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EvolutionHaie sind offenbar keine lebenden FossilienDer Ginkgo-Baum, der Pfeilschwanzkrebs oder der Quastenflosser: Sie alle gelten als lebende Fossilien, weil sie sich über Millionen Jahre kaum verändert haben. Auch Haie zählten bislang zu dieser Gruppe. Eine aktuelle Studie im Fachblatt "Nature" legt aber nahe, dass Haie sich im Laufe der Evolution durchaus weiterentwickelt haben. Es ist ein äußerst seltener Fund, den sich Dr. Alan Pradel deshalb ganz genau angesehen hat. Der versteinerte Schädel eines haiähnlichen Fisches, der vor etwa 325 Millionen Jahren lebte: "Haie sind sehr interessante Tiere. Ihr Skelett besteht aus Knorpel, der allerdings nur selten versteinert. Es wurden schon viele Haizähne gefunden, aber kaum andere Teile des Skeletts." Die Paläontologen nannten den fossilen Fisch Ozarcus mapesae, in Anlehnung an den Fundort im US-Bundesstaat Arkansas und an seine Entdecker. Unter den haiähnlichen Knorpelfischen ist Ozarcus das älteste Fossil bislang, bei dem Skelettteile wie der Kiefer oder die Kiemenbögen in ihrer dreidimensionalen Struktur zu erkennen sind. "Das Problem bei diesem Fossil ist aber, dass man mit dem bloßen Auge nicht alle feinen Strukturen sehen kann. Deshalb haben wir bildgebende Verfahren eingesetzt, um die Skelettteile wirklich gut von dem umgebenden Gestein unterscheiden zu können." Neue Technik, neue Erkenntnisse Alan Pradel, der damals noch am American Museum of Natural History in New York arbeitete, legte den versteinerten Fischkopf in einen handelsüblichen Computertomografen. Doch die Auflösung der Bilder war nicht hoch genug, um all die feinen Strukturen zu erkennen. "Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, das Fossil mit einem viel leistungsstärkeren Computertomografen zu untersuchen, am Synchrotron in Grenoble. Die Maschine dort liefert auch bei versteinerten Proben eine sehr hohe Auflösung." Eine Auflösung, die endlich auch jene Details sichtbar machte, die die Forscher sehen wollten. Das Ergebnis war unerwartet, erzählt Pradel: "Wir waren sehr überrascht, weil die Kiemenbögen und die daran angrenzenden Teile ganz anders sind als bei modernen Haien." Moderne Haie gelten als lebende Fossilien, die sich seit 420 Millionen Jahren so gut wie nicht verändert haben. Evolution bei den Kiemenbögen Deshalb gingen Pradel und seine Kollegen auch davon aus, dass Ozarcus, ein früher Vertreter der haiähnlichen Fische, in der Anatomie seines Schädels der von heute lebenden Haien gleicht. "Lange Zeit glaubten die Wissenschaftler folgendes: Die Anatomie der Kiemenbögen und der angrenzenden Skelettteile bei den Vorfahren aller Wirbeltiere mit Kiefern war genau so, wie bei den heute lebenden Haien. Aber unsere Entdeckung zeigt, dass sie bei den frühen Knorpelfischen ganz anders war als bei modernen Haien. Ihre Anatomie gleicht der von Knochenfischen." Die Kiemenbögen und andere feine Strukturen des Schädels von heute lebenden Haien sind also ganz anders angeordnet als bei deren entfernten Vorfahren. Eine Lehrbuchmeinung gerät ins Wanken. "Unsere Entdeckung belegt, dass Haie keine lebenden Fossilien sind. Sie haben 420 Millionen Jahre Evolution auf dem Buckel, sie haben sich weiterentwickelt und sind nicht in einer frühen Phase ihrer Evolution stecken geblieben, wie man bislang angenommen hat." Stand: 23.11.2022 Kennt ihr dieses mulmige Gefühl im Meer, wenn ihr nicht wisst, was da noch so schwimmt und um die Ecke biegen könnte? Es könnte ja ein Hai sein … Diese Angst loszuwerden ist nicht leicht - aber wie begründet ist sie eigentlich? Wir erklären, wie gefährlich Haie wirklich sind und wie ihr Haiangriffe vermeiden könnt. Wir