Flughafen München wie lange vorher da sein Corona

München

25.07.2022 | Stand 25.07.2022, 16:51 Uhr

Flughafen München wie lange vorher da sein Corona

Flughafen München wie lange vorher da sein Corona
Rund 40.000 Flüge sind in den bayerischen Sommerferien für den Flughafen München geplant. Laut Pressesprecher Ingo Anspach sei man dafür gut gerüstet. −Foto: dpa

Die Flughäfen und Airlines Europas kämpfen nach Corona mit Personalmangel. Der Flughafen München gilt als bayerisches Urlaubs-Drehkreuz. Wie ist dort die Situation? Darüber hat unsere Zeitung mit Pressesprecher Ingo Anspach gesprochen.

Alleine für die bayerische Sommerferien sind am Münchner Flughafen 40.000 Flüge geplant, in über 200 Länder können Reisende von München aus starten. Ist Chaos also vorprogrammiert? Die gute Nachricht vorweg: Urlauber können - weitestgehend - aufatmen. "Die Situation bei uns ist vergleichsweise stabil", sagt Anspach. Dennoch möchte er nicht ausschließen, dass es in den nächsten Tagen und Wochen vereinzelt zu Einschränkungen kommen kann. Das hat zwei Gründe.

Pfingstferien galten als "Feuertaufe"

Einmal arbeitet der Münchner Flughafen nicht im luftleeren Raum: So sei man eng mit den Airlines und anderen Flughäfen vernetzt. Sollte der Londoner Flughafen beispielsweise zu wenig Personal haben, kann es sein, dass das Flugzeug in München nicht starten kann. "Wegen erheblicher Turbulenzen im europäischen Luftverkehr kann es durchaus zu Verzögerungen kommen", gibt Anspach zu bedenken.

Daneben beginnen in der nächsten Woche die Sommerferien. "Der Ferienanfang stellt immer erhöhte Anforderungen an uns", sagt Anspach. Dennoch sieht er den Münchner Flughafen als gut gerüstet an. Der Pfingstferien-Ansturm war - nach den eher mauen Corona-Jahren - schon eine "Feuertaufe", die gut gemeistert wurde. Für den Sommerferienstart erwartet Anspach einen ähnlichen Andrang.

Personalsituation vergleichsweise stabil

Seine Prognose lautet deshalb: "Verhaltene Zuversicht". Das liegt sicherlich auch an der vergleichsweise stabilen Personalsituation am Flughafen München. Lediglich 13 Prozent des Personals verlor der Flughafen im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten. Die Gründe: unterschiedlich, unter anderem wegen "sozialverträglichen Stellenabbaus", so Anspach.

Da das Verkehrsaufkommen am Flughafen, also die Zahl der Passagiere und Flüge, erst bei rund 75 Prozent des Vor-Corona-Niveaus liegt, bilanziert er: "Insgesamt sind wir nicht schlecht aufgestellt." Dennoch wird eingestellt. Um die 200 zusätzliche Kräfte - in Bereichen wie Sicherheit, Technik und IT - sollen die Flughafen München GmbH in den nächsten Monaten bereichern.

Interesse an Gastarbeitern signalisiert

Deutschlandweit fehlen jedoch 5500 Arbeitskräfte in der Luftfahrtbranche. Um dieser Personalnot zumindest kurzfristig entgegenzuwirken, kündigte die Bundesregierung vor kurzem an, türkische Gastarbeiter ins Land zu holen. Gleichwohl in München keine akute Notsituation herrscht, begrüßt Anspach den Vorstoß: "Die AeroGround Flughafen München GmbH hat daran ihr Interesse signalisiert", kommentiert er. Trotzdem seien die Gastarbeiter kein großes Thema in München, statt Saisonarbeitern solle das Team tendenziell langfristig verstärkt werden.

