zwàrazwånzg(e)200zwoa-/zwàhundad3drei13dreizea/dreizen23dreiazwånzg(e)300dreihundad4fiar(e)14fiazea/fiazen24fiarazwånzg(e)40fiazg(e)400fiahundad5fimf(e)15fuchzea/fuchzen25fimfazwånzg(e)50fuchzg(e)500fimfhundad6seggs(e)16sechzea/sechzen26seggsazwånzg(e)60sechzg(e)600sechshundad7siem(e)17sibzea/sibzen27simmazwånzge70sibzg(e)/siwazg(e)700siemhundad8åcht(e)18åchzea/åchzen28åchtazwånzge80åchtzg(e)800åchthundad9neine/nei19neizea/neizen29neinazwånzge90neinzg(e)900neihundad10zeene/zeah20zwånzg(e)e/zwoanzg(e)30dreißge100hundad1000dausnd
  • Das Westmittelbairische unterscheidet bei der Zahl „zwei“ regional noch in drei Geschlechter: „zwee“ (maskulin), „zwo“ (feminin) und „zwoa/zwà“ (neutrum), wobei diese Unterscheidung jedoch inzwischen veraltet bzw. veraltend ist und durch die sächlich Form „zwoa/zwà“ verdrängt wurde.

Beispielsätze: „Sie hand ea zwee“ = „Es sind zwei (Männer, Jungen etc.)“, „Sie hand ea zwo“ = „Es sind zwei (Frauen, Mädchen etc.)“.

Substantivierte Zahlen sind im Bairischen, wie im österreichischen Deutsch, Maskulina, in Deutschland dagegen Feminina:

BairischStandarddeutsch (D)BairischStandarddeutsch (D)da Nulladie Nullda Åchtadie Achtda Oasa/Oansa/Ànsadie Einsda Neinadie Neunda Zwoara/Zwàradie Zweida Zenadie Zehnda Dreiadie Dreida Öifa/Ööfadie Elfda Fiaradie Vierda Zwöifa/Zwööfadie Zwölfda Fimfadie Fünfda Dreizenadie Dreizehnda Sechsadie Sechsda Dreißgadie Dreißigda Simma/Siemadie Siebenda Hundadadie Hundert

Das Bairische kennt nur ein synthetisches Tempus, das Präsens. Alle anderen Tempora, namentlich Futur und Perfekt, werden seit dem Oberdeutschen Präteritumschwund analytisch gebildet. Als Modus neben Indikativ und Imperativ besitzt das Bairische ferner einen synthetischen, d. h. ohne Hilfsverb gebildeten, Konjunktiv, welcher dem standarddeutschen Konjunktiv II (meist in Funktion des Irrealis, des Optativ oder als Höflichkeitsform) entspricht.

Konjugation der schwachen Verben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Indikativ drückt wie im Deutschen die Wirklichkeit aus; er wird durch Anhängen verschiedener Endungen an den Verbstamm gebildet und ist im Allgemeinen dem Standarddeutschen relativ nahe. Vom Standarddeutschen abweichend sind teilweise die Pluralendungen. Im Folgenden das Beispielparadigma des schwachen Verbs måcha (machen) im Indikativ und Konjunktiv sowie im Imperativ:[24]

måchaIndikativImperativKonjunktiv1. Sgi måch—i måchad2. Sgdu måchstmåch!du måchast3. Sger måcht—er måchad1. Plmia måchan*måchma!mia måchadn2. Pleß måchtsmåchts!eß måchats3. Plse måchan(t)**—se måchadn

Partizip II dieses Verbs ist gmåcht – siehe dazu genauer unter Vergangenheit.

* Vgl. aber den nächsten Absatz.
** Zur 3. Person Plural ist anzumerken, dass in manchen Gegenden (zum Beispiel in Kärnten) das Endungs-t aus dem Althochdeutschen bewahrt ist, welches sich im Schwäbischen als generelle Pluralendung durchgesetzt hat (mia, ia, si machet).

In der 1. Person Plural wurde nur eine Form aufgeführt. Tatsächlich gibt es aber außer der obigen (älteren) Kurzform auch noch eine (jüngere) Langform, die (außer im untergeordneten Satz, wo sie in den meisten Regionen ungrammatisch ist) die häufiger verwendete ist. Sie wird gebildet, indem man die Endung -an durch die Endung -ma ersetzt, also: måchma. Zur Entstehung dieser Form s. u. Exkurs.

Verben mit Auslautwechsel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt jedoch Verben, die von diesem Endungsschema abweichen, weil ihr Stamm auf -g oder -b auslautet, und dadurch mit der ursprünglichen Infinitivendung -n zu -ng bzw. -m verschmilzt.[24] Außerdem wird Stammauslaut -b vor vokalischer Endung in der Regel zu -w- frikativisiert. Dadurch entsteht sog. Auslautwechsel bei der Flexion; als Beispiele seien sång (sagen) und lem (leben) angeführt:

sångIndikativImperativKonjunktiv1. Sgi såg—i sågad2. Sgdu sågstsåg!du sågast3. Sger sågt—er sågad1. Plmia sång—mia sågadn2. Pleß sågts—eß sågats3. Plse sång(t)—se sågadn

Das Partizip II lautet gsågt; Partizip I ist nicht gebräuchlich.

lemIndikativImperativKonjunktiv1. Sgi leb—i lewad2. Sgdu lebstleb!du lewast3. Sger lebt—er lewad1. Plmia lem—mia lewadn2. Pleß lebts—eß lewats3. Plse lem(t)—se lewadn

Das Partizip I lautet lewad „lebend“, das Partizip II glebt.

Verben mit Themasuffix -a- oder -i-[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine weitere Gruppe von Verben, deren Infinitiv auf -an oder -in endet, zeigt in der 1. Person Singular die Endung -d; der Themavokal -a- bzw. -i- bleibt im gesamten Indikativparadigma erhalten. Diese Verben entsprechen oft den deutschen Verben auf -ern (> -an) bzw. -eln (> -in); als Beispiel zunächst zidan (zittern), welches im Konjunktiv einerseits wieder (-a- >) r-haltige Formen zeigen, andererseits auf Verdopplung der Silbe -ad- zurückgreifen kann:

zidanIndikativImperativr-Konjunktivdupl. Konjunktiv1. Sgi zidad—i zidradi zidadad2. Sgdu zidastzidad!du zidrastdu zidadast3. Sger zidad—er zidrader zidadad1. Plmia zidan—mia zidradn/zidradmamia zidadn/zidadma2. Pleß zidats—eß zidratseß zidadats3. Plse zidan(t)—se zidradnse zidadn

Anders als obiges Verb weist das nächste Verb kàmpin (kämmen) neben dem überall möglichen periphrastischen Konjunktiv (mittels Konjunktiv des Hilfsverbs doa) nur eine Möglichkeit des Konjunktivs auf, nämlich Stammmodulation i > l; eine Silbenverdopplung wie oben ist nicht möglich:

kàmpinIndikativImperativl-Konjunktiv1. Sgi kàmpid—i kàmplad2. Sgdu kàmpistkàmpid!du kàmplast3. Sger kàmpid—er kàmplad1. Plmia kàmpin—mia kàmpladn2. Pleß kàmpits—eß kàmplats3. Plse kàmpin(t)—se kàmpladn

Konjugation der starken Verben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Starke Verben bilden ihren Konjunktiv teilweise mit Ablaut anstelle des ad-Suffixes, sie können aber auch beides kombinieren. Bei starken Verben mit Stammvokal -e-, -ea-, -ai- (siehe Beispiele oben) tritt zudem im Indikativ Singular und Imperativ Umlautung zu -i-, -ia-, -ui- auf, anders als im Standarddeutschen auch in der 1. Person. Stammvokal -a- wird hingegen nicht umgelautet: er schlagt.

kemaIndikativImperativKonj. + AblautKonj. + Ablaut + ad1. Sgi kim—i kâmi kâmad2. Sgdu kimstkimm!du kâmstdu kâmast3. Sger kimt—er kâmer kâmad1. Plmia keman—mia kâman/kâmamia kâmadn/kâmadma2. Pleß kemts—eß kâmtseß kâmats3. Plse keman(t)—se kâmanse kâmadn

Partizip II dieses Verbs ist kema – siehe dazu genauer unter Vergangenheit.

Auch starke Verben können Auslautwechsel -b-/-w-/-m- zeigen; Beispiel gem „geben“:

gemIndikativImperativKonj. + AblautKonj. + Ablaut + ad1. Sgi gib—i gâbi gâwad2. Sgdu gibstgib!du gâbstdu gâwast3. Sger gibt—er gâber gâwad1. Plmia gem—mia gâm/gâmamia gâwadn/gâwadma2. Pleß gebts—eß gâbtseß gâwats3. Plse gem(t)—se gâmgâwadn

Partizip II dieses Verbs ist gem.

Als Beispiel zum -g-/-ng-Wechsel dient sèng „sehen“; es gibt hier jedoch auch Formen ohne -e-/-i-Wechsel:

sèngIndikativImperativKonj. + AblautKonj. + Ablaut + ad1. Sgi sig/sèg—i sâgi sâgad2. Sgdu sigst/sègstsig/sèg!du sâgstdu sâgast3. Sger sigt/sègt—er sâger sâgad1. Plmia sèng—mia sâng/sângmamia sâgadn/sâgadma2. Pleß sègts—eß sâgtseß sâgats3. Plse sèng(t)sèng ’S!se sângsâgadn

Partizip I dieses Verbs ist sègad „sehend“, Partizip II gsèng.

Aufforderungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bairische hat eine Imperativform für die 2. Person Singular. Aufforderungen für die 1. und 2. Person Plural sowie für die höfliche Anrede werden mit Indikativ-Formen ausgedrückt, gegebenenfalls mit einem klitischen Personalpronomen. Es gelten folgende Regeln zur Bildung:

  • für die 2. Person Singular nehme man den Wortstamm ohne Endung; bei starken Verben wird dabei ggf. Stammvokal -e- zu -i-; dies führt in der Regel zu Gleichheit mit der Form der 1. Person Sg. Ind. – das Personalpronomen du wird für gewöhnlich nicht benutzt (außer in der Emphase): måch!, får!, kimm!, gib! usw.
  • für die 2. Person Plural nehme man die Indikativform; das betonte Personalpronomen darf wahlweise dazu benutzt werden: måchts!, fårts!, kemts!, gebts! usw.
  • für die 1. Person Plural, den sog. Hortativ, nehme man die sog. Langform des Indikativs, die stets auf -(m)a endet (das ist das ehemals klitisierte Personalpronomen, siehe Kapitel Klitisierung); das betonte Personalpronomen mia darf wahlweise dazu benutzt werden: måchma!, fårma!, kemma!, gema! usw.
  • in der höflichen Anrede verwendet man den Indikativ der 3. Plural, das ist der Wortstamm plus Endung -(a)n; dabei muss die unbetonte Form des Höflichkeitspronomens -S klitisiert werden: måchan’S!, fårn’S!, keman’S!, gem’S! usw.

Konjunktiv[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Konjunktiv mit klitisiertem Personalpronomen kann in der Funktion eines Optativs verwendet werden. Die Formen auf -ma entsprechen den Langformen des Konjunktiv, die die 1. Person Plural analog zu den Langformen des Indikativs aufweist.

Konjugation der Hilfsverben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei einigen oft gebrauchten Verben treten selten Veränderungen bei der Konjugation auf, darum sind diese hier aufgeführt. Außerdem zeigen sie viele regionale Sonderformen. Dazu gehören in erster Reihe die Hilfsverben sei (sein), håm (haben) und doa/dea/duan (tun).

seiIndikativImperativKonjunktiv1. Sgi bi—i wâr/wârad*2. Sgdu bistbi!du wâst/wârast*3. Sger is—er wâr/wàrad*1. Plmia sàn/hàn—mia wân/wâradn2. Pleß sàts/hàts—eß wâts/wârats*3. Plse/Se sàn(t)/hàn(t)—se wân(t)/wâradn*

Dabei können, wie bei allen Verben, die langen Konjunktivformen auch als lange Indikativformen im übergeordneten Satz auftreten. Das Partizip II lautet gwen, seltener gwesn.

håmIndikativImperativKonjunktiv1. Sgi hå(n)—i hedd/hêd2. Sgdu håst—du hest/hêst3. Sger håd—er hedd/hêd1. Plmia håm/håmma—mia heddn/hêdn2. Pleß håbts—eß hets/hêts3. Plse/Se håm(t)—se heddn(t)hêdn(t)

Das Partizip II lautet ghåbt, regional auch ghåd.

Das wichtigste Modalverb im Bairischen ist doa(n), welches in vielen regionalen Formen auftritt, die unmöglich hier alle aufgelistet werden können. Der Stammvokal kann -oa- mit Pluralumlaut -ea- sein (meist Westmittelbairisch), -ua- ohne Umlaut (eher Ostmittelbairisch) und -ua- mit Pluralumlaut -ia- (v. a. Tirolerisch). Jedoch gibt es in allen Dialekten sog. Allegroformen für den Indikativ Plural, die statt Diphthongs den kurzen Stammvokal -à- zeigen. Außerdem wird von Gegend zu Gegend ein -n an den Infinitiv gefügt, oder auch nicht.

Hier das westmittelbairische Paradigma mit Umlaut im Indikativ Plural:

doa(n)IndikativImperativKonjunktiv1. Sgi dua—i dâd/dâdad*2. Sgdu duastdoa!du dâst/dâdast*3. Sger duad—er dâd/dàdad*1. Plmia dean/dàn—mia dâdn/dâdadn*2. Pleß deads/dàts—eß dâdats/dârats3. Plse/Se dean(t)/dàn(t)—se dâdn(t)/dâdadn*

Das Partizip II lautet då(n).

* Diese Formen sind hier recht selten; sie treten auch mit -r- an Stelle von -d- auf: i dàrad etc. (siehe auch 2. Pl im Paradigma). In der zweiten Person Plural ist die Langform mit d- oder r-Einschub dagegen obligatorisch, da die zu erwartende Form dàts in mit der Allegroform des Indikativs gleichlauten würde.

Modalverben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Modalverben sind im Bairischen wie auch im Standarddeutschen sogenannte Präterito-Präsentia. Diese haben oft einen Vokalwechsel in der Indikativflexion, Nullendung in der 3. Person Singular sowie ein starkes Partizip II (welches immer mit dem Infinitiv gleichlautet und deshalb nicht extra angegeben wird). Im Folgenden sind die Paradigmen der wichtigsten Modalverben wiedergegeben:

deaffa (dürfen)

IndikativSingularPluralKonjunktivSingularPlural1. Personi deafmia deaffan/deafma1. Personi deaffadmia deaffadn2. Persondu deafsteß deafts2. Persondu deaffaasteß deaffats3. Personer deafse deaffan(t)3. Personer deaffadse deaffadn

kina (können)

IndikativSingularPluralKonjunktivSingularPlural1. Personi kå/i komia kinan/kenan/kimma/kemma1. Personi kànt/kuntmia kàntn/kuntn2. Persondu kåsteß kints/kents2. Persondu kànst/kunsteß kànts/kunts3. Personer kåse kinan(t)/kenan3. Personer kànt/kuntse kàntn/kuntn*

Daneben gibt es auch den regulären Konjunktiv i kinad. Die Langformen der 1. Person Plural im Konjunktiv lauten mia kàntma bzw. mia kuntma; im Indikativ Plural existieren auch Formen mit Stammvokal -e statt -i-, die allerdings zum Zusammenfall mit dem Pluralparadigma des Verbs kena (kennen) führen, und deshalb nur regional gebraucht werden.

meng (mögen; in nicht-modaler Verwendung auch lieben)

IndikativSingularPluralKonjunktivSingularPlural1. Personi mågmia meng(ma)1. Personi mêchadmia mêchadn2. Persondu mågsteß megts2. Persondu mêchasteß mêchats3. Personer mågse meng(t)3. Personer mêchadse mêchadn

miaßn (müssen)

IndikativSingularPluralKonjunktivSingularPlural1. Personi mua(ß)mia miaßn/miaßma1. Personi miassadmia miassadn2. Persondu muaßteß miaßts2. Persondu miassasteß miassats3. Personer mua(ß)se miaßn(t)3. Personer miassadse miassadn

woin (wollen)

IndikativSingularPluralKonjunktivSingularPlural1. Personi wui/woimia wuin/wuima
woin/woima1. Personi wuiad/woiadmia wuiadn/woiadn2. Persondu wuist/woisteß wuits/woits2. Persondu wuiast/woiasteß wuiats/woiats3. Personer wui/woise wuin(t)/woin(t)3. Personer wuiad/woiadse wuiadn/woiadn

Ebenso flektiert das Modalverb soin/suin (sollen).

Unregelmäßige Verben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als letztes Präterito-Präsentium existiert im Bairischen wissn (wissen), welches zwar kein Modalverb ist, aber ähnlich wie diese flektiert wird:

IndikativSingularPluralKonjunktivSingularPlural1. Personi woaßmia wissn/wissma1. Personi wissadmia wissadn2. Persondu woaßteß wissts2. Persondu wissasteß wissats3. Personer woaßse wissn(t)3. Personer wissadse wissadn*

Das Partizip II dieses Verbs wird allerdings schwach gebildet: gwisst, seltener gwusst.

Weitere unregelmäßige Verben sind im Folgenden aufgeführt:

gê (gehen)

IndikativSingularPluralKonjunktivSingularPlural1. Personi gêmia gèngan/gèmma1. Personi gàng(ad)mia gànga(d)n2. Persondu gêsteß gèts2. Persondu gàng(a)steß gàng(a)ts3. Personer gêdse gèngan(t)3. Personer gàng(ad)se gànga(d)n

Das Verb gê ist ein besonderer Fall: Zum einen lautet die Langform der ersten Person Plural gèmma, zum andern ist der Konjunktiv „i gàng(ad)“ eine bairische Eigenbildung. Bairische Schüler sind deshalb beim Erlernen des standarddeutschen Konjunktivs II oft der Meinung, zu „gehen“ laute dieser „gänge“ anstatt „ginge“.

