Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

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1 Mittelwert

2 Geschichte

3 Visualisierung des arithmetischen Mittels

4 Definitionen der drei klassischen Mittelwerte

5 Arithmetischer Mittelwert

6 Geometrisches Mittel

7 Harmonischer Mittelwert

8 Beispiele für die Verwendung unterschiedlicher Mittelwerte

9 Gemeinsame Definition der drei klassischen Mittelwerte

10 Zusammenhänge

11 Zusammenhang mit Erwartungswert

12 Zusammenhang von arithmetischem, harmonischem und geometrischem Mittel

13 Ungleichung der Mittelwerte

14 Vergleich zu anderen Maßen der zentralen Tendenz

15 Weitere Mittelwerte und ähnliche Funktionen

16 Gewichtete Mittel

17 Quadratisches und kubisches Mittel

18 Logarithmischer Mittelwert

19 Winsorisiertes und getrimmtes Mittel

20 Quartilsmittel

21 Mitte der kürzesten Hälfte

22 Gastwirth-Cohen-Mittel

23 Bereichsmittel

24 Das „a-Mittel“

25 Gleitende Durchschnitte

26 Kombinierte Mittelwerte

27 Verallgemeinerte Mittelwerte

28 Hölder-Mittel

29 Lehmer-Mittel

30 Stolarsky-Mittel

31 Integraldarstellung nach Chen

32 Mittelwert einer Funktion

33 Literatur

34 Weblinks

35 Einzelnachweise

36 Kontaktformular

37 Fragen zum Thema?

Mittelwert

Der Mittelwert ist ein Begriff aus der beschreibenden Statistik und fasst alle Werte einer Datenreihe zusammen. Dieser Wert wird auch als der arithmetische Mittelwert bezeichnet.

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Mittelwert (Begriffsklärung) aufgeführt.

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Ein Mittelwert (kurz auch nur Mittel; anderes Wort Durchschnitt) ist eine Zahl, die aus gegebenen Zahlen nach einer bestimmten Rechenvorschrift ermittelt wird. Gebräuchlich sind Rechenvorschriften für das arithmetische, das geometrische und das quadratische Mittel. Mit dem Wort Mittel oder Durchschnitt ist meistens das arithmetische Mittel gemeint.

In der Statistik ist der Mittelwert einer der Parameter, die den typischen Wert einer Verteilung charakterisieren, bzw. die die zentrale Tendenz einer Verteilung zum Ausdruck bringen (Lageparameter).

Eng verwandt ist der arithmetische Mittelwert mit dem Erwartungswert einer Verteilung. Während der Mittelwert aus konkreten vorliegenden Zahlenwerten ermittelt wird, beruht der Erwartungswert auf der theoretisch zu erwartenden Häufigkeit.

Geschichte

In der Mathematik treten Mittelwerte, insbesondere die drei klassischen Mittelwerte (arithmetisches, geometrisches und harmonisches Mittel), bereits in der Antike auf. Pappos von Alexandria kennzeichnet zehn verschiedene Mittelwerte

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
von zwei Zahlen
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
und
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
(
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
) durch spezielle Werte des Streckenverhältnisses
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
. Auch die Ungleichung zwischen harmonischem, geometrischem und arithmetischem Mittel ist in der Antike bereits bekannt und geometrisch interpretiert. Im 19. und 20. Jahrhundert spielen Mittelwerte in der Analysis eine spezielle Rolle, dort im Wesentlichen im Zusammenhang mit berühmten Ungleichungen und wichtigen Funktionseigenschaften wie Konvexität (Hölder-Ungleichung, Minkowski-Ungleichung, Jensensche Ungleichung usw.). Dabei wurden die klassischen Mittelwerte in mehreren Schritten verallgemeinert, zunächst zu den Potenzmittelwerten (siehe Abschnitt Hölder-Mittel unten) und diese wiederum zu den quasi-arithmetischen Mittelwerten. Die klassische Ungleichung zwischen harmonischem, geometrischem und arithmetischem Mittel geht dabei über in allgemeinere Ungleichungen zwischen Potenzmittelwerten bzw. quasi-arithmetischen Mittelwerten.

Visualisierung des arithmetischen Mittels

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Visualisierung des arithmetischen Mittels mit einer Wippe.
Nachrechnung ohne Dimension:
Kugelgewicht gleich
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
Abstände zum Drehpunkt
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
gleich
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
und
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
ergibt
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Den meistbenutzten Mittelwert, das arithmetische Mittel, kann man z. B. mithilfe gleich schwerer Kugeln auf einer Wippe visualisieren, die aufgrund der Hebelgesetze durch ein Dreieck (Drehpunkt) ausbalanciert sind. Unter der Annahme, dass das Gewicht des Balkens vernachlässigt werden kann, entspricht die Position des Dreiecks, das die Balance herbeiführt, dem arithmetischen Mittel der Kugelpositionen.

Definitionen der drei klassischen Mittelwerte

Im Folgenden seien

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
gegebene reelle Zahlen, in der Statistik etwa Messwerte, deren Mittelwert berechnet werden soll.[1]

Arithmetischer Mittelwert

Hauptartikel: Arithmetisches Mittel

Das arithmetische Mittel ist die Summe der gegebenen Werte geteilt durch die Anzahl der Werte.

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Geometrisches Mittel

Hauptartikel: Geometrisches Mittel

Im Fall von Zahlen, die nicht auf Grund ihrer Summe, sondern ihres Produktes interpretiert werden, kann das geometrische Mittel berechnet werden. Dazu werden die Zahlen miteinander multipliziert und die

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
-te Wurzel gezogen, wobei der Anzahl der zu mittelnden Zahlen entspricht.

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Harmonischer Mittelwert

Hauptartikel: Harmonisches Mittel

Das harmonische Mittel findet Verwendung, wenn die Zahlen im Bezug auf eine Einheit definiert sind. Dazu wird die Anzahl der Werte durch die Summe der Kehrwerte der Zahlen geteilt.

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Beispiele für die Verwendung unterschiedlicher Mittelwerte

Merkmalsträger
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
Wert
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
3
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
2
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
2
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
2
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3
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4
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
5

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Säulendiagramm zu den Beispielen

Im Folgenden soll beispielhaft an den sieben rechts angegebenen Einträgen in der Wertetabelle gezeigt werden, wo welche Definition des Mittelwerts sinnvoll ist.

Das arithmetische Mittel wird beispielsweise zum Berechnen der Durchschnittsgeschwindigkeit genutzt, die Werte werden also als Geschwindigkeiten interpretiert: Läuft eine Schildkröte erst eine Stunde lang drei Meter pro Stunde, dann drei Stunden lang je zwei Meter und beschleunigt für jeweils eine Stunde nochmals auf drei, vier und fünf Meter pro Stunde, so ergibt sich als arithmetisches Mittel bei einer Strecke von 21 Metern in 7 Stunden:

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Auch das harmonische Mittel kann zur Berechnung einer durchschnittlichen Geschwindigkeit sinnvoll sein, wenn nicht über gleiche Zeiten, sondern über gleiche Strecken gemessen wird. In dem Fall geben die Werte der Tabelle die Zeiten an, in der eine einheitliche Strecke zurückgelegt wird: Die Schildkröte laufe den 1. Meter mit 3 Metern pro Stunde, weitere 3 m mit jeweils 2 m/h und beschleunigt auf den letzten 3 Metern nochmals auf jeweils 3, 4 und 5 m/h. Die Durchschnittsgeschwindigkeit ergibt sich bei einer Strecke von 7 Metern in

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
 Stunden:

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Mit dem geometrischen Mittel errechnet man den mittleren Wachstumsfaktor. Die Wertetabelle wird also als die Angabe von Wachstumsfaktoren interpretiert. Eine Bakterienkultur wachse beispielsweise am ersten Tag auf das Fünffache, am zweiten auf das Vierfache, dann zweimal auf das Dreifache und die letzten drei Tage verdoppelt sie sich täglich. Der Bestand nach dem siebten Tag errechnet sich also durch

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
Alternativ kann mit dem geometrischen Mittel der Endbestand ermittelt werden, denn

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

und somit ist

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Ein tägliches Wachstum der Bakterienkultur um das 2,83-Fache hätte also nach sieben Tagen zum selben Ergebnis geführt.

Gemeinsame Definition der drei klassischen Mittelwerte

Die Idee, die den drei klassischen Mittelwerten zugrunde liegt, lässt sich auf folgende Weise allgemein formulieren:

Beim arithmetischen Mittel sucht man die Zahl , für die

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

gilt, wobei sich die Summe links über Summanden erstreckt. Das arithmetische Mittel mittelt also bzgl. der arithmetischen Verknüpfung „Summe“. Anschaulich bestimmt man mit dem arithmetischen Mittel aus Stäben verschiedener Länge einen mit einer durchschnittlichen oder mittleren Länge.

