Kanadische polizei räumt von lkw - fahrern blockierte grenzbrücke

Stand: 13.02.2022 00:36 Uhr

Seit Tagen blockieren Lkw-Fahrer einen Grenzübergang zwischen Kanada und den USA, um gegen Covid-Auflagen zu demonstrieren. Die Polizei versuchte, die Brücke zu räumen. Doch aufgelöst ist die Blockade noch nicht.

Nach einer fast einwöchigen Blockade hat sich die Lage an der Ambassador-Brücke zwischen Kanada und den USA etwas entspannt. Viele der Demonstranten, die dort gegen Impfvorschriften und Corona-Maßnahmen protestiert hatten, verließen die Brücke friedlich, als die kanadische Polizei am Samstag mit einer Räumung begann.

Die befürchtete gewaltsame Konfrontation schien auszubleiben. Aber am Abend blockierten immer noch einige die Zufahrtsstraße zu der Brücke. Andere waren neu dazugekommen, um sie zu unterstützen. Die Teilnehmer der Aktion blockierten die Brücke seit Tagen mit Lastwagen, Pick-ups und Autos. Eine richterliche Anordnung vom Freitag, die Brücke zu verlassen, ignorierten die meisten.

Wichtige Verkehrsroute

Neben Corona-Maßnahmen und verpflichtenden Impfungen in Kanada lehnen die von einer Trucker-Gruppe angeführten Demonstranten auch die liberale Regierung von Ministerpräsident Justin Trudeau ab. Sie blockierten mit ihren Lastwagen auch die Innenstadt von Ottawa.

Mit der Ambassador-Brücke legten sie aber eine der wichtigsten Transportrouten zwischen den USA und Kanada lahm. Besonders betroffen waren Automobilhersteller und -zulieferer. Anwälte der Zulieferer und der an der Brücke gelegenen Stadt Windsor argumentierten vor Gericht, dass die Blockade der Stadt und der Region unangemessenen wirtschaftlichen Schaden zufüge. Die Befürworter der Proteste führten dagegen an, dass eine Beendigung der Aktion ihr Recht auf friedlichen Protest beeinträchtigen würde.

Notstand ausgerufen

Der Regierungschef von Ontario, Doug Ford, hatte wegen der Demonstranten am Freitag sogar den Notstand ausgerufen. Allen, die Straßen oder Brücken blockieren, könnten dadurch Strafen von 100.000 kanadischen Dollar und bis zu einem Jahr Haft drohen.

"Wir bitten alle Demonstranten dringend, sich gesetzeskonform und friedlich zu verhalten", twitterte die Polizei am Samstag vor der Räumung. Später hieß es, man begrüße die Kooperation der Demonstranten. Unbeteiligte sollten die Brücke aber weiter meiden. Festgenommen worden sei niemand.

Nachahmer in mehreren Ländern

Der Protest der Trucker zog weit über die Grenzen Kanadas hinaus Aufmerksamkeit auf sich, in Frankreich, den Niederlanden und Neuseeland gab es ähnlich Aktionen. In Paris hielt die Polizei am Samstag mindestens 500 Fahrzeuge auf, die in die französische Hauptstadt gelangen wollten.

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Erstellt: 14.02.2022Aktualisiert: 14.02.2022, 08:26 Uhr

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Die Proteste gegen die Impfpflicht in Kanada haben sich zu Blockaden gegen die gesamte Corona-Politik ausgeweitet. Nun ist eine Grenzbrücke wieder passierbar.

  • In Kanada und nun auch in den USA* protestierten LKW-Konvois gegen die Impfpflicht und Corona-Politik*.
  • Zwischen Detroit und Windsor kam es zu Blockaden auf einer Brücke.
  • Die Polizei hat die Blockaden aufgelöst.

Update vom Montag, 14.02.2022, 08.20 Uhr: Eine wichtige Grenzbrücke zwischen der Stadt Windsor in Kanada und Detroit in den USA ist nach wochenlangen Protesten wieder offen. „Tolle Nachrichten: Die Ambassador Bridge ist wieder geöffnet!“, schrieb Kanadas Verkehrsminister Omar Alghabra am späten Sonntagabend (Ortszeit) auf Twitter. Er dankte Polizei und „allen Regierungsebenen“, die dazu beigetragen hätten. Nach einer einstweiligen Verfügung eines kanadischen Gerichts hatten die Behörden am Wochenende damit begonnen, die Blockaden aufzulösen.

Der Brückenbetreiber, die Detroit International Bridge Company, bestätigte US-Medienberichten zufolge die Wiederöffnung. Man freue sich, dass „der freie Handelsverkehr zwischen der kanadischen und der US-Wirtschaft wieder möglich ist“, zitierte die Zeitung Detroit News aus der Mitteilung vom späten Sonntagabend.

Kanadische polizei räumt von lkw - fahrern blockierte grenzbrücke

Die kanadische Polizei hat die Trucker-Blockaden an einer wichtige Brücke geräumt. © Nathan Denette/dpa

Trucker-Protest in Kanada: Polizei beginnt mit Auflösung der Blockaden

+++ 20.05 Uhr: Die kanadische Polizei hat mit der Auflösung der Trucker-Blockaden zwischen der Stadt Windsor in Kanada und Detroit in den USA begonnen. „Wir fordern alle Demonstranten auf, das Gesetz zu befolgen und friedlich zu handeln“, appellierte die Polizei laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Die Lkw-Fahrer:innen hatten ihren Protest gegen die Corona-Beschränkungen trotz einer Gerichtsanordnung weiter fortgesetzt. Laut diesem hätte die Ambassador-Brücke als wichtige Verkehrsader bis Freitagabend (11.02.2022) geräumt werden müssen. Dieser Anordnung wurde allerdings nicht Folge geleistet. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau hatte zuletzt gewaltsame Auflösungen der Blockaden nicht ausgeschlossen. Die betroffene Provinz hat nun den Notstand ausgerufen.

