F 48.0 g wie lange krank

Die Neurasthenie wird auch als Nervenschwäche bezeichnet. Die Diagnose Neurasthenie war insbesondere zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine häufige verwendete Diagnose, die sich bis heute in den Diagnosesystemen gehalten hat. Allerdings wird die Diagnose aktuell kaum noch verwendet, stattdessen werden bei ähnlichen Beschwerden z.B. depressive Erkrankungen, somatoforme Störungen, oder das Burnout-Syndrom diagnostiziert.

Auf einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung wird  bei Neurasthenie der Code f48.0 g als Klassifizierung aufgenommen. Dieser Code stammt aus dem aktuellen Diagnosemanual: ICD-10, der „International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems“ der Weltgesundheitsorganisation(WHO) Im bald erscheinenden neuen Diagnosemanual ICD-11 findet die Diagnose keine Berücksichtigung mehr.

Bei einer Neurasthenie treten psychosomatische Symptome auf. Das bedeutet, dass die Ursache körperlicher Beschwerden  nicht hinreichend organisch erklärt werden kann und das auch psychische Faktoren bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der Beschwerden eine wichtige Rolle spielen. Die geistigen Beschwerden können z.B. durch eine Reizüberflutung, zwischenmenschliche Konflikte und physische oder psychische Überbeanspruchung entstehen.

Das chronische Erschöpfungssyndrom (Neurasthenie, ICD-10 F48.1) ist eine psychosomatische Erkrankung, die durch ein anhaltendes und quälendes Erschöpfungsgefühl, belastende Müdigkeit und Schwäche nach geringer geistiger oder körperlicher Anstrengung gekennzeichnet ist. Meist leiden die Patienten auch unter weiteren Symptomen wie Benommenheit, Muskel- und Spannungskopfschmerzen, gestörtem Schlaf, Unfähigkeit zu entspannen („wie unter Strom“) und Reizbarkeit. Auch längere Zeiträume mit Ruhe-und Entspannungsmöglichkeiten, führen zu keiner ausreichenden Erholung. Für die Diagnose der Neurasthenie ist es weiterhin erforderlich, dass organische Erkrankungen (Psychosyndrome) nach Schädelhirntrauma oder Gehirnentzündungen (Enzephalitis) ausgeschlossen wurden und dass die quälende Erschöpfung nicht besser durch eine Angststörung oder Depression erklärt wird.

Im Rahmen der Corona-Pandemie, wird chronische Erschöpfung (Fatigue) neben kognitiven Defiziten als häufigstes Symptom noch ein Jahr nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 beschrieben (1). Chronische Erschöpfung ist nach der WHO Definition eines der Hauptsymptome des Post-COVID-Syndroms. Um den Symptomkomplex von Long COVID und Post-COVID besser zu verstehen, untersuchen wir in einem interdisziplinären Ansatz mit weiteren Kliniken derzeit insgesamt 600 Personen interdisziplinär im Rahmen der Gutenberg Long COVID Studie. 

Psychotherapeutische Hilfe können wir anbieten für Erkrankte bei denen die quälende Erschöpfung  auf emotionale Ursachen zurückgeht oder durch diese aufrechterhalten wird. Beispielswiese können anhaltende psychosoziale Belastungen zur Überforderung der psychophysiologischen Kompensationsmechanismen führen, oder es können ungünstige Bewältigungsstrategien erschweren, die covidbedingten Einschränkungen zu überwinden. Dabei sind Betroffenen wichtige Belastungsfaktoren im Krankheitsverlauf oft nicht bewusst. In der psychodiagnostischen Untersuchung liegt der Fokus auf möglichen emotionalen Faktoren und der Aufklärung ungünstiger Strategien im Umgang mit der Erschöpfung (z.B. Vermeidungsverhalten, Katastrophisieren). Wichtige Bestandteile der Behandlung sind die Verbesserung der Selbstwahrnehmung und die Unterstützung bei der graduellen Normalisierung des Aktivitäts-Inaktivitätsmusters und des Schlafverhaltens.

  1. Han Q, Zheng B, Daines L, et al. Long-Term Sequelae of COVID-19: A Systematic Review and Meta-Analysis of One-Year Follow-Up Studies on Post-COVID Symptoms. Pathogens 2022; 11. doi:10.3390/pathogens11020269
  2. Weltgesundheitsorganisation. A clinical case definition of post COVID-19 condition by a Delphi consensus. Im Internet: www.who.int/publications/i/item/WHO-2019-nCoV-Post_COVID-19_condition-Clinical_case_definition-2021.1; Stand: 30.01.2022

Falls Sie sich wegen eines Erschöpfungszustandes in Behandlung begeben, ist das Thema Diagnose (Klassifizierung) wegen der Anerkennung und Verrechnung Ihrer Behandlung wichtig. Da hier auch viele BesucherInnen aus Deutschland nachschlagen sei darauf hingewiesen, dass ich hier nur auf die österreichischen Bedingungen eingehe.

In Österreich diagnostizieren ÄrztInnen bereits "Burnout" bei ihren PatientInnen, was ein wichtiger und richtiger Schritt ist, damit die Erkrankung auch von Krankenkassen anerkannt wird. In der Praxis kann es aber vorkommen, dass PatientInnen zu Gutachtern geschickt werden, um eine Diagnose bestätigen zu lassen - etwa im Falle einer nötigen Frühpensionierung, bei Sozialplänen aber auch vor Kurgenehmigungen.

