Was kann passieren wenn man zu viel Handy guckt?

Na, schon hibbelig, weil länger keine SMS mehr kam? Experten nennen dies Tangstgefühle (zusammengesetzt aus Text und Angst)

Foto: coremedia

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05.11.2014 - 12:35 Uhr

Ein Ingenieur aus Taiwan (35) spielte jeden Abend bis zu drei Stunden lang auf seinem Handy, hatte dabei den Kopf nach unten gesenkt. Als er schließlich wegen Nackenschmerzen zum Arzt ging, zeigte das Röntgenbild Knochenabsplitterungen an den Halswirbeln und zurückgebildete Knorpel zwischen den Halswirbeln – ein Zustand wie bei einem doppelt so alten Mann!

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Kein Einzelfall: Laut dem chinesischen Branchendienst „qq“ beobachten Ärzte bei Jugendlichen in Taiwan seit rund fünf Jahren eine überdurchschnittliche Abnutzung der Halswirbel – ihre Halsmuskulatur sei zunehmend verkrümmt aufgrund des permanent gesenkten Blicks aufs Handy. Das ständige Nach-unten-Starren auf Mini-Bildschirme kennen auch hierzulande viele Betriebsärzte, der Verband deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) warnt daher vor dem „Handy-Nacken“.

BILD zeigt, welche Zipperlein uns das Smartphone noch beschert hat.

Smartphone-Akne

Durch das ständige Anfassen des Smartphones gelangen Bakterien aufs Display. Da wird dieses beim Telefonieren an unsere Wange gedrückt halten, können sich die Keime auf der Haut aus- und verbreiten. Vor allem bei sensibler Haut kann es zu Reizungen, Pickeln und Ausschlag kommen. Hilfe durch: Smartphone täglich (bei Bedarf mehrmals) mit speziellen antiseptischen Tüchern und Spray desinfizieren. Für die Hautreizungen beruhigende und austrocknende Salbe mit Zink nehmen, in schwereren Fällen antibiotische Salbe.

Der Handy-Ellbogen

Er entsteht durch häufiges und zu langes Telefonieren in verkrampfter Position. Warum? Der Ellennerv wird überbeansprucht, was zu Durchblutungsstörungen führt und ein Kribbeln oder Taubheitgefühl vom Ellbogen bis hin zu den Fingern zur Folge haben kann.

Hilfe durch: Handy auch mal an das andere Ohr legen – oder dem Ellbogen Ruhe gönnen.

iPhone-Schulter

Bilder oder Videos im Breitbandformat anschauen – dazu muss man das iPhone in der Hand liegend drehen. Unterarm und Oberarm befinden sich also oft im 90-Grad-Winkel – die Schulter wird in eine unnatürlich verkrümmte Haltung versetzt und verspannt sich. Gelenkschmerzen sind die Folge. Um die Musikliste auf dem iPhone durchzumischen, muss man es außerdem schütteln – ebenfalls eine Belastung für die Schulter, falls man dauerhaft mit dem Gerät zugange ist.

Dr. Thomas Georgi, Allgemeinmediziner aus Berlin: „Das reizt Nerven und Sehnen – typische Überlastungserscheinungen.“

Hilfe durch: „iPhone in der anderen Hand halten, einige Tage technikabstinent bleiben oder die Schulter mit entzündungshemmender, anti-rheumatischer Salbe einreiben. Wenn die Schmerzen nach ein bis zwei Wochen nicht weggegangen sind, sich verstärkt haben oder auch bei anderen Bewegungen auftreten (Fenster öffnen, etc.), könnte aus einer kleinen Überdehnung eine Entzündung geworden sein. Dann schnell zum Arzt“, rät Dr. Georgi.

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SMS-Daumen

Durch die unnatürliche Bewegung, die beim SMS-Schreiben entsteht, können – vor allem bei häufigem Texten – chronische Daumen- und Ellbogenschmerzen entstehen. Grund: Das Daumensattelgrundgelenk wird stark beansprucht, die Sehnen entzünden sich. Die Schmerzen können auch bis ins Handgelenk ausstrahlen und eine Sehnenscheidenentzündung hervorrufen.

Hilfe durch: Entlastung, entzündungshemmende, antirheumatische Salben, Wärmebehandlung.

MAIDS

Das „Mobile and Internet Dependency Syndrome“ (MAIDS) beschreibt die psychologische Abhängigkeit von Handy und Internet. Das digitale Kommunizieren ist so in den Alltag integriert, dass ein plötzliches Fehlen zu Angst oder gar Panik führen kann.

Phantom Vibration Syndrome

Dies ist der fachliche Ausdruck für das eingebildete Klingeln oder Vibrieren des eigenen Telefons, auch Ringxiety und Vibranxiety genannt. Die australische Wissenschaftlerin und Dozentin Jennie Carroll vom Royal Melbourne Institute of Technology (RMIT University) nennt es Textraphrenie – der feste Glaube, das Mobiltelefon habe eine ankommende Nachricht signalisiert, in Wirklichkeit war aber nichts. Dahinter kann einerseits ein übersteigertes Bedürfnis stehen, ständig erreichbar zu sein. Es können aber auch Wahrnehmungsfehler des Gehirns dahinter stecken: Die Betroffenen verwechseln dabei Signale aus der Umwelt mit dem eigenen Klingelton.

Tangstgefühle

Jennie Carroll hat sich noch genauer mit dem übermäßigen SMS-Schreiben beschäftigt und behauptet, dass zu viele SMS auch psychisch krank machen und Stress, Selbstzweifel und Halluzinationen auslösen können.

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Demnach sind vor allem Teenager vom post-textischen Stresssyndrom, Tangstgefühlen (aus Text und Angst) und Koma-Texten betroffen. „Tangstgefühle haben SMS-Schreiber, die sich einsam fühlen und an ihrer Popularität zweifeln“, so Carroll.

Was bedeuten diese Krankheitsbilder genau?

► Post-textisches Stress-Syndrom: Der SMS-Schreiber läuft irgendwo gegen oder bekommt überhaupt nicht mehr mit, was um ihn herum passiert.

► Tangstgefühle: So beschreibt Carroll die aufkommenden Selbstzweifel, wenn nach einer Weile keine neue SMS ankommt.

► Koma-Texten: Ein Begriff dafür, unzählige SMS zu verschicken, um das eigene Selbstbewusstsein zu stärken.

Was passiert wenn zu viel am Handy?

Neben der Sucht hat der exzessive Smartphone-Konsum viele weitere gesundheitliche Auswirkungen auf den Menschen, sagen die Experten. Hierzu zählen psychische Störungen wie Angst, Sucht, Demenz oder Depressionen, aber auch Schlafstörungen. „Das Handy im Bett sorgt nicht nur für weniger Schlafenszeit.

Ist es schädlich zu viel am Handy zu sein?

Dabei wird nicht bedacht, dass sich die Handystrahlung negativ auf die Gesundheit auswirken kann. Besonders gefährdet sind all jene, die das Handy direkt am Körper tragen. Zahlreiche Studien haben mittlerweile gezeigt, dass der ständige Körperkontakt mit dem Handy zu Krebs und Unfruchtbarkeit führen kann.

Was passiert wenn man 24 Stunden am Handy ist?

Sie können trocken und rot werden und sogar schmerzen. Zudem fällt es dir mit der Zeit schwerer, dich auf eine Sache zu fokussieren. Einer aktuelle Studie zufolge kann das blaue Licht von Smartphones sogar zu Erblindung führen. Tipp: Wende den Blick öfter vom Handy ab und schaue in die Ferne.

Wie schädlich ist das Handy für die Augen?

Augenärzte machen für den Anstieg der Kurzsichtigkeit ganz eindeutig zu langes Lesen und zu intensive Smartphone-Nutzung verantwortlich. Durch das viele 'Nahsehen' muss das Auge ständig nah fokussieren, dadurch wächst der Augapfel in die Länge.