Beim geometrischen Mittel sucht man die Zahl , für die

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

gilt, wobei sich das Produkt links über Faktoren erstreckt. Das geometrische Mittel mittelt also bzgl. der arithmetischen Verknüpfung „Produkt“.

Das harmonische Mittel löst die Gleichung

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Zusammenhänge

Zusammenhang mit Erwartungswert

Der generelle Unterschied zwischen einem Mittelwert und dem Erwartungswert ist, dass der Mittelwert auf einen konkreten Datensatz angewendet wird, während der Erwartungswert Information über die Verteilung einer Zufallsvariablen liefert. Von Bedeutung ist die Verbindung zwischen diesen beiden Parametern. Wenn der Datensatz, auf den das Mittel angewendet wird, eine Stichprobe der Verteilung der Zufallsvariablen ist, ist das arithmetische Mittel der erwartungstreue und konsistente Schätzer des Erwartungswertes der Zufallsvariablen. Da der Erwartungswert dem ersten Moment einer Verteilung entspricht, wird der Mittelwert daher häufig genutzt, um aus empirischen Daten die Verteilung einzuschränken. Im Falle der häufig genutzten Normalverteilung, die durch die ersten beiden Momente vollkommen festgelegt ist, ist der Mittelwert daher von entscheidender Bedeutung.

Zusammenhang von arithmetischem, harmonischem und geometrischem Mittel

Der Kehrwert des harmonischen Mittels ist gleich dem arithmetischen Mittel der Kehrwerte der Zahlen.

Für

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
hängen die Mittelwerte untereinander in folgender Weise zusammen:

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

oder nach dem geometrischen Mittel aufgelöst

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Ungleichung der Mittelwerte

Hauptartikel: Ungleichung der Mittelwerte

Die Ungleichung vom arithmetischen und geometrischen Mittel vergleicht die Werte des arithmetischen und geometrischen Mittels zweier gegebener Zahlen: Es gilt für positive Variable stets

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Die Ungleichung lässt sich auch auf weitere Mittelwerte ausdehnen, z. B. (für positive Variable)

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Für zwei (positive) Variablen gibt es auch eine grafische Veranschaulichung:

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Geometrischer Beweis der Ungleichung für Mittelwerte zweier Variablen,
Visualisierung von arithmetischem, geometrischem und harmonischem Mittel nach Pappos von Alexandria[2]

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Vergleich von arithmetischem, geometrischem, harmonischem und weiteren Mittelwerten zweier positiver reeller Zahlen

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
und
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
in dimensionsloser Darstellung

Das geometrische Mittel folgt direkt aus dem euklidischen Höhensatz und das harmonische Mittel aus dem euklidischen Kathetensatz mit der Beziehung

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Vergleich zu anderen Maßen der zentralen Tendenz

Hauptartikel: Median und Modus (Statistik)

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Vergleich zwischen Modus, Median und „Mittel“ (eigentlich: Erwartungswert) zweier Log-Normalverteilungen

Häufig wird ein Mittelwert genutzt, um einen zentralen Wert eines Datensatz zu beschreiben. Dabei gibt es weitere Parameter, die ebenfalls diese Funktion erfüllen: Median und Modus. Der Median beschreibt einen Wert, der den Datensatz in zwei Hälften teilt, während der Modus den Wert mit der höchsten Häufigkeit im Datensatz angibt. Im Vergleich zum Median ist der Mittelwert anfälliger für Ausreißer und daher weniger robust. Weil der Median ein Quantil der Verteilung beschreibt, ist es auch möglich, dass dieser einen Wert aus der Ausgangsmenge beschreibt. Dies ist vor allem dann interessant, wenn die Zahlen zwischen den gegebenen Daten aus anderweitigen – beispielsweise physikalischen – Überlegungen nicht aussagekräftig sind. Der Median wird allgemein mit der folgenden Rechenvorschrift ermittelt.[1]

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Weitere Mittelwerte und ähnliche Funktionen

Gewichtete Mittel

Die gewichteten oder auch gewogenen Mittelwerte entstehen, wenn man den einzelnen Werten unterschiedliche Gewichte zuordnet, mit denen sie in das Gesamtmittel einfließen; zum Beispiel, wenn bei einer Prüfung mündliche und schriftliche Leistung unterschiedlich stark in die Gesamtnote einfließen.