zeigen euch aber auch, wie faszinierend die Fische sind - und dass sie es eigentlich sind, die dringend Schutz brauchen. Das könnt ihr tun. Fakten: So wahrscheinlich ist ein HaiangriffDer Weiße Hai bevorzugt fettreiche Nahrung wie Robben und Seelöwen. Menschen sind ihm nicht nahrhaft genug. Verletzt oder tötet ein Hai einen Menschen, wird das von vielen Medien weltweit verbreitet. Deshalb scheinen Haiattacken häufiger zu geschehen als sie effektiv passieren. Dabei ist ein Sechser im Lotto fast so wahrscheinlich, wie von einem Hai angegriffen zu werden. Die Chancen stehen laut Experten 1:11,5 Millionen. In den letzten zehn Jahren hat die Haiangriff-Datenbank "International Shark Attack File" (ISAF) in Florida durchschnittlich rund 80 Unfälle weltweit pro Jahr mit Haien verzeichnet, fünf bis zehn davon endeten tödlich. Die ISAF ist eine weltweite Datenbank, die seit 1958 existiert. Hier haben professionelle Haiforscher seit Anfang des 16. Jahrhunderts bis in die Gegenwart über 6.800 Haiunfälle dokumentiert. In der Regel sind Haie nicht an Menschen interessiert. Trotzdem kann es in seltenen Fällen zu einer gefährlichen Begegnung kommen. Fast jeder Hai, der größer als zwei Meter ist, kann einen Menschen ernsthaft verletzen. Die meisten Haiunfälle gibt es mit dem Weißen Hai, dem Tigerhai und dem Bullenhai. Haiangriff: So könnt ihr ihn vermeidenSo könnt ihr eine Haiattacke verhindern:
Das könnt ihr bei einer Haibegegnung tun: Sollte es wirklich einmal passieren, dass ihr auf einen Hai trefft, können euch diese von Experten empfohlenen Regeln
helfen:
Faszinierend: Tauchen mit Blauhaien
Anna von Boetticher, Deutschlands erfolgreichste Apnoe-Taucherin und Hauptprotagonistin der vierteiligen NDR Doku-Reihe 'Waterwoman'. Jäger der Meere: Die faszinierende Vielfalt der HaieBambushai Rund 500 verschiedene Haiarten sind bisher bekannt und noch immer werden neue Arten in den Meeren entdeckt. Die Fische aus der Klasse der Knorpelfische faszinieren durch ihre ungeheure Vielfalt. So können sie relativ klein sein, wie die Haie aus der Familie der Bambushaie, die nur bis zu einem Meter lang werden. Respekt statt Angst: Ruhe und Gelassenheit sind bei Haibegegnungen überlebenswichtig
Anna von Boetticher, Deutschlands erfolgreichste Apnoe-Taucherin und Hauptprotagonistin der vierteiligen NDR Doku-Reihe 'Waterwoman'. Apnoe-Tauchen: Anna von BoetticherTauchen mit Haien: Erfahrung beruhigtApnoe-Taucherin Anna von Boetticher ist schon viele Male mit Haien getaucht, unter anderem auch mit großen Tigerhaien. Statt Angst ist bei ihr nur der Respekt und eine große Faszination vor den Meeresjägern da: "Wie man es schafft, keine Angst zu haben, ist Erfahrung, und man kann sich auch nach und nach herantasten. Man sollte vielleicht nicht gleich mit einem Tigerhai oder Weißen Hai ins Wasser
gehen, wenn man noch nie mit einem Hai im Wasser war. Und auch, dass man sich von erfahrenen Leuten anleiten lässt, ist wichtig.“ Bewohner der Ozeane: Der Lebensraum von HaienWalhaie leben unter anderem im östlichen tropischen Pazifik zwischen der Küste Ecuadors und den 1.000 Kilometer entfernten Galapagos-Inseln. Haie kommen in allen sieben Ozeanen vor und sind so vielfältig wie ihr Lebensraum. Die rund 500 bekannten Haiarten sind sowohl in tropischen Küstengewässern als auch in der Tiefsee zu Hause. Einige wenige Haiarten schwimmen auch durch Flussmündungen in Flüsse. Der Bullenhai kommt sogar im Nicaraguasee - dem größten Binnensee Mittelamerikas vor. Manche Haie bleiben ihr ganzes Leben in einer Region. Andere wiederum, wie zum Beispiel Zitronen-, Hammer-, Tiger- und Weiße Haie wandern häufig mehrere tausend Kilometer weit durch die Meere. Walhai: Der mysteriöse