Darf man sein eigenes Blut trinken

Den Charts zuliebe, kommt schon lange jeder Rapper mit einer eigenen CD-Box mit wahnsinnig kreativen Staubfängern daher. Aber noch niemand ging so tief unter die Haut wie der Berliner Massiv. Der hat in die Box seines aktuellen Albums Raubtier ein ganz besonderes Goodie gepackt: einen gläsernen Reißzahn, gefüllt mit seinem Blut. So ein Geschenk schmiedet natürlich ein besonders enges Band zwischen ihm und seinen treuen Fans. So eng, dass sich jetzt ein Fan dabei gefilmt hat, wie er genau dieses Blut trinkt.

Der auf YouTube eher für seine etwas quatschigen Fitnessrezepte und unseriöse Kampfansagen bekannte AdlerssonPictures leidet gerade laut eigener Aussage an einer Mandelentzündung und Grippe. Deswegen versucht er offensichtlich alles, um endlich wieder Gewichte stemmen zu dürfen. Was liegt da näher, als sich doch mal an der Massiv-Box zu vergreifen, den Glaszahn aufzubrechen und das Blut zu exen? Alles andere liegt da näher, verdammt! Trotzdem hat es der Typ durchgezogen—obwohl er sich vorher über den Gestank des Blutes beklagt. Dass der Geschmack nicht wesentlich besser sein kann, zeigt sein lautstarkes Huste-Würgen nach dem Genuss. Wie heißt es aber so schön: Wenn Medizin schmeckt, wirkt sie nicht.

Aber wie gefährlich ist das eigentlich? Wir haben einen Gastroenterologen (Arzt für Innere Medizin) angerufen und nachgefragt. Ernüchternde Antwort: Solange der Spender (also Massiv) nicht mit einem Hepatitis-Virus oder Ähnlichem infiziert ist, passiert da gar nichts. Dass es so übel riecht, kann daran liegen, dass das Blut eben schon ewig rumsteht und sich nunmal Bakterien bilden—vor allem, wenn das Glasgefäß nicht komplett desinfiziert wurde. Das könnte sich auch auf den Geschmack auswirken, was das Würgen des Blutkonsumenten erklären könnte. Wobei dabei psychisch auch mit reinspielen kann, dass er weiß, dass es nicht das eigene Blut, sondern das eines Fremden ist.

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Blut gehört neben Muskelfleisch und einigen Innereien zu den nahrhaftesten Bestandteilen von Schlachttieren. Neben einem im Vergleich zu Fleisch nur geringfügig höheren Anteil von Wasser enthält es 18 Prozent Eiweiß und zwei Prozent weitere Stoffe, darunter besonders Eisen.

Soondae, eine koreanische Blutwurst

Da Blut im Kontakt mit Luft nach kürzester Zeit zu gerinnen beginnt, muss es, falls es nicht sofort getrunken wird, geschlagen werden, was die Gerinnung verzögert.

Verarbeitet wird es in Europa heute vor allem zu Würsten und Ähnlichem. Blutwurst ist die älteste überlieferte Wurstsorte, die bereits in Homers Ilias erwähnt wird und weltweit in vielen regionalen Küchen, zum Beispiel als roter Presskopf oder englischer und schottischer Black Pudding Verwendung findet, meist mit anderen Teilen des Tieres vermischt und mit Kräutern gewürzt. Hauptbestandteile sind Blut, Fett oder Speck, häufig auch geschmorte Zwiebeln und Milch oder Sahne und regional unterschiedliche Gewürze.

Traditionell ist Blut auch Bestandteil von Blutpudding, Blutsuppe, Schwarzsauer oder Pommerschen Tollatschen und dient auch zur Bindung von Saucen, vor allem von Wildgerichten wie z. B. Hasenpfeffer.

Gewinnung von Blut bei den Massai. Der Kopf des Rindes wird festgehalten, die zum Anschwellen gebrachte Halsvene angeritzt und das austretende Blut aufgefangen.