Die genauen Definitionen finden sich hier:

  • Gewichtetes arithmetisches Mittel
  • Gewichtetes geometrisches Mittel
  • Gewichtetes harmonisches Mittel

Quadratisches und kubisches Mittel

Weitere Mittel, die Verwendung finden, sind das quadratische Mittel und das kubische Mittel. Das quadratische Mittel wird mit der folgenden Rechenvorschrift berechnet:

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Das kubische Mittel wird wie folgt ermittelt:

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Logarithmischer Mittelwert

Der logarithmische Mittelwert

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
von
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
und
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
ist definiert als

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Für

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
liegt der logarithmische Mittelwert zwischen dem geometrischen und dem arithmetischen Mittelwert (für
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
ist er wegen der Division durch null nicht definiert).

Winsorisiertes und getrimmtes Mittel

Hauptartikel: Getrimmter Mittelwert

Kann man davon ausgehen, dass die Daten durch „Ausreißer“, das heißt einige wenige zu hohe oder zu niedrige Werte, kontaminiert sind, so kann man die Daten entweder durch Stutzen oder durch „Winsorisieren“ (benannt nach Charles P. Winsor) bereinigen und den getrimmten (bzw. gestutzten)

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
(engl. truncated mean) oder winsorisierten Mittelwert
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
(engl. Winsorized mean) berechnen. In beiden Fällen sortiert man die Beobachtungswerte zuerst nach aufsteigender Größe. Beim Trimmen schneidet man sodann eine gleiche Anzahl von Werten am Anfang und am Ende der Folge ab und berechnet von den übrig bleibenden Werten den Mittelwert. Hingegen werden beim „Winsorisieren“ die Ausreißer am Anfang und Ende der Folge durch den nächstkleineren (bzw. -größeren) Wert der restlichen Daten ersetzt.

Beispiel: Hat man 10 aufsteigend sortierte reelle Zahlen

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
, so ist das 10-%-getrimmte Mittel gleich

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Indes ist der 10-%-winsorisierte Mittelwert gleich

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

D. h., das getrimmte Mittel liegt zwischen dem arithmetischen Mittel (keine Stutzung) und dem Median (maximale Stutzung). Üblicherweise wird ein 20-%-getrimmtes Mittel verwendet, d. h., 40 % der Daten bleiben unberücksichtigt für die Mittelwertberechnung. Die Prozentzahl richtet sich im Wesentlichen nach der Zahl der vermuteten Ausreißer in den Daten; für Bedingungen für eine Trimmung von weniger als 20 % sei auf die Literatur verwiesen.[3][4]

Quartilsmittel

Das Quartilsmittel ist definiert als der Mittelwert des 1. und 3. Quartils:

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Hierbei bezeichnet

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
das 25-%-Quantil (1. Quartil) und entsprechend
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
das 75-%-Quantil (3. Quartil) der Messwerte.

Das Quartilsmittel ist robuster als das arithmetische Mittel, aber weniger robust als der Median.

Mitte der kürzesten Hälfte

Sei

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
das kürzeste Intervall unter allen Intervallen mit
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
, so ist
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
dessen Mitte (middle of the shortest half). Bei unimodalen symmetrischen Verteilungen konvergiert dieser Wert gegen das arithmetische Mittel.[5]

Gastwirth-Cohen-Mittel

Das Gastwirth-Cohen-Mittel[6] nutzt drei Quantile der Daten: das

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
-Quantil und das
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
-Quantil jeweils mit Gewicht
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
sowie den Median mit Gewicht
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
:

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

mit

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
und
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
.

Spezialfälle sind

  • das Quartilsmittel mit
    Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
    ,
    Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
    und
  • das Trimean mit ,
    Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
    .

Bereichsmittel

Das Bereichsmittel (englisch Mid-range) ist definiert als der arithmetische Mittelwert aus dem größten und dem kleinsten Beobachtungswert:

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Dies ist gleichbedeutend mit:

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Das „a-Mittel“

Für einen gegebenen reellen Vektor

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
mit
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
wird der Ausdruck

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

wobei über alle Permutationen

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
von
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
summiert wird, als „-Mittel“
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
der nichtnegativen reellen Zahlen bezeichnet.

