Drehorte wer ist hanna

Medien Amazon-Achtteiler „Hanna“

Wie man aus einem Rausch von Film eine langweilige Serie macht

Veröffentlicht am 09.04.2019 | Lesedauer: 4 Minuten

Amazon Prime schickt „Hanna“ in den Kampf

Hanna lebte 15 Jahre lang völlig isoliert mit ihrem Vater im Wald. Der bildete sie zu einer Kampfmaschine aus und hatte offenbar gewichtige Gründe dafür. Das Prime Original „Hanna“ basiert auf dem Film „Wer ist Hanna?“ von 2011.

Quelle: Amazon

Autoplay

Der Shakespeare-Experte David Farr hat Joe Wrights märchenhaften Actionthriller „Wer ist Hanna?“ in einen Achtteiler für Amazon Prime verwandelt. Er lässt sich Zeit. Aber wofür eigentlich?

Das Kino hat sich Zeit seines Lebens (und von Literaten immer sehr belächelt) bemüht, die Substanz selbst der umfangreichsten Werke der Weltliteratur in einer Spieldauer unterzubringen, in der ein durchschnittlicher Leser es gerade mal schafft, eine mittlere Kurzgeschichte zu bewältigen. Klappt manchmal auch ganz gut.

Joe Wright zum Beispiel hat es vor sieben Jahren geschafft, die erzählerische Essenz von Tolstois Tausendseiter „Anna Karenina“ in einen Bilderrausch von gut zwei Stunden zu packen.

Die (wiederum von Cineasten gern belächelte) Serie gilt nun gemeinhin als der Roman des 21. Jahrhunderts. Sie kann sich mehr Zeit nehmen, als ein Kinogänger im Dunklen seines Filmpalastes aushalten würde. Man muss sie nur nutzen können.

Klappt manchmal nicht so gut. Vor allem bei Seriennovizen. Bestes Beispiel war gerade Oscarpreisträger Jean-Jacques Annaud, der Joël Dickers sechshundertseitigen Hochgeschwindigkeitsthriller um „Harry Quebert“ beinahe zum Stillstand brachte.

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Im Jahr vor „Anna Karenina“ – um nun auf den neuen Amazon-Prime-Achtteiler zu kommen – hat Joe Wright, ausgewiesener Experte für filmische Entwicklungsromane starker Frauenfiguren (er hat auch Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ und Ian McEwans „Abbitte“ adaptiert) die Geschichte von Hanna erzählt.

Das eiskalte Märchen von einer jugendlichen Eiskönigin, die von ihrem Vater in den Wäldern von Finnland unter fortgesetzter Lektüre von Grimms Märchen zu einer Kampfmaschine gedrillt wird, um gegen die Widrigkeiten der Welt gewappnet zu sein und irgendwann die Mörderin ihrer Mutter zu töten. Jene Marissa Wiegler wiederum – Oberagentin und böse Stiefmutter aus dem Märchen – ist deswegen eine ständige Bedrohung für Hanna und ihren Vater, weil sie die letzte Spur eines klandestinen Menschenversuchs ihrer Geheimbehörde eliminieren möchte: Hanna.

Das alles begann in einer schräg zusammengezimmerten, windigen Hütte im Schnee und endete nach einem extrem hart geschnittenen, weitgehend übergangslosen visuellen Rauschangriff von unter zwei Stunden in der inzwischen todgefilmten Märchenparkruine im Plänterwald von Berlin.

Saoirse Ronan fehlt

David Farr, einer der Direktoren der Royal Shakespeare Company, war schon am Drehbuch von Wrights unsuperheldinnenhaftem Superheldinnenkurzepos beteiligt. Jetzt erzählt er (gemeinsam mit vier, für je zwei Folgen verantwortlichen Regisseuren) als Showrunner die Geschichte noch einmal.

Saoirse Ronan, Eric Bana und Cate Blanchett, Joe Wrights unheilige Familie, sind nicht mehr dabei. Bei David Farr reiben sich Esme Creed-Miles, Joel Kinnaman und Mireille Enos auf. Alles beginnt mit Hannas Raub aus jener teuflischen Klinik in Rumänien, von dem das Geheimdienstsonderprogramm der Melissa Wiegler seinen Ausgang nimmt.