RiesenhaiDer Walhai, der Größte unter den Fischen Walhaie werden rund 14 Meter lang und bis zu 12 Tonnen schwer. Von der Masse her gleichen sie Walen, sie gehören jedoch zu den Haien. Unverzichtbar: Haie und ihre Rolle im Ökosystem MeerIn Südafrika töten und vertreiben Orcas Weiße Haie aus ihrem Lebensraum. Haie sind für das Ökosystem Meer von größter Bedeutung: Sie halten die Populationen ihrer Beute gesund, sorgen für ein ausgeglichenes Verhältnis der Arten, halten invasive Eindringlinge fern und fressen alte und kranke Tiere. Da Haie auch aasen, verhindern sie die Ausbreitung von Krankheiten. So sorgen sie für gesunde Fischbestände, von denen auch wir Menschen abhängig sind. Was passiert, wenn Haie aus einem Ökosystem verschwinden, zeigt ein Beispiel aus Südafrika: Hier jagen Orcas seit 2017 Weiße Haie und verdrängen sie aus Südafrikanischen Küstenregionen. Einige Kadaver von Weißen Haien, die alle Bisswunden aufwiesen, wurden an Land gespült. Im Mai 2022 konnten Wissenschaftler von der Rhodes University in Südafrika zum ersten Mal mit einer Drohne filmen, wie drei Orcas einen Weißen Hai in der Mossel Bay töteten. Bei weiteren Drohnenaufnahmen beobachteten sie, wie ein Wal kurz nach dem Töten eines Hais ein großes Stück Haileber fraß, die als besonders nahrhaft gilt. Einen weiteren Orcaangriff auf Weiße Haie konnte außerdem ein Helikopterpilot filmen. Die Aufnahmen liefern neue Einblicke darin, wie Orcas vor Südafrika Weiße Haie fangen und töten. Gleichzeitig zeigen sie, dass sich die Jagd auf Weiße Haie unter den Orcas im Südafrikanischen Küstengebiet offenbar ausbreitet. Denn dieses Verhalten war bisher nur von einem Paar männlicher, meist gemeinsam jagender Orcas, bekannt. In den Videos sind jetzt aber auch vier weitere Orcas zu erkennen, die sich an der Jagd beteiligen. Die Wissenschaftler vermuten, dass die intelligenten Meerestiere dieses Verhalten voneinander gelernt haben. Die Langzeitbeobachtungen seit 2017 zeigen, dass Weiße Haie die Südafrikanischen Küstengebiete, die sie viele Jahre lang dominiert haben, zunehmend meiden. Die Folgen: Ohne den Weißen Hai verbreitet sich der Bronzehai - eine bisher gebietsfremde Art - in der Region und auch die Südafrikanischen Seebären vermehren sich. Das wiederum bringt die vom Aussterben bedrohten Afrikanischen Brillenpinguine in Gefahr: Sie konkurrieren mit den Seebären um Fische und werden außerdem von ihnen gejagt. Wahrnehmung: Die besonderen Sinne der HaieHaie gibt es seit rund 450 Millionen Jahren. Im Laufe der Evolution haben sich ihre Sinne zu wahren Hochleistungssensoren
weiterentwickelt, um in den Ozeanen weit entfernte Beutefische zu finden. Haie können nicht nur sehr gut riechen, fühlen, schmecken, hören und sehen - besser als Katzen im Dunkeln. Sie haben auch noch zwei weitere Sinne: Mit den Lorenzinischen Ampullen unter der Haut am Kopf können sie Temperaturunterschiede und elektrische Felder wahrnehmen. Die Lorenzinischen Ampullen sind mit einem Gel gefüllt, das schwache elektrische Signale von außen an die Nerven
weiterleitet. Durch das Wahrnehmen bioelektrischer Felder von Beutetieren - erzeugt durch Herzschlag, Muskelbewegungen oder Hirnströme - können Haie zum Beispiel Fische aufspüren, die sich im Sand oder zwischen Korallen verstecken. Gejagte Jäger: Warum so viele Haie sterben müssenDie Überfischung der Meere bedroht Haie weltweit. Vor allem größere Hochseehaie wie Makos und Blauhaie landen oft als Beifang im Netz. Der Bestand fast aller Hochseehaie ist in den letzten 50 Jahren um mehr als 70 Prozent gesunken. Das zeigte eine alarmierende Studie, die in der Fachzeitschrift "Nature" Anfang 2021 erschien. Mehr als drei Viertel aller Haie sind