Es war als hätte der himmel die erde still geküsst

Ulrich Maske (Hrsg.):Es war als hätt der Himmel die Erde still geküsst
GOYALit, 2021
3 CDs, 140 Minuten Laufzeit, 20 Euro

Der Gefährte der nachdenklichen Gestalten in der Kunst

Joseph von Eichendorff: Mondnacht (Donata Höffer)

"Es war als hätt der Himmel die Erde still geküßt,  Daß sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müßt. Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht, Es rauschten leis die Wälder, So sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte, Weit ihre Flügel aus, Flog durch die stillen Lande, Als flöge sie nach Haus."

Joseph von Eichendorffs "Mondnacht" wird als Eröffnung dieser Anthologie von Julia Nachtmann gelesen, und zum Schluss von Donata Höffer. Vor 200 Jahren verfasste Eichendorff dieses Gedicht, und bis heute kann man tage- oder nächtelang über die Schönheit dieser Zeilen nachsinnen. Überhaupt ist ja der Mond mit seinem silbernen Licht der Gefährte der nachdenklichen, leisen und oft melancholisch-verschrobenen Gestalten in der Kunst.

Thematische Gliederung

Das spiegelt auch diese reichhaltige Sammlung mit 115 Gedichten und Liedern wieder. Die Sammlung ist nicht chronologisch gegliedert, sondern thematisch. So finden sich klassische Natur-Szenen von Johann Gottfried Herder, Gotthold Ephraim Lessing oder Johann Wolfgang Goethe, hier gelesen von Karl Menrad:

Johann Wolfgang Goethe „Nacht ist schon herein gesunken“ (Karl Menrad)

"Nacht ist schon hereingesunken, Schließt sich heilig Stern an Stern,
Große Lichter, kleine Funken Glitzern nah und glänzen fern;
Glitzern hier im See sich spiegelnd, Glänzen droben klarer Nacht,
Tiefsten Ruhens Glück besiegelnd Herrscht des Mondes volle Pracht."

Mondsüchtige und nächtliche Einzelgänger

Viele der Gedichte stellen nächtliche Einzelgänger vor. Jonas Minthe interpretiert den "Mondsüchtigen" von Wilhelm Müller, der für eine Nacht mit dem Mond den Platz tauschen will, Stefan Kaminski taucht ein in die "Mondnacht" von Rainer Maria Rilke, Peter Franke berlinert mit Tucholskys Mond gegen den Krieg, und Bernd Stephan hat hörbar Spaß mit Joachim Ringelnatz: "Oh rief ein Glas Burgunder":

Joachim Ringelnatz: "Oh rief ein Glas Burgunder" (Bernd Stephan)

"'Oh', rief ein Glas Burgunder, 'Oh, Mond, du göttliches Wunder!
Du gießt aus silberner Schale Das liebestaumelnde, fahle,
Trunkene Licht wie sengende Glut Hin über das nachtigallige Land – –'
Da rief der Mond, indem er verschwand: 'Ich weiß! Ich weiß! Schon gut! Schon gut!'"

Nicht nur Lyrik, sondern auch Lieder

Die drei CDs bieten eine vielfältige, reizvolle Auswahl an Lyrik, in der der Mond eine zentrale Rolle spielt: als spirituelles Natur-Ereignis bei Matthias Claudius oder Eduard Mörike, in Liebes-Gedichten von Heinrich Heine und Christian Morgenstern.

Neben Gedichten gibt es auch Lieder zu hören: Franz Josef Degenhardt prostet seinen "Kumpanen, Sangesbrüdern" zu, Hannes Wader singt leise ein Schlaflied, Ulrich Maske interpretiert Rio Reisers "Junimond". Und es sind auch zahlreiche Lyrikerinnen vertreten, darunter Aurora Stechern, Else Lasker-Schüler, Mascha Kaléko und Anna Ritter. Rosa Thormeyer liest: Der neidische Mond

"Nun küsse mich, ich halte still,
Du lieber, lieber Mann,
Und zieht der Mond ein schief Gesicht -
Was geht's den Mond wohl an!

Ich glaube gar, den alten Herrn
Plagt nur der blasse Neid:
Der ginge lieber auch zu Zwei'n
Durch seine Ewigkeit."

Dem Mond durch die Jahrhunderte folgen

Über zwei Stunden kann man mit dieser Anthologie hörend dem Mond durch die Jahrhunderte folgen, und den verliebten, verrückten, verschlafenen und verträumten Stimmen lauschen von Marion Elskis und Bernd Stephan, Stefan Kaminski und Hans Löw, Rosa Thormeyer und Katharina Thalbach.

Sie liest das vielleicht bekannteste Mondgedicht deutscher Sprache. Matthias Claudius verfasste sein "Abendlied" vor 250 Jahren. Seitdem wird es gelesen, gesungen, angehört und verliert nichts von seiner Schönheit und Wahrheit – weder am Abend noch am Morgen.

Matthias Claudius: Abendlied (Katharina Thalbach)"Der Mond ist aufgegangen, Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar: Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget, Der weiße Nebel wunderbar.
Wie ist die Welt so stille, Und in der Dämmrung Hülle

So traulich und so hold! Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer, Verschlafen und vergessen sollt.
Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön. So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen, Weil unsre Augen sie nicht sehn."

Hat der Himmel die Erde still geküsst?

"Es war als hätt der Himmel die Erde still geküßt, Daß sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müßt. Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht, Es rauschten leis die Wälder, So sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte, Weit ihre Flügel aus, Flog durch die stillen Lande, Als flöge sie nach Haus."

Was sagt das Gedicht Mondnacht aus?

Das GedichtMondnacht“ von Joseph von Eichendorff aus dem Jahre 1837 thematisiert die Sehnsucht als zentrales Motiv romantischer Lyrik. Das Ziel dieser Sehnsucht ist die mögliche Auferstehung als Erlösung im Christentum.

Wann wurde das Gedicht Mondlicht geschrieben?

Das Gedicht „Mondnacht“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst und im Jahr 1837 veröffentlicht. Du kannst es der Epoche der Romantik zuordnen.

Warum schrieb Eichendorff Mondnacht?

Das Verhältnis zwischen Himmel und Erde. "Es war, als hätt' der Himmel / Die Erde still geküßt": mit dieser Bewegung der Zuwendung, dessen Übernatürlichkeit durch den vergleichenden Irrealis ausgedrückt wird, beginnt Eichendorffs Gedicht "Mondnacht".