Was ist der Hintergrund von Silvester?

Der Jahreswechsel ist nicht nur für die Jahreszählung bedeutend ist, Ordnung muss schließlich sein, auch im Ablauf der Zeit – irgendwann muss ein Ende sein im Jahr und demzufolge auch ein Anfang, auch wenn es nicht immer streng festgelegt war und im Verlauf der Zeit auch wechselte. Unabhängig vom Termin des Jahresbeginns, der zudem auch in den Kulturkreisen unterschiedlich festgelegt ist, haben sich dazu in allen Kulturkreisen vielfältige Brauchhandlungen ausgebildet. Im europäisch-christlich beeinflussten Kulturkreis begehen wir erst offiziell nach der Festlegung von Papst Innozenz XII. von 1691 den 1. Januar als Neujahrstag und den Tag davor als Silvester. Der erste Tag im neuen Jahr sowie der Tag und der Abend davor, also Silvester als letzter Tag des alten Jahres, sind in unserem Kulturkreis heute brauchmäßig fest verschmolzen, Silvester und Neujahr gehören also heute sozusagen als „Brauchzwillinge“ untrennbar zusammen.

Wahrsagen in den "Zwölf Nächten"

Wie wir beide Tage heute begehen, unterscheidet sich allerdings ziemlich von den Bräuchen, wie sie die Vormoderne bis ins 19. Jahrhundert ausbildete, beeinflusst von einer hauptsächlich agrarisch geprägten Gesellschaft. Dabei haben sich alte Formen weiterentwickelt bzw. auch mit neuen Inhalten gefüllt: Ursprünglich sollten zum Beispiel mit Lärm und Feiern böse Mächte und ins besonders die Spukgestalten einer im früheren Aberglauben besonders gruselig gedachten Zeit, der „Zwölf Nächte“ zwischen Weihnachten und Dreikönigstag, erschreckt und vertrieben werden. Dieser Sinnbezug ist aber in der heutigen Zeit verloren gegangen, wie überhaupt bei vielen alten Bräuchen der Vormoderne, nicht nur zu Silvester und Neujahr. Das scheint uns aber nicht weiter zu stören – wir unterwerfen uns trotzdem immer gern den verschiedensten Bräuchen, die uns zu den verschiedensten Anlässen im Lebens- und Jahreslauf überkommen sind. Warum wir Menschen die Brauchhandlungen trotzdem irgendwie zu „brauchen“ scheinen, erklären die Kulturwissenschaftler und Psychologen ähnlich: Bräuche sind für uns Menschen feste Rituale geworden, Handlungen mit Wiederholungs- und sinnstiftendem Charakter für uns, die uns die Zeit strukturieren, Alltag vom Fest unterscheiden sowie für uns Freude, Spaß, Fantasie und Gemeinschaftsgefühl freisetzen – den Drang, dabei zu sein und Mitwirkung zu erleben, auch Selbstwirksamkeit. Das kommt besonders beim Abbrennen von Böllern und Feuerwerk zu Silvester und Neujahr zum Ausdruck: Ihre vor allem bei Jugendlichen und Kindern zu beobachtende Beliebtheit resultiert heute wohl vor allem aus der Faszination, die der Lärm ausübt, aus einem beeindruckenden Gefühl der Selbstwirksamkeit, etwas Großartiges und z. T. Furchterregendes auslösen zu können – auch etwas Spannendes, wie wird es ausgehen, immer verbunden mit dem inneren Gefühl der Sicherheit, es kann ja eigentlich nichts passieren.

Neujahrsfeier auf dem Times Square in New York. Urheber: Anthony Quintano via Wikimedia Commons (CC BY 2.0)

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Am 31. Dezember: Wieso feiern wir eigentlich Silvester?

Erstellt: 30.12.2016Aktualisiert: 30.12.2016, 09:58 Uhr

Von: Anna-Elisa Jakob

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Was ist der Hintergrund von Silvester?

München feiert ins neue Jahr - hier im Jahr 2014 sogar mit Schnee. © picture alliance / dpa

München - Am 31. Dezember feiern wir Silvester mit lauten Böllern und buntem Feuerwerk. Aber wissen Sie, woher der Name Silvester überhaupt kommt – und welche Bedeutung das Feuerwerk ursprünglich hatte? Hier gibt es Wissen zum Angeben für die Silvesternacht.

Jedes Jahr wieder lassen wir an Silvester die Korken knallen, zünden Raketen und stoßen feierlich vor der Böller-Kulisse an. In den unterschiedlichsten Teilen der Welt haben sich verschiedene Bräuche etabliert, mit denen das neue Jahr eingeleitet wird. Bei uns verbringen die meisten den Abend mit Freunden oder auf einer Feier, um Mitternacht wird dann der Nachthimmel von buntem Feuerwerk erleuchtet. Aber warum feiern wir eigentlich ausgerechnet so in das neue Jahr? Und wieso heißt der letzte Tag im Jahr überhaupt Silvester? Wir haben ein paar interessante Fakten für Sie zusammengefasst, damit Sie auf der Silvesterparty passendes Hintergrundwissen zum Angeben haben.

Die Bedeutung von Silvester: Woher kommt der Name?

Warum wir den letzten Tag im Jahr heute Silvester nennen, hat einen kirchlichen Hintergrund.

Was ist der Hintergrund von Silvester?

Papst Silvester I. © mm

Der Name geht nämlich auf Papst Silvester I zurück, der bis zum Jahre 335 in Rom als kirchliches Oberhaupt regierte. Papst Silvester I hatte dabei eine außerordentliche „Bindung“ zum 31. Dezember: Im Jahr 314 wurde er an diesem Tag zum Papst ernannt und verstarb genau 21 Jahre später, am 31. Dezember.

Einige Jahrhunderte später, 1582, wurde der julianische Kalender von dem gregorianischen abgelöst, den wir auch heute noch nutzen. Dieser brachte ein paar dringend benötigte Reformen, insbesondere Regelungen, die das Schaltjahr betreffen. Als damit auch der letzte Tag des Jahres vom 24. auf den 31. Dezember gelegt wurde, erinnerte sich der amtierende Papst Gregor XIII wohl an den inzwischen heiliggesprochenen Papst Silvester I.: Von hier an wird der 31. Dezember nämlich zu Ehren des Heiligen Silvester gefeiert und kam dadurch auch zu seinem heutigen Namen.

Der erste Papst war Namenspatron für unser heutiges Silvester

Der Name Silvester kommt, für einen Papst nicht gerade unüblich, aus dem Lateinischen. Er bedeutet „Waldbewohner“ und stammt von dem lateinischen Wort „silva“ (Wald) ab. Bei Papst Silvester I geht dieser Name aber noch auf eine andere Legende zurück: Er soll durch Handauflegen den erkrankten Kaiser Konstantin geheilt haben. Dieser ließ sich daraufhin von ihm taufen und erkannte ihn offiziell als kirchliches Oberhaupt an.

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Der Heilige Silvester gilt im Übrigen auch als Schutzpatron der Haustiere. Sicherlich nicht mit diesem Hintergedanken gewählt, aber aus heutiger Sicht durchaus passend: Die Nacht zwischen Feuerwerk und lautem Geböller ist für unsere Begleiter auf vier Pfoten schließlich nicht wirklich angenehm – einen Schutzpatron können sie dementsprechend am 31. Dezember auf gewisse Weise besonders gut gebrauchen.

Achtung, Rechtschreibung: Silvester oder Sylvester?

Nicht selten

Was ist der Hintergrund von Silvester?

Sylvester Stallone hat nichts mit Silvester zu tun. © dpa

sieht man die Schreibweise „Sylvester“ als Bezeichnung für den 31. Dezember. Doch das hat leider nichts mit dem letzten Tag des Jahres zu tun, sondern ist schlicht und einfach ein Vorname – wie beispielsweise bei Schauspieler Sylvester Stallone. Während man den Vornamen nämlich mit i oder y schreiben kann, ist die Schreibweise für das Fest zum Jahreswechsel auf „Silvester“ festgelegt worden.

Wieso zünden wir an Silvester eigentlich Feuerwerk?

Kommt auch der Name und die Bedeutung von Silvester aus der christlichen Geschichte, ist das bei unseren Silvestertraditionen nicht der Fall.

Was ist der Hintergrund von Silvester?

