Ist der Covid 19 Impfstoff Novavax ein sogenannter Totimpfstoff?

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Erstellt: 23.12.2021Aktualisiert: 13.01.2022, 16:42 Uhr

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Die großen Hoffnungsträger der Pandemie sind die Corona-Impfstoffe. Statt sich mit mRNA- oder Vektor-Vakzinen zu impfen, wollen viele Impfskeptiker lieber auf Totimpfstoffe warten.

München - Die Skepsis gegenüber den Impfstoffen zum Schutz vor dem Coronavirus bleibt. Deutschland und viele andere Länder sehen sich Impfgegnern gegenüber - trotz gründlicher Prüfung, Zulassung und Empfehlung der Vakzine. So mancher Skeptiker argumentiert, dass er sich eher impfen lassen würde, gäbe es einen Totimpfstoff, der auf dem klassischen Verfahren beruhe. Ein vermeintlicher Totimpfstoff steht in der EU indes kurz vor der Zulassung: das Corona-Vakzin von Novavax. Ein Lichtblick in Bezug auf Impfskeptiker?

Novavax: Ist das Corona-Vakzin ein Totimpfstoff?

Fälschlicherweise wird der Impfstoff häufig als sogenannter Totimpfstoff deklariert. Das Vakzin von Novavax ist allerdings ein Impfstoffkandidat auf Proteinbasis, wie unter anderem das US-Unternehmen auf seiner Website schreibt. Es zählt damit weder zu der Gruppe der mRNA-Impfstoffen (Biontech, Moderna) noch zu der Gruppe der Vektorimpfstoffen (Astrazeneca, Johnson & Johnson).

Was ist ein Totimpfstoff?

Ein Totimpfstoff enthält nur abgetötete Viren. Gegenüber br.de erklärte Martina Sester, Professorin für Immunologie an der Universität des Saarlandes: „Der Totimpfstoff heißt Totimpfstoff, weil er sich im Körper nicht vermehrt. Das, was in der Spritze drin ist, das allein wirkt quasi als Impfstoff.“ Zu den Totimpfstoffen wird beispielsweise Tetanus, Keuchhusten oder etwa Diphtherie gezählt.

In Bezug auf die Coronavirus-Pandemie hat das französisch-österreichische Biotechnologie-Unternehmen Valneva einen Totimpfstoff entwickelt. Die Zulassung in der EU steht noch aus (Stand: 10. Dezember 2021)

„Rekombinanter Proteinimpstoff“: Impfstoffexperte und Lauterbach klären auf

Das bestätigte auch Karl Lauterbach (SPD) - noch vor seinem Amtsantritt als Bundesgesundheitsminister. Via Twitter reagierte er auf einen Beitrag von Florian Krammer, einem Professor für Impfstoffkunde. Dieser schrieb: „Kann man bitte aufhören den Impfstoff von Novavax als Totimpfstoff zu bezeichnen? Es ist ein rekombinanter Proteinimpfstoff.“

Lauterbach schrieb: „Stimmt zwar. Aber weil so viele Ungeimpfte nur Totimpfstoff wollen, warum auch immer, wird bald erhältliches Novavax als solcher bezeichnet.“ Er drückte sein Unverständnis aus - schließlich seien die mRNA-Corona-Impfstoffe anders als der Novavax-Impfstoff „milliardenfach bewährt“.

Wie funktioniert der Corona-Impfstoff von Novavax?

Novavax verwendet für sein Vakzin das sogenannte Spike-Protein von Sars-CoV-2 und reproduziert dieses massenhaft in Insektenzellen. Das menschliche Immunsystem bildet nach der Impfung damit Antikörper gegen das Protein und kann so eine Covid-19-Erkrankung abwehren. Um die Immunantwort zu verstärken und hohe Mengen neutralisierender Antikörper zu stimulieren, wird ein Wirkverstärker (ein sogenannter Adjuvant) hinzugefügt. Der Vorteil des proteinbasierten Impfstoffes ist, dass das Immunsystem quasi direkt nach der Impfung damit beginnen kann, Antikörper gegen das Spike-Protein des Coronavirus zu bilden. 

Gegenüber dem MDR sagte Impfstoffforscher Dr. Torben Schiffner, dass die Technologie von proteinbasierten Vakzinen sich bei der Herstellung von Grippeimpfstoffen über viele Jahre bewährt hätten. „Vielleicht beruhigt das auch Menschen, die bisher skeptisch waren und bei den neuartigen Impfstoffen Sorgen hatten.“ Novavax könnte also - auch als proteinbasiertes Vakzin - ein kleiner Lichtblick sein. (mbr)

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Stand: 28.01.2022 16:39 Uhr

Der Corona-Impfstoff von Novavax steht ab Ende Februar bereit. In Rheinland- Pfalz ist als erstem Bundesland seit Montag eine Registrierung für eine Impfung mit dem neuen Vakzin möglich. Dort meldeten sich bereits Tausende Interessenten.

