Warum sind Maikäfer gehasst und geliebt?

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In diesem Beitrag möchte ich meine Untersuchungsobjekte – die Maikäfer – näher vorstellen. Die zur Familie der Blatthornkäfer (Scarabaeidae) gehörenden Maikäfer sind in Europa mit drei Arten vertreten, wobei aber nur zwei in Mittel- und Nordeuropa weit verbreitet und damit für meine Forschung relevant sind: der Feldmaikäfer (Melolontha melolontha) und der Waldmaikäfer (Melolontha hippocastani).

Maikäfer sind aufgrund ihrer Größe (2 – 3 cm) und ihres auffälligen Erscheinungsbildes auch von Laien leicht zu identifizieren und haben in Deutschland Kultstatus erreicht. Sie gelten als Frühlingsbote und Glücksbringer. Man kann Maikäfer in Schokoform oder als Plüschtier kaufen. 1993 wurde der Maikäfer von der Deutschen Bundespost sogar auf einer Briefmarke verewigt und wer kennt nicht Herrn Sumsemann aus Peterchens Mondfahrt oder die Maikäfer aus Max und Moritz. Aber haben Sie schon mal einen echten Maikäfer in der freien Natur gesehen?

Warum sind Maikäfer gehasst und geliebt?

Dieses 5 Monate alte Foto eines Waldmaikäfer-Kerlchens (oder –Weibchens, ich weiß es nicht) hat eine ganz besondere Bedeutung für mich. Es ist nämlich der allererste echte ausgewachsene Maikäfer, den ich in meinem Leben gesehen habe. Wie ist das möglich, wo ich mich sogar hauptberuflich mit diesen Tieren beschäftige? Dafür müssen wir uns den Lebenszyklus dieses Käfers und seine Geschichte in Deutschland etwas genauer ansehen.

Maikäfer fliegen zwischen Mai und Juni für etwa sechs Wochen. Alle drei bis vier Jahre kann es zu sogenannten Hauptflugjahren mit Massenschwärmen kommen, die massiven Kahlfraß an Bäumen hinterlassen. Lange Zeit waren Maikäfer in Deutschland weit verbreitet und bis in die 1950er Jahre war es gängige Praxis, die Käfer von den Bäumen zu schütteln und eimerweise einzusammeln. Diese wurden an zentralen Sammelstellen vernichtet, zu Düngemittel verarbeitet, an Haustiere verfüttert oder als Maikäfersuppe serviert. Dieser Kahlfraß ist jedoch nicht der Hauptgrund, aus dem Maikäfer als Schädlinge bekämpft wurden und werden (davon können sich Bäume wieder erholen), sondern es geht hauptsächlich um das, was sie anstellen, wenn man sie nicht mehr sieht.

Der Maikäferflug im Frühjahr dient der Paarung und der anschließenden Eiablage in den Boden durch die Weibchen. Wie die Artnamen schon andeuten, legt der Waldmaikäfer seine Eier im Wald ab (bevorzugt Laubwald- und Mischwälder) und der Feldmaikäfer im Grünland und in Sonderkulturen (Gemüse- und Obstanbau, Weinberge, Baumschulen). Während die ausgewachsenen Käfer nach dem Flug sterben, schlüpfen aus den Eiern weiße Larven, die sogenannten Engerlinge. Diese leben im Allgemeinen für drei (Feldmaikäfer) bis vier Jahre (Waldmaikäfer) im Boden, bevor sie sich verpuppen und als ausgewachsene Käfer wieder aus dem Boden zum Flug kommen. Maikäfer-Engerlinge können um die 5 cm lang und mehr als 2 g schwer werden, wie dieses Exemplar eines Feldmaikäfer-Engerlings zeigt.

Warum sind Maikäfer gehasst und geliebt?

Engerlinge ernähren sich von Pflanzenwurzeln und sind dabei nicht sehr wählerisch. Ein bis drei Engerlinge pro Quadratmeter reichen schon aus, um schlimme Wurzelschäden zu verursachen und z.B. junge Weinstöcke oder Gemüse vollständig zu vernichten. Bäume können soweit geschwächt werden, dass sie anfällig für andere Insekten und Krankheiten werden oder sogar ganz absterben. In stark befallenen Wäldern können bei Grabungen mehr als 50 Engerlinge pro Quadratmeter gefunden werden.