Von diesem beeinflusst wurde das Paradigma des folgenden Verbs:

stê (stehen)

IndikativSingularPluralKonjunktivSingularPlural1. Personi stêmia stèngan/stèmma1. Personi stàndmia stàndn/stàndma2. Persondu stêsteß stè(g)ts2. Persondu stàndsteß stànts3. Personer stêdse stèngan(t)3. Personer stàndse stàndn

Vergangenheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Imperfekt, die synthetische Vergangenheitsform des Standarddeutschen und prinzipiell auch des Bairischen, existiert nur bei zwei Wörtern: sei (mit wår) und woin (mit woit), wobei auch dies nicht unumstritten autochthone Formen sind; es könnte sich um Lehngut aus der Hochsprache handeln. Bei diesen wird es zur Beschreibung von Zuständen hergenommen, wohingegen bei Ereignissen auch hier das Perfekt überwiegt. Näheres dazu siehe Oberdeutscher Präteritumschwund.

Zum Ausdruck der Vergangenheit wird das Perfekt verwendet; es wird analytisch mit einem der beiden Hilfsverben ham oder sei plus Partizip II gebildet (dazu siehe weiter unten). Dabei werden anhand der Bildungsweise des Partizips II starke und schwache Verben unterschieden; dieses wird mit dem Präfix g- und den Suffixen -n oder -a (starke Verben) bzw. -t (schwache Verben) gebildet. Dabei kann das Präfix bei den Stammanlauten g, b, t, d, k, p, z verschwinden (außer im Südbairischen) und so das Partizip II mit dem Infinitiv zusammenfallen. Eine Auflistung aller starken Verben des Bairischen befindet sich hier.

Partizip I[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Partizip der Gleichzeitigkeit, auch Partizip I oder Partizip Präsens genannt, wird mit dem Suffix -ad (in Österreich eher -ert) gebildet, zum Beispiel:

  • drenzad „weinend“
  • drågad „tragend“
  • (g)schiaglad „schielend; flunkernd“
  • (g)spinnad „spinnend“
  • stingad „stinkend“
  • brennad „brennend“
  • blearad „plärrend“
  • bliarad „blühend“

Diese Partizipien werden als Adjektive oder adverbiell verwendet – in attributiver Stellung, als Teil eines Nominalprädikats oder halbsententiell. Zur Bildung von Tempora, wie es im Englischen der Fall ist, werden sie in der Regel nicht eingesetzt (vgl. aber nächsten Abschnitt).

Partizip II[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle Klassen schwacher Verben bilden ihr Partizip II auf das Suffix -t oder -d; sie müssen daher nicht weiter unterschieden werden. Das Präfix g- verschwindet ebenso wie bei den starken Verben vor Plosiven (g, b, d, t, k, p) und wird vor Frikativen (s, sch, h …) zu k- verhärtet. Stammwechsel tritt selten auf:

Verben mit frikativem Stammauslaut -f-, -s-, -z- oder -ch- benutzen das Fortissuffix -t-:

  • bàssn, bàsst – passen, gepasst
  • brotzn, brotzt – prahlen, geprahlt
  • browsn, browst – browsen, gebrowst
  • butzn, butzt – putzen, geputzt
  • dånzn, dånzt – tanzen, getanzt
  • dràtzn, dràtzt – piesacken, gepiesackt
  • gugazn, gugazt – husten, gehustet
  • hoffa, ghofft – hoffen, gehofft
  • kocha, kocht – kochen, gekocht
  • låcha, glåcht – lachen, gelacht
  • måcha, gmåcht – machen, gemacht
  • ràffa, gràft – raufen, gerauft
  • schwànzn, gschwànzt – schwänzen, geschwänzt
  • sîmsn, gsîmst – simsen, gesimst
  • soacha, gsoacht – pissen, gepisst
  • stèssn, gstèsst – stoßen, gestoßen

Ebenso Verben mit Stammauslaut -gg- oder -bb-:

  • båbba, båbbt – kleben, geklebt
  • bigga, biggt – kleben, geklebt
  • brogga, broggt – pflücken, gepflückt
  • jobba/jobbn, jobbt – jobben, gejobbt
  • jogga/joggn, joggt – joggen, gejoggt
  • jugga, gjuggt – jucken, gejuckt
  • schigga, gschiggt – schicken, geschickt
  • stegga, gsteggt – stecken, gesteckt
  • stobba, gstobbt – stoppen, gestoppt

Bei Verben mit nasalem Stammauslaut -m-, -n- oder -ng- tritt die Lenisvariante -d- auf:

  • dràmma, dràmd – träumen, geträumt
  • fånga, gfångd – fangen, gefangen
  • (g)långa, glångd – reichen, gereicht
  • leana, gleant – lernen, gelernt
  • måcha, gmåcht – machen, gemacht
  • scheina, gscheind – scheinen, geschienen
  • woana, gwoand – weinen, geweint
  • wona, gwond – wohnen, gewohnt

Kurzverben:

  • drân, drâd – drehen, gedreht
  • mân, gmâd – mähen, gemäht
  • nân, gnâd – nähen, genäht
  • sân, gsâd – säen, gesät
  • rean, gread – weinen, geweint
  • spöin/spuin, gspöid/gspuid – spielen, gespielt
  • wân, gwâd – wehen, geweht
  • wöin, gwöid – wählen, gewählt
  • zoin, zoid – zahlen, gezahlt/bezahlen, bezahlt
  • zöin, zöid – zählen, gezählt

Kurzverben mit verstärktem Dentalsuffix -dt-:

  • bån, bådt – baden, gebadet
  • bèn, bèdt – beten, gebetet

Verben mit Stammauslaut -l- oder unbetontes -i-/-a-:

  • biesln, biesld – pissen, gepisst
  • driggin, driggid – trocknen, getrocknet
  • gàtln, gàtld – gärtnern, gegärtnert
  • gràxln, gràxld – klettern, geklettert
  • kàmpin, kàmpid – kämmen, gekämmt
  • kàtln, kàtld – Karten spielen, Karten gespielt
  • schnàxln, gschnàxld – bumsen, gebumst
  • wåggin, gwåggid – wackeln, gewackelt
  • ziedan, ziedad – zittern, gezittert
  • zöitln, zöitld – zelten, gezeltet

Rückumlaut ist im Bairischen, anders als im Deutschen, auch bei folgenden Verben abgebaut:

  • brena, brend – brennen, gebrannt
  • kena, kend – kennen, gekannt
  • rena, grend – rennen, gerannt

Nur bei einem Verb ist er noch vorhanden:

  • bringa, bråcht – bringen, gebracht

Bei manchen Verben wird der Stammauslaut fortisiert:

  • denga, denkt – denken, gedacht
  • schenga, gschenkt – schenken, geschenkt

Außerdem gilt Auslautwechsel bei g- und b-Stämmen:

  • frång, gfrågt – fragen, gefragt
  • lem, glebt – leben, gelebt
  • leng, glegt – legen, gelegt
  • sång, gsågt – sagen, gesagt

Ohne Dentalsuffix erscheinen Verben mit Stammauslaut -t-:

  • åwatn, gåwat – arbeiten, gearbeitet

Zu den Partizipien der starken Verben, die mit Ablaut und nasalem Suffix gebildet werden, siehe Liste starker Verben (bairische Sprache).

Im Südbairischen gelten zum Teil andere Regeln. Das Präfix ge- ist erhalten (vor Sonoranten als g-). Vor Frikativen wird das Präfix zu k- (ksegn, khåp), vor Plosiven bleibt auch das e erhalten, vor r wird es zu kh- (khred, khråtn).

Eine besondere Veränderung kann bei håm (haben) auftreten: Neben ghåbt (südb. khåp) bildet es auch ghåd.

Die Vergangenheit wird schließlich analytisch, also mit den flektierten Formen eines der beiden Hilfsverben håm oder sei gebildet, wobei der Anteil von Verben, die sei verlangen, gegenüber dem Hoch- und vor allem Norddeutschen höher ist (dazu bald mehr).

Aspekt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie in den meisten germanischen Sprachen und Dialekten ist die Kategorie Aspekt im Bairischen nicht explizit ausgeprägt. Es gibt jedoch Möglichkeiten, incohative Handlungen auszudrücken, indem das Partizip I in Verbindung mit dem Verb wern („werden“) eingesetzt wird:

  • as Haus is brennad worn „das Haus begann zu brennen“
  • di Bàm sàn bliarad worn „die Bäume fingen an zu blühen“

In anderen Zusammenhängen, vor allem bei Wettererscheinungen, wird Incohativität mit kema zum + Infinitiv ausgedrückt:

  • as kimt zum Wedan „es wird bald ein Gewitter geben“
  • as kimt zum Schneim „es wird bald schneien“

Im Bairischen ist der Übergang von der Wortbeugung zum Satzbau (Syntax) oft fließend, weshalb viele Bereiche der Grammatik von der Morphosyntax am besten erfasst werden.

