Ist es gesund als Teenager eine Diät zu machen?

Hannah, 15 Jahre: "Ich habe eine Freundin, die an Magersucht erkrankt ist. Stimmt es, dass nur Mädchen magersüchtig werden können?"

Ist es gesund als Teenager eine Diät zu machen?
Dr. Büsching: "Nein, grundsätzlich können auch Jungen an Magersucht erkranken. Das ist zwar viel seltener als bei Mädchen. Magersucht ist eine schwere seelische Krankheit. Der Auslöser dafür kann eine Diät sein, die eigentlichen Gründe liegen meist aber viel tiefer und können Folge eines gestörten Selbstwertgefühls oder schwerer Kränkung sein. Magersüchtige empfinden ihren Körper selbst dann noch als viel zu dick, wenn andere sie schon als "Gerippe" bezeichnen. So malen sie sich selber im Vergleich zu anderen auch viel dicker als sie sind. Wenn du den Eindruck hast, dass jemand aus deinem Freundeskreis in letzter Zeit viel dünner geworden ist, absichtlich erbricht, sprich sie oder ihn darauf an. Die Betroffenen brauchen professionelle Hilfe. Dein Jugendarzt kann sicher weiterhelfen."

Jan, 15 Jahre: "Machen Süßigkeiten dick? Zucker ist doch ein Kohlenhydrat und kein Fett!"

Dr. Büsching: "Du hast völlig recht. Kohlenhydrate wie Zucker oder Stärke dienen dem Körper zur schnellen Bereitstellung von Energie und werden nur in geringem Umfang gespeichert. Wenn du mehr Energie aufnimmst, als dein Körper verbraucht, wird zunächst das Nahrungsfett im Fettgewebe gespeichert. Erst bei einer sehr hohen Kohlenhydrataufnahme von 400 bis 500 Gramm täglich, wandelt der Körper auch die Energie aus Kohlenhydraten in Fettpölsterchen um. Daher sind Gummibärchen empfehlenswerter als zucker- und fetthaltige Schokolade."

Petra, 15 Jahre: "Letztens habe ich in einer Zeitung gelesen, dass Essen nach acht Uhr abends ungesund ist und dick macht. Gibt es überhaupt ideale Essenszeiten?"

Dr. Büsching: "Wann du zu Abend isst, hat keinen Einfluss darauf, wie gut das Essen verwertet wird. Dass man von Mahlzeiten nach 20 Uhr automatisch zunimmt, gehört zu den weit verbreiteten Ammenmärchen. Wenn du nicht mehr isst, als dein Körper benötigt, ist der Zeitpunkt egal. Allerdings kann eine sehr schwere Abendmahlzeit vor dem Zu-Bett-Gehen bei manchen Menschen das Einschlafen und den Schlaf stören."

Dennis, 15 Jahre: "Ich habe unreine Haut und Akne. Meine Mutter meint, das kommt von der Pubertät, aber auch von Schokolade, Wurst und Käse. Ich habe darauf verzichtet, die Pickel sind aber immer noch da. Was soll ich machen?"

Dr. Büsching: "Ich hoffe, es ist dir ein kleiner Trost, dass Akne die häufigste Erkrankung bei Jugendlichen ist. Sie entwickelt sich als Folge der hormonellen Umstellung in der Pubertät. Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass bestimmte Lebensmittel wie zum Beispiel Schokolade zur Aknebildung führen. Auch die Warnung vor einer so genannten Jodakne durch jodiertes Speisesalz ist unbegründet. Jod kann zwar zu akneartigen Hautveränderungen führen, aber erst in Mengen, die du gar nicht essen kannst. Bei unreiner Haut hilft eine regelmäßige intensivere Hautreinigung und nicht rauchen. Wenn du weiterhin mit deiner Haut und deinem Aussehen unzufrieden bist, frag deinen Jugendarzt. Für ihn ist störende Akne ein häufiges Thema und er hat noch andere Tipps und verschreibt dir gut wirksame Salbenbehandlungen. Bei schwerer Akne überweist er dich zu einer Behandlung durch den Hautarzt."

Sandra, 14 Jahre: "Meine Freundin hat so schön glänzendes und volles Haar. Meines ist immer ganz stumpf und hängt einfach herunter. Spezialshampoos haben mir nichts gebracht. Ich habe gehört, dass die Ernährung Einfluss auf das Haar nimmt. Ist das wirklich so?"

