Die Jugendämter in Deutschland nehmen wieder mehr Kinder und Jugendliche in Obhut. Für die Schutzmaßnahmen gibt es viele Gründe. Vor allem in einem Bereich steigt die Zahl der Fälle deutlich. Show
Wiesbaden. Die Zahl der Inobhutnahmen in Deutschland hat nach vier Jahren Rückgang wieder zugenommen. So wurden durch die Jugendämter im vergangenen Jahr rund 47.500 Kinder und Jugendliche zu ihrem Schutz vorübergehend untergebracht, das sind fünf Prozent mehr als 2020, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Im allergrößten Teil (60 Prozent) ging es um dringende Kindeswohlgefährdungen, 24 Prozent der Fälle erfolgten nach unbegleiteten Einreisen aus dem Ausland, 16 Prozent aufgrund von Selbstmeldungen. Zunahme der unbegleiteten EinreisenEine deutliche Zunahme verzeichneten die Behörden bei den unbegleiteten Einreisen, hier stiegen die Zahlen um 3700 Fälle (49 Prozent). Dagegen gingen auch im zweiten Pandemie-Jahr die Inobhutnahmen aufgrund dringender Kindeswohlgefährdungen zurück - und zwar um sechs Prozent. Hier lasse sich nicht ausschließen, dass der erneute Rückgang mit den Kontaktbeschränkungen durch Corona zusammenhänge, erklärten die Statistiker. «Einschränkungen im Schul- oder Kitabetrieb können zum Beispiel dazu beigetragen haben, dass ein Teil der Kinderschutzfälle unentdeckt geblieben und das Dunkelfeld dadurch gewachsen ist», hieß es. Knapp 42 Prozent aller vorübergehend untergebrachten Jungen und Mädchen waren 2021 unter 14 Jahre alt, also noch im Kindesalter. In gut der Hälfte dieser Fälle war der Grund die Überforderung der Eltern (53 Prozent). Des Weiteren ging es um Schutz vor Vernachlässigung (26 Prozent) oder vor körperlichen (18 Prozent) sowie psychischen Misshandlungen (12 Prozent). Bei den Jugendlichen hingegen wurden die Inobhutnahmen am häufigsten nach unbegleiteten Einreisen eingeleitet (38 Prozent), danach folgte die Überforderungen der Eltern (24 Prozent). Jedes achte Kind und fast jeder dritte Jugendliche war den Angaben zufolge zuvor schon von Zuhause ausgerissen. Mehr Jungen als MädchenJungen wurden im vergangenen Jahr mit 56 Prozent etwas häufiger in Obhut genommen als Mädchen. «Dies ist jedoch ausschließlich auf den hohen Jungenanteil an den unbegleitet eingereisten Minderjährigen zurückzuführen», sagten die Experten. Ohne deren Berücksichtigung würde ihr Anteil sogar knapp unter dem der Mädchen liegen. Während der Inobhutnahme wurde die Mehrheit der Betroffenen zum Beispiel in einem Heim untergebracht. Etwa jede zweite Schutzmaßnahme konnte nach spätestens zwei Wochen beendet werden. In etwa jedem achten Fall dauerte die Inobhutnahme drei Monate oder länger. Besuchen Sie unsere Website mit externen Inhalten, personalisierter Werbung und Werbetracking durch Dritte. Details und Informationen zu Cookies, Verarbeitungszwecken sowie Ihrer jederzeitigen Widerrufsmöglichkeit finden Sie in der Datenschutzerklärung und in den Privatsphäre-Einstellungen. Akzeptieren und weiter Weiter mit dem PUR-Abo Nutzen Sie unser Angebot ohne Werbetracking durch Dritte für 4,99 Euro/Monat. Kunden mit einem bestehenden Abo (Tageszeitung, e-Paper oder PLUS) zahlen nur 0,99 Euro/Monat. Informationen zur Datenverarbeitung im Rahmen des PUR-Abos finden Sie in der Datenschutzerklärung. Zum Angebot Bereits PUR-Abonnent? Hier anmelden Tracking durch Dritte: Zur Finanzierung unseres journalistischen Angebots spielen wir Ihnen Werbung aus, die von Drittanbietern kommt. Zu diesem Zweck setzen diese Dienste Tracking-Technologien ein. Hierbei werden auf Ihrem Gerät Cookies gespeichert und ausgelesen oder Informationen wie die Gerätekennung abgerufen, um Anzeigen und Inhalte über verschiedene Websites hinweg basierend auf einem Profil und der Nutzungshistorie personalisiert auszuspielen. Externe Inhalte: Zur Ergänzung unserer redaktionellen Texte, nutzen wir in unseren Angeboten externe Inhalte und Dienste Dritter („Embeds“) wie interaktive Grafiken, Videos oder Podcasts. Die Anbieter, von denen wir diese externen Inhalten und Dienste beziehen, können ggf. Informationen auf Ihrem Gerät speichern oder abrufen und Ihre personenbezogenen Daten erheben und verarbeiten. Verarbeitungszwecke:Informationen auf einem Gerät speichern und/oder abrufen Für die Ihnen angezeigten Verarbeitungszwecke können Cookies, Gerätekennungen oder andere Informationen auf Ihrem Gerät gespeichert oder abgerufen werden. Personalisierte Anzeigen und Inhalte, Anzeigen und Inhaltsmessungen, Erkenntnisse über Zielgruppen und ProduktentwicklungenAnzeigen und Inhalte können basierend auf einem Profil personalisiert werden. Es können mehr Daten hinzugefügt werden, um Anzeigen und Inhalte besser zu personalisieren. Die Performance von Anzeigen und Inhalten kann gemessen werden. Erkenntnisse über Zielgruppen, die die Anzeigen und Inhalte betrachtet haben, können abgeleitet werden. Daten können verwendet werden, um Benutzerfreundlichkeit, Systeme und Software aufzubauen oder zu verbessern. ▌▉▍▉▉▍▉▌▌▉▍▉▌ ▉▌▌▉▍▉▌▌▉▍▉▍▉▍ ;▌▉▍▉▉▍▉▌▌▉▍▉▌ 0:00