Seit Wochen protestieren in Kanada Tausende Menschen gegen die Corona-Maßnahmen und die Impfvorschriften für Lastwagenfahrer:innen. Mit Lastwagen sowie anderen Fahrzeugen blockieren sie unter anderem wichtige Teile der Innenstadt von Ottawa.

Trucker-Blockaden in Kanada: Premier Trudeau droht mit Militäreinsatz

Update vom Samstag, 12.02.2022, 09.15 Uhr: Corona-Impfgegner setzen in Kanada weiterhin auf Straßenblockaden als Protestmittel. Premier Justin Trudeau hat nun mit einem Militäreinsatz gedroht, vor allem um die Trucker-Proteste zu beenden. Falls es keine Einsicht gebe, werde es „ein immer stärkeres Eingreifen“ geben, so Trudeau. Die Blockaden seien illegal.

Die USA haben sich ebenfalls in die Causa eingeschaltet. US-Präsident Joe Biden erhöhte in einem Telefonat den Druck. Das Weiße Haus zeigte sich wiederholt besorgt über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Blockade in Kanada. Biden forderte schärfere Maßnahmen der Regierung.

Erstmeldung vom Donnerstag, 10.02.2022, 14.45 Uhr: Ottawa – Entzündet an der Impfpflicht für LKW-Fahrer brach im Januar ein Konvoi aus dem Westen Kanadas in Richtung der Hauptstadt Ottawa auf. Doch inzwischen geht es bei den Protesten in Kanada um die Corona-Maßnahmen von Premier Justin Trudeau im Ganzen.

Seit etwa zwei Wochen blockieren hunderte Trucker das politische Zentrum des Landes. Sie versperren Zufahrtswege, halten Schilder mit der Aufschrift „Trudeau neues Zuhause“ in die Höhe, darunter sind Gitterstäbe eines Gefängnisses gemalt und fordern Freiheit statt der gefühlten „Corona-Diktatur“.

Kanadische polizei räumt von lkw - fahrern blockierte grenzbrücke

Neben den Impfvorschriften für Lkw-Fahrer sind auch die staatlichen Pandemiebeschränkungen Gegenstand der Proteste in Kanada. © Jacques Boissinot/dpa

Das Pandemie-Management von Premier Justin Trudeau gilt als teilweise strikt. Vor dem Hintergrund der neuen Omikron-Variante führte Trudeau etwa neue Maßnahmen wie Reiseeinschränkungen und Schließungen von Bars und Restaurants ein. Während Trudeau auch Gegenwind aus seiner eigenen Partei* erfuhr, bescherte ihm seine Corona-Politik zunächst gestiegene Umfragewerte. Doch nun zeichnet sich eine Trendwende ab.

Corona-Demo in Kanada: Nachahmer veranstalten ähnliche Proteste in anderen Ländern

Die Trucker-Proteste aus Ottawa schwappen inzwischen in die Welt: Konvois nach dem Vorbild der Demonstrationen in Kanada gibt es nun auch in Australien, Neuseeland und den USA. Verschiedene Medien zitierten laut dpa aus einer Warnung des US-Heimatschutzministeriums, wonach sich ein Konvoi nach kanadischem Vorbild bereits am Sonntag aus Kalifornien ins Tausende Kilometer entfernte Washington aufbrechen könnte. 

Während in Kanada vier von fünf der 38 Millionen Einwohner vollständig vollständig geimpft* ist und ein Großteil sowohl Impfpflicht als auch Einschränkungen für Impfunwillige befürwortet, sind die Skeptiker in den USA stärker vertreten.

Wohl auch deshalb kam es zu einer zeitweise vollständigen Blockade einer wichtigen Grenzbrücke zwischen dem kanadischen Windsor und der amerikanischen Industriemetropole Detroit. Diese störte sowohl Automobilindustrie als auch Agrarexporte. 

Kanadas Premier Trudeau warnt vor wirtschaftlichen Folgen

In mehreren Autofabriken in der Umgebung fehlte es an Bauteilen, sodass die Hersteller ihre Produktionsstraßen stoppten. Darauf wiesen Wirtschaftsverbände hin. Die Proteste könnten demnach Verluste von 50 Millionen Dollar pro Tag für die Unternehmen verursachen. Ford gab bekannt, ein Motorenwerk in Windsor zu schließen und die Arbeitszeiten an einem zweiten Standort herunterzufahren, wie die britische Tageszeitung The Guardian berichtete. 

„Wenn es zu längeren Blockaden an wichtigen Grenzübergängen nach Kanada kommt, könnte das messbare Auswirkungen auf die kanadische Wirtschaft haben“, zitiert TheGuardian Tiff Macklem von der Bank of Canada. „Wir haben bereits angespannte globale Lieferketten. Das können wir nun gar nicht gebrauchen.“

Auch Premier Trudeau machte seinem Ärger über die Proteste deutlich Luft: Auch wenn er das Recht auf freie Meinungsäußerung und Kritik an der Regierung „immer verteidigen“ werde - „Sie haben nicht das Recht, unsere Wirtschaft zu blockieren, oder unsere Demokratie oder das tägliche Leben unserer Mitbürger. Es muss aufhören.“ (tk mit dpa/AFP) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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