Das Sammeln der Maikäfer zur Verhinderung der Eiablage hatte nie einen wirklich großen Einfluss auf die Maikäferpopulationen. Allerdings schien mit der Entwicklung von DDT und Lindan als Insektengifte und deren massiver Einsatz in Deutschland in den 1950er und 1960er Jahren das Maikäferproblem endlich gelöst zu sein. In den 1970er Jahren galten die Maikäfer sogar so gut wie ausgestorben, wie Reinhard Mey 1974 in seinem Lied „Es gibt keine Maikäfer mehr“ besang. Daher kennen viele Maikäfer nur aus den Geschichten ihrer Eltern oder Großeltern.

Es konnte allerdings nie wissenschaftlich bewiesen werden, dass wirklich nur der massive Insektengifteinsatz nach dem zweiten Weltkrieg zu  einer Dezimierung der Maikäferpopulationen geführt hat, oder ob auch natürliche Populationsschwankungen zu diesem Einbruch geführt haben. Der drei- bis vierjährige Entwicklungszyklus vom Ei zum Käfer wird nämlich noch von einem anderen Zyklus überlagert, bei dem es alle 20 – 50 Jahre zu extremen Massenentwicklungen von flugfähigen Käfern kommt, wonach die Population erstmal zusammenbricht. Seit etwa 1985 – 1990 vermehren sich die Maikäfer wieder sehr stark in vielen Teilen Deutschlands und Mitteleuropas. In Deutschland kommen sie vor allem im Süden (Baden-Württemberg, Südhessen), in Thüringen und in Mecklenburg-Vorpommern vor.

Die Bekämpfung der versteckt im Boden lebenden Engerlinge stellt insbesondere auf großen Flächen ein Problem dar. In Österreich und der Schweiz wird ein natürlicher Feind des Maikäfers, der Pilz Beauveria brongniartii, gegen Engerlinge eingesetzt. Allerdings ist das in Deutschland nur bei besonders hohem Schädlingsdruck erlaubt und dann auch nur mit einer begrenzt gültigen Notfallzulassung. Aufgrund der fehlenden Zulassung für den Pilz und auch für selektive Bodeninsektizide sind heutzutage Bodenbearbeitungsmaßnahmen zur mechanischen Bekämpfung des Engerlings am sinnvollsten. Wo standörtlich möglich können im Grünland die Engerlinge im Boden auch durch einen hohen Grundwasserspiegel und ein Überschwemmen der Flächen während des Sommers reduziert werden. Am erfolgversprechendsten scheint es aber immer noch zu sein, die Käferweibchen an der Eiablage zu hindern. Auf kleineren Flächen kann dies durch das Auslegen von Bodennetzen während der Hauptflugjahre erreicht werden. Mechanische Maikäferbekämpfung ist aber auf großen Flächen nicht mehr praktikabel und daher ist in besonders starken Käferjahren in manchen Regionen der Einsatz von Pestiziden, die großflächig mit Hubschraubern versprüht werden, erlaubt. Diese Maßnahme führt immer mal wieder zu Kritik von Natur- und Umweltschutzverbänden, da je nach eingesetztem Pestizid nicht nur der Maikäfer geschädigt werden könnte.

Falls Sie mehr über den Maikäfer wissen möchten, finden Sie in der folgenden Linkliste Anregungen zum weiteren Lesen:

Was lieben Maikäfer?

Junge, zarte Blätter sind die Lieblingsspeise der Wald-Maikäfer. Der Mai ist gekommen - und mit ihm die Maikäfer. Die großen, braunen Käfer gelten als Symbole für den Frühling. Viele Jahre waren sie allerdings kaum noch in der Natur zu sehen.

Haben Maikäfer einen Sinn?

Die Fühler Maikäfer-Männchen haben auf ihren fächerförmigen Fühlerlamellen bis zu 50.000 solcher Sensoren, was ihnen hilft, ein Weibchen aufzuspüren. Manche Käferarten nutzen ihre Fühler auch zum Festhalten des Partners während der Paarung. Die Formen der Fühler sind so vielfältig wie die Käfer selbst.

Warum sterben Maikäfer nach der Paarung?

Die Weibchen paaren sich dann mit einem Männchen und legen ihre Eier in der Erde ab. Schon nach der Paarung stirbt das Männchen, nach der Eiablage folgt das Weibchen. In der Erde schlüpfen wieder neue Larven, die uns nach knapp vier Jahren wieder als ausgewachsene Maikäfer an der Erdoberfläche auftauchen.

Was ist besonders am Maikäfer?

Maikäfer gelten nicht als Schädlinge, so lange sie sich nicht zu stark vermehren und dann in großer Zahl die Blätter von Bäumen abfressen. Auf jeden Fall werden aber ihre Larven als Schädlinge betrachtet, weil sie die Wurzeln von jungen Bäumen fressen und diese dadurch absterben können.