Präpositionen können im Bairischen, ebenso wie im Deutschen, mit dem bestimmten Artikel zu einem Wort verschmelzen (vgl. standarddeutsch bei dem = beim, an dem = am, unter den = untern usw.). Allerdings sind im Bairischen weit mehr Präpositionen von diesem Vorgang betroffen als im Deutschen; eine Übersicht:

PräpositionDat. Sg. m./n. (-m)Dat. Sg. f. (-da)Dat. Pl. (-di)Akk. Sg. m. (-n)Akk. Sg. f., Akk. Pl. (-d)Akk. Sg. n. (-s)Standarddeutschånåmåndaåndiånåndåns, åsanafafmafdaafdiafnafdafsauffia, foafiam, foamfiada, foadafiadi, foadifian, foanfiad, foadfias, foasvorhintahintamhintadahintadihintanhintadhintashinterin, aiminda, adaindi, adiin, anind, adins, asiniwaiwamiwadaiwadiiwaniwadiwasüberuntauntamuntadauntadiuntanuntaduntasunternema, newanemam, newamnemada, newadanemadi, newadineman, newannemad, newadnemas, newasnebenbeibeimbeidabeidi———beiwenga, wegawengam, wegamwengada, wegadawengadi, wegadi———wegenzuzum, zunzudazudi———zufia———fianfiadfiasfürgenga, gega———gengan, gegangengad, gegadgengas, gegasgegenum———ummanumdumsum

Da Präpositionen die Betonung auf das nachfolgende Satzelement lenken, können ihnen nur betonte, niemals unbetonte Personalpronomina folgen.

Präpositionsgebrauch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Bairischen werden für Ortschaften und Städte erst seit dem Einfluss des Hochdeutschen die Präpositionen „nach“ und „in“ gebraucht; traditionell sagt man jedoch a oder af/auf (= nach) und z’ (= in); so fährt man z. B. auf Daha, wenn man nach Dachau fährt und auf Minga statt „nach München“; anschließend ist man dann z’Minga, nicht „in München“. Ebenso ist man auch z’Wea („in Wien“), z’Strâwing („in Straubing“) oder z’Grâz („in Graz“), gleich wie schwierig die Konsonantenbündelung am Wortanfang auch wird. Daher auch der Scherz, dass alle bairischen Ortsnamen mit z- beginnen! Bei Feiertagen findet sich je nach Landschaft entweder ebenfalls z’: z’Ostan, z’Weihnachtn; oder auf: auf Ostern, auf Weihnachten; oder unter dem Einfluss der Standardsprache an; niemals würde ein Baier diese Wörter jedoch (wie im nördlichen Standarddeutsch möglich) ohne Präposition zur Zeitangabe verwenden.

Konjunktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine regionale Besonderheit ist die temporale Konjunktion åft, die in großen Teilen des bairischen Sprachgebietes verwendet wird, allerdings tendenziell eher im ländlichen Raum. Sie entspricht etymologisch dem englischen after und bedeutet „nachher, danach“.

Präpositionslose Lokalkodierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In südbairischen Dialekten treten präpositionslose Orts- und Richtungsangaben (Adverbialien) auf. Man geht dementsprechend nicht „in die Kirche“ oder „auf den Markt“, sondern ma gêd Kiacha/Moakt, also ohne Gebrauch irgendeiner Präposition. Die Lokalbedeutung wird durch das Ausbleiben des Artikels markiert, der sonst bei jedem Substantiv obligatorisch ist. Weitere Beispiele: i wohn Knittelfeld, i wår Schul, er geht erste Klasse Schul (vgl. auch lat. Romae in Rom, Romam nach Rom; Hindi Dillî calnâ nach Delhi fahren, statt Dillî ko calnâ).

Orts- und Richtungsadverbialien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bairische hat ein komplexes System von Richtungsadverbialien, welche Bezug zur Sprecherperspektive nehmen; ebenso wie im Deutschen muss, je nachdem, ob die Bewegung vom Sprecher weg oder zum Sprecher hin vollzogen wird, die Affixe -hin- (z. B. ein-hin, mundartl. „eini“) bzw. -her- (z. B. ab-her, mundartl. „åwa“ oder „owa“) an das Adverb angefügt werden (im Wienerischen wird das jedoch nicht unterschieden, z. B. auffi und auffa sind zu auffe zusammengefallen). Im Deutschen, wie auch im westlichen Bairischen werden diese Affixe jedoch als Präfixe hin- bzw. her- gebraucht, also dem Adverb vorangestellt. Im östlichen Bairischen ist das Gegenteil der Fall: die Affixe werden als Suffixe eingesetzt, d. h., dem Adverb hinten angefügt. Dabei wird das Suffix -hin zu -i, regional -e abgeschwächt, das Suffix -her zu -a. Eine vergleichende Übersicht:

Präpositionvom Sprecher (-i)Standarddeutsch (hin-)zum Sprecher (-a)Standarddeutsch (her-)å, åbåwihinab, hinunteråwaherab, herunterå, ånåni*hinanånaheranauf/afauffi/affihinaufauffa/affaheraufausaussihinausaussaherausdå-dånihintan (zur Seite)dåna*hertan (von der Seite weg)durchduachihindurchduacha [selten]*herdurchfiafiari(nach vorne)fiarahervorhintahintari/hinddre(nach hinten)hintara/hinddra(nach hinten)zuazuari/zu(a)wihinzuzuara/zu(a)wa(herbei)umummihinüberummaherüber

Vor allem im nord- und südbairischen Sprachraum gibt es formale und lautliche Abwandlungen dieser Worttypen, so wird in der nordbairischen Oberpfalz auch die Form iwri/a neben ummi/a im Sinne von „hinüber“/„herüber“ verwendet, åwi/a und eini/a erscheinen vielerorts als eichi/a oder oichi/a. Im südbairischen Mundartgebiet werden oftmals die Konsonanten in den Richtungsadverbien fallengelassen.

Im Großteil des bairischen Sprachgebiets werden Richtungsadverbien in der oben beschriebenen Form unter Zuhilfenahme von Suffixen gebildet. Lediglich im westlichen Oberbayern sind die auch im schwäbischen und fränkischen Sprachraum üblichen Verkürzungsformen der hochdeutschen Richtungsadverbien üblich (’nei und ’rei im Sinne von „hinein, herein“ oder ’nüber und ’rüber im Sinne von „hinüber“ und „herüber“). Diese Variante wird westlich einer gedachten Linie verwendet, die etwa von Kelheim über Freising und Dachau nach Starnberg und weiter südwestwärts in Richtung Benediktbeuern und Ettal verläuft. München liegt in einem Übergangsgebiet, in dem beide Formen parallel verwendet werden.

Im Bairischen hat ein Prozess stattgefunden, der in der Sprachwissenschaft Klitisierung heißt. Speziell für das Bairische ist hier die Anlehnung eines oder mehrerer Personalpronomina unter anderem an das konjugierte Verb gemeint. Sie ergibt sich, wenn eine Pronominalform hinter dem Verb steht anstatt am Satzanfang:

Ist das Personalpronomen unbetont, so kann es auch lautlich reduziert werden. So ergibt eben genanntes mia „wir“ -ma, aber auch dia „dir“ -da, sie oftmals -s, eß „ihr“ ebenfalls -s, und so weiter. Von der Abschwächung mia zu -ma in diesem Beispiel ist es nur ein kleiner Schritt zur Kontraktion von Verbendung -n und Anlaut des Personalpronomens m-:

betontes Subjektunbetontes Subjektdean mia?dean ma? > deama?

Dies ist auch der Grund, weshalb das Pronomen der 1. Person Plural im Bairischen auf m- anlautet: die mittelhochdeutsche Verbendung -n und der Anlaut des Personalpronomens wir sind zum m verschmolzen (ebenso im Schwäbischen). Dieses m wurde anschließend von den Sprechern nicht länger als Verbendung, sondern als Anlaut des Personalpronomens analysiert, daher heißt der Wahlspruch der Niederbayern: „mia hàmma mia!“ und nicht „wir sind wir!“. Allerdings ist das auf m- anlautende Personalpronomen für die 1. Person Plural fast allen hochdeutschen Dialekten gemein und insofern keine bairische Besonderheit; es tritt auch im Alemannischen, im Fränkischen, im Pfälzischen und im Thüringischen auf.

Das obige Beispiel erläutert das Phänomen anhand der 1. Person Plural im Nominativ. Allerdings werden auch andere Personen und Kasus klitisiert. Die folgenden Beispiele sollen dies illustrieren.

HochdeutschBairischIch mag sie.I måg-s.Dann hört er sie.Dånn heat-a-s.Dann gibt er es mir.
od.: Dann gibt er mir es.Dånn gibt-a-ma-s.

Anmerkung: Die klitisierten Personalpronomen wurden durch Bindestriche getrennt.

Im ersten Beispiel wird das direkte Objekt (Akkusativobjekt) klitisiert, während im zweiten Subjekt und Akkusativobjekt sich an das Verb anlehnen. Im dritten Beispiel schließlich gehen sogar Subjekt, Akkusativ- und Dativobjekt eine Verbindung mit dem Verb ein. Dabei ist zu beachten, dass die Abfolge von klitisiertem Dativ- und Akkusativobjekt im Bairischen mitunter von der Abfolge der Pronomina im Standarddeutschen[25] abweichen kann.

Aber nicht nur Verben können als Basis der Klitisierung dienen, sondern auch nebensatzeinleitende Konjunktionen. So heißt es zum Beispiel:

HochdeutschBairischOb sie geht?Ob-s geht?Weil sie ihn mag.Wai-s-n måg.Dass er ihn dir gibt.Dass-a-da-n gibt.