 Dr. Büsching: "Eine ausgewogene Ernährung kommt auch den Haaren zugute. Zur Bildung von Kreatin, dem Eiweißstoff, aus dem die Haare sind, benötigt der Körper den Mineralstoff Zink. Zink ist vor allem in Rind- und Schweinefleisch, Vollkornbrot und Käse enthalten. Es kann vom Körper besonders gut in Verbindung mit dem Eiweißbaustein Histidin, wie es im Fleisch vorliegt, aufgenommen werden. Für die Zellteilung, also auch für die Bildung neuer Haare, sind die Vitamine Biotin und Folsäure wichtig. Die wichtigsten Quellen für Biotin sind Milch, Milchprodukte und Eier, während Folsäure vor allem in grünem Gemüse, Brot und Getreide vorkommt."

Quelle der Hintergrundinformationen: www.cma.de

Iss weniger, beweg Dich mehr, dann purzeln die Pfunde von ganz allein. Das funktioniert in der Theorie. Die steigende Zahl adipöser Kinder und Jugendlicher beweist das Gegenteil. Dabei müsste oft nur wenig geändert werden, damit junge Patienten leichter abspecken.

Mehr als jeder fünfte Jugendliche schleppt überflüssige Pfunde mit sich herum. Das geht nicht nur zulasten des Herz-Kreislauf-Systems und Stoffwechsels, sondern macht auch den Weg frei für Depressionen und Ängste. Weil ein Großteil vermutlich noch im Erwachsenalter mit Übergewicht zu kämpfen hat, belastet das Plus auf der Waage zudem das Gesundheitswesen dauerhaft. Nun ist es nicht so, dass es keine Abspeckprogramme für adipöse Kinder und Jugendliche gibt – sie führen jedoch nur selten zum Erfolg, urteilen die Pädiater Professor Dr. Leonard­ H. Epstein­ und Professor Dr. Teresa­ Quattrin­ von der University of Buffalo.1

Wieso die Interventionen oft versagen und was es braucht, um diese zu verbessern, hatte kürzlich ein Team um Professor Dr. Michelle­ I. Cardel­ vom Department of Health Outcomes and Biomedical Informatics and Pediatrics von der University of Florida in Gainesville untersucht.2 Ihrer Ansicht nach liege das Kernproblem darin, dass die bestehenden und durchaus erfolgreichen Programme von erwachsenen Übergewichtigen einfach auf junge Patienten aufgestülpt werden. Ohne deren emotionale und mentale Entwicklung zu berücksichtigen. Weil diese sich auch zwischen dem 11 und 21 Lebensjahr häufig und schnell ändert, reicht zudem nicht ein Angebot für alle Kinder und Jugendliche. Dieses muss an Alter und Geschlecht, Pubertätsstadium, Körpergewicht plus assoziierte Beschwerden sowie psychosoziale und familiäre Umstände angepasst werden, so die Autoren.

Lebensmittelampel senkt BMI um bis zu 2,6 kg/m2

Am besten untersucht sind multimodale Abnehmprogramme. Eine Kombination aus Ernährungsumstellung, Bewegungstherapie, veränderten Gewohnheiten und ggf. einer Pharmakotherapie bzw. OP sollten nach Ansicht der Kollegen die Basis bilden, um möglichst langfristig Gewicht zu reduzieren. In Sachen Ernährung konnte z.B. das „Ampel“-System bereits punkten. Diese Einteilung von Lebensmitteln war in Studien mit einem signifikanten Gewichtsverlust von 0,18–2,6 BMI-Punkten innerhalb von 6–24 Monaten assoziiert. Dahinter steckt die Idee, die Quantität und die Qualität des bisherigen Konsums zu verbessern und so die Kalorienzufuhr nachhaltig zu senken. So sieht die Ampel aus:

  • Grün“ steht für kalorienarme und nährstoffreiche Produkte wie Obst und Gemüse, die man quasi immer essen darf.
  • „Gelb“ kennzeichnet nährstoff- und kalorienreiche Lebensmittel, auf die Abnehmwillige in Maßen zurückgreifen dürfen.
  • „Rote“ Produkte strotzen vor Energie, liefern aber wenige Nährstoffe, weshalb sie nur selten auf den Speiseplan gehören.

Die allgemeine Empfehlung, sich im Alltag mehr zu bewegen, kennt mittlerweile sicher jeder. Für Jugendliche unter 21 Jahren konnten die Autoren keine gesonderten Regeln ausmachen, weshalb auch für sie gilt: Mindestens fünfmal pro Woche jeweils 30 Minuten mäßig körperlich betätigen oder dreimal 20 min intensiv sporteln. Wie ist dabei egal. Allerdings sollten sie täglich nicht länger als zwei Stunden vorm Bildschirm sitzen. Es gibt Hinweise darauf, dass die Kombi aus diesem Plus an Bewegung und einer Ernährungsumstellung die Pfunde bereitwilliger purzeln lässt als der alleinige Verzicht auf Süßes und Co.

