Früher sollten Menschen, die sich um ihr Gewicht sorgten, lieber Brot, Nudeln und Kartoffeln essen statt Fett. Jetzt sind die "guten" Fette rehabilitiert und die Kohlenhydrate als die Dick- und Krankmacher enttarnt. Show Für Ernährungsberater war die Sache jahrzehntelang klar: Wer abnehmen will, muss so weit wie möglich auf Fett verzichten. Denn, so die offizielle Lehrmeinung, Speck und Eier, Butter und Öl machen dick und sind schlecht fürs Herz. Lieber solle man sich mit Kartoffeln, Reis und Brot satt essen. Schließlich enthalten diese viel weniger Energie: Jedes Gramm Fett liefert neun Kalorien, bei Kohlenhydraten sind es nur vier. Stumpf für HomonