Gibt es eine impfung gegen affenpocken

  • In der Schweiz ist kein Impfstoff gegen Affenpocken zugelassen, es gibt nicht einmal ein Zulassungsgesuch.
  • Fachleute sagen, ohne Impfstoff lasse sich die Ausbreitung nicht stoppen.

In der Schweiz ist die Impfung gegen die Affenpocken bisher nicht erhältlich. Fachleute kritisieren dies. So sagt der renommierte Infektiologe Jan Fehr von der Universität Zürich: «Es ist an der Zeit, hier einen Gang höher zu schalten. Ausserdem müssen die Bedingungen so geschaffen werden, dass wir den Impfstoff rasch bekommen können.»

Die Schweiz muss bei der Impfstoffbeschaffung einen Gang höher schalten.

Denn ohne Impfung lasse sich die Ausbreitung der Affenpocken kaum stoppen, so Fehr. «Wir riskieren eine Ausbreitung. Und wir haben auch das Risiko, dass die Betroffenen sich die entsprechenden Impfungen auch im Ausland holen müssen.»

Gibt es eine impfung gegen affenpocken

Legende: Müssen sich Betroffene in der Schweiz die Impfung gegen Affenpocken eventuell im Ausland holen? Keystone/Sven Hoppe

Das Affenpocken-Virus breitet sich auch in der Schweiz aus. Laut den neuesten Zahlen des Bundes wurden bisher 264 Fälle erfasst. Richtig gefährlich ist die Krankheit meistens nicht, aber sehr schmerzhaft. Bisher sind praktisch ausschliesslich Männer betroffen, die Sex mit Männern haben.

Besorgt ist auch die Aids-Hilfe Schweiz, die sich um die Gesundheit der besonders betroffenen Personengruppe kümmert. Geschäftsführer Andreas Lehner sagt: «Es ist für uns einfach wichtig, dass wir diese Impfung haben und dass wir diese auch anbieten können. Nur so können wir uns wirkungsvoll schützen und nur so kann es einen Unterbruch der Infektionen geben.»

Nur durch die Impfung kann es einen Unterbruch der Infektionen geben.

Doch bei der Impfung klemmt es. In der EU ist der Impfstoff Imvanex seit dieser Woche für den Einsatz gegen Affenpocken zugelassen. In der Schweiz teilt die zuständige Heilmittelbehörde Swissmedic mit, dass sie im Moment keine Anträge auf Zulassung der Affenpocken-Impfung im Haus und auch in den letzten Jahren keine erhalten hätte.

Ohne Gesuch keine Zulassung

In der Schweiz bemüht sich die Herstellerfirma also nicht um die Zulassung des Impfstoffs. Weshalb ist unklar. Das deutsch-dänische Unternehmen reagierte nicht auf Anfragen.

Gibt es eine impfung gegen affenpocken

Legende: Warum bemüht sich die Herstellerfirma des Impfstoffes Imvanex in der Schweiz nicht um eine Zulassung? Keystone/Sven Hoppe

Ohne Gesuch also keine Zulassung. Und ohne Zulassung keine Impfstoffbeschaffung. Oder doch? Laut Verordnung ist es möglich, dass Ärztinnen und Ärzte kleinere Mengen des Impfstoffs Imvanex beschaffen, auch wenn dieser nicht zugelassen ist.

Aber gemäss dem Bundesamt für Gesundheit ist auch dieser Weg versperrt. «Die Herstellerfirma des Impfstoffes lehnt es ab, kleinere Mengen zu liefern. Deswegen prüft der Bund eine zentrale Beschaffung», schreibt das BAG.

Hinter den Kulissen gibt es also Bestrebungen des Bundes, den Impfstoff Imvanex zu beschaffen. Laut den befragten Fachleuten ist dies auch dringend nötig.

Was sind Affenpocken?

Affenpocken sind keine neue Infektionskrankheit. Der erste Fall von Affenpocken bei Menschen trat bereits in den 1970er Jahren in Zentralafrika auf. Es handelt sich um ein Virus, das mit den klassischen humanen Pockenviren verwandt ist und von Tieren auf Menschen übertragen werden kann. Auch die Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich –  vor allem bei engem Kontakt.

Das Besondere an den neu aufgetretenen Fällen ist, dass die Betroffenen nicht - wie zuvor üblicherweise der Fall - in afrikanische Länder gereist waren. Außerdem ist neu, dass viele der Übertragungen offenbar im Rahmen von sexuellen Kontakten aufgetreten sind.