Gerade bei jüngeren Kindern liegt es nahe, dass die vielen neuen Ver- und Gebote nicht sofort auf Gegenliebe stoßen. Interventionen aus der Verhaltenstherapie können an dieser Stelle helfen. Die jungen Patienten lernen z.B. mit negativen Gefühlen umzugehen, sich Ziele zu setzen und besser zu kontrollieren (Stichwort Schokiverzicht). Vielversprechend scheinen systemische Ansätze, die noch stärker die Rolle der Familie und der einzelnen Mitglieder berücksichtigen. Studien zufolge profitieren Jüngere etwas besser als Ältere.

Im Schnitt können Teilnehmer solcher multimodalen Ansätze ihr Körpergewicht um 1,9–2,9 % reduzieren – also nicht sonderlich viel. Einen Vorteil sehen Prof. Cardel und Kollegen allerdings im Nebenwirkungsprofil, das quasi Null beträgt. Ein erhöhtes Risiko für Essstörungen sei nicht zu befürchten. Zudem könnten sich begleitende depressive oder Angst-Symptome bessern.

Medikamente sollten nur dann eingesetzt werden, wenn mit den bisher genannten Therapien gar nichts geht. Die Autoren nennen einige Präparate, von denen jedoch keines in der EU für Kinder und Jugendliche zugelassen ist. Derzeit läuft eine Untersuchung mit hoch dosiertem Liraglutid (3 mg/d). Der GLP1-Rezeptor-Agonist konnte seine Sicherheit und Wirksamkeit bereits bei jüngeren Diabetespatienten unter Beweis stellen. Vermutlich der effektivste (und schnellste) Weg, langfristig abzuspecken, ist nach Aussage der Kollegen gleichzeitig der invasivste: ein bariatrischer Eingriff. Er kann eine Option bei schwerstem Übergewicht oder starken Komorbiditäten bieten.

OP bei Teenagern mit besseren Erfolgsaussichten

Laut Studienlage schicken jedoch nur wenige Ärzte ihre adipösen Teen­ager zum Chirurgen – auch wenn deren Chance, einem Typ-2-Diabetes oder Bluthochdruck zu entkommen, deutlich größer ist als von Erwachsenen. Man sollte also die Möglichkeit zumindest im Hinterkopf behalten, schreiben die Autoren. Maßnahmen wie Magenballons, die das Magenvolumen vermindern und so schneller zu einem Sättigungsgefühl führen sollen, sind bislang zwar kaum erprobt. Aber sie bieten immerhin den Vorteil, dass man sie bei Bedarf rückgängig machen kann.

Quellen:
1. Epstein LH, Quattrin T. JAMA Pediatr 2020; DOI: 10.1001/jamapediatrics.2020.0034
2. Cardel MI et al. A. a. O.; DOI: jamapediatrics.2020.0085

Sollte man in der Pubertät Abnehmen?

Abnehmen in der Pubertät funktioniert nur mit einer gesunden Ernährung. Das Idealgewicht beim Kind ist vielmehr ein Wohlfühlgewicht. Vergiss daher Kalorienzählen, den täglichen Gang auf die Waage und Diäten.

Ist es gesund mit 15 Abnehmen?

Wenn Sie 15 Jahre und sehr übergewichtig sind, sollten Sie Ihren Hausarzt um Hilfe beim Abnehmen bitten. Mehr als drei bis maximal fünf Kilo sollten Sie ohne ärztlichen Rat nicht abnehmen, wenn Sie erst 15 und noch im Wachstum sind. Bei Diäten kann es schnell zu Mangelerscheinungen kommen.

Sollte man mit 12 Jahren Abnehmen?

Auf keinen Fall dürfen Kinder oder Jugendliche zum Abnehmen willkürlichen Diäten ausgesetzt werden. Sie stehen noch im Wachstum und der damit verbundenen Entwicklung und benötigen dafür umso mehr sämtliche Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente in ausreichenden Mengen (mehr über Lebensmittelinhalte).

Ist eine Diät für Kinder gut?

Diät für Kinder schadet mehr als sie nützt EAT SMARTER-Expertin Dr. Christiane Petersen, auf die Behandlung von übergewichtigen Kindern und Jugendlichen spezialisierte Ärztin, hat da einen ganz klaren Standpunkt: „Kinder und Jugendliche dürfen keine Hungerdiäten machen!