Merkt das baby wenn ich weine

Früher oder später entscheiden sich die meisten Eltern dazu, ihr Baby daran zu gewöhnen, alleine ein- und durchzuschlafen. Zwangsläufig gehört dazu auch, sein Baby weinen zu lassen, ohne es zu trösten. Doch ist das so eine gute Idee?

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Wenn aus zwei Menschen eine Familie wird, ist das in der Regel ein Grund zur Freude: Familie, Freunde, Bekannte und natürlich auch die Eltern sind hin und weg vom süßen Nachwuchs. Doch neben allem Glück ist die neue Lebenssituation für frisch gebackene Eltern auch eine echte Herausforderung: schlaflose Nächte und jede Menge neue Aufgaben bestimmen die ersten Monate mit einem Baby.

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„Eltern verwechseln Führung mit Gewalt“

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Insbesondere der Schlafmangel macht vielen Eltern zu schaffen: Sie fühlen sich unausgeglichen und nicht leistungsfähig. Manchmal kann die fehlende Nachtruhe auch zu Depressionen oder Angstzuständen führen. Kein Wunder also, dass eine Mehrheit der Mütter und Väter ziemlich schnell darauf aus ist, seinem Baby anzugewöhnen, durchzuschlafen, ohne dass jemand tröstend an die Wiege kommt. Schlaftraining nennt sich das – und bedeutet gezwungenermaßen auch, dass man sein Baby schreien lässt. Doch welche Auswirkungen hat das auf die Psyche und das Verhalten des Kindes?

Professor Dr. Susann Kunze, Studiengangleiterin für Kindheitspädagogik an der IU Internationalen Hochschule, hat sich mit dem Thema ausführlich auseinandergesetzt.

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Ehe wir aber für Aufklärung sorgen, hier noch eine kurze Frage an dich:

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Schlaftraining ist weitverbreitet

So gaben bei einer Umfrage im Rahmen einer Studie der Universität Konstanz unter 586 Eltern aus der Schweiz und Deutschland rund ein Drittel an, ihr Baby zwecks Schlaftraining einfach weinen zu lassen. Aber nicht nur hierzulande, auch in Kanada und den USA ist es gängige Praxis. Generell müsse man aber zwischen verschiedenen Graden von Schlaftraining unterscheiden, betont Dr. Kunze.

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Bei der Cry-out-Methode etwa, einem extinktiven Schlaftrainingsprogramm, wird das Kind operant konditioniert. „Das Kind wird nicht beruhigt und die Eltern lassen es schreien“, erklärt die Pädagogin. Es merkt mit der Zeit, dass niemand kommen wird, um es zu beruhigen. Ein ziemlich hartes Vorgehen.

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Bei einer graduierten Extinktion, also der schrittweisen Gewöhnung daran alleine einzuschlafen, gehen Eltern nicht ganz so hart vor. Sie gewöhnen ihren Nachwuchs allmählich an die neuen Schlafumstände. Darunter fällt auch die sogenannte Ferber-Methode.

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Wer sein Baby in der Wiege einfach schreien lässt, sorgt für Stress und Angst.

Quelle: Getty Images/Oscar Wong

Dem Baby soll beigebracht werden, sich nachts selbst zu beruhigen, wenn sie aufwachen. Das soll dem Kind etwa durch Einschlafrituale wie eine Gute-Nacht-Geschichte oder gemeinsames Kuscheln erleichtert werden. Gelegentlich können die Eltern nach ihrem Kind sehen und es beruhigen. Irgendwann – so die Theorie – müssen die Eltern dann nicht mehr nach ihrem Kind schauen und es trösten.

Ist es überhaupt notwendig, Babys an einen eigenen Schlaf heranzuführen?

„Kinder können bereits im Mutterleib schlafen. Sie müssen es also nicht lernen“, so Dr. Kunze. Grundsätzlich gelte: Im ersten Lebensjahr sei nicht zu erwarten, dass Kinder durchschlafen können. Eine Schlafentwicklung dauert etwa drei Jahre. In Zeiten, in denen Mütter oftmals jedoch schnell gezwungen sind, nach einer Schwangerschaft wieder in den Beruf einzusteigen, ist das Verlangen nach einem Kleinkind, das durchschläft, natürlich stärker ausgeprägt.

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Vor allem für Mütter, die wieder ins Berufsleben einsteigen wollen, stellt der Schafmangel ein Problem dar.

Quelle: Getty Images/Vera Livchak

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Diese kulturellen Begleitumstände betont auch die Kindheitspädagogin: „Die Vorstellungen darüber, wann Kinder alleine durchschlafen können, sind kulturell unterschiedlich. Heidi Keller hat in einer kulturvergleichenden Untersuchung erfasst, dass insbesondere in Deutschland und den USA erwartet wird, dass Kinder bereits innerhalb des ersten Lebensjahres lernen, alleine durchzuschlafen. In anderen Ländern wie Mexiko, China oder Puerto Rico wird den Kindern mehr Zeit gegeben.“ Dort werde eher zwischen dem zweiten und fünften Lebensjahr erwartet, dass Kleinkinder allmählich durchschlafen können.