Was bedeutet die „Gesundheitliche Notlage mit internationaler Tragweite“?

Die WHO hat am 23. Juli 2022 den Affenpocken-Ausbruch zur „Gesundheitlichen Notlage mit internationaler Tragweite“ erklärt und Empfehlungen zur Eindämmung und Kontrolle des Ausbruchs ausgesprochen. Zu den Maßnahmen, die die WHO den einzelnen Ländern empfiehlt, gehören Behandlung und Isolation von Erkrankten, Kontaktnachverfolgung und die Impfung von Personen mit einem erhöhten Ansteckungs- und Erkrankungsrisiko.

RKI rät zu 21-tägiger Quarantäne

Im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Menschenpocken verlaufen Affenpocken in der Regel deutlich milder, es kann aber auch zu schweren Verläufen kommen, insbesondere bei:

  • Neugeborenen,
  • Kindern,
  • Schwangeren,
  • alten Menschen und
  • Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

Symptome können innerhalb von 5 bis 21 Tagen nach Kontakt auftreten. Krankheitssymptome sind:

  1. Hautveränderungen wie Pickel, Blasen und Ausschlag sowie
  2. allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten und Abgeschlagenheit.

Wer sich mit Affenpocken infiziert hat, sollte sich in eine 21-tägige Isolation begeben. Erst wenn keine Symptome mehr vorhanden sind, sollte die Isolation beendet werden. Dadurch kann ein größerer Ausbruch der Krankheit mit großer Wahrscheinlichkeit eingedämmt werden.

Auch Kontaktpersonen von Infizierten empfiehlt das Robert-Koch-Institut (RKI) dringend, sich für 21 Tage in Quarantäne zu begeben.

Gibt es eine Impfung gegen Affenpocken?

Da Pocken- und Affenpockenviren sehr ähnlich sind, schützen Impfstoffe, die gegen echte Pocken entwickelt wurden, auch gegen Affenpocken. Die Pflicht zur Pockenimpfung ist in Deutschland allerdings schon vor über vierzig Jahren aufgehoben worden.

In der EU ist seit 2013 der Pockenimpfstoff Imvanex zugelassen, der besser verträglich ist als ältere Pockenimpfstoffe. Der Impfstoff Jynneos ist ein identischer Impfstoff mit anderem Namen, der in den USA zugelassen ist und in Deutschland über einen Sonderverteilungsweg zugänglich gemacht wird. Insgesamt stehen derzeit etwa 40.000 Dosen von Jynneos in Deutschland zur Verfügung, weitere 200.000 sind für das 3. Quartal 2022 angekündigt.

Die derzeit verfügbaren Dosen reichen nicht aus, um allen Personen mit einer Indikation die Impfung anzubieten, deshalb ist es wichtig, die zur Verfügung stehen Impfmengen mit dem bestmöglichen Nutzen zu verteilen. Die STIKO rät dringend, alle verfügbaren Impfstoffe für die erste Impfung einzusetzen und die 2. Impfung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, wenn mehr Impfstoffe zur Verfügung stehen.

Die STIKO empfiehlt die sogenannte Postexpositionsprophylaxe  – also die Impfung nach Kontakt zu einer erkrankten Person oder mit ansteckenden Laborproben:

  • Menschen ab 18 Jahren ohne Symptome sollten sich frühestmöglich in einem Zeitraum bis zu 14 Tagen nach Exposition impfen lassen.

Expositionen sind u.a. enge körperliche Kontakte über nicht intakte Haut oder Schleimhäute (z.B. sexuelle Kontakte) oder längerer ungeschützter, face-to-face Kontakt mit weniger als 1 Meter Abstand mit einer an Affenpocken erkrankten Person.

Die sogenannte Indikationsimpfung – also auch ohne Kontakt zu erkrankten Personen –  wird empfohlen für Personen mit erhöhtem Expositions- und Infektionsrisiko:

  • Derzeit Männer über 18 Jahren, die Sex mit Männern haben und häufig die Partner wechseln,
  • Personal in Speziallaboratorien, die Umgang mit infektiösen Laborproben haben.

Zur Grundimmunisierung sind zwei Impfungen mit einem Abstand von vier Wochen nötig. Haben Sie früher schon eine Pockenimpfung bekommen, benötigen Sie lediglich eine Impfung.

Info

Andere Impfstoffe, wie beispielsweise gegen Windpocken, sind gegen Affenpocken unwirksam. Obwohl beide Erkrankungen das Wort Pocken im Namen führen, werden sie von ganz unterschiedlichen Erregern ausgelöst.

Wie werden Affenpocken behandelt?

Die Behandlung besteht überwiegend in der Linderung der Symptome. Außerdem soll eine sogenannte bakterielle Superinfektion verhindert werden. Davon spricht man, wenn neben einer Virusinfektion auch noch eine bakterielle Infektion dazukommt.

Seit kurzem ist in der EU auch das Medikament Tecovirimat zur Behandlung der Affenpocken zugelassen. In Deutschland ist es in begrenzter Menge verfügbar und wird vor allem zur Behandlung schwerer Krankheitsverläufe verwendet.

Besteht die Gefahr eines größeren Ausbruchs in Deutschland?

Affenpocken gelten bisher als nicht sehr ansteckend, da sie nur bei engem körperlichen Kontakt übertragen werden. Eine Gefährdung der breiten Bevölkerung in Deutschland wird nach derzeitigen Erkenntnissen als gering eingeschätzt. Das RKI beobachtet die Situation aber genau.

Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, ist es wichtig, dass infizierte Personen behandelt werden und Kontaktpersonen ggf. eine Impfung angeboten wird. Das Robert-Koch-Instiutut (RKI) und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bieten einen Flyer mit den wichtigsten Informationen online in Deutsch und Englisch an.

Häufige Fragen zu Affenpocken

Wie kann man sich mit Affenpocken infizieren?

Das Virus wird über direkten Körperkontakt übertragen. Sie müssen für eine Übertragung also etwa mit Körperflüssigkeiten, sowie über die Flüssigkeit aus Pusteln und den Schorf eines Infizierten in Kontakt kommen. Derzeit wird das Virus von Mensch zu Mensch vor allem über sexuellen Kontakt übertragen.

In Ländern, in denen das Virus endemisch ist, infizieren sich die meisten Menschen wahrscheinlich durch den Kontakt zu infizierten Nagetieren. 

Auf welche Symptome sollten Sie bei Affenpocken achten?

Bei einer Infektion mit Affenpocken treten meist zunächst folgende Symptome auf:

  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Geschwollene Lymphknoten

Später kommt es dann zu Hautveränderungen, die häufig im Gesicht anfangen und sich dann weiter ausbreiten. Zunächst kann es dabei zu Farbveränderungen, später auch zu Bläschen und Eiterbläschen kommen. Diese verkrusten dann und fallen ab.

Sollten Sie Hautveränderungen feststellen, die auf Affenpocken hinweisen, sollten Sie sich in medizinische Behandlung begeben.

Können Affenpocken behandelt werden?

Affenpocken verheilen in der Regel nach einigen Wochen von selbst. Die Behandlung ist in erster Linie darauf ausgerichtet, Symptome zu lindern und eine bakterielle Superinfektion zu verhindern. In der EU ist seit kurzem ein Arzneimittel zur Behandlung zugelassen.

Schwere Verläufe der Krankheit sollten nur in seltenen Fällen auftreten.

Wie sollten sich Infizierte verhalten?

Infizierte sollten körperlichen Kontakt, auch geschützten sexuellen Kontakt mit anderen Menschen vermeiden, bis der Ausschlag abgeklungen und der Schorf abgefallen ist. Bettzeug, Handtücher und Haushaltsgegenstände sollten nicht mit anderen Personen gemeinsam benutzt werden.

Welche Impfung Bei Affenpocken?

Gegen MPX („Affenpocken“) wirkt der Impfstoff gegen die echten Pocken. Er ist knapp und soll zunächst vorrangig nach einem Kontakt mit dem Erreger sowie vorbeugend für besonders gefährdete Personen eingesetzt werden, um Erkrankungen und schwere Verläufe zu verhindern.

Wer bekommt Affenpocken Impfung?

Folgende Personen können sich impfen lassen: Personen, die dem Affenpockenvirus exponiert waren; Männer mit einer hohen Anzahl an gleichgeschlechtlichen sexuel-len Kontakten und folglich einem hohen Risiko für sexuell übertragbare Erkrankungen.

Was schützt gegen Affenpocken?

Der Impfstoff Imvanex® ist zum Schutz vor Pocken seit 2013 in Deutschland und seit Juli 2022 auch für den Schutz vor Affenpocken zugelassen. In den USA ist der Impfstoff unter dem Namen Jynneos und in Kanada unter dem Namen Imvamune auch bereits seit mehreren Jahren gegen Affenpocken zugelassen.