Wie viel Prozent der DNA ist gleich?

Nur 1 % des menschlichen Erbguts enthalten den Code für die Herstellung von Proteinen – die knapp 20 000 bekannten Gene sind hier versammelt. Was ist die Rolle der restlichen 99 %? Forschern fehlten lange die Mittel, um diese Frage zu beantworten. Erst als im Jahr 2001 die Sequenz des gesamten menschlichen Genoms veröffentlicht wurde, konnte die Rolle dieser sogenannten nicht-codierenden Sequenzen systematisch untersucht werden. Doch statt allgemein akzeptierte Antworten zu finden, sind Forscher seitdem endgültig in zwei Lager gespalten.

Anteil der nicht-codierenden DNA

Junk DNA? Der Großteil des menschlichen Genoms besteht aus nicht-codierenden Sequenzen, deren Rolle umstritten ist. Nur für die rot markierten Bereichen ist die Funktion eindeutig bekannt. (Quelle: L. Moran)

Vor über 40 Jahren kam der Begriff junk DNA auf: Große Abschnitte im Genom sollten kaum mehr als „Schrott und Müll“ sein, die keinerlei Funktion aufweisen. Laut dieser Theorie haben sich die unnützen Sequenzen im Laufe der Evolution angesammelt und können nicht wirksam entsorgt werden.

Evolution übersieht junk DNA?

Die Begriffe „nicht-codierend“ und "junk DNA" sind dabei nicht gleichbedeutend – die Funktionen mancher nicht-codierender Bereiche sind schon lange bekannt. Dazu gehören etwa die RNA-Gene, die für die Erzeugung von Ribosomen und Transfer-RNAs zuständig sind. Oder regulatorische Sequenzen wie Promotoren und Enhancer, welche die Aktivität von Genen steuern. Insgesamt beanspruchen RNA-Gene und regulatorische Elemente aber nur einen kleinen Teil des Erbguts – die Schätzung liegt bei etwa 3 %.

Unbestritten sinnvoll sind auch die Introns: Sie teilen die Protein-Gene in kleinere Teile auf – Exons genannt – und ermöglichen es so, dass aus einem Gen unterschiedliche Protein-Varianten entstehen können. Allerdings übertrifft die Länge der Introns die Länge der Exons um ein Vielfaches: Etwa 43 % des menschlichen Erbguts werden von ihnen belegt. Dies wiederum lässt sich nicht allein durch ihre Funktion erklären: Der Großteil der Intron-Sequenzen wird daher ebenfalls der junk DNA zugerechnet.

Woran erkennen Forscher junk DNA? Viele glauben, dass die Evolution die besten Hinweise liefert: Was über Jahrmillionen hinweg bewahrt wurde, wird vermutlich auch eine Funktion besitzen. Im menschlichen Erbgut trifft dies auf weniger als 10 % der Sequenzen zu. 90 % des Erbguts gilt demzufolge als junk DNA: Es dient weder als Blaupause für Proteine noch wird es durch die Evolution erhalten.

ENCODE: 80 % des Genoms sind aktiv

Eine andere Ansicht vertritt das ENCODE-Projekt. Dieses große Forscher-Konsortium wurde 2003 gegründet, um die Funktion des menschlichen Genoms zu untersuchen. Nach neun Jahren mühsamer Detailarbeit veröffentlichte es Daten, die darauf hindeuten, dass ein Großteil des Erbguts für die Produktion von RNA dient1,4. Die Schlussfolgerung von ENCODE: 80 % des menschlichen Genoms erfüllt eine Funktion.

Doch die Verfechter der Theorie, dass ein Großteil des Erbgut aus unnützer junk DNA besteht, konnten sie damit nicht überzeugen. Andere Studien setzen etwa den Anteil der abgelesenen DNA deutlich geringer an2,3. Und eine Modellrechnung deutet an, dass die Herstellung von RNA so wenig Energie verbraucht, dass die Mechanismen der Evolution nicht greifen5. Die Produktion der RNA ist demgemäß die Folge fehlender Selektion – und nicht ein Beweis für die Funktion der DNA.

Um die Funktion der nicht-codierenden Sequenzen ist seitdem ein Streit entbrannt, der zum Teil mit großer Schärfe ausgetragen wird9,10. Da keines der Lager bislang schlüssige Beweise vorlegen konnte, ist ein Ende der Kontroversen nicht in Sicht.

Nicht-codierende DNA und die Struktur des Erbguts

Damit bleibt viel Raum für Spekulationen. Wenn man die These von der junk DNA nicht glaubt – welche Funktion könnten diese nicht-codierenden Sequenzen haben?

