Ist Krieg ein Mittel der Politik?

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Ausgearbeitet von Michael Treutler


Diskussionsgrundlage

"...there's no damn thing
you can do that can't
be turned into war."
Jerome Lettvin (M.I.T.)


Carl von Clausewitz - Vom Kriege (1832)

  • Krieg als politisches Instrument (erweiterter Zweikampf)
  • Krieg ist also ein Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen
  • Gewalt, d.h. die physische Gewalt (denn eine moralische gibt es außer dem Begriffe des Staates und der Gesetze nicht) ist also das Mittel; dem Feinde unseren Willen aufzuzwingen der Zweck.
  • "Krieg ist die Fortführung der Politik mit anderen Mitteln"

Eskalation:

  1. Eine Partei muss immer die größtmögliche Gewalt (Kapital) anwenden (Vernichtung des Gegners)
  2. Man muss immer weiterkämpfen (weiterwachsen), die Entscheidungsfreiheit geht verloren, bis Gegner wehrlos ist -> Spirale der Gewalt
  3. Es muss immer die beste Rüstung (Kontakte) vorhanden sein
  • Widerstandskraft = vorhandene Mittel + vorhandene Willenskraft (für das Volk immer stärker, als für Geld)
  • Strategie = Zuordnung der Mittel (Gefechte) zum Zweck (Sieg) - langfristig
  • Taktik = Die kurzfristigen "Spielregeln" einer "Runde"
  • Wir können also den politischen Zweck nur so als das Maß gelten lassen, indem wir uns ihn in Einwirkung auf die Massen denken, die er bewegen soll.
  • Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln (denn die politische Absicht ist der Zweck, der Krieg ist das Mittel, und niemals kann das Mittel ohne Zweck gedacht werden).
  • Da der Krieg laut Clausewitz die Fortführung der Politik mit anderen Mitteln ist, hat auch die Politik keinen anderen Weg, als ihre Macht durch Gewalt zu manifestieren (ein Gedanke, welcher sich bis in das Grundgesetz der Bundesrepublik gehalten hat: Alle Gewalt geht vom Volke aus.)
  • Das derjenige, welcher die größte Gewalt im Krieg anwendet, die Oberhand über den "Schwächeren" gewinnt (also die Macht), scheint ein schlüssiges Argument Clausewitz zu sein.
  • Jeder Feldherr übersieht nur die eigene Lage genau, die des Gegners nur nach ungewissen Nachrichten.
  • "kriegerischer Krieg" (Hass)
  • politischer Krieg (übergeordnetes Ziel)

Derivate:
Ursprünglich: bewaffnete Auseinandersetzung zwischen Staaten
Bürgerkrieg: bewaffnete Auseinandersetzung streitender Parteien innerhalb eines Staates.
Kalter Krieg: Abschreckung, Stellvertreterkriege
Je nach Ursache und Ziel: Angriffs- (Präventiv-), Verteidigungs-, Religions-, Kolonial-, Befreiungs-, Heiliger Krieg
Moderne Formen: asymmetrische Kriegsführung, Netzkrieg, Cyberkrieg
Anlass ist nie die Ursache eines Krieges

Lehre des "gerechten" Krieges
Nach Thomas von Aquin und Kaiser Augustus: ist der oberste Ziel des Krieges der Frieden. Erfindung des "gerechten Krieges": Wiederherstellung des Friedens oder Wiedereinordnung des Gegners in eine Rechtsordnung, ohne ihn zu vernichten (Heute: gerechtfertigte Verteidigung -> UNO, Art.2 Nr. 4, individuelle oder kollektive Selbstverteidigung)

Totaler Krieg:
Einbeziehung aller Institutionen des Staates (wirtschaftliche, technisch, moralisch, personelle Mittel): "(in umfassender Form erstmals während des Zweiten Weltkrieges in Dtl. verwirklicht)..." (Brockhaus)

Lenin: Krieg ist zwischen Kapitalisten und Sozialisten unvermeidlich (von Stalin aufgegriffen)

