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Die Diagnose Multiple Sklerose (MS) ist für viele Betroffene ein schwerer Schlag, denn diese Erkrankung ist bislang nicht heilbar, ihr Verlauf nur schwer abzuschätzen und die Symptome vielfältig und oft belastend. Doch eines ist sicher: Nicht jede MS verläuft so gravierend, dass sie zu völliger Bewegungsunfähigkeit führt. Ein Leben mit MS ist möglich! pflege.de erklärt, wie eine MS-Erkrankung verlaufen kann und welche Therapiemöglichkeiten Menschen mit Multipler Sklerose haben. InhaltsverzeichnisMS-SchubHäufig kennzeichnet sich der Beginn einer Multiplen Sklerose (MS-Krankheit) durch einen sogenannten Schub. MS-Schübe treten bei rund 70 Prozent der Betroffenen auf und sind durch viele Symptome gekennzeichnet.(1) Je nachdem, wo eine Entzündung auftritt, sind die Anzeichen für einen Schub ganz unterschiedlich. MS-Schub erkennenEinen MS-Schub zu erkennen, ist gar nicht so einfach. Deshalb ist es hilfreich, sich mit den möglichen Symptomen bei MS auseinanderzusetzen:
Info Wann spricht die Medizin von einem MS-Schub? Ein MS-Schub tritt auf, wenn mehr als 24 Stunden und mehr als 30 Tage nach Beginn des letzten Schubs neue oder bekannte Symptome auftreten. Die Symptome sind weder durch Änderung der Körpertemperatur noch durch Infektion zu erklären. MS-Schub: DauerDie Dauer eines Multiple Sklerose-Schubs variiert zwischen einigen Stunden, Tagen oder Wochen. Danach klingen die Beschwerden langsam ab. Manchmal verschwinden die Schub-Symptome von allein, manchmal nur mit Hilfe von Medikamenten. MS ohne SchübeEine Vielzahl Betroffener hat nach etwa zehn bis 15 Jahren keine Schübe mehr. Es besteht dann also keine schubförmige (genauer „schubförmig remittierende“) MS mehr, sondern die Krankheit nimmt einen sogenannten sekundär chronisch-progredienten Verlauf an, bei der die Schübe im weiteren Lauf weniger werden. Laut der bisher umfangreichsten globalen Studie, dem Atlas der MS, haben etwa 12 Prozent der Betroffenen von Anfang an eine langsam fortschreitende Verschlechterung (primär chronisch-progredient), sodass die MS ohne Schübe verläuft.(2) Multiple Sklerose (MS): KrankheitsverlaufBei einer MS-Krankheit gibt es keine einheitliche Verlaufsform, die auf jeden Patienten zutrifft. So lässt sich beispielsweise nicht vorhersehen, wie lange ein MS-Schub anhält, wann der nächste Schub kommt und ob sich die Krankheits-Folgen wieder zurückbilden. In vielen Fällen bilden sich die MS-typischen Entzündungsherde in Gehirn und Rückenmark wieder vollständig zurück. Es bleiben allerdings oft Narben (Läsionen), die sich in Röntgen- oder MRT-Bildern zeigen. Drei Verlaufsformen bei MSGrundsätzlich lassen sich die folgenden drei MS-Verlaufsformen unterscheiden:
MS-Schübe im VerlaufZu Beginn der Erkrankung treten bei rund 85 Prozent der Betroffenen Schübe auf.(2) Lediglich 12 Prozent der an MS Erkrankten haben von Beginn an einen primär-chronisch progredienten Verlauf, also eine allmähliche fortschreitende Verschlechterung, ohne dass sich einzelne Schübe klar voneinander abgrenzen lassen.(3) Im Durchschnitt geht die Erkrankung nach rund 15 bis 20 Jahren in einen sekundär chronisch progredienten (fortschreitenden) Verlauf über. Die sekundär chronisch progrediente Phase entwickelt sich allerdings nicht bei allen Betroffenen. So verbleiben viele der Erkrankten in einem schubhaften Verlauf.(2) × Verlaufsformen von Multiple Sklerose, © pflege.de Endstadium bei MS?Ein typisches Multiple Sklerose-Endstadium gibt es nicht, da die Verlaufsformen von MS höchst individuell sind und damit unterscheiden sich auch die MS-Stadien. Es gibt aber eine Reihe von sogenannten Prognose-Faktoren, die für einen eher günstigen (leichten) oder einen eher ungünstigen (schweren) Verlauf einer Multiplen Sklerose sprechen: Zu den Prognose-Faktoren, die eher für einen günstigen Verlauf einer MS sprechen, gehören:
Prognose-Faktoren, die für einen eher ungünstigen Verlauf sprechen sind zum Beispiel:
MS: Therapie / BehandlungEine MS ist auch mit Therapien nicht heilbar. Die Behandlung dient dazu, die Beschwerden der Krankheit möglichst weit einzudämmen. Bei der MS-Behandlung wird auf vier große Ziele gesetzt:(4)
Diese therapeutischen Ziele werden normalerweise miteinander kombiniert, individuell auf den Patienten zugeschnitten und ständig – abhängig vom Krankheitsbild – modifiziert.