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Statistik 27.07.2022 Zahl der Inobhutnahmen wächstJugendämter mussten wieder häufiger eingreifen, um Kinder und Jugendliche zu schützen. Foto: picture alliance / dpa Die Jugendämter in Deutschland nehmen wieder mehr Kinder und Jugendliche in Obhut. Für die Schutzmaßnahmen gibt es viele Gründe. Vor allem in einem Bereich steigt die Zahl der Fälle deutlich. Die Zahl der Inobhutnahmen in Deutschland hat nach vier Jahren Rückgang wieder zugenommen. So wurden durch die Jugendämter im vergangenen Jahr rund 47.500 Kinder und Jugendliche zu ihrem Schutz vorübergehend untergebracht, das sind fünf Prozent mehr als 2020, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Im allergrößten Teil (60 Prozent) ging es um dringende Kindeswohlgefährdungen, 24 Prozent der Fälle erfolgten nach unbegleiteten Einreisen aus dem Ausland, 16 Prozent aufgrund von Selbstmeldungen. Zunahme der unbegleiteten EinreisenEine deutliche Zunahme verzeichneten die Behörden bei den unbegleiteten Einreisen, hier stiegen die Zahlen um 3700 Fälle (49 Prozent). Dagegen gingen auch im zweiten Pandemie-Jahr die Inobhutnahmen aufgrund dringender Kindeswohlgefährdungen zurück - und zwar um sechs Prozent. Hier lasse sich nicht ausschließen, dass der erneute Rückgang mit den Kontaktbeschränkungen durch Corona zusammenhänge, erklärten die Statistiker. "Einschränkungen im Schul- oder Kitabetrieb können zum Beispiel dazu beigetragen haben, dass ein Teil der Kinderschutzfälle unentdeckt geblieben und das Dunkelfeld dadurch gewachsen ist", hieß es. Knapp 42 Prozent aller vorübergehend untergebrachten Jungen und Mädchen waren 2021 unter 14 Jahre alt, also noch im Kindesalter. In gut der Hälfte dieser Fälle war der Grund die Überforderung der Eltern (53 Prozent). Des Weiteren ging es um Schutz vor Vernachlässigung (26 Prozent) oder vor körperlichen (18 Prozent) sowie psychischen Misshandlungen (12 Prozent). Bei den Jugendlichen hingegen wurden die Inobhutnahmen am häufigsten nach unbegleiteten Einreisen eingeleitet (38 Prozent), danach folgte die Überforderungen der Eltern (24 Prozent). Jedes achte Kind und fast jeder dritte Jugendliche war den Angaben zufolge zuvor schon von Zuhause ausgerissen. Mehr Jungen als MädchenJungen wurden im vergangenen Jahr mit 56 Prozent etwas häufiger in Obhut genommen als Mädchen. "Dies ist jedoch ausschließlich auf den hohen Jungenanteil an den unbegleitet eingereisten Minderjährigen zurückzuführen", sagten die Experten. Ohne deren Berücksichtigung würde ihr Anteil sogar knapp unter dem der Mädchen liegen. Während der Inobhutnahme wurde die Mehrheit der Betroffenen zum Beispiel in einem Heim untergebracht. Etwa jede zweite Schutzmaßnahme konnte nach spätestens zwei Wochen beendet werden. In etwa jedem achten Fall dauerte die Inobhutnahme drei Monate oder länger. Wie viele Heimkinder gibt es in Deutschland?Schneller wuchs im gleichen Zeitraum jedoch die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in Heimen und betreuten Wohngruppen leben müssen - von gut 58.700 auf 95.582 (plus 63 Prozent).
Wer hat das Sorgerecht bei einer Inobhutnahme?Während einer Inobhutnahme liegt die Ausübung des Aufenthaltsbestimmungsrechts unter Berücksichtigung des elterlichen Willens in einer Art „substituierender Notkompetenz“ temporär beim Jugendamt. Über eine weitergehende Übertragung von Teilen des Sorgerechts entscheidet das Familiengericht.
Wie viele Kinder wohnen im Heim?Jugendämter nahmen 2019 rund 49 500 Kinder zu ihrem Schutz in Obhut - Statistisches Bundesamt.
Wie viele jugendhäuser gibt es in Deutschland?Im Jahr 2020 gab es laut Angaben des Statistischen Bundesamtes in Deutschland insgesamt 38.785 Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, die meisten davon in Nordrhein-Westfalen.
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