Je nach Definition ist der Impfstoff von Novavax streng genommen kein richtiger "Totimpfstoff", wird aber oft so bezeichnet, selbst vom rheinland-pfälzischen Gesundheitsminister Clemens Hoch. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sagt, das Präparat sei "quasi ein Totimpfstoff". Es handelt sich um ein Vakzin auf Proteinbasis und könnte vor allem jene Menschen zu einer Corona-Schutzimpfung bewegen, die der Impfung mit den dominierenden mRNA-Vakzinen skeptisch gegenüberstehen. Denn er funktioniert ähnlich wie bereits bewährte Impfstoffe etwa gegen Grippe.

Carina Kopp

Seit 24. Januar ist es in Rheinland-Pfalz möglich, sich für eine Impfung mit Novavax zu registrieren. Für Ende Februar erwartet das Land dann die erste Lieferung vom Bund. Lauterbach hatte Mitte Januar angekündigt, dass das Vakzin von Novavax ab 21. Februar zur Verfügung stehen werde. Damit stünden in Deutschland dann fünf Impfstoffe zur Auswahl: die Vakzine von BioNTech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca, Johnson&Johnson und künftig eben auch von Novavax.

Interesse an Erstimpfungen gewachsen

In Rheinland-Pfalz haben sich innerhalb der ersten vier Tage 9139 Menschen für eine Impfung mit dem Novavax-Impfstoff registriert. Die meisten von ihnen - rund 5000 - gleich in den ersten Stunden am Montag. Insgesamt haben sich innerhalb dieser Woche in Rheinland-Pfalz so viele Menschen zu einer Erstimpfung angemeldet wie in den drei Monaten vorher insgesamt. Ob das an dem neuen Impfstoff liegt, ist aber unklar.

"Wir erwarten nicht, dass die Impfungen mit dem Novavax-Impfstoff die letzten Impflücken schließen", sagt der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Hoch. "Dennoch freuen wir uns, wenn jetzt einige Skeptiker bereit sind, mit Novavax die Schutzimpfung zu bekommen." Jede Impfung zähle.

Wer die Menschen sind, die sich jetzt für eine Impfung mit Novavax entschieden haben, ist nicht bekannt. Beruf oder auch Wohnort werden bei der Registrierung zunächst nicht erfasst. Das heißt, es können auch Menschen aus anderen Bundesländern sein, erklärt das Ministerium auf Anfrage. Dort gelte: "In Rheinland-Pfalz wird geimpft, wer sich anmeldet."

Wie die Registrierung funktioniert

Den Impfzentren und Impfstellen stehen bisher die vier mRNA-Impfstoffe und Vektorimpfstoffe BioNTech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca und Johnson&Johnson zur Verfügung. Geboostert wird allerdings nur mit mRNA-Impfstoff (BioNTech und Moderna) - unabhängig davon, mit welchem Impfstoff die Erst- und Zweitimpfung erfolgte. Grundsätzlich kann sich niemand den Corona-Impfstoff aussuchen. Wer welchen bekommt, regeln die Länder je nach Verfügbarkeit und nach den geltenden Empfehlungen bezüglich Alter, Impfstoffkombinationen, Vorerkrankungen und anderen Parametern.

Nur den neu zugelassenen Stoff Novavax kann man künftig bei der Registrierung zum Ersttermin als Wunsch angeben: "In diesem Fall erhalten Sie Ihre Erst- und Zweitimpfung mit dem gewünschten Impfstoff", heißt es etwa auf der Internet-Seite des rheinland-pfälzischen Impfportals.

Lieferung von Millionen Impfstoffdosen bis Jahresende

Die EU-Kommission hatte den neuen Impfstoff des US-Herstellers Novavax im Dezember als fünftes Mittel gegen Covid-19 für Erwachsene innerhalb der Union freigegeben. Insgesamt erhält Deutschland laut Bundesgesundheitsministerium in diesem Jahr bis zu 34 Millionen Impfstoffdosen von Novavax.

Im ersten Quartal werden demnach etwa vier Millionen Impfdosen in mehreren Tranchen nach Deutschland ausgeliefert, die ersten 1,4 Millionen Dosen ab 21. Februar, danach dann gestaffelt mehrere weitere Lieferungen. Hinsichtlich der Verteilung in die einzelnen Bundesländer liefen laut Ministerium derzeit noch Abstimmungen.