SchubtherapieFür die Schubtherapie stehen vor allem Kortisonpräparate zur Verfügung, die die Entzündungen eindämmen sollen. Im akuten Schub werden sie über drei bis fünf Tage als Infusion verabreicht (Hochdosis-Schubtherapie). Sie gelten als gut verträglich. Dennoch können in Einzelfällen Magenprobleme, Schlafstörungen oder eine Erhöhung des Blutzuckers und des Blutdrucks auftreten. Bleiben die Symptome auch nach mehreren Tagen bestehen, kann die Therapie (mit höherer Dosis) wiederholt werden. Blutwäsche (Plasmapherese)In vielen Fällen wird auf eine sogenannte Blutwäsche ausgewichen (Plasmapharese), bei der Blut entnommen, gereinigt und wieder in den Körper zurückgeleitet wird. In rund der Hälfte der Fälle hat sich die Blutwäsche als Therapie bei MS als hilfreich erwiesen. Die Plasmapharese ist nur in speziellen Zentren möglich und wird auch nur bei schweren akuten Schüben durchgeführt. Bei dieser Blutwäsche werden Eiweiße aus dem Blut entfernt – was wiederum die Infektanfälligkeit der Patienten erhöht. Blutwäsche (Immunadsorption)Nebenwirkungsärmer ist eine spezielle Form der Blutwäsche, die sogenannte Immunadsorption, bei der das Blut in Plasma (Blutflüssigkeit) und Blutzellen getrennt wird. Nur das Plasma wird gereinigt, mit den Blutzellen wiedervereinigt und dem Körper zurückgegeben. Diese Form der Behandlung eröffnet neue Perspektiven beispielsweise bei schweren Schüben, die nicht auf eine Cortisontherapie ansprechen. Die Therapie erfolgt stationär und dauert etwa ein bis zwei Wochen. Dabei wird etwa jeden zweiten Tag eine Behandlung von etwa drei Stunden Dauer durchgeführt. In der Regel sind es insgesamt fünf bis sechs Behandlungen. Info Kostenübernahme von MS-Therapie Die Kosten für eine Plasmapharese oder die Immunadsorption werden in der Regel von der Krankenkasse übernommen. Diese medizinischen Behandlungen werden in Kliniken durchgeführt. Immunstärkende PräparateEs gibt eine Reihe von Medikamenten, die das Immunsystem stärken und Entzündungen vorbeugen sollen. Diese haben allerdings zum Teil schwere Nebenwirkungen. Sie können die Infektanfälligkeit erhöhen, Schmerzen in Kopf und/oder Rücken verursachen, die Leber schädigen und das Blutbild verändern. Viele Medikamente stammen ursprünglich aus der Krebstherapie und ihre Anwendung erfordert einen versierten Experten und eine engmaschige Überwachung des Patienten. Naturmedizin bei MS?Viele MS-Betroffene greifen zu Mitteln aus der Naturmedizin, um ihre Beschwerden und Symptome zu lindern. Dazu gehören beispielsweise Heilpflanzen wie Johanniskraut oder die daraus hergestellten pflanzlichen Mittel. Johanniskraut ist zum Beispiel eine beliebte und wichtige Heilpflanze bei depressiven Verstimmungen. Mistelpräparate wirken auf das Nervensystem.(5) Info Einsatz homöopathischer Mittel bei MS Viele Symptome, die im Verlauf einer Multiplen Sklerose auftreten, können auch begleitend mit homöopathischen Mitteln behandelt werden. Je nach MS-Symptomen und Beschwerden stehen Betroffenen unterschiedliche Homöopathische Arzneien zur Verfügung, die für ein erfolgreiches Therapieverfahren individuell ausgewählt und abgestimmt werden müssen. Um die passende homöopathische Arznei zu finden, sollten Betroffene den Einsatz daher immer mit dem Arzt und einem Therapeuten besprechen. Multiple Sklerose: LebenserwartungEine Studie aus Norwegen wies nach, dass MS-Erkrankte durchschnittlich zwischen circa 72 Jahren (Männer) und 77 Jahre (Frauen) alt werden. Das ist nur unwesentlich weniger als die Lebenserwartung gesunder Menschen, die zwischen etwa 78 Jahren (Männer) und 84 Jahren (Frauen) liegt.