Als eigenständige Krankheit ist Burnout im ICD-10 (dem aktuell gültigen "Katalog" von medizinisch anerkannten Diagnosen nicht erfasst - deshalb gilt Burnout derzeit nur als Faktor, der den Gesundheitszustand beeinflußt - siehe weiter unten. Es wird davon ausgegangen, dass Burnout mit Depression gleichzusetzen ist.

"Die meisten Diagnosen stimmen mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit." - Gerhard Kocher

F32.1(1) - Die depressive Episode mit | ohne somatischem Syndrom

Oft sieht Burnout eindeutig wie eine Depression aus, wird daher als Erschöpfungsdepression oder Serotoninmangelsyndrom bezeichnet bzw. medikamentös behandelt. (z.B. mit Serotonin Wiederaufnahmehemmern, SSRI) Zahlreiche Symptome passen gut zusammen. Schlafstörungen, Agitiertheit oder Hemmung, Morgentief, Interessensverlust, körperliche Symptome. Nicht selten kommen bei Burnouterkrankten aber auch Angst- Panikzustände vor, welche wiederum nicht ins Bild der Depression passt.

Z73.0 - Die Z-Faktoren

Während Burnout im DSM-IV überhaupt nicht vorkommt, findet man im ICD-10, Kapitel 21 unter der Überschrift Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesen führen die Kategorie: Z 73.xx = Ausgebranntsein, Burnout, Zustand der totalen Erschöpfung. "...für Probleme verbunden mit Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung." Die Z-Faktoren stehen nicht alleine als Diagnoseschlüssel sondern ergänzen eine Diagnose.

F 48.0 - Neurasthenie (weniger empfohlene Diagnose)

ICD-10 Diagnose-Kriterien für F48.0 Neurasthenie

  1. Anhaltende und Besorgnis erregende Symptome der Erschöpfung nach geringer psychischer oder physischer Anstrengung mit einem allgemeinen Gefühl des Unwohlseins, kombiniert mit einem Zustand von sowohl Aufgeregtheit als auch Depression.
  2. Begleitet von zwei oder mehr der folgenden Symptome: Muskelbeschwerden und schmerzen, Schwindel, Spannungskopfschmerz, Schlafstörungen, Unfähigkeit sich zu entspannen und Reizbarkeit.
  3. Begleitet von zwei oder mehr dieser Symptome: gesteigerter Zynismus oder Depersonalisierung, Gefühl verminderter Leistungsfähigkeit sowie emotionale Erschöpfung.
  4. Unfähigkeit sich während der Ruhe-, Entspannungs- oder Vergnügensphasen zu erholen.
  5. Unruhig und ruhelos, unerfrischender Schlaf, oft von Träumen geplagt.
  6. Dauer von über einem Jahr.
  7. Beschwerden sind berufsbezogen.

Tritt nicht beim Vorhandensein organischer psychischer Störungen, affektiver Störungen, Panik oder verallgemeinerten Angststörungen auf. Wie wir an diesen Diagnosekriterien sehen, kann das Burnout-Syndrom am besten als ein Erschöpfungs-Syndrom beschrieben werden, das von affektiven Symptomen begleitet wird (allgemeines Gefühl des Unwohlseins, Reizbarkeit, Zynismus und Depersonalisierung). Es gibt jedoch psychiatrische Störungen, die nicht adäquat von dem Burnout-Syndrom unterschieden werden können. Diese Störungen sind (atypische) Depressionen und das Chronische Müdigkeitssyndrom (CFS) (Hoogduin et al., 2001).

F43.00 - Reaktionen auf schwere Belastungen

ICD-10 Diagnose-Kriterien für F43.xx

Je nach Ausprägungsgrad des Burnout könnten zum Beispiel die unter F43. .. erwähnten Nummern des ICD zur Anwendung kommen. Hier sind Reaktionen auf schwere Belastungen sowie Anpassungsstörungen zusammengefasst. Dagegen spricht, dass F43 nur als kurz andauernd klassifiziert sind, eine "ausgewachsene" Erschöpfung jedoch längere Zeit zur Heilung bedarf.

Chronisches Müdigkeitssyndrom (CFS)

Im ICD-10 mit dem Schlüssel G93.3 bezeichnet, hat vermutlich körperliche Ursachen (viraler Infekt bzw. andere noch nicht vollständig untersuchte Ursachen) und kann bei ausschließlicher Betrachtung der psychischen Symtome leicht mit Erscheinungsformen der Erschöpfungsdepression verwechselt werden. Eine Überprüfung des Immunstatus kann dies klären und sollte vom Arzt/Ärztin sicherheitshalber immer durchgeführt werden. CFS sollte keinesfalls als Ersatzdiagnose für Burnout herangezogen werden, da andere Behandlungsformen dafür nötig sind.

Was bedeutet Au Diagnose F48 0 g?

Chronisches Erschöpfungssyndrom (Neurasthenie)

Wie lange dauert eine Neurasthenie?

Falls Sie ähnliche Beschwerden haben und diese über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten anhalten, könnte dies auf eine Neurasthenie hindeuten. Einer Diagnose entspricht das Bejahen einiger dieser Symptome jedoch nicht.

Wie lange krank bei Neurasthenie?

Weiterhin musst du keine Angst haben wegen eines Burnouts deinen Job zu verlieren. Arbeitnehmer dürfen bis zu sechs Wochen im Jahr krank sein, ohne dass eine Kündigung droht. Gemäß dem deutschen Arbeitsrecht sind Langzeiterkrankte für anderthalb Jahre über die Lohnfortzahlung und Krankengeld versorgt.

Ist Neurasthenie eine Depression?

Neurasthenie wird im DSM nicht definiert, sondern als atypische Form von Depression verstanden.