Wenn ein Personalpronomen klitisiert wurde, dann darf die Vollform desselben normalerweise nicht mehr im gleichen (Teil-)Satz vorkommen. Ein standardsprachlicher Satz wie Sie schläft kann nur Sie schlåft, als Fragesatz Schlåft-s? realisiert werden, niemals aber *Sie schlåft-s.

Einen Sonderfall bilden aber die Nominativ-Formen der 2. Person Singular, in einem großen Teil des Bairischen auch der 2. Person Plural,[26] sowie in Teilen Bayerns, in Südböhmen und in Teilen Kärntens auch der 1. Person Plural.[27] Hier geschieht eine Verdopplung, und die ehemaligen Klitika haben sich den Status einer Flexionsendung angenähert.

Das du der 2. Person Singular wurde schon im Althochdeutschen durch inverse Satzstellung an die ursprüngliche Endung -s angefügt, woraus sich die heute auch standardsprachliche Endung -st ergab.[28]

Verbzweit-Satz (ahd.)Verberst-Satz (ahd.)Übersetzungdu nimis (> du nimist)nimis du > nimist duDu nimmst.

Ähnliches gilt im Bairischen für die 2. Person Plural, wo das Pronomen eß an die ursprüngliche Endung -t beim Verb trat und so die Endung -ts bildete, die heute bei allen Verben in der 2. Person Plural in großen Teilen des bairischen Dialektraumes[26] obligatorisch ist.

Verbzweit-SatzVerberst-Satzihr tuttut ihr?eß deat (> eß deats)deat eß? > deats?

Dieser Vorgang trifft auch auf die 1. Person Plural zu, wenngleich hier das -ma nicht in allen Dialekten des Bairischen zu einer Flexionsendung wurde. Zudem gibt es in manchen Dialekten, wo dies der Fall ist, zusätzliche Beschränkungen (siehe dazu auch unten).

Die Besonderheit ist nun, dass in Fällen, wo die Pronomina der 2. Person Singular und Plural, sowie (eingeschränkt) der 1. Person Plural im Nominativ bereits „klitisiert“ wurden, die volltonigen Formen im gleichen (Teil-)Satz auftreten dürfen (aber nicht müssen). (Dieses Phänomen heißt auch „Klitik-Verdopplung“ und tritt in verschiedenen Sprachen im Zusammenhang mit Klitisierung auf, z. B. regelmäßig im Spanischen).

BeispielsatzÜbersetzung2. Person SingularDu schlåfst haid.Du schläfst heute.2. Person PluralEß schlåfts haid â no.Ihr schlaft heute auch noch.1. Person PluralMia schlåfma.Wir schlafen.

Im Verberst-Satz:

BeispielsatzÜbersetzung2. Person SingularGehst (du) haid essn?Gehst du heute essen?2. Person PluralGehts (eß) haid essn?Geht ihr heute essen?1. Person PluralGemma (mia) haid essn?Gehen wir heute essen?

Eben Gesagtes gilt entsprechend auch für die Nebensatzeinleiter.

BeispielsatzStandarddeutsch2. Person SingularI frag di, obst du heid nu epps duast.Ich frage dich, ob du heute noch was unternimmst.2. Person SingularI frag enk, obs/obts eß heid â nu epps deats.Ich frage euch, ob ihr heute auch noch was unternehmt.1. Person PluralMia wissma ned, obma mia heid nu epps dean.Wir wissen nicht, ob wir heute noch was unternehmen.

Hinweis: Der Dialekt, aus dem das Beispiel zur 1. Person Plural stammt, illustriert die oben kurz angesprochene Problematik, dass das -ma in Dialekten, wo es üblicherweise als Flexionsendung auftritt, auch noch Ausnahmen haben kann (dean, nicht deamma im Nebensatz). In Teilen Kärntens, wo das Phänomen des flexivischen -ma auch zu finden ist, wäre der Beispielsatz unter Umständen auch grammatisch, würde statt dean deamma im Nebensatz stehen.[27]

In folgenden Konstruktionen unterscheidet sich die Wortstellung von der in der Standardsprache:

  • Sätze mit Initialstellung des Verbs (Emphase oder Antwort, zum Beispiel kumm i glei als Antwort auf wann kummst z’uns);
  • Ausrufe mit nachgestellten Adjektiven (bei Betonung, zum Beispiel Hund, vàreckdà!; da Månn, da ålte);
  • Reihenfolge der Verben im zusammengesetzten Prädikat (nur im Basilekt, zum Beispiel er håt miassn aufstehn).

Regional können auch andere Abweichungen vorkommen.

Manche Verben des Bairischen zeigen ein Muster der Kasusrektion, die im Standarddeutschen zwar bei manchen Empfindungsverben auch vorkommt, aber veraltet ist, z. B. diaschtn („dürsten“), dràmma („träumen“) und rein („bereuen“). Ein Nominativ-Subjekt ist dann nicht vorhanden:

mi diaschtmich dürstet = ich habe Durstdi dràmt schlechtdu träumst schlecht (vgl.: „mir träumte, dass...“)des reid eamdas reut ihn = das bereut er

Im Bairischen werden, anders als im Standarddeutschen, Adjektive in prädikativer Funktion, genauer gesagt freie Prädikativa, mit einer Endung versehen. Dazu dient das invariable Suffix -a bzw. -e; es handelt sich dabei um erstarrte Nom. Sg.-Formen (maskulin bzw. feminin). Solche Adjektive können auf Subjekt wie auch Objekt bezogen sein. Beispiele:

Des schmeggt koida (koid'e') bessa. – Das schmeckt kalt besser.
Fast hèttn’s’n lewada (lewad'e') eigråm. – Fast hätten sie ihn lebendig eingegraben.

Im Dialekt werden gewisse Infinitivkonstruktionen (Subjekts- und Objektssätze, AcI) vermieden und durch Nebensätze mit einem finiten Verb ersetzt, zum Beispiel:

  • schwar iss, dåss ma heit a Årbeit fint (es ist schwer, heute Arbeit zu finden)
  • bin ned gwohnt, dass i friah aufstäh (ich bin es nicht gewöhnt, früh aufzustehen)

Ähnlich werden auch attributive Partizipialphrasen vermieden, zum Beispiel:

  • de Kinder, de wås/wo laffa (die laufenden Kinder)

Eingeschränkt werden Partizipien adverbiell verwendet, zum Beispiel:

  • sitzndà bin i eingschlåfm

Ein Bereich, in dem das Bairische sehr kreativ ist, ist die Verneinung, da es die sogenannte doppelte Verneinung gibt, welche mitnichten eine Litotes darstellt.

Beispiel: In da Ståd huift koana neamdm nêda; dåß a-r-eam amoi a bißl wås z’eßn gâbat, wenn dear amoi koa Göid nêd håt, åba nâ: Då gibt’s koane freindlichn Menschn nimma, då gibt nia koana nix. (In der Stadt hilft keiner; er könnte ihm doch einmal ein wenig zu essen geben, wenn derjenige einmal kein Geld hat, aber nein: Da gibt es keine freundlichen Menschen mehr, da gibt nie jemand etwas. wörtlich: In der Stadt hilft keiner niemandem nicht; dass er ihm einmal ein bisschen was zu essen gäbe, wenn der einmal kein Geld nicht hat, aber nein: Da gibt es keine freundlichen Menschen nicht mehr, da gibt nie keiner nichts.)

Dieser Satz, obwohl zugegebenermaßen konstruiert, könnte also durchaus so ausgesprochen werden. Jedoch kann man genauso gut auch folgenden bairischen Satz aussprechen: In da Ståd huift da koana; dåßd a-r-eppa amoi a bißl wås z’eßn gâbat, wenn dear amoi koa Göid håt, åba nâ: Freindliche Menschen gibt’s då nimmer, då gibt nia oana wås. (gleichbedeutend).

Festzuhalten bleibt bloß: Ein Baier kann einen Satz einmal oder mehrmals verneinen, der Sinn bleibt im Allgemeinen der gleiche (Ausnahmen weiter unten).

Folgende Wörter werden zur Verneinung verwendet:

bairischstandarddeutschVerwendungned, nedanichtallgemeines Verneinungswortnianie(mals)verneint Zeitangabennimma, neamanicht mehr, nicht: *nimmerdrückt Veränderung ausnix, nixenichtsverneint Sachenniangdwo, niagadwonirgendwoverneint Ortsangabenniagads, nindaschdnirgendsverneint Ortsangabenkoa [flektiert]keinverneint Substantivekoana (nur im Nom.!)keinerverneint Personenneamad(s), neamde, neamdniemandverneint Personen(Dat. neamdm*, Akk. neamdn*)

* neamdm und neamdn sind von der Aussprache her nicht zu unterscheiden ([nεam’m]).

Das formale Subjekt es wird oft elidiert, z. B. er is da größte Docker, wo gib(t). Vor allem im gemischtsprachigen Kärntner Unterland gibt es unter slowenischem Einfluss das formale Subjekt gar nicht, z. B. Regnet (Es regnet).