Diskussionsthesen

  • Es gab viel Diskussion darüber, dass George W. Bush den Terrorakt des 11. September sofort als "Krieg" bezeichnete, da es dadurch eine Verfälschung der Tatsachen gegeben hätte. Wenn man sich die Strategien der vernetzten Kriegsführung (Information-Warfare), wie sie besonders bei der RAND Organization beschrieben sind, betrachtet, ließen sich jedoch Argumente dafür finden?!? Herrscht nun eine neue Art des Krieges "asymmetrische Kriegsführung" oder ist es doch eine Verfälschung der Tatsachen?
  • Kann es einen gerechten Krieg, wie er in der westlichen Traditon verankert ist und sich auch in der UNO als "gerechtfertigte Verteidigung" wiederfindet geben?!?

Arquilla, John (1998): The Great Cyberwar of 2002, in: Wired Magazin, Feb. 1998, USA, elektronisch veröffentlicht unter: http://www.wired.com/wired/archive/6.02/cyberwar_pr.html [Stand: 16.07.2000]
So was wie ein gespieltes Tagebuch auf Grundlage des u.g. Buches.

Arquilla, John / Ronfeldt, David (1996): Cyberwar is coming!, in: In Athena's Camp - Preparing for Information-Age Conflict, USA, RAND, elektronisch veröffentlicht unter: http://www.rand.org/publications
Sehr gut zu lesendes und teilweise interessantes Buch von Pentagonstrategen. Erklärt zumindest wahrscheinlich, welche Strategien die Amerikaner im Moment verfolgen. Die RAND Organisation ist einer der Think-Tanks der US-Regierung, die zwar defacto unabhängig sind, aber eine sehr große Nähe zur amerikanischen Regierung haben.

Clausewitz, Carl von (1980): Vom Kriege, Reclam, Stuttgart
Der Klassiker der Kriegsabhandlungen. Ein deutscher General, der bis heute auch in Point West gelesen wird. Clausewitz Aphorismus: "Krieg ist die Fortführung des Politischen mit anderen Mitteln" und andere preußische Weisheiten sind hier zu finden.

Wehling, Jason (1996): Netwars and Activist Power on the Internet
elektronisch veröffentlicht unter: http://www.spunk.org/library/comms/sp001518/Netwars.html
Netzaktivitäten der Globalisierungsgegner aus dem mexikanischen Chiapas. Die Gegenposition von Arquilla/Ronfeldt

Storz, Stefan (1998): Kommende Kriege - Die Postmoderne des Tötens, in Spiegel Spezial 10/1998 - Die Zukunft der Erde, Hamburg (Spiegel-Verlag)
Spiegel Essay über die Kriege der Zukunft

Ist Krieg Politik?

Damit hebt ein Krieg die zivilisatorische Gewaltbegrenzung auf eine Exekutive, wie sie der Rechtsstaat als Regelfall voraussetzt, partiell oder ganz auf: Es stehen sich bewaffnete Armeen gegenüber, die ganze Völker oder Volksgruppen repräsentieren. Diese sind damit Kriegspartei.

Was hat Krieg mit Politik zu tun?

Das Führen kleiner Kriege setzt westliche Staaten bzw. Gesellschaften heftigen Spannungen und Verwerfungen aus. Sie geraten durch die Regellosigkeit und Entgrenzung des Krieges in Widerspruch zu ihren eigenen politischen und ethnischen Grundlagen und gefährden damit ihre Gesellschaftsordnung.

Wer hat gesagt Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln?

Carl von Clausewitz' berühmtes Diktum, der Krieg sei die bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, gilt als paradigmatische Formulierung der Idee, dass Gewalt ein rationales Instrument der Politik sein kann.

Was ist der Sinn von Krieg?

Krieg habe Gesellschaften nicht nur größer, stärker und sicherer gemacht, sondern auch reicher. Frieden in der Folge von Kriegen hat die Voraussetzungen für wirtschaftliches Wachstum und steigende Lebensstandards geschaffen.