Welches Gemüse darf ein Diabetiker nicht essen?

Eine neue Broschüre gibt Tipps zur richtigen Ernährung bei Diabetes Typ 1 und Typ 2. Nicht verzichten, sondern bewusst essen, raten die Autoren im Vorfeld des Weltdiabetestages am 14. November.

Bei einer Diabetes-Diagnose müssen die Betroffenen ihr Ernährungsverhalten umstellen, das gilt für Typ-1- und Typ-2-Patienten. Doch mit nur wenigen Änderungen in der Gestaltung der täglichen Mahlzeiten können sie bereits eine therapeutische Wirkung erreichen, das berichtet der Verband der Diabetes-Beratungs- und -Schulungsberufe in Deutschland (VDBD). Er ist Herausgeber der Broschüre "Diabetes und Ernährung".

„Die Informationen basieren auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, beispielsweise den jüngst überarbeiteten 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung“, erläutert Susanne Müller, Vorstandsmitglied des VDBD und federführende Autorin. Erfahrene Ernährungsfachkräfte steuerten praxisnahe Tipps und Tricks bei.

Richtige Ernährung bei Diabetes Typ 1 und Typ 2

Früher ging die Diabetes-Diagnose mit Verzicht und Einschränkungen einher. Vieles durfte nicht mehr gegessen werden. Die Regeln wurden überarbeitet und modernisiert: Für Diabetiker gelten mit wenigen Einschränkungen dieselben Empfehlungen wie für gesunde Menschen.

Die richtige Ernährung bei Diabetes Typ 1 und Typ 2 bedeutet zusammengefasst: Eine pflanzenreiche Kost sollte ergänzt werden um eiweißreiche Lebensmittel, am besten in Kombination mit gesundem Fett und einer kleinen Portion Kohlenhydraten. Da Diabetiker ihren Blutzuckerspiegel nur noch unzureichend oder gar nicht mehr regulieren können – in dem Fall benötigen sie Insulin – müssen sie vor allem auf die Blutzuckerwerte achten.

Dinkel wird oft besser vertragen als Weizen

Während einfache Zucker wie Trauben- oder Haushaltszucker im Körper sehr schnell verarbeitet werden und somit einen schnellen Blutzuckeranstieg zur Folge haben, dauert die Verdauung von ballaststoffreichen Kohlenhydraten wesentlich länger.

Reich an Ballaststoffen sind Obst (Äpfel, Birne, Zitrusfrüchte, Beeren), Gemüse (Kohl, Karotten), Hülsenfrüchte (ungeschälte Erbsen, Linsen, Bohnen) und Hafer. Empfohlen wird, bei Brot, Reis und Nudeln auf die Vollkornvariante umzusteigen. Dinkel wird häufig besser vertragen als Weizen, da diese Getreidesorte den Blutzucker nicht so schnell beeinflusst und länger satt macht.

Banane, Pasta al dente und Tomaten haben niedrigen GI

Geraten wird zu drei Portionen Gemüse (roh oder gekocht) und ein bis zwei Portionen Obst am Tag, außerdem vier Portionen Hülsenfrüchte in der Woche (als Salat, Suppe oder Gemüse). Eine Portion entspricht einer Handvoll großer, ganzer Früchte, einer Handvoll Tomaten oder einer Paprika. Bei Brokkoli, Blumenkohl oder Blattsalat sind es zwei Handvoll, bei Nüssen eine halbe Handvoll.

Der glykämische Index (GI) gibt an, wie sich ein kohlenhydrathaltiges Lebensmittel auf den Blutzuckerspiegel auswirkt: Steigt er schnell oder langsam an. Lebensmittel mit einem GI größer als 70 gelten als wenig empfehlenswert, Lebensmittel mit einem GI-Wert zwischen 50 uns 70 als empfehlenswert, Lebensmittel mit einem GI kleiner als 50 als sehr empfehlenswert. Einen hohen GI haben etwa Bier, Baguette oder Cornflakes, einen mittleren GI Roggenvollkornbrot, Pellkartoffeln oder Ananas und einen niedrigen GI Bananen, Pasta al dente, Tomaten und Erdnüsse.