Das Bairische verfügt über deutlich mehr Ausdrucksmittel zur Differenzierung von Höflichkeit, als sie das Hochdeutsche bietet. So existieren für viele Modalpartikeln, die in der alltäglichen Sprache eine wichtige Rolle spielen, je zwei Versionen – eine für Leute, die man duzt, und eine für solche, die man siezt (wobei man sich auf dem Dorf oft ohnehin duzt, gesiezt wird vor allem in den Städten). Eine kurze Übersicht über die wichtigsten Partikeln:

familiäre Form (Duzform)distinkte Form (Siezform)Entsprechung im Standarddeutschenhà?hàns?wie bitte?gäi, göi?gengans?nicht wahr?biddsche!biddschen, bidd Eana schee!bitte schön!märci! / dangsche!dangschen / dang Eana schee, Vagoids (Eana) god!danke schön!

Auch die nachfolgenden Grußformeln, die zur Lexik gehören, sind Ausdruck dieses vielschichtigen Höflichkeitssystems.

Ein Überblick über die wichtigsten Wortfelder und Möglichkeiten der Wortbildung:

Das wichtigste Kapitel beim Erlernen einer Sprache sind natürlich Gruß- und Anredeformen. Ein Überblick über die wichtigsten:

Bairisch(Verwendung)Entsprechung im Standarddeutschenwörtlicher ÜbertragServus!(familiär; Begrüßung/Verabschiedung)Hallo/Grüß Dich! (stets duzend)„servus!“ (auch in Standarddeutsch üblich, aus dem Lateinischen servus = (Ihr) Diener, Sklave)(Hawe-)dere!(formal bis familiär; Begrüßung/Verabschiedung; veraltet auch: formal; Begrüßung)keine„(Ich) habe die Ehre!“Griaß di (God)!(familiär; Begrüßung)Grüß dich!„(Es) segne dich (Gott)!“Griaß enk/eich (God)!(familiär; Begrüßung)Grüß euch!„(Es) segne euch (Gott)!“Griaß Eana (God)!(formal; Begrüßung)Guten Tag, Grüß Gott„(Es) segne Sie (Gott)!“Griaß God!(formal; Begrüßung)Guten Tag, Grüß Gott„(Es) segne (Sie) Gott!“Pfiaddi (God)!(familiär; Verabschiedung)Auf Wiedersehen!„(Es) behüte dich (Gott)!“Pfiat enk/eich (God)!(familiär; Verabschiedung)Auf Wiedersehen! (zu mehr als einer Person)„(Es) behüte euch (Gott)!“Pfiat Eana (God)!(formal; Verabschiedung)Auf Wiedersehen!„(Es) behüte Sie (Gott)!“Pfia God!(formal; Verabschiedung)Auf Wiedersehen!„(Es) behüte (Sie) Gott!“(Af) Widaschaung!(formal; Verabschiedung)Auf Wiedersehen!„Auf Wiederschauen!“Bà-bà! – mit Betonung auf der 2. Silbe(herzlich-familiär; Verabschiedung)Auf Wiedersehen! (zu einer oder mehreren Personen) (mehr in Österreich gebräuchlich)(Grüße an den) PapaGua(d) Moang!(formal; Frühstücksgruß)Guten Morgen!dto.Moang!/Moing!(familiär; Frühstücksgruß)(Guten) Morgen!dto.Guan’Åmd!(formal; Abendgruß)Guten Abend!dto.Guade Nåcht/guad’ Nacht!(familiär und formal; Verabschiedung zur Nacht)Gute Nacht (zu einer Person)dto.Guad enk/eich Nåcht!(familiär; Verabschiedung zur Nacht)Gute Nacht! (zu mehr als einer Person)„Gut euch Nacht!“An Guadn!(familiär und formal; Mahlzeitgruß)Guten Appetit!„Einen Guten (Appetit)!“Moizeid!(familiär und formal, Begrüßung, Mahlzeitgruß)guten Mittag!„Mahlzeit!“

Entgegen vielen Vorurteilen über die bairische Frömmigkeit zeigt der reiche Fundus an Grußformeln, dass es in Baiern durchaus möglich ist, das Wort God „Gott“ im Umgang mit anderen Zeitgenossen zu vermeiden, wenn es dem eigenen Glauben zuwiderläuft. Das große Repertoire verschiedener Grußformeln führen Sprachwissenschaftler auch als Grund dafür an, dass sich im bairischen Sprachraum das Wort „Tschüss“ bislang nicht richtig durchsetzen konnte. Es gebe einfach keine Lücke, die diese Grußformel geeignet ausfüllen könnte.[29]

Um den regionalen Unterschieden gerecht zu werden, werden manche Wörter gesondert gekennzeichnet:
A Österreichischer Wortschatz (vor allem Donau-Österreich)
B Altbairischer Wortschatz (Ober- und Niederbayern, evtl. Oberpfalz)
H Burgenländischer Wortschatz (Hianzisch)
K Kärntner Wortschatz (Kärntnerisch)
S Steirischer Wortschatz
T Tiroler Wortschatz
W Wiener Wortschatz (Wienerisch)

Substantive[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viele Berufsbezeichnungen teilt das Bairische mit anderen süddeutschen Dialekten, z. B. Metzger (in Österreich Metzker) „Fleischer“, Schreiner „Tischler“, Spàngler „Schlosser“ – einige davon gehen stark zurück, so wird z. B. der bairische Beck oft durch das norddeutsche „Bäcker“ ersetzt; andere Berufsbezeichnungen wie der Zeidler, standarddeutsch „Imker“, und der Hafner, standarddeutsch „Töpfer“, verschwinden mit dem Handwerk selbst immer mehr. Speziell österreichische Ausdrücke wie Sàndler für „Obdachloser“ oder Striezi für „Zuhälter“ halten sich besser.

Die bairische Umgangssprache zeichnet sich oft durch eine Vielfalt an Begriffen für ein und dasselbe Bezeichnete im Standarddeutschen aus; dabei wird dieser Reichtum von Nicht-Baiern oft als derb wahrgenommen, und nicht so sehr als poetisch – der „Mund“ kann beispielsweise als Mund (neutral), Mei (= Maul, umgs., aber nicht negativ), Goschn (frech) oder Goschal (liebevoll), Bàbbn (ebenso frech), Lêtschn (abwertend) oder Fotzn (beleidigend) bezeichnet werden.

Spezieller Kleidungswortschatz betrifft die Joppn („Jacke“) und das Pfoidl oder Pfoadl („Hemd“, aber auch Hemad) u. v. m.; „Kleidung“ generell wird als Gwand bezeichnet. Das Wort Dirndl bezeichnet nicht nur das entsprechende Kleidungsstück, sondern ist auch zur Bezeichnung für „Mädchen“ in Altbaiern üblich, während in Österreich hier das Wort Mâdl überwiegt. Jungen heißen allgemein Buam (Sg. Bua), in Österreich auch Burschn, Beaschn, in Kärnten und der Steiermark auch Ledda (Sg. Lodda).

Auch im Bereich der Fauna gibt es speziell bairische Wörter, z. B. Giggal (m) für „Hahn“, Bibbal (n) auch Ziwarl (n) für „Küken“, Heiß(al) oder Heinß(al) für „junges Pferd, Fohlen“, Goaß für „Ziege“ (bzw. „Geiß“, ein im Hochdeutschen veralteter, in den süddeutschen Dialekten in der jeweiligen Form aber noch sehr verbreiteter Begriff), Hebbal für „junge Ziege“, Får(n) für „Jungstier, Stierkalb“, Böichn (f, ahd. belihha) für „Blässhuhn“, Imp (m) oder Impn (f) für „Biene“, Oachkàtzl für „Eichhörnchen“, Brotz (m; lat. Lehnwort) für „Kröte“, Håtz für „Eichelhäher“ usw.

Zum speziellen Vokabular im Bereich Lebensmittel siehe Bairisch-österreichischer Küchenwortschatz.