Wie Novavax funktioniert

Proteinbasierte Impfstoffe werden seit Jahrzehnten zuverlässig etwa gegen Grippe oder Tetanus eingesetzt. Das neue Vakzin von Novavax könnte hat daher für jene interessant sein, die den mRNA-Impfstoffen skeptisch oder ablehnend gegenüberstehen. Im Novavax-Impfstoff ist ein sogenannter rekombinanter Proteinimpfstoff. Er enthält winzige Partikel, die aus einer im Labor hergestellten, also künstlichen Version des Spike-Proteins von Sars-CoV-2 bestehen, und soll die eigene Produktion von Antikörpern ankurbeln.

Zum Vergleich: Die mRNA-Präparate von BioNTech/Pfizer und Moderna funktionieren anders: Hier werden Körperzellen mit Hilfe von Erbgutschnipseln angeregt, selbst das Spike-Protein herzustellen, um eine Immunantwort auszulösen. Für manche Menschen, die bislang eine Impfung ablehnen, klingt der Ansatz von Novavax "natürlicher" als etwa der von mRNA-Impfstoffen.

Zugelassen nur ab 18 Jahre

Zugelassen ist Novavax für Erwachsene ab 18 Jahren. Eine detailliertere Empfehlung der Ständigen Impfkommission steht noch aus, soll aber noch vor Ende Februar erfolgen. Laut Hersteller-Studien liegt der Impfschutz durch den Novavax-Impfstoff bei 90 Prozent. Allerdings beziehen sich die Ergebnisse hauptsächlich auf frühere Varianten des Coronavirus, die in Deutschland derzeit kaum noch vorkommen. Wie gut er gegen die Omikron-Variante wirkt, ist noch nicht klar.

Bislang sind zwei Impfungen mit einem Abstand von drei bis vier Wochen vorgesehen. Eine dritte, so genannte Boosterimpfung, ist laut rheinland-pfälzischem Gesundheitsminsiterium derzeit noch nicht empfohlen.

Übergangsfristen für Novavax-Geimpfte?

Für Beschäftigte in Kliniken, Pflege und Behinderteneinrichtungen gilt ab dem 15. März eine Impfpflicht. Dass sie den neuen Impfstoff von Novavax prioritär bekommen, ist trotz entsprechender Forderungen einiger Länder nicht geplant. Da Novavax frühestens ab 21. Februar eingesetzt wird, zwei Impfungen im Abstand von drei Wochen nötig sind und die Impfpflicht bereits am 15. März in Kraft tritt, wird auf Bund-Länderebene laut dem Gesundheitsministerium in Mainz gerade über mögliche Übergangsfristen für diejenigen gesprochen, die sich dann zumindest schon für eine Novavax-Impfung angemeldet haben. Final entschieden ist das aber noch nicht.

Die Universitätsmedizin Mainz - das größte Krankenhaus in Rheinland-Pfalz - sieht eine solche Regelung mit gemischten Gefühlen: "Eine Übergangsfrist für Novavax kann sinnvoll sein, ist aber natürlich eine Frage des Maßes. Allzu viele Wochen sollte diese Übergangsfrist sicher nicht umfassen", heißt es dort. Bundesgesundheitsminister Lauterbach betont, der Start der einrichtungsbezogenen Impfpflicht dürfe sich nicht verzögern: "In der Omikronwelle zählt jeder Tag, um vulnerable Gruppen zu schützen."

Ist Novavax ein mRNA Impfstoff?

Nuvaxovid ® unter scheidet sich von den bisher verfügbaren mRNA- und Vektor-Impfstoffen, weil es ein proteinbasierter Impfstoff ist. Auf der Oberfläche des Coronavirus befinden sich die soge- nannten Spike-Proteine. Der Impfstoff Nuvaxovid ® enthält solche fertigen Spike-Proteine.

Ist Novavax an Omikron angepasst?

5 angepassten Impfstoffs von Biontech. Ein entsprechender Impfstoff von Moderna wird derzeit noch geprüft. Der Hersteller Novavax arbeitet ebenfalls an einem Omikron-Vakzin.

Ist der Valneva COVID

Wie unterscheidet sich COVID-19-Impfstoff Valneva® von den anderen COVID-19-Impfstoffen? Valneva® von Valneva ist der erste sogenannte Ganzvirusimpfstoff gegen COVID-19. Er enthält ganze, abgetötete Viruspartikel des Original SARS-CoV-2-Coronavirus und zählt damit zu den Totimpfstoffen.

Wie lange hält Novavax?

Genaue Daten zur Dauer des Impfschutzes liegen noch nicht vor. Wie bei anderen Impfstoffen ist es aber auch bei Nuvaxovid® möglich, dass der Impfschutz mit der Zeit nachlassen kann.