Ein Klacks Butter oder Sahne zum Gemüse

Meiden sollte Diabetiker ungesunde Trans-Fettsäuren. Die tummeln sich in frittierten Speisen, Gebäck, Süßigkeiten, Fast Food und Fertigprodukten. Beim Kochen und Braten sind flüssige Öle besser als feste Fette. Ein Klacks Butter oder Sahne zum Gemüse hilft dem Körper, die darin enthaltenen, fettlöslichen Vitamine aufzunehmen. Salate werden mit einem Essig-Öl-Dressing angemacht und können gut durch Nüsse ergänzt werden.

Öfter mal sollten Avocados oder Oliven gegessen werden, Fisch zwei bis drei Mal in der Woche auf dem Speiseplan stehen. Beim Fleisch sind magere Stücke von Weidetieren zu bevorzugen. Eiweiß gehört zu jeder Mahlzeit. Weiter raten die Autoren zu ein bis zwei vegetarischen Tagen in der Woche geraten.

Rezepte für Low-Carb-Ernährung

Die Broschüre, die auf der VDBD-Homepage zum Download bereitsteht, richtet sich an Diabetes-Berater und -Assistenten, ist aber für jedermann gut verständlich. Es gibt außerdem Tipps zu Getränken (zu jedem Essen ein bis zwei Gläser Wasser trinken) und Alkohol. Außerdem finden sich dort Rezepte für eine Drei-Tages-Low-Carb-Diät. Mit einer kohlenhydratarmen, Low-Carb-Kost braucht der Mensch mit Diabetes weniger Insulin. Dies kann mehr Vorhersehbarkeit und weniger Schwankungen des Blutzuckerspiegels bedeuten.

Foto: maksim shebeko/fotolia.com

Ob Apfel, Banane, Kiwi oder Erdbeere: Obst ist gesund und reich an Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen. Aber wie viel davon sollte man zu sich nehmen? Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt den Verzehr von zwei Portionen Obst pro Tag.1,2 Doch aufgepasst: Die gesunden Lebensmittel enthalten nicht nur Frucht-, sondern zum Teil auch eine Menge Traubenzucker. Welches Obst sich bei Diabetes eignet und welche Obstsorte wie viel Zucker enthält, erfahren Sie hier.

Ist Obst grundsätzlich für Diabetiker:innen geeignet?

Obst liefert durch seine hohe Nährstoffdichte einen wichtigen Beitrag zu einer ausgeglichenen Bilanz an Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen und trägt außerdem zur Kohlenhydratversorgung bei. Für Menschen mit und ohne Diabetes ist Obst ein wesentlicher Baustein für eine gesunde Ernährung. Die meisten Obstsorten sind stets verfügbar und zum sofortigen Verzehr geeignet – somit ein praktischer, leckerer und gesunder Snack für zwischendurch. Doch welches Obst ist bei Diabetes empfehlenswert? Gibt es Produkte, auf die Menschen mit Diabetes besser verzichten sollten?

Der Zucker im Obst

In den Früchten verstecken sich gleich zwei Zuckerarten: Fruktose und Glukose, also Frucht- und Traubenzucker. Beide spielen zwar eine Rolle für den Stoffwechsel, erfüllen jedoch unterschiedliche Aufgaben.

Fruchtzucker – Fruktose

Der Fruchtzucker ist nicht nur als Inhaltsstoff von Obst, sondern zusätzlich als Süßungsmittel bekannt. Er wurde aufgrund seiner geringen Insulinwirkung häufig als Zuckerersatz in Diätprodukten verwendet, die speziell für Menschen mit Diabetes entwickelt wurden. Der künstlich zugesetzte Fruchtzucker wird jedoch kritisch betrachtet.

In hoher Dosierung kann dieser nämlich zu Veränderungen der Leber, wie auch des Protein- und Fettstoffwechsels führen.3 Hinzu kommt, dass sich als Süßungsmittel verwendeter Fruchtzucker negativ auf die sogenannte Insulinsensitivität auswirken kann.4 Das bedeutet, dass die Zellen nicht mehr oder nur eingeschränkt auf die Wirkung des Insulins reagieren können und wichtige Nährstoffe nicht mehr in die Zelle gelangen. Das betrifft zum Beispiel auch Traubenzucker, da dieser durch eine erhöhte Insulinresistenz nicht in die Körperzellen aufgenommen werden kann und es dadurch zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels kommt.

Traubenzucker – Glukose

Traubenzucker ist die Zuckerart, die im Rahmen der Diabetesberatung die meiste Beachtung findet. Das hat einen wichtigen Grund: Der Energielieferant wird insulinabhängig verstoffwechselt. Folglich kann er vom Körper eines Menschen mit Diabetes nicht oder nur eingeschränkt verarbeitet werden und verbleibt somit zu großen Teilen in der Blutbahn. Da Traubenzucker auch in Obst enthalten ist, stellt sich die Frage, ob Obst für Diabetiker:innen grundsätzlich geeignet ist.

Welches Obst darf bei Diabetes verzehrt werden?

Am besten halten Sie sich an die Empfehlung, zwei Portionen Obst am Tag zu genießen und gleichzeitig Ihren Blutzuckerspiegel zu beobachten. Obwohl Früchte beide Zuckerarten enthalten, dürfen Sie mit gutem Gewissen zugreifen. Durch den hohen Wasseranteil und weiteren wertvollen Inhaltsstoffen treten die negativen Auswirkungen von zum Beispiel Fruchtzucker in den Hintergrund. Obst bietet also auch für Diabetiker:innen entscheidende und vor allem gesundheitsfördernde Vorteile.

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Tipps für den genussvollen Alltag: Obst für Diabetikerinnen und Diabetiker

Sie fragen sich nun, welches Obst bei Diabetes geeignet ist und ob es etwas beim Verzehr zu beachten gibt? Folgende Tipps helfen Ihnen im Alltag:

  • Behalten Sie Ihren Blutzuckerspiegel im Blick und beobachten Sie Ihre individuelle Reaktion auf verschiedene Obstsorten.
  • Wählen Sie frisches oder ohne Zusätze tiefgekühltes Obst.
  • Achten Sie auf den glykämischen Index (GI), also auf alle Sorten mit niedrigem GI.
  • Empfehlenswertes Obst für Diabetiker:innen sind zum Beispiel Äpfel, Birnen, Beeren, Zitrusfrüchte, frische Aprikosen oder Kirschen.
  • Liegt ein hoher glykämischer Index vor, ist dieses Obst für Diabetiker:innen weniger geeignet und sollte selten verzehrt werden. Unter anderem gehören Weintrauben, Ananas und Banane dazu.5
  • Vorsicht bei Trockenobst: Hier wird den Früchten durch den Dörrvorgang das Wasser entzogen, sodass sich der relative Zuckeranteil erhöht.
  • Achtung bei Säften und Smoothies als Fertigprodukte. Sie enthalten oftmals zugesetzten Zucker.
  • Gewöhnen Sie sich an, stets einen Blick auf die Zutatenliste zu werfen: Tiefgekühltes Obst, vor allem Obstmischungen, enthalten oft versteckte Zusätze von Zucker.6
  • Greifen Sie lieber zu Obstmark statt zu Obstmus. Ersteres enthält als Zutat ausschließlich die gesunde Frucht.

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Unabhängig davon, welches Obst Sie bei Diabetes wählen, ist ein weiterer Alltagstipp: Verzehren Sie es im besten Fall immer in Kombination mit eiweiß- oder fettreichen Produkten – zum Beispiel in Form eines leckeren Fruchtquarks. Auf diese Weise gelangt das Obst und der darin enthaltene Zucker in andere Nährstoffe verpackt in den Magen-Darm-Trakt. Dadurch dauert die Verdauung länger und der Blutzuckerspiegel steigt langsamer an.