Doch neue Mitarbeiter müssen erstmal gefunden werden. Beim Frankfurter Flughafen gab es kürzlich ansehnliche Lohnerhöhungen. Und in München? Ein Entlastungspaket sei laut Anspach bereits ausgezahlt worden, ebenso werden die Fahrtkostenzuschüsse angehoben und die Tariferhöhung wird von Herbst auf Juni vorverlegt. So massiv wie anderswo fallen die finanziellen Boni dennoch nicht aus. "Da sind wir gerade noch dabei", erklärt Anspach.

Der Münchner Flughafen ist für Reisende ein wichtiges Sprungbrett in den Sommerurlaub: Mallorca, Griechenland, die Türkei sind beliebte Ziele. Etwa 40.000 Flugzeuge sollen in den Sommerferien abheben - wenn nicht das Chaos der vergangenen Wochen wäre: lange Schlangen, verlorene oder liegengebliebene Koffer. Jetzt verspricht der Leiter des Lufthansa-Drehkreuzes, Stefan Kreuzpaintner, in der Augsburger Allgemeinen: "In diesem Sommer können 99 Prozent aller Lufthansa Group-Ferienflüge und 95 Prozent des gesamten Flugprogramms stattfinden."

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Ist auf Lufthansa und Co also wieder Verlass? Was tun, wenn es doch nicht läuft, weil etwa gestreikt wird? Reiserechtsexperte Kay Rodegra rät im BR24live zur Gelassenheit. Er selbst habe kürzlich am Flughafen dreieinhalb Stunden auf seinen Koffer gewartet.

Lange Schlange: Was tun, wenn man den Flug verpasst?

Besonders groß ist die Befürchtung der Passagiere, sie könnten ihren Flug verpassen, weil Schlange und die Wartezeit einfach zu lang sind. Rodegra sagt, dass sich Kunden bei der Fluggesellschaft erkundigen sollten, wann sie denn da sein müssen, um nichts zu verpassen.

Um auch lange Wartezeiten nachzuweisen, sollten Reisende kleine Videos von der Warteschlange drehen - und dabei auch die Uhrzeit ins Bild nehmen. Daneben sei es ratsam, andere Wartende anzusprechen und um ihre Namen zu bitten. Nachweisbarkeit sei wichtig, um Haftungsansprüche gegenüber der Airline geltend zu machen, wenn es bei der Kofferabgabe zu Problemen komme. Bei der Sicherheitskontrolle sei die Airline raus. Da müssten sich Kunden dann an den Betreiber der Sicherheitskontrollen wenden.

Was tun, wenn Gepäck ganz verloren geht?

"Die Gepäckproblematik ist ein riesen Problem diesen Sommer. Weltweit gehen jedes Jahr 20 bis 30 Millionen Gepäckstücke verloren", sagt Rodegra. Ein Großteil des Gepäcks tauche aber wieder auf. Der Experte rät zu einer sofortigen Verlustanzeige beim Fundbüro oder direkt bei der Airline, damit weltweit nach dem Koffer gesucht werden kann. "Es ist sehr wichtig, den Kofferschnipsel ganz sorgfältig aufzubewahren. Der ist nämlich der Nachweis dafür, dass man den Koffer überhaupt aufgegeben hat", erklärt Rodegra.

  • Zum Artikel: Fachkräftemangel an Flughäfen - Länger warten als fliegen?

Sollte der Koffer mehrere Tage nicht auftauchen, könnten sich Kunden vor Ort auch Kleidung und Hygieneartikel besorgen - wenn auch "zurückhaltend", betont der Experte. Belege sollten unbedingt aufbewahrt werden, um sie später bei der Airline oder dem Reiseveranstalter einzureichen.

Urlaubs-Stornierung wegen Corona möglich?

Auch in den Sommerferien kann es passieren, dass man kurz vor Reisestart an Corona erkrankt. Die Reise muss dann storniert werden - und das sei immer teuer, sagt Kay Rodegra. Ein Rettungsanker sei die Reiserücktrittskostenversicherung. Allerdings empfiehlt der Experte: "Unbedingt das Kleingedruckte lesen." Denn nicht jede Reiserücktrittskostenversicherung beinhalte automatisch das Corona-Risiko.