(6) Zudem sind all dies statistische Werte; sie haben also für die einzelne Person nur eine begrenzte Aussagekraft. Heilung: Ist eine MS heilbar?Eine Multiple Sklerose ist derzeit nicht heilbar. Da die Ursache der Entzündungen bislang nicht geklärt ist, gibt es lediglich die Möglichkeit, die Symptome zu behandeln – doch die Behandlung von MS-Symptomen kann gute Ergebnisse erzielen und oft dazu führen, dass die Patienten möglichst beschwerdefrei leben. MS-ForschungDie Forschung an den Ursachen und der Behandlung von MS beschäftigt Experten schon lange. Obwohl ein Heilmittel bislang noch nicht gefunden wurde, können Mediziner die Krankheit Multiple Sklerose dank neuester Diagnoseverfahren heute sehr viel früher diagnostizieren und auch effektiver behandeln. Kompetenznetz MSDie Wissenschaft hat die Krankheit Multiple Sklerose mittlerweile ganz für sich entdeckt. Aus dem Forschungsinteresse entwickelte sich ein großes Kompetenznetzwerk für Multiple Sklerose. Die Krankheit wird mittlerweile von der Multiple Sklerose-Forschung aus vielen Blickwinkeln betrachtet. Alle Aspekte der Krankheit werden stark erforscht, von der Ursachenforschung über Diagnoseverfahren bis hin zu den optimalen Therapien und der Möglichkeit, entzündliche Formen der MS einzudämmen. So beschäftigen sich nicht nur Neurologen und Immunologen mit MS, sondern es werden auch Ergo- und Physiotherapeuten mit einbezogen und neue Berufsbilder wie die MS-Schwester oder der MS-Pfleger sind entstanden. Info Bilanz der MS-Forschung Prof. Dr. Heinz Wiendl, Vertreter der Neuroimmunologie und der MS-Forschung, bekräftigt 2018 in einem Artikel der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, „dass aus einer vor mehr als 20 Jahren de facto nicht therapierbaren Erkrankung eine Diagnose geworden ist, mit der Patienten oft ein fast normales Leben führen können“.(7) Leben mit MSDie Diagnose Multiple Sklerose macht den meisten Menschen zunächst große Angst. Sie verunsichert, weil Betroffene einen erneuten Schub nie wirklich sicher ausschließen können. Doch so viel sei gesagt: Je länger die Krankheit stabil bleibt – sich also nicht verschlechtert – umso günstiger ist die Prognose. Das Leben kann also auch trotz einer MS-Diagnose durchaus lebenswert sein. Vorausgesetzt, die Betroffenen nehmen ihre Erkrankung an und gestalten ihr Leben mit der MS – statt gegen sie. Dazu gehört:
Info Vitamin D bei MS Hochdosierte Vitamin-D-Gaben können MS-Schübe vermindern, also die MS-Aktivität etwas verlangsamen.(8) Vitamin D wird vom Körper gebildet, sobald er Sonnenlicht bekommt. Bewegung an frischer Luft hat also mehr als einen gesundheitsfördernden Aspekt! MS: Hilfe und SelbsthilfeEs gibt mittlerweile viele MS-Selbsthilfegruppen für an MS erkrankte Menschen. Die MS-Selbsthilfe gibt Betroffenen Halt und ermöglicht den Austausch untereinander. Das erhöht die Lebensqualität immens. Auch Angehörige können sich in MS-Selbsthilfegruppen Hilfe holen. Die zwei wichtigsten Ansprechpartner im deutschsprachigen Raum sind:
Wie hat Ihnen der Artikel gefallen? / 5 Bewertungen Sie haben bereits bewertet. Erstelldatum: 8102.01.4|Zuletzt geändert: 2202.60.22 (1) Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. www.dmsg.de/multiple-sklerose-infos/ms-verstehen/vom-symptom-zur-therapie/verlauf/ (letzter Abruf am 16.07.2021) (2) The Multiple Sclerosis International Federation, Atlas of MS, 3rd Edition (September 2020) www.msif.org/wp-content/uploads/2020/10/Atlas-3rd-Edition-Epidemiology-report-EN-updated-30-9-20.pdf (letzter Abruf am 16.07.2021) (3) Multiple Sklerose Gesellschaft Wien www.msges.at/multiple-sklerose/verlaufsformen_multiple_sklerose/ (letzter Abruf am 19.07.2021) (4) Deutsche Gesellschaft für Neurologie: S2k-Leitlinie zur Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, 2021 www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/030-050LGl_S2e_Diagnose-Therapie-Multiplen-Sklerose-Neuromyelitis-Optica-Spektrum-MOG-IgG-assoziierte_Erkrankungen_2021-05_1.pdf (letzter Abruf am 16.07.2021) (5) Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. www.dmsg.de/multiple-sklerose-infos/ms-behandeln/alternative-therapien/behandlungen-auf-biologischer-basis/ (letzter Abruf am 16.07.2021) (6) Forschungsbericht: "Survival and cause of death in multiple sclerosis: a 60-year longitudinal population study", Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry 2017 https://jnnp.bmj.com/content/88/8/621 (letzter Abruf am 20.07.2021) (7) Deutsche Gesellschaft für Neurologie: „Wir forschen, damit Multiple Sklerose in 10 Jahren heilbar ist“ 2018 https://dgn.org/neuronews/neuronews/welt-ms-tag-wir-forschen-damit-multiple-sklerose-in-10-jahren-heilbar-ist/ (letzter Abruf am 16.07.2021) (8) Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. www.dmsg.de/multiple-sklerose-news/ms-therapien/hochdosiertes-vitamin-d-als-zusatztherapie-in-der-behandlung-der-multiplen-sklerose-ein-update/ (letzter Abruf am 20.07.2021) Wie beginnt ein MS Schub?MS-Schub erkennen
Mal sind Blasen- und/oder Darmfunktionen gestört, was zu Inkontinenz und/oder Verstopfung führen kann. Mal ist das Sehen oder das Sprechen eingeschränkt. Manchmal entwickeln sich die Einschränkungen recht plötzlich, manchmal beginnen sie schleichend und nehmen dann allmählich an Stärke zu.
Wie merke ich ob ich einen MS Schub habe?Viele Betroffene leiden unter Muskelkrämpfen (Spastiken) im Rahmen eines MS Schubs, die zu Gelenkschmerzen führen. Es kann daher durch die MS zu Knieschmerzen, Hüftschmerzen oder Schulterschmerzen kommen. Außerdem kann das Sehen bei einem MS Schub beeinträchtigt sein.
Was waren eure ersten Symptome bei MS?Erste MS-Symptome im Anfangsstadium sind oft Gefühlsstörungen: Bestimmte Bereiche des Arms, Beins oder des Rumpfs empfinden Sie dann wie taub oder spüren ein ungewohntes Kribbeln. Vielleicht hat sich die MS auch zunächst durch extreme Müdigkeit bemerkbar gemacht?
Wie lange dauert der erste MS Schub?Typisch für einen MS-Schub ist die Dauer: die Symptome eines Schubes bilden sich meist innerhalb von 6 bis 8 Wochen zurück (man spricht auch von Remission).
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