Fruchtzucker-Tabelle für Diabetiker:innen zur Orientierung

Die folgende Fruchtzucker-Tabelle zeigt beispielhaft für Diabetiker:innen auf, welche Anteile Zucker (Mono- und Disaccharide) sowie Fruktose in den genannten Obstsorten pro 100 Gramm enthalten sind.7

Obstsorte

Zucker gesamt

in g / 100 g

Fruktose

in g / 100 g

Ananas, frisch

12

2

Apfel, mit Schale

10

6

Aprikosen

8

1

Bananen

17

3

Birnen

10

7

Brombeeren

6

3

Erdbeeren

5

2

Heidelbeeren

6

3

Himbeeren

5

2

Johannisbeeren, rot

5

2

Kaki

16

8

Kirschen, Süß-

13

6

Kirschen, Sauer-

10

4

Kiwis

9

5

Mandarinen

10

1

Mango

12

3

Orangen

8

3

Papayas

7

4

Pfirsiche

8

1

Pflaumen

9

2

Preiselbeeren

6

3

Rhabarber

1

<1

Wassermelone

8

4

Weintrauben

15

7

Zitrone

3

1

Obst ist in natürlicher, unverarbeiteter Form eine sehr gute Quelle für eine Vielfalt an wertvollen Inhaltsstoffen, die für den Erhalt der Gesundheit eine wichtige Rolle spielen. Somit sollten Menschen mit Diabetes auf die genussvollen Früchte keinesfalls verzichten und in individuellem Ausmaß verzehren.

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Quellen

1Obst, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE), 2021, siehe https://www.dge-ernaehrungskreis.de/lebensmittelgruppen/obst/ [Zuletzt abgerufen am 30.06.2021].

2 Gemüse und Salat, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE), 2021, siehe https://www.dge-ernaehrungskreis.de/lebensmittelgruppen/gemuese-und-salat/ [Zuletzt abgerufen am 30.06.2021].

3Erhöhte Aufnahme von Fruktose ist für Diabetiker nicht empfehlenswert, Stellungnahme Nr. 041/2009 des BfR vom 06. März 2009, siehe https://www.bfr.bund.de/cm/343/erhoehte_aufnahme_von_fruktose_ist_fuer_diabetiker_nicht
_empfehlenswert.pdf [Zuletzt abgerufen am 30.06.2021].

4Diabetes: Fruchtzucker verschlechtert die Insulinsensitivität, ÄrzteZeitung, 29.01.2013, siehe https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Fruchtzucker-verschlechtert-die-Insulinsensitivitaet-285434.html [Zuletzt abgerufen am 30.06.2021].

5 Schoppe, C.: Ernährung bei Diabetes mellitus, Die Techniker Krankenkasse, 21.02.2020, siehe https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/diabetes/ernaehrung-bei-diabetes-mellitus-2015400 [Zuletzt abgerufen am 30.06.2021].

6Ernährung: Diabetiker sollen auch bei Obst auf Zucker achten!, ÄrzteZeitung, 16.09.2020, siehe https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Diabetiker-sollen-auch-bei-Obst-auf-Zucker-achten-412922.html [Zuletzt abgerufen am 30.06.2021].

7 Heseker, H.: Die Nährwerttabelle (6. aktualisierte Auflage), Umschau Zeitschriftenverlag, 2019-2020.

Welches Gemüse senkt den Blutzucker?

Spinat, Grünkohl, Mangold und Salat sind kalorienarm und haben nur wenig Kohlenhydrate. Stattdessen punktet grünes Gemüse mit einem hohen Gehalt an Vitamin C, Magnesium, Calcium und Ballaststoffen. Diese unverdaulichen Pflanzenfasern bewirken, dass die Kohlenhydrate aus der Nahrung langsamer ins Blut übergehen.

Sind rohe Möhren für Diabetiker geeignet?

Im rohen Zustand haben Karotten vergleichbar niedrigen Wert (16) gegenüber der gekochten Variante (60). Besonders Diabetiker profitieren daher von der rohen Zubereitung und der Blutzuckerspiegel ist keinen hohen Schwankungen ausgesetzt.

Welches Obst und Gemüse darf ich bei Diabetes essen?

Empfehlenswert sind frische Äpfel, Birnen, Beeren, Kirschen, Kiwis oder Orangen. Sie weisen neben einem hohen Wasseranteil auch einen hohen Gehalt an Ballaststoffen auf, die einen rasanten Anstieg des Blutzuckers verhindern. Zusätzlich haben sie auch einen niedrigen glykämischen Index (GLYX = GI).

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