Für den Fall

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
, ergibt das genau das arithmetische Mittel der Zahlen ; für den Fall
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
ergibt sich genau das geometrische Mittel.

Für die -Mittel gilt die Muirhead-Ungleichung.

Beispiel: Sei

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
und

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
dann gilt
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
und die Menge der Permutationen (in Kurzschreibweise) von
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
ist
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Damit ergibt sich

:
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Gleitende Durchschnitte

Hauptartikel: Gleitender Mittelwert

Gleitende Durchschnitte werden in der dynamischen Analyse von Messwerten angewandt. Sie sind außerdem ein gängiges Mittel der technischen Analyse in der Finanzmathematik. Mit gleitenden Durchschnitten kann das stochastische Rauschen aus zeitlich voranschreitenden Signalen herausgefiltert werden. Häufig handelt es sich dabei um FIR-Filter. Jedoch muss beachtet werden, dass die meisten gleitenden Durchschnitte dem echten Signal hinterherlaufen. Für vorausschauende Filter siehe z. B. Kalman-Filter.

Gleitende Durchschnitte benötigen normalerweise eine unabhängige Variable, die die Größe der nachlaufenden Stichprobe bezeichnet, bzw. das Gewicht des vorangehenden Wertes für die exponentiellen gleitenden Durchschnitte.

Gängige gleitende Durchschnitte sind:

  • arithmetische gleitende Durchschnitte (Simple Moving Average – SMA),
  • exponentiell gleitende Durchschnitte (Exponential Moving Average – EMA),
  • doppelt exponentiell gleitende Durchschnitte (Double EMA – DEMA),
  • dreifach, -fach exponentiell gleitende Durchschnitte (Triple EMA – TEMA),
  • linear gewichtete gleitende Durchschnitte (linear abfallende Gewichtung),
  • quadratisch gewichtete gleitende Durchschnitte und
  • weitere Gewichtungen: Sinus, Triangular, …

In der Finanzliteratur können außerdem sogenannte adaptive gleitende Durchschnitte gefunden werden, die sich automatisch einer sich ändernden Umgebung (anderer Volatilität/Streuung etc.) anpassen:

  • Kaufmann’s Adaptive Moving Average (KAMA) sowie
  • Variable Index Dynamic Average (VIDYA).

Für die Anwendung von gleitenden Durchschnitten siehe auch Gleitende Durchschnitte (Chartanalyse) und MA-Modell.

Kombinierte Mittelwerte

Mittelwerte lassen sich kombinieren; so entsteht etwa das arithmetisch-geometrische Mittel, das zwischen dem arithmetischen und geometrischen Mittel liegt.

Verallgemeinerte Mittelwerte

Es gibt eine Reihe weiterer Funktionen, mit denen sich die bekannten und weitere Mittelwerte erzeugen lassen.

Hölder-Mittel

Hauptartikel: Hölder-Mittel

Für positive Zahlen

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
definiert man den
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
-Potenzmittelwert, auch Hölder-Mittel (englisch -th power mean) als

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Für

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
ist der Wert durch stetige Ergänzung definiert:

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Man beachte, dass sowohl Notation als auch Bezeichnung uneinheitlich sind.

Für

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
ergeben sich daraus etwa das harmonische, das geometrische, das arithmetische, das quadratische und das kubische Mittel. Für
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
ergibt sich das Minimum, für
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
das Maximum der Zahlen.

Außerdem gilt bei festen Zahlen : Je größer ist, desto größer ist

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
; daraus folgt dann die verallgemeinerte Ungleichung der Mittelwerte

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Lehmer-Mittel

Das Lehmer-Mittel[7] ist ein anderer verallgemeinerter Mittelwert; zur Stufe

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
ist es definiert durch

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Es hat die Spezialfälle

  • Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
  • Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
    ist das harmonische Mittel;
  • Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
    ist das geometrische Mittel von
    Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
    und
    Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
    ;
  • Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
    ist das arithmetische Mittel;
  • Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Stolarsky-Mittel

Das Stolarsky-Mittel zweier Zahlen

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
ist definiert durch

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Integraldarstellung nach Chen

Die Funktion

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

ergibt für verschiedene Argumente

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
die bekannten Mittelwerte von und :[8]

  • Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
    ist das harmonische Mittel.
  • Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
    ist das geometrische Mittel.
  • Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
    ist das arithmetische Mittel.