laut der Studie gefährdet. Der Weißspitzen-Hochseehai, der Bogenstirn-Hammerhai und der Große Hammerhai sind sogar vom Aussterben bedroht. Der Mensch ist dabei die größte Gefahr für den Hai. Jedes Jahr töten wir weltweit rund 100 Millionen Haie. Sie sterben vor allem durch die Überfischung der Ozeane und landen als lukrativer Beifang im Netz. Auch Apnoe-Taucherin Anna von Boetticher ist bei ihren Dreharbeiten zur vierteiligen NDR-Doku-Reihe "Waterwoman" aufgefallen, wie wenige Blauhaie es nur noch in den Gewässern der Azoren gibt: "Das Problem, das die Blauhaie haben, ist, dass sie irgendwann gefangen werden, sie begegnen einem Haken. Die Azoren haben eine Haischutzzone, einen Umkreis von 100 km um die Azoren herum. Aber die Haie wandern, sie treffen außerhalb von der Schutzzone auf die großen Fangflotten und werden herausgefischt.“ Haie werden in kosmetischen und pharmazeutischen Produkten verwertet. Die Haileber enthält ölige Substanzen, sogenanntes Squalen, das zum Beispiel teilweise für die Herstellung von Impfstoffen und Medikamenten, aber auch von Sonnencreme, Lippenstiften, Make-up und Hautcreme verwendet wird. Squalen kann auch aus Pflanzen oder biotechnologisch hergestellt werden, doch das Haiöl ist im Vergleich relativ günstig und leicht zu bekommen. Und Haifischflossen gelten in vielen Teilen der Welt als Delikatesse. Auch Umweltzerstörung und Klimawandel bedrohen die Haie: Mangroven, die Kinderstuben der Haie, werden gerodet. Riffe, Lebensraum vieler Haie, sterben durch die Erwärmung der Ozeane ab. Forschungen, ob sich Mikro- und Nanoplastik auf die Gesundheit und Fruchtbarkeit der Haie auswirken, haben erst begonnen. Gefährdet: Der Mensch bedroht die Existenz der Haie
Heike Zidowitz, Haiexpertin beim WWF Deutschland. (Quelle: wwf.de) Haischutz: Was wir tun könnenEinige Organisationen wie zum Beispiel "SHARKPROJECT", "OceanCare" oder die "Deutsche Stiftung Meeresschutz" versuchen Haie mit eigenen weltweiten Projekten zu schützen. Außerdem wurden in der EU, den USA und ein paar weiteren Ländern Vorschriften erlassen, dass Haie nur komplett an Land gebracht werden dürfen. So soll das Geschäft für Haijäger weniger lukrativ werden. Weitere notwendige Maßnahmen für den Erhalt der Haie:
Das könnt ihr selbst für den Haischutz tun: Ihr könnt die Arbeit von Schutzorganisationen, die sich für Haie einsetzen, unterstützen. Und kauft, wenn möglich, keine Haiprodukte.
Info: Mehr Quellen und Wissen
KlicktippsWie lange gibt Haie?Erste Urtypen gab es bereits vor knapp 400 Millionen Jahren, und vor gut 200 Millionen Jahren sollen sie schon in etwa so ausgesehen haben wie heute. Allerdings fällt es Forschern schwer, die Entwicklungsgeschichte der Haie zu rekonstruieren.
Sind alle Haie Meeresbewohner?Fazit. Haie sind in allen Weltmeeren zu Hause und einige Arten leben sogar in Flüssen oder Seen. Die Knorpelfische sind sehr intelligent und die meisten Arten gelten als geschickte Jäger. Menschen stehen jedoch eigentlich nicht auf ihrer Speisekarte.
Was isst ein Hai?Die meisten Haie fressen besonders gerne Fische und weitere Meerestiere wie Krebse und Muscheln. Die großen Haie wie der Wal- und Riesenhai ernähren sich allerdings nur von Plankton. Andere Haie, wie der bekannte Weiße Hai, machen zudem auch Jagd auf größere Lebewesen wie Robben, Delfine und Pinguine.
Wie hört sich ein Hai an?Haie hören zwar nicht so gut wie andere Wirbeltiere, aber sie haben ein durchaus funktionierendes Gehör, das ihnen hilft. Sie hören nur ganz andere Frequenzen und Tonhöhen als der Mensch. Der Hörbereich der Haie umfasst Schwingungen von 10 bis 800 Hertz, der des Menschen 16 bis 20 000 Hertz.
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