Aus den finnischen Wäldern, in denen Hanna 15 Jahre nach dem Tod ihrer wirklichen Mutter auf der Flucht vor Wieglers Agenten gedrillt wird, sind polnische geworden. Die Eiskönigin wirkt jetzt eher wie eine späte Schwester von Ronja Räubertochter.

Hanna_20180315_DSC05591.tif Amazon Prime Originals Serie HANNA; Start: 29.3.2019 via Amazon Newsroom https://amazon-presse.de/Service/Suche/Pressedetail/amazon/de/Digitales/Prime-Originals/02_08_Hanna/

Vorbereitung auf den Rachefeldzug, Abhärtung für das gefährliche Leben: Joel Kinnaman und Esme Creed-Miles

Quelle: Amazon Studios

Grimms Märchen sind verschwunden. Und weil wir ja so viel Zeit haben, bekommen wir all das erzählt, über das Joe Wright hinweg geknallt war. Erzählerisch ist „Hanna – Die Serie“ gewissermaßen die „Director’s Cut – Superextended Version“ von „Hanna – Der Film“.

Aus Andeutungen im Film werden Subplots in der Serie. Neue Subplots kommen hinzu. Erwachsenwerdendrama und Geheimdienstthriller und diverse andere Genres stehen sich gern im Weg herum.

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Harry Quebert (Patrick Dempsey)
Verwendung der Bilder für Online-Medien ausschließlich mit folgender Verlinkung: "Alle Episoden von "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" bei TVNOW: www.tvnow.de"

Logische Löcher bei Joe Wright werden nicht kleiner bei David Farr. Das Märchenhafte fehlt. Die Erwachsenen sind so, wie Erwachsene halt sind und man als Pubertierende natürlich nie werden will. Erstarrt, gefangen in ihren Beziehungen und Vergangenheiten.

Sie laufen mit hängenden Mundwinkeln und Schultern herum, kriegen sie selbst bei Kampfhandlungen kaum hoch. Bedächtig ist das alles. Und auch optisch kriegt Farrs Epos die Erdigkeit der polnischen Winterwälder nicht von den Füßen.

Hanna_20180322_DSC08623.tif Amazon Prime Originals Serie HANNA; Start: 29.3.2019 via Amazon Newsroom https://amazon-presse.de/Service/Suche/Pressedetail/amazon/de/Digitales/Prime-Originals/02_08_Hanna/

Mehr Lächeln kriegt man nicht von der bösen Stiefmutter: Mireille Enos als Melissa Wiegler

Quelle: Amazon Studios

Derart intensiv guckt die Serie in den Abgrund, dass der irgendwann keine Lust mehr hat zurückzugucken. Geht uns bald auch so. Wir bleiben beim Film. Den kann man auch streamen.

Der ist immer noch aufregender, nicht nur weil Martin Wuttke als Märchenwaldschrat mitmacht und diverse eher unbekannte Berliner Drehorte in Schutt und Asche gelegt werden. Spart Zeit vor allem. Man kann glatt vor dem Einschlafen noch einen Roman anfangen anschließend.

Wo ist Hanna Darsteller?

Stella Sommerfeld: Saoirse Ronan..
Benjamin Völz: Eric Bana..
Axel Malzacher: Tom Hollander..
Marcel Collé: John MacMillan..
Arianne Borbach: Cate Blanchett..
Sabine Falkenberg: Olivia Williams..
Bernd Vollbrecht: Jason Flemyng..
Marie Christin Morgenstern: Jessica Barden..

Wer ist Hanna Fehmarn?

Darin gehts um das Mädchen Hanna (gespielt von Soairse Ronan), das von ihrem Vater (Eric Bana), einem ehemaligen CIA-Agenten, in der finnischen Wildnis zur Killerin ausgebildet wird. Auf einer Tour durch Europa verfolgen sie Agenten im Auftrag einer geheimnisvollen Vorgesetzten, die von Blanchett verkörpert wird.

Wer ist Hanna im Fernsehen?

Hanna ist eine US-amerikanische Action-Fernsehserie von David Farr, die auf dem Film Wer ist Hanna? (2011) basiert. Sie handelt von der Jugendlichen Hanna, die seit 15 Jahren isoliert mit ihrem vermeintlichen Vater im Wald lebt und von ihm zur Kämpferin ausgebildet wird.