Verben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

BairischStandarddeutschBairischStandarddeutschådaunanstoßenloanalehnenåglångaanfassen, berührenloatnlenken, steuernsi åwiduansich grämenluangschauen, spähenåzipfnanerven, belästigenlusnhorchen, zuhörenbåbbaklebenmeaminmeckern, murrenbânrösten [Brot]mosannörgeln, meckernbåtznkleckernmugazn Wleise/heimlich schimpfenbaunpflügenodlnjauchen (düngen mit Jauche)si bâznsich aalenpapriziern Amit Paprika würzenbeaschnraufenparierngehorchenbenznflehen; scheltenpfigazn Wpfeifenbieslnpinkelnpfugazn Wkichernbiggaklebenpressierneilenblånga + Akk + afgelüsten + Akk + nachrâtschnschwätzen, plaudernböiffanausscheltenraunznnörgeln, jammernbroggapflückenreanweinen, heulenbrunznpissenrecharechen, harkendabåggaaushalten, verkraftenroasnreisendàchinklauensâbln, sâwinrennendaduanumbringensàndlnherumlungern, nichts tundaugngefallen, wohltunschåffa + Datanordnen, befehlendeftnniedermachen, demütigenschaun(g)guckendinkn + Akkscheinen („dünken“) + Datscheimschieben, stoßen, kegelndrândrehenschepfn Aarbeitendràtznärgern, belästigenschiagln, schiangschielen; petzen, flunkerndreim (stV: driem)tun, machenschliaffa (stV: gschloffa)wetzen, schleichendrenznweinenschloaffaschleppendriggintrocknenschmàtznreden, plaudernsi dumminsich beeilenschmutznlächelnsi eiweimberlnsich einschmeichelnschnaufaatmeneiwoaggaeinweichenschnàxln Bvögelnfaschiern Adurch den Fleischwolf drehenschneim (stV: gschniem)schneienfeanznverspotten, verhöhnenschnoatnschnippeln, kleinschneidenfechtlnbettelnschoasnfurzenfeinfaulen, verrottenschupfasanft werfen, schubsen(si) feinfehlen, falschlaufensekkiern Anerven, belästigenfexnerntensempannörgeln, klagenfieslnabnagensiedn (stV: gsottn)brühen, kochen [Kaffee]flâdan Aklauensoachapinkeln, pissensi frettnsich abmühensöicharäuchernfriasn, froisnfrierenspånabegreifenfuxnklauen; nicht glattgehenspeachn Sspähengeinloben, prahlenspeanzlnliebäugeln, flirtensi gfreinsich freuenspeim (stV: gspiem)kotzengleschnOhrfeige verpassensprâglnspaltengletzlnschaben, kratzenstèssn (swV: gstèsst)stoßengliam, gloim (stV: glom)spalten, hacken [Holz]stiggareizen, interessierengneißnbemerken; begreifenstrânstreuengnotznlungern, lümmeln; tief schlafenstrawànznvagabundierengrainkratzenstroaffa (stV: gstroffa)streifengràmpfenstehlensudan Ameckern, jammerngråsnjätentachiniern Afaulenzen; blaumachen, schwänzngràttlnumständlich herumtuntschentschnmeckern, nörgelngrâwinschimmelnúråssnverschwenden, –geudengràxlnkletternwâchin, wàchlnflattern; fächelngriangbekommenwâtschnohrfeigengugazn Whusten, hüstelnweiznspukenhàckln Aarbeitenwoingwalzenhàtschnhinken; trottenwualnwimmelnhudlnhasten, hetzenzânzehren; zerrenhupfaspringenzàxlnziehen, zerrenhunznärgern, nervenzumpandrängelnkeankehren, fegenzuzlnsaugenkewin, kebblnkebbeln, keifenzwiggakneifen; Fahrschein entwertenleitn (stV: glittn)schellen, läuten, klingeln

Adjektive[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das produktivste Suffix zur Bildung von Adjektiven ist -ad; es geht entweder auf das Suffix -ert zurück, oder auf das Suffix -end, welches eigentlich zur Bildung des Partizip Präsens verwendet wird (siehe dort; beide Suffixe sind im Bairischen lautlich zusammengefallen). Stammendungen in Klammern (meist -g oder -ch) werden nur gesprochen, wenn das Adjektiv flektiert wird und dadurch eine vokalische Endung erhält.

BairischStandarddeutschBairischStandarddeutschågfressnbeleidigtgschleggadschleimig [bei Personen]åperschneefreigschmeidi(g) Atollausgschàmmtunverschämtgschmoaßnschlankausgstochawählerischgschnåbbadfrech, schnippischbåbbadklebriggschodadunfrisiert, zerzaustbåcha Akitschig; schwulgsöichtgeräuchertbåmpadunwirsch, schroffgspàssi(g)lustigbåtschadtollpatschiggstingadstinkendbiggadklebriggstumpadstumpf, stummligblåddadglatzköpfiggumpadunruhig, nervösaufblâdaufgedunsen; dickgwåmpadbauchig, beleibtbloßhàxadbarfüßighai, hâlglatt [bei Eis]bumbalgsundkerngesundhaudi(g)erschöpftdàmmischverwirrt, benommenhànti(g)bitter [bei Kaffee]dàntschi(g)niedlich, liebreizendhâtschadschwerfälligdearisch Ataub, schwerhörighieni(g)(hie)kaputt; tot [ugs]dèbbaddämlichhintafotzi(g)hinterhältigdoarad Btaub, schwerhörighoagladwählerischdoiggadtäppischhoibschâri(g)halbherzigdrâmhàbbadverschlafenkommódtbequemdreggadschmutzigleiwand Wherrlich, großartigdrenzadweinerlichlenweichdrutschadeinfältig, naivlêtschadlasch, schlaffdusi(g)diesig, nebligliabsympathisch, nettentrischfremd, seltsamlindungesalzen; von weicher bis flüssiger Konsistenzfabàndltliiertmå(b)mürbefakuid, faköiderkältetnàrrischverrücktfâdlangweilignei(g), nei(ch)neufeschhübschneidi(g)neidisch oder geiziggâchjähpfànzi(g) Banmutiggàmsi(g)lüsternpfundi(g) Btollgàmpri(g)lüsternràssscharf; unfreundlichgfleggadfleckigreschknusprig; sauer [bei Wein]ghoazt/ghàzt Aschwulrogladzappelig, nervösglumpadunbrauchbar, nutzlosruachadraffgieriggnâtschi(g)niedergeschlagensåmftsachtgoschadvorlautschiachhässlichgraubbadunansehnlichschleißi(g)schäbig; nachlässiggrànti(g)übellaunig; wütendsekkant Anerviggreisli(ch)scheußlichsiari(g)geiziggriabi(g) Bangenehmsoichunrein, trübegrindi(g)eklig, ekelhaftstâdleise, stillgroßkopfadarrogant(g)wåggladwackeliggroßgoschadgroßmäuligwèpsadunruhig, zappelig, hyperaktivgschàmmi(g)schüchtern, verschämtwualadaufgeregtgscheadfieszâchzäh, schwieriggscheggadscheckigziagadzähflüssiggscheidklugzimpfti(g)gemütlichgschiagladschielend; verlogenzwiedaunsympathischgschlåmpadunordentlich

Adverbien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor allem im Bereich der Tageszeiten ergeben sich einige Unterschiede zum Standarddeutschen:

BairischStandarddeutschBairischStandarddeutschaf d’Nochtabendsiatz(ad)jetztagràt Bausgerechnetin da Fruamorgensbei da Nochtnachtsiwahàpsüberhauptoreidig/oraidighässlich, ekelhaft / seltsam, derblei T Knurbloß, nua, neta OÖ, agleinurleichtetwa [Frageadverb]dauhieroim/ålm Timmereh, êohnehin; sicheroiweiimmerfertletztes Jahrpfeigrådunmittelbar, genaufeiAbtönungspartikel, mit der die Aussage dem Gesprächspartner gegenüber hervorgehoben werden sollpfentraschgâchplötzlich, unerwartetpomâli Wlangsamgrodnur; soebensauwaziemlichgscheidtüchtig, ziemlichsàggrischverdammtgschwindraschsöitnselten; bemerkenswertheiadieses Jahrúmbàndi(g)außerordentlichhait, hålt Teben, wohlzmoastmeistens

Uhrzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Angabe der Uhrzeit gibt es einige Gräben auf dem deutschen Sprachgebiet, die nicht unbedingt mit regionalen Dialekten zusammenfallen; dennoch lässt sich das Bairische (zusammen mit anderen oberdeutschen Dialekten) nach dem Präpositionsgebrauch bei Viertelstunden vom Nord- und Mitteldeutschen abgrenzen:

12:15 – bair.: Viertl noch zwöife; nordbairisch und östliches Ostmittelbairisch vornehmlich: viertl oans; westliches Ostmittelbairisch: „vial iwa zwäife“ (viertel über zwölf)

12:30 – bair.: hoibe/a oans

12:45 – bair.: Standard: Dreiviertl oans/Viertl vor oans, selten: Viertl af oans

Vor allem bei vollen Stunden ist es notwendig, das -e bei den Zahlen ab vier nicht zu vergessen:

16:00 – bair.: viare

16:30 – bair.: hoibe/a fümfe

Natürlich gilt im ersten Beispiel fürs Ostmittelbairische, speziell fürs Wienerische, àns statt oans, und für einen Teil des Nordbairischen oins für oans und vejatl für viertl.

Wie im englischen Sprachraum wird in Bayern das 12h-Format verwendet:

14:30 – hoibe drei (am Nammidog) bzw. im Nordbairischen halwer drei (am Nammitoch)

Geldeinheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Zeiten der D-Mark waren in Altbaiern folgende Münzbezeichnungen üblich:

  • Pfenning: 1 Pfennig
  • Zwoaring: 2 Pfennig
  • Fimfal, Fümfal: 5 Pfennig
  • Zehnal, Groschn: 10 Pfennig
  • Fuchzgal, Fuggal: 50 Pfennig
  • Màg, Màgl, Iggl: 1 Mark
  • Zwiggl: 2 Mark
  • Dåla, Fimfa, Fümfa: 5 Mark

Die meisten dieser Bezeichnungen wurden auf die entsprechenden Euro-Einheiten übertragen, wobei sich noch das „Zwånzgal“ (in Österreich „Zwànzgal“) für die 20-Cent-Münze dazugesellt hat. Diese Bezeichnung wurde schon zu D-Mark-Zeiten in der Schafkopf-Sprache für den Basistarif 5/20 (Fimfal/Zwånzgal) verwendet.

Die Bezeichnung „Dåla“ (standarddeutsch: Taler) wird allerdings nicht für die Fünf-Euro-Note eingesetzt; auch der „Iggl“ kommt langsam aus der Mode, vom „Màgl“, einem Diminutiv der D-Mark, selbstredend ganz zu schweigen.