Feuerwerkskörper bevölkern zwischen den Jahren die Kaufhäuser. © dpa

Hier konnte sich die katholische Kirche nicht gegenüber den bereits verbreiteten heidnischen Bräuchen behaupten. So kommt der Brauch, Feuerwerke zu zünden und auch das laute Glockenläuten um Mitternacht noch aus dem vorchristlichen Glauben: Hiermit sollten böse Geister vertrieben werden und das neue Jahr mit Freude begrüßt werden.

Rote Unterwäsche, Kartenspiele und Mandarinen: So feiern Menschen aus aller Welt Silvester

Auf der ganzen Welt verteilt feiern Menschen mit den unterschiedlichsten Bräuchen in das neue Jahr – manche davon sind unseren deutschen sehr ähnlich, andere erscheinen durchaus ungewöhnlich.

In Italien feiern die Menschen den Jahreswechsel beispielsweise ähnlich wie in Deutschland mit lautem, farbenfrohen Feuerwerk. Ein Brauch, der aber nur von den Italienern zelebriert wird: In der Silvesternacht tragen die Frauen hier extra rote Unterwäsche. Diese soll beiden Geschlechtern Glück für das neue Jahr bringen.

Auf den Philippinen springen Kinder und Erwachsene während der Silvesternacht so oft in die Luft, wie es geht – um ihr Wachstum anzuregen. In Mexiko wird ein Koffer vor die Tür gestellt, damit im nächsten Jahr viele Reisen bevorstehen.

Besonders zuversichtlich sind die Griechen: An Silvester spielen diese gerne diverse Kartenspiele. Wer dabei gewinnt, hat das ganze Jahr hindurch Glück – und wer verliert, bekommt dafür Glück in der Liebe.

Obwohl die Chinesen ihren Jahreswechsel bekanntlich erst einige Wochen später feiern als wir, gibt es auch hier einige ungewöhnliche Silvester-Bräuche. So werfen unverheiratete Frauen gerne Mandarinen in das offene Meer und eine Stunde vor Mitternacht werden alle Fenster im gesamten Haus geöffnet, um das Glück hineinzulassen.

Zum Weiterlesen: Wir haben Ihnen bereits in einem anderen Artikel zusammengefasst, welche Bräuche Menschen auf der ganzen Welt an Silvester feiern. 

Wieso wünschen wir uns an Silvester einen „Guten Rutsch“?

„Guten Rutsch“ oder in einigen Gegenden auch mal „Rutsch gut rüber“, rufen wir uns an Silvester und den Tagen davor gerne zu. Wir wollen damit einen guten Jahreswechsel wünschen, eine schöne Feier und alles Gute für das neue Jahr. Der Ursprung dieser Redewendung kommt aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Hebräischen. Nach dem jüdischen Brauch wird das Neujahr hier „Rosch ha schana“ genannt, was wörtlich „einen guten Kopf des Jahres“ bedeutet. Hierüber sind sich Sprachwissenschaftler allerdings nicht ganz einig. Ein anderer Ansatz könnte sein, dass der Begriff des Rutschens früher in engem Zusammenhang mit dem Reisen oder Fahren gestanden habe und deswegen für diese Redewendung benutzt wurde.

Was ist der Sinn hinter Silvester?

Silvester: Ursprung der Dezemberparty Jahrhundert, denn 1582 wurde der letzte Tag des Jahres vom heutigen Heiligabend auf den 31. Dezember verlegt, den Todestag von Papst Silvester I. Dessen Tod wiederum war schon ein Weilchen her – 1.247 Jahre, um genau zu sein.

Woher kommt der Brauch von Silvester?

Ursprung war ein germanischer Brauch – um die Geister zu vertreiben. Dasselbe Ziel hatten die Perchten- oder Tresterer-Läufe um die Zeit der Jahreswende im Alpenraum – die Silvesternacht ist auch eine Rauhnacht.

Wer hat hat das Silvester erfunden?

Im Jahr 1691 legte Papst Innozenz XII. fest, dass der 31. Dezember der letzte Tag des Kalenders sein soll und gab ihm seinen heutigen Namen: Silvester. Denn an diesem Tag gedachte die katholische Kirche sowieso schon jemandem, und zwar Papst Silvester I., der im Jahr 335 gestorben und später zum Heiligen erklärt wurde.