Sollte jemand vor Ort am Urlaubsort erkranken, gibt es auch die sogenannte Reiseabbruchversicherung. Diese sei in der Reiserücktrittskostenversicherung enthalten - allerdings auch nicht immer. "Wenn man den Urlaub abbrechen muss, weil man unter Quarantäne gestellt wird, dann greift diese Reiseabbruchversicherung und übernimmt auch Kosten für die geänderte Rückreise", so Rodegra.

Corona und Reisechaos: Gibt es noch freie Plätze bei einem späteren Rückflug?

Immer wieder wurden zuletzt Flüge storniert. Findet sich also überhaupt noch ein freier Platz, wenn man wegen Corona-Quarantäne erst später als geplant nach Hause reisen kann? Der Experte beruhigt, dass es hier und da immer noch freie Plätze gibt: "Nicht alle Flieger sind überbucht."

Welche Entschädigung bekommt man, wenn der Flug wegen eines Streiks storniert wird?

Wenn gestreikt wird, besteht grundsätzlich der Anspruch auf einen Ersatzflug. Das sei Teil des EU-Fluggastrechts, erklärt Kay Rodegra. Es sei wichtig hier die betroffene Airline anzufragen: "Wenn diese schweigt oder sich weigert, dann kann man auch über eine andere Airline selbst einen Flug buchen und die Kosten in Rechnung stellen." Pauschaltouristen müssten sich dann an den Reiseveranstalter wenden, wenn der Flug in einem Reisevertrag enthalten sei.

Der Flug wird aufgrund einer Stornierung umgebucht: Welche Rechte haben Kunden dann?

"Wenn die Airline sagt, ein Flug wurde gestrichen, aber ihr könnt morgen in der Früh fliegen, dann greifen auch die EU-Fluggastrechte", so Kay Rodegra. Dem Experten zufolge muss dann die Fluggesellschaft kostenfrei Mahlzeiten, ein Hotel anbieten - und auch den Transfer dorthin: "Wenn ein Flug annulliert wird, erheblich verspätet oder überbucht ist, dann muss die Fluggesellschaft mich auch über die EU-Fluggastrechte informieren - mittels eines schriftlichen Faltblattes." Laut dem Experten hängen an den Flughäfen Plakate aus, die auf diese Rechte hinweisen.

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Wie lange vorher sollte man am Flughafen München sein?

Wir empfehlen,dass Sie sich spätestens 2 Stunden vor Abflug am Flughafen melden. Bei Langstrecke 3 Stunden vorher.

Wie viele Stunden vor dem Flug muss man da sein?

Allgemein empfehlen die meisten Fluggesellschaften mindestens zwei Stunden vor dem Abflug am Flughafen zu sein. Beachten Sie hier allerdings, dass lange Wege vom Terminal zum Gate, oder lange Schlangen vor den Sicherheitskontrollen leicht zu einem Zeitverlust von 30 Minuten führen können.

Warum muss man 3 Stunden vor Abflug am Flughafen sein?

Wie Spiegel Online berichtet, raten Flughäfen und Airlines zu Beginn der Sommerferien, bis zu drei Stunden vor Abflug am Flughafen zu erscheinen, wenn man sicher gehen will, seinen Flug nicht zu verpassen. Der engste Flaschenhals bei den stetig wachsenden Passagierzahlen sind die Personenkontrollen.

Wann öffnet Check

Check-in am Flughafen. Die Check-in Schalter am Flughafen sind in der Regel 2,5 Stunden vor dem planmäßigen Abflug geöffnet. Wir empfehlen Ihnen, möglichst frühzeitig einzuchecken, da die Abfertigungsschalter 45 Minuten (in Tel Aviv 60 Minuten) vor der Abflugzeit schließen.