Wochentage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bairischen Wochentagsnamen, welche vom Standarddeutschen etymologisch abweichen (also der Dienstag und der Donnerstag), stammen aus dem Einfluss des Gotischen. Sie sind jedoch stark auf dem Rückzug und werden heute nur noch in ländlichen Gebieten benutzt; vielen Baiern sind sie bereits vollkommen unbekannt:

StandarddeutschBairischErklärungMontagMånda/Mondågalthochdeutsch mānatag „Tag des Mondes“, mit bairisch a für o und Schwund des Auslauts -gDienstagIadda/Ergedåg/Deansdåg/Diadaoder Ertag, Kurzform von Ergetag, Hybridbildung nach griechisch Árēos (hēmera) „Tag des Kriegsgottes Ares“; vgl. dazu alemannisch Zistig, Zyschtig (germanischer Kriegsgott Ziu)MittwochMigga/Mitchtåg/Middwoch/Michakontrahierte Form des standarddeutschen Wortes (mit der vereinzelten Lautentwicklung tw > gg), althochdeutsch mittawehha, Lehnübersetzung von kirchenlateinisch media hebdomas ‚der mittlere von sieben (Wochentagen)‘ (vgl. sizilianisch meazeamda, altitalienisch mezza edima)DonnerstagPfinzda/Pfinsdåg/Dunnasdågoder Pfinztag, mittelhochdeutsch phinztac, aus gotisch *paíntē dags, eine Hybridbildung nach griechisch pémptē (hēméra) „fünften Tag“, also der fünfte Wochentag (vom Sonntag ausgehend, vgl. das Wort „Pfingsten“)FreitagFreida/Freidågalthochdeutsch frīatag, aus der germanischen Göttin Frīa zusammengesetztSonnabendSåmsta/Såmstågoder Samstag, althochdeutsch sambaztag, Zusammensetzung auf gotisch *sambatō (gegenüber das gelehrte gotisch sabbatō), aus vulgärgriechisch sámbaton ‚Sabbat‘ entlehnt (vgl. rumänisch sâmbǎtǎ, altfranzösisch sambedi)SonntagSunda/Sundågalthochdeutsch sunnūntag „Tag der Sonne“, mit bairisch u für o und Auslautschwund

Namen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Bairischen wird der Nachname oft vorangestellt, vor dem Vornamen, z. B. der Huber Franz.

Zu den Vornamen siehe Bairische Namen

Verbale Präfixe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt zwei verbale Präfixe, die zwar im Standarddeutschen ein Pendant haben, die im Bairischen aber viel produktiver sind.

da-

da- (< der-) entspricht dem standarddeutschen er-, kommt aber auch mit Verben vor, die in der Hochsprache dieses Präfix nicht haben können. Es bedeutet oft die knappe Bewältigung einer Handlung und wird auch für verschiedene Tötungsarten gebraucht; daher sind Verben mit diesem Präfix stets perfektiv (siehe auch Verbalaspekt).
Beispiele:

  • dabågga (< der+packen) „schaffen; aushalten, verkraften“
  • si dabårma (< der+barmen) „sich erbarmen“ (gebräuchlicher als im Hdt.)
  • daduan (< der+tun) „umbringen“ (scherzhaft)
  • daseng (< der+sehen) „(gerade noch) sehen können“
  • (si) darenna (< der+rennen) „rennend (gerade noch) erreichen“; [refl.] „sich totfahren“
  • si dasàffa (< der+saufen) „sich tottrinken“
  • daziang (< der+ziehen) „(gerade noch) ziehen können“

zsåmm-

zsåmm [com-] entspricht dem standarddeutschen zusammen-, es wird jedoch häufiger verwendet als dieses.
Beispiele:

  • zsåmmbringa „schaffen“
  • zsåmmkema „fertigwerden“
  • zsåmmfårn „niederführen; zu Schrott fahren“
  • zsåmmdrân „anstellen“
  • zsåmmhaun „zerschlagen“
  • zsåmmklaum „aufklauben“
  • si zsåmmsaffa „austrinken“ („safts eich zsåmm“)

Kollektivsubstantive[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kollektivsubstantive werden mitunter mit dem Suffix -àch gebildet, welches sich allerdings auf das Südbairische und das Mittelbairische an der Grenze zu Schwaben beschränkt. Beispiele:

  • Erlàch Erlengebüsch
  • Gschwistràch Geschwister
  • Kindràch Kinder, Kinderschar
  • Kreitlàch Kraut
  • Standràch Gestein
  • Staudàch Stauden, Gebüsch

Das Diminutiv[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bairische besitzt regional verschiedene Diminutivsuffixe, von denen -l, -e und -al (< -erl) die verbreitetsten sind. Ersteres ist stark lexikalisiert, d. h., es wird oft nicht mehr als Diminutiv verstanden. Das Bairische weist also, ähnlich wie das Niederländische und Alemannische, eine Reihe lexikalisierter Diminutive auf; Beispiele:

  • für „Pferd“ verwendet man im Bairischen entweder Rooß oder Pfeadl, beide sind jedoch gleichwertig (d. h., Pfeadl gilt nicht mehr als Diminutiv). Um ein kleines Pferd zu bezeichnen, gebraucht man das Suffix -al: a Pfeaddal. Das Diminutiv Ressl zu Rooß wird eher für die Figur des Springers im Schachspiel verwendet (vgl. dt. Rössel).
  • „Haus“ hat zwei verschiedene Diminutivformen: Haisl. mit dem oft, aber nicht immer der Abort (früher außer-, heute auch innerhalb des Hauses) bezeichnet wird („as Scheißhaisl“); Haisal ist dagegen unzweideutig ein kleines Haus.

Allerdings kann auch das Suffix -al seine Diminutivfunktion einbüßen:

  • a Såchal ist keine kleine Sache, sondern ein kleines Anwesen.
  • a Blàtzal ist wie im Standarddeutschen ein Plätzchen oder ein Keks, kein kleiner Platz (Letzterer hieße im Bairischen Blatzl).
  • a Drimmal mag zwar ein kleines Trumm sein, es handelt sich im Standarddeutschen jedoch präziser um einen Hundehaufen.

Bei der Diminutivbildung muss mit Umlauten gerechnet werden; dabei ist der Umlaut å > à obligatorisch (und weiterhin produktiv); andere Umlaute treten nicht immer ein – Beispiele:

  • a Gloggn – a Gleggal („eine Glocke, ein Glöcklein“), aber: a Goschn – a Goschal („ein Mund“ (vulgär) – „ein Mündchen“ (Kosewort))
  • a Kuacha – a Kiachal („ein Kuchen, ein Küchlein“), aber: a Gurkn – a Gurkal („eine Gurke, ein Gürkchen“)
  • a Drumm – a Drimmal („ein Trumm, ein Trümmlein“), aber der Verursacher des Letzteren: a Hund – a Huntal („ein Hund, ein Hündchen“)

Manche Diminutivformen, die auf -al enden, treten auch in der Form -e (mit langem, geschlossenem „e“) auf:

  • a Bank – a Bànkal – a Bànge (eine Bank – eine kleine Bank)
  • a Kuacha – a Kiachal – Kiache (ein Kuchen – Küchlein)

Endet der Wortstamm auf -n oder auf Nasalvokal, wird ein epenthetisches -d- vor das Diminutivsuffix eingeschoben; dabei wird nasaliertes -n restituiert:

  • a Pfånn – a Pfàndl („eine Pfanne – ein Pfännchen“)
  • a Stoa – a Stoandl/Stoandal („ein Stein – ein Steinchen“)
  • a Må – a Màndal (dabei bezeichnet das Diminutiv keinen kleinen Mann, sondern das Männchen im biologischen Sinne, wie im Deutschen)

Einige Diminutive zeigen Umlaut e > à; sie sind jedoch lexikalisiert, der Umlaut darf daher als unproduktiv gelten:

  • a Hefn – a Hàfal („ein Topf – eine (große) Tasse“)
  • a Mensch – a Mànschgal („ein Mensch – eine Spielfigur“)
  • a Stempn – a Stàmpal („ein Pflock – eine Portion Schnaps“)

Diminutive von Fremdwörtern auf vokalischen Auslaut tilgen diesen teilweise:

  • a Auto – a Autal („ein Auto – ein kleines bzw. niedliches Auto“)

Viele Diminutive ohne Grundwort beziehen sich oft auf Menschen, die in irgendeiner Weise bemitleidet werden; sie sind jedoch keine Schimpfwörter, sondern eher Mitleidsbezeugungen:

  • a Wàsal („ein armer Mensch“; Grundwort evtl. Wesen oder Waise?)
  • a Båtschal („ein unbeholfener, ungeschickter Mensch“)

Es gibt noch weitere Diminutive, deren Grundwörter nicht existieren:

  • a Biwal/Bibbal („ein Küken“)
  • a Noagal („ein Getränkerest“, meist im Plural gebraucht; etymologisch an „sich neigen“ anschließbar)

Im Berchtesgadener Land, Teilen des Salzburger Landes, Salzkammerguts und des Bayerischen Oberlandes sowie auch im Tiroler Unterland und im steirischen Tauerngebiet lautet das Diminutivsuffix meist nicht -(a)l, sondern -ei. Das Hänschen wird beispielsweise so zum Hansei. Murmeltiere heißen in Berchtesgaden Mankei; andere Beispiele: Dirnei für Mädchen, Keschzai für Kerzlein usw.