Ein zu frühes Schlaftraining kann negative Folgen für das Kind haben

Einige Bindungsforscher, Ärzte und Studien weisen auf die negativen Folgen eines Schlaftrainings hin. Von einem Schlaftraining sei daher generell abzuraten. Da jedes Kind anders ist, empfiehlt die Pädagogin bei exzessivem Schreien oder möglichen Schlafstörungen einen Kinderarzt, Schlafambulanzen oder Familienhebammen zu konsultieren.

Schließlich ist Weinen und Schreien für ein Baby das einzige Kommunikationsmittel, um seinen Eltern ein Bedürfnis mitzuteilen: „Das Baby weint, da es in dem Moment ein Bedürfnis hat, welches von einem Hungergefühl, einer nassen Windel bis hin zu dem Bedürfnis nach Nähe, Sicherheit oder Ruhe reicht“, erklärt Kunze. Wenn Eltern darauf reagieren würden, spüre das Baby, dass es wahrgenommen wird. „Dies fördert die Entwicklung des kindlichen Vertrauens in seine Umgebung“, sagt Kunze. Wird das Schreien hingegen missachtet, ist dieses Vertrauensverhältnis gestört.

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Mehrmals mitten in der Nacht aufstehen zu müssen, kann an den Nerven zehren.

Quelle: Getty Images/Andersen Ross

„Das Kind erlebt Angst“, fasst Kunze es zusammen. Es erlebe einen Vertrauensverlust in sich selbst und in andere. Das könne auch zu Stress führen. Die Konsequenzen können Langzeitfolgen für das Fühlen, Verhalten und Denken seien. Eine Studie aus dem Jahr 2016 belegte, dass weinende Kleinkinder, die nachts von ihren Eltern in irgendeiner Form getröstet wurden – sei es durch Reden, kuscheln oder in den Arm nehmen – weniger hohe Werte des Stresshormons Cortisol aufzeigten.

Eine weitere Studie, bei dem die Forscher den Cortisol-Spiegel von vier bis zehn Monate alten Kindern und ihren Müttern im Rahmen eines fünftägigen stationär erfolgten Schlaftrainings untersuchten, zeigte zwar, dass der Cortisol-Spiegel zu Beginn des Nachtschlafs bei Mutter und Kind ähnlich anstieg. Jedoch sank er bereits am dritten Tag des Programms bei der Mutter. „Beim Kind blieb er jedoch stabil auf einem hohen Niveau“, erklärt Kunze.

Profitieren also primär die Eltern davon, ihr Kind nachts schreien zu lassen?

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Von einem Schlaftraining versprechen sich hauptsächlich die Eltern Ruhe. Doch was bringt es wirklich?

Quelle: Getty Images/Westend61

In der Studie sei ein interessanter Effekt zu beobachten gewesen: „Das Verhalten des Säuglings hatte sich geändert, er zeigte äußerlich weniger Stress, sodass die Mutter der Annahme unterlag, dass das Schlafprogramm erste Erfolge zeigte“, so Kunze. Doch in Wirklichkeit war der Cortisol-Spiegel noch immer hoch. Das Kind befand sich also nach wie vor in einer Stresssituation. Der Bindungsforscher Karl Heinz Brisch und seine Kollegen würden das Verhalten des Säuglings als Resignation interpretieren. Es hat aufgegeben. Im Extremfall könne das sogar ein Trauma auslösen.

„Das Kind lernt nicht zu schlafen, sondern es wird dazu gezwungen“, stellt Kunze klar. Die elterliche Schlafqualität könne sich durch ein Schlaftraining zumindest kurzfristig verbessern. „Reduzierte elterliche depressive Symptome und eine verbesserte Qualität der Paarbeziehung wurden ebenfalls in Studien festgehalten“, so die Pädagogin. Auf lange Sicht sähen sich aber die meisten Eltern mit den eigenen Bedürfnissen konfrontiert, naturgemäß für ihr Kind da sein zu wollen, es zu trösten und ihm Sicherheit zu geben. Ohnehin bräuchten die meisten Eltern mehrere Anläufe eines Schlaftrainings bis der Effekt langfristig anhielt.

Crying-out-Methode führt zu Stress bei Babys

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Auch wenn das Baby in der Nacht nicht mehr weint, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass es durchschläft.