Als Lebensmittel diente Blut bereits bei urzeitlichen Jägern und Sammlern, vermutlich ähnlich wie bei solchen heute noch bestehenden Gesellschaften, in denen das frische Blut und die besonders schnell verderbliche rohe Leber den Jägern gleich nach dem Töten des Tiers als Nahrung dient. Zu den ursprünglichsten Kochtechniken nach dem Grillen gehört das Kochen in Tiermägen, -därmen und -häuten über dem offenen Feuer – eine Vorform der Wurst, bei der neben Fleisch- und Fettresten, Innereien und dem vergorenen Mageninhalt von Wiederkäuern auch das Blut Verwendung finden konnte.

Eine unmittelbare Form des Blutverzehrs ist von Nomadenvölkern wie den Massai bekannt: das „Anzapfen“ von Rindern, Pferden oder Kamelen (mithilfe von Aderlassbogen oder Aderlasspfeil[1]), deren Blut dann direkt oder mit deren Milch vermischt getrunken wird. Dabei wird nur soviel Blut entnommen, dass die Tiere nicht ernstlich geschädigt werden. Diese Praxis war in der Vergangenheit auch bei Berbern und Mongolen üblich.

In Judentum und Islam ist der Verzehr von Blut tabu, weshalb dort das Schächten vorgeschrieben ist, also das Töten des Tieres durch Durchtrennung der Halsschlagadern, was das Tier durch eigene Herztätigkeit weitgehend ausbluten lässt. Weniger bekannt ist, dass der Verzehr von Blut auch in der Frühzeit des Christentums von Seiten der Kirche untersagt war und als heidnisch galt. Beispielsweise verbietet Gott laut der Tora und dem Alten Testament nach der Sintflut (Genesis 9,4 EU) den Verzehr von Blut; ebenso wurde er vom Apostelkonzil verboten, wovon das Neue Testament (Apg 15,19–21 EU) berichtet.

Blut galt in manchen Kulturen als Sitz der Seele, auch bei Tieren. In der jüdischen und islamischen Kultur wurde Blut darum vom Verzehr ausgeschlossen. In Nordeuropa galt es jedoch als unangemessen, es nicht zu nutzen, da angenommen wurde, dass der Verzehr von Tierblut Kraft und Stärke verleihe. Diese Vorstellung änderte auch die Christianisierung nicht grundsätzlich; die nordischen Völker behielten ihre traditionellen Blutgerichte, wie Blutsuppe oder Blutwurst bei (siehe dazu auch das irische Drisheen).

Kann man sein eigenes Blut Trinken?

Der Drang zum Konsum von Blut wird mitunter durch die Aufnahme von Eigenblut gestillt. Die jeweiligen Personen haben daher oft typische Schnittverletzungen an den Unterarmen, verursacht durch Rasierklingen u. ä., um das Blut zu „saugen“. Dieser Zustand ist eine Sonderform von selbstverletzendem Verhalten.

Ist es gesund Blut zu Trinken?

Dadurch ist Blut sehr salzig - 200 Mal mehr Salz (850 mg Natrium) als in Wasser. Außerdem fehlen überlebenswichtige Stoffe wie Vitamine oder Zucker. Beim Trinken von Blut würde Menschen schlecht werden und sie würden durch den hohen Salzgehalt austrocknen oder an Energiemangel sterben.

Kann man sich von seinem eigenen Blut ernähren?

Menschen können sich von Blut ernähren und viele Völker tun das auch gelegentlich, wenn ein Tier geschlachtet wird zum Beispiel. Manche zapfen sogar das Vieh an. Ich kenne es nur vom blutenden Daumen im Mund und der Blutwurst.

Warum trinkt man Blut?

Nahrungsmittel Blut Tierblut wird vom Menschen seit Jahrtausenden als Nahrung genutzt. Bei Vieh züchtenden Völkern, zum Beispiel den Massai, ist es bis heute üblich, Frisch- blut zu trinken.