Aus der Stetigkeit und Monotonie der so definierten Funktion

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
folgt die Mittelwertungleichung

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Mittelwert einer Funktion

Das arithmetische Mittel einer stetigen Funktion

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
in einem geschlossenen Intervall
Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
ist

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
.

Das quadratische Mittel einer stetigen Funktion ist

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?

Diese finden in der Technik erhebliche Beachtung, siehe Gleichwert und Effektivwert.

Literatur

  • F. Ferschl: Deskriptive Statistik. 3. Auflage. Physica-Verlag Würzburg, ISBN 3-7908-0336-7.
  • P. S. Bullen: Handbook of Means and Their Inequalities. Kluwer Acad. Pub., 2003, ISBN 1-4020-1522-4 (umfassende Diskussion von Mittelwerten und den mit ihnen verbundenen Ungleichungen).
  • G. H. Hardy, J. E. Littlewood, G. Polya: Inequalities. Cambridge Univ. Press, 1964.
  • E. Beckenbach, R. Bellman: Inequalities. Springer, Berlin 1961.
  • F. Sixtl: Der Mythos des Mittelwertes. R. Oldenbourg Verlag, München/Wien 1996, 2. Aufl., ISBN 3-486-23320-3.

Weblinks

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
Wiktionary: Durchschnittswert – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Wann arithmetisches Mittel und geometrisches Mittel?
Wiktionary: Mittelwert – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

  • Averaging auf Scholarpedia (englisch)

Einzelnachweise

  1. ↑ a b F. Ferschl: Deskriptive Statistik. 3. Auflage. Physica-Verlag Würzburg, ISBN 3-7908-0336-7. S. 48–74.
  2. Horst Hischer: Viertausend Jahre Mittelwertbildung. Babylonische Ungleichungskette. Universität des Saarlandes, 2003, S. 12, abgerufen am 26. Mai 2022. 
  3. R. K. Kowalchuk, H. J. Keselman, R. R. Wilcox, J. Algina: Multiple comparison procedures, trimmed means and transformed statistics. In: Journal of Modern Applied Statistical Methods. Band 5, 2006, S. 44–65, doi:10.22237/jmasm/1146456300. 
  4. R. R. Wilcox, H. J. Keselman: Power analysis when comparing trimmed means. In: Journal of Modern Applied Statistical Methods. Band 1, 2001, S. 24–31, doi:10.22237/jmasm/1020254820. 
  5. L. Davies: Data Features. In: Statistica Neerlandica. Band 49, 1995, S. 185–245, doi:10.1111/j.1467-9574.1995.tb01464.x. 
  6. J. L. Gastwirth, M. L. Cohen: Small sample behavior of some robust linear estimators of location, J Amer Statist Assoc 65:946–973, 1970, doi:10.1080/01621459.1970.10481137, JSTOR:2284600.
  7. Eric W. Weisstein: Lehmer Mean. In: MathWorld (englisch).
  8. H. Chen: Means Generated by an Integral. In: Mathematics Magazine. Vol. 78, Nr. 5 (Dez. 2005), S. 397–399, JSTOR:30044201.

    Wann arithmetisches und geometrisches Mittel?

    Bei der geometrischen Mittelwertbildung aus zwei Werten weichen beide Werte vom Mittelwert um denselben Faktor ab. Dies ist beim arithmetischen Mittel nicht der Fall. So ergibt sich aus 1 und 9 das arithmetische Mittel 5.

    Wann geometrisches Mittel?

    Der geometrische Mittelwert wird in der Regel im Zusammenhang mit Wachstumsfaktoren wie Preissteigerungen oder Zinsen verwendet. Im Unterschied zum arithmetischen Mittelwert werden die Werte hier also nicht aufaddiert, sondern miteinander multipliziert.

    Wann wird das arithmetische Mittel verwendet?

    Das arithmetische Mittel ist eine Größe der Statistik. Du kannst es berechnen, um erfasste Daten auszuwerten. Anstatt arithmetisches Mittel sagt man auch häufig Durchschnittswert oder Mittelwert.

    Wann kann man das arithmetische Mittel nicht bestimmen?

    Mittelwert (arithmetisches Mittel) Der Mittelwert lässt sich nur bei metrischen Variablen berechnen, also wenn metrisches Skalenniveau gegeben ist.