Offenkundig ist, dass diese Abschnitte keine klassischen Sequenz-Informationen für die Herstellung von Proteinen speichern. Denkbar ist stattdessen, dass sie die Struktur des Erbguts beeinflussen – also dessen räumliche Anordnung im Zellkern.

Große Teile des Genoms bestehen aus sich wiederholenden Sequenzen, die ursprünglich aus Viren stammen. Diese Sequenzen könnten dazu beitragen, dass sich Chromosomen auf verschiedenste Weise zusammenlagern6. Dabei entstehen Zusammenballungen von Genen, die – obwohl sie auf unterschiedlichen Chromosomen liegen – gemeinsam reguliert werden.

Rolle der nicht-codierenden DNA

Umstrittene These: Das ENCODE-Projekt behauptet, dass ein Großteil des Genoms RNA produziert – und daher eine Funktion hat.

Sich wiederholende Sequenzen bilden auch Sollbruchstellen, die eine Umstrukturierung des Erbguts ermöglichen. Dabei werden Teile von Chromosomen ausgetauscht, umgedreht, verdoppelt oder entfernt – was Krankheiten auslösen, aber auch die Evolution vorantreiben kann7.

Komplexes Genom für komplexe Lebewesen

Es gibt noch eine Reihe weiterer Theorien. Vielleicht sind nicht-codierende Sequenzen wesentlich daran beteiligt, dass sich höhere Lebewesen weiterentwickeln: Die Komplexität des Erbguts wäre dann die Voraussetzung für die Komplexität höherer Organismen.

Mutationen in diesen Bereichen könnten ebenfalls weitreichende Auswirkungen haben und Bedingungen schaffen, welche die Evolution von Proteingenen deutlich erleichtern8. Eine andere Theorie baut darauf auf, dass DNA-bindende Faktoren auch an nicht-codierende Sequenzen binden. Diese Faktoren fehlen dann an anderen Stellen, wodurch wiederum die Aktivität von Proteingenen beeinflusst wird8.

Trotz aller Fortschritte der Genomforschung – noch gibt es mehr Theorien als Fakten zur Funktion der nicht-codierenden DNA. Wesentliche Fragen bleiben ungeklärt. Forscher werden noch viel Arbeit investieren müssen, bevor ihre Antworten jeden überzeugen.

Wie viel Prozent der DNA sind Gene?

Nur 1 % des menschlichen Erbguts enthalten den Code für die Herstellung von Proteinen – die knapp 20 000 bekannten Gene sind hier versammelt. Was ist die Rolle der restlichen 99 %? Forschern fehlten lange die Mittel, um diese Frage zu beantworten.

Wie viel Prozent DNA?

Tests bei Eltern und Kindern Wie Geschwister haben auch Eltern und Kinder jeweils 50 Prozent ihrer DNA gemeinsam. Während die gemeinsame DNA von Vollgeschwistern jeweils zu 25 Prozent von der Mutter und vom Vater stammt, haben ein Elternteil und sein Kind 50 Prozent ihrer DNA gemeinsam.

Können zwei Menschen die gleiche DNA haben?

Nur eineiige Zwillinge haben dasselbe DNA-Profil. Ob jene der anderen Menschen wirklich einzigartig sind, weiß nur, wer alle genetischen Fingerabdrücke rund um den Globus kennt.

Wie viel DNA teilen sich Cousins?

Gemeinsame DNA Sie teilen rund 50% Ihrer DNA mit Ihren Eltern und Kindern, 25% mit Ihren Großeltern und Enkelkindern und 12,5% mit Ihren Cousins, Onkeln, Tanten, Neffen und Nichten. Eine Übereinstimmung von 3% oder mehr kann für Ihre genealogische Forschung hilfreich sein – manchmal sogar weniger.

Wie viel Prozent machen Gene aus?

400 Milionen Datensätze ausgewertet Allerdings nutzt dieses Erbmaterial nur wenig. Denn der direkte Anteil der Gene an der Lebensdauer beträgt gerade einmal sieben Prozent. Die ausschlaggebenden Einflussfaktoren sind Lebensstil und Umweltbedingungen.

Welches Tier ähnelt dem Menschen genetisch zu 99 %?

Das G... Ein internationales Team von Wissenschaftlern hat den genetischen Code des Schimpansen, unseres engsten lebenden Verwandten, sequenziert und ihn mit dem menschlichen Genom verglichen. Der Vergleich zeigt, dass die DNA-Sequenz der beiden Arten zu 99 Prozent identisch ist.