Quelle: Unsplash.com/Minnie Zhou

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Weitere Studien zeigten zwar, dass bei Kindern während des Schlaftrainings der Cortisol-Spiegel zum Nachmittag hin signifikant gesunken war. Jedoch sei dieses Ergebnis mit Vorsicht zu genießen, sagt Kunze: „Menschen mit einem anhaltend erhöhten Cortisol-Spiegel zeigen Erschöpfungssymptome, was den Cortisol-Spiegel reduziert und damit ein möglicher Erklärungsansatz für den ermittelten Effekt sein kann.“

Übermäßiger Stress habe Auswirkungen auf die Entwicklung des kindlichen Gehirns. Es beeinträchtige die Entwicklung einer adäquaten Emotions- und Stressregulation sowie die kognitive und sozio-emotionale Entwicklung wie depressive Stimmungen und Angst. Auch körperliche Folgen wie ein geschwächtes Immunsystem könnten daraus folgen.

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„Bisherige Studienergebnisse können negative Folgen des Schlaftrainings für das kindliche Bindungsverhalten und die Entwicklung seines Bindungsstils nicht ausschließen. Aus bindungstheoretischer Perspektive ist das Risiko erhöht, einen unsicher-vermeidenden Bindungsstil zu entwickeln“, so die Expertin. Dabei würden Kinder davon ausgehen, dass ihr Gegenüber unzureichend auf ihre Bedürfnisse reagiere.

Wann sollten Eltern auf das Schreien und Weinen ihres Babys nachts reagieren?

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Hochnehmen, kuschen, Trost spenden - all das hilft, um das Baby zu beruhigen.

Quelle: Getty Images/Westend61

„Wenn Eltern für ihre Kinder ein sicherer Hafen sein wollen und ihre Kinder dabei unterstützen möchten, Selbstwirksamkeit und Vertrauen in sich und die Umwelt zu entwickeln, sollten sie immer darauf reagieren“, findet Kunze. Kinder würden feinfühlige und verlässliche Antworten auf ihre Bedürfnisse benötigen, um eine sichere Bindung mit einem positiven Selbstkonzept und Bild vom Gegenüber entwickeln zu können.

Babys würden zu jeder Zeit eine liebevolle, fürsorgliche Umgebung benötigen, in welcher sie Verlässlichkeit und Sicherheit erfahren. „Eltern können das Kind durch aufmerksame, feinfühlige Verhaltensweisen schneller beruhigen. Dies fördert die Ausschüttung von Oxytocin beim Kind“, erklärt die Pädagogin. Das sogenannte Kuschelhormon stärkt Vertrauen und fördert soziale Bindungen – kurz: Es sorgt dafür, dass wir uns gut fühlen.

Eltern können ihr Kind zum Trösten hochnehmen. Auch das Kind abends zu stillen könne helfen. Dabei werde die Ausschüttung von Oxytocin angeregt sowie des Einschlafhormons Melatonin, dass dem Körper Müdigkeit signalisiert.

Gemeinsame Einschlafrituale würden dem Kind zusätzliche Sicherheit geben. „Warmes Licht mit einem Rotanteil unterstützt den Prozess, während blaues, kaltes Licht die Melatonin-Ausschüttung verhindert“, rät Kunze. Im ersten Lebensjahr, wenn ein Baby durchschnittlich alle 50 bis 70 Minuten aufwache, sei es außerdem hilfreich, wenn das Kind auch im elterlichen Schlafzimmer schläft. So könne man schneller reagieren und das Kind fühle sich sicherer.

Was fühlt das Baby wenn man den Bauch streichelt?

Das Baby nimmt die liebevollen Berührungen von Mama und Papa wahr, z. B. wenn sie ihre Hand auf den Bauch legen und ihn voller Vorfreude streicheln. Genauso spürt die Mutter während der Schwangerschaft die Bewegungen und Tritte des ungeborenen Kindes.

Wann merkt das Baby im wenn ich die Bauch streichelt?

Etwa ab der 20. Schwangerschaftswoche spürt die werdende Mutter, wie sich ihr Kind bewegt. Mit etwas Geduld gelingt dies auch dem werdenden Vater, wenn er die Hand auf ihren Bauch legt. Anfangs sind die Kindsbewegungen im Mutterbauch noch sehr zart.

Kann man das Baby im Bauch Schreien hören?

Dein ungeborenes Baby kann Deine Stimme hören Dein Baby kann bereits hören, bevor es überhaupt das Licht der Welt erblickt. Schon in Deinem Bauch, ungefähr ab dem siebten Schwangerschaftsmonat, kann Dein Ungeborenes Geräusche hören.

Wie hört mein Baby auf zu weinen?

WENN IHR BABY SCHREIT überprüft haben und das Schreien nicht aufhört, versuchen Sie Folgendes: Atmen Sie tief ein und langsam wieder aus. Legen Sie das Baby an einen sicheren Ort, wie z.B. in das Betttchen oder den Kinderwagen. Gehen Sie in ein anderes Zimmer und setzten Sie sich für ein paar Minuten.