Was passiert wenn man sich nicht impfen lassen will

Stand: 05.11.2021 19:15 Uhr

Petra M. (Name von der Redaktion geändert) ist Krankenschwester und nicht gegen Corona geimpft. Im Interview bei NDR MV Live erklärt sie, warum sie lieber ihren Job aufgeben würde, als sich impfen zu lassen.

Spätestens seit den Corona-Ausbrüchen in einem Pflegeheim in Bad Doberan und auf der Palliativstation im Helios-Klinikum Schwerin wird auch in Mecklenburg-Vorpommern über eine Impfpflicht von Pflegekräften diskutiert. Petra M. sitzt auf einem Hocker. Ein Mundschutz und eine Sonnenbrille verdecken einen Großteil ihres Gesichts. Die Krankenschwester eines Klinikums im Nordosten möchte anonym bleiben, da sie sonst von ihrem Arbeitgeber Konsequenzen befürchtet. Denn das Gros ihrer Kollegen sei gegen Corona geimpft und stehe auch dahinter, ohne das zu hinterfragen. M. sagt, sie sei keine grundsätzliche Impfgegnerin, sie möchte sich nur nicht gegen Covid-19 impfen lassen.

"Das ist eigentlich eine Gentherapie"

Für M. war die Zeit für die Prüfung der Impfstoffe viel zu kurz. Man könne keine Daten aus einem halben Jahr gewinnen, obwohl sonst Impfstoffe zwischen 5 und 15 Jahren brauchten. Es sei ein experimenteller Impfstoff ohne Vollzulassung, das heißt, er habe eine Notfallzulassung, meint Petra M. Der Impfstoff sei eigentlich eine Gentherapie, so M.

Allerdings haben die Impfstoffe gegen Corona in der Europäischen Union keine Notfallzulassung, sondern eine sogenannte bedingte Zulassung. Das bedeutet: Die gesetzlichen Rahmenbedinungen sind so konzipiert, dass eine Zulassung so schnell wie möglich erteilt werden kann, sobald ausreichende Daten vorliegen.

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Krankenhäuser werben für Impfung ihrer Mitarbeiter

Uwe Borchmann, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern, sagte bei NDR MV Live, dass die Krankenhäuser derzeit verstärkt für eine Impfung ihrer noch nicht geimpften Mitarbeiter werben. Die Daten und Fakten zum Eigenschutz seien hierzu eindeutig, so Borchmann. "Denn man wird eben auch als Gefährder für den anderen angesehen, das ist ja auch so mit einer 90 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit der Übertragung von Ungeimpften."

Informationen aus dem Internet

Petra M. informiert sich im Netz. Auf offiziellen Seiten, etwa beim Robert Koch-Institut oder Paul-Ehrlich-Institut, die von der Sicherheit der Impfstoffe überzeugt sind. Aber auch durch Beiträge von Wolfgang Wodarg, der etwa bezweifelt, dass das Virus gefährlicher sei als eine Grippe. "Ich habe immer versucht, mich umfassend zu informieren und immer meinen gesunden Menschenverstand benutzt. (…) Es gab so viele Sachen, die mir völlig widersprüchlich vorkommen, wo ich gedacht habe: Irgendwie kann das doch nicht sein", so M.

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"Habe noch niemals so wenig gearbeitet wie zu der Zeit"

Der Klinikalltag sei für M. im vergangenen Jahr vergleichsweise ruhig gewesen - anders als in den ganzen Medien berichtet. "Unser Krankenhaus war relativ leer, ich habe noch niemals so wenig gearbeitet in meinem Leben wie zu der Zeit." M. kenne niemanden, der schwer oder leicht an Corona erkrankt gewesen sei, nur welche mit positivem Test. Einige Patienten würden zudem auf der Infektionsstation liegen, nur weil sie positiv getestet worden seien, obwohl sie eine andere Erkrankung hätten.

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"Bis jetzt einmal getestet worden"

Auf die Frage, wie oft sie seit Pandemie-Beginn getestet worden sei, antwortet die Krankenschwester: "Also ich bin bis jetzt einmal getestet worden in der ganzen Zeit. Ganz zu Anfang, wo noch keiner was wusste."

Eine allgemeine Testpflicht in den Kliniken gibt es nicht. Lediglich an der Universitätsmedizin Greifswald gilt ab kommender Woche eine Testpflicht für Ungeimpfte. In Schwerin hat die Mitgliederversammlung der Krankenhausgesellschaft Mecklenburg-Vorpommerns getagt. Man sei mit der Landesregierung im Gespräch, eine generelle Testpflicht in Krankenhäusern wieder einzuführen, gegebenenfalls mit einer Erleichterung für Geimpfte, so Geschäftsführer Uwe Borchmann.

"Dann würde ich keine Krankenschwester mehr sein"

Der Chef des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, fordert eine Impfpflicht für alle Pflegekräfte in Heimen und Krankenhäusern. Im aktuellen ARD-Deutschlandtrend befürworten rund 75 Prozent der Befragten eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen. M. betont, dass sie dann keine Krankenschwester mehr sein würde und sie einige kenne, die es auch nicht mehr machen würden. Für sie sei es eine freie Entscheidung. "Es ist mein Leben, mein Körper und warum soll ich das machen? Ich bin bis jetzt nicht krank geworden." Auch wenn die Intensivstation ihres Klinikums voll mit Corona-Patienten wäre, die Krankenschwester würde sich nicht impfen lassen.

Keine Konsequenzen im arbeitsrechtlichen Sinne

Sorge um mögliche arbeitsrechtliche Konsequenzen aufgrund ihrer skeptischen Haltung gegenüber der Corona-Impfung muss M. laut Borchmann nicht haben. Es könne aber sein, dass der Arbeitgeber sie an einer anderen Stelle einsetzt, um sie und Patienten zu schützen.

Corona: Das sollten Sie wissen

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Die Nachrichten | 05.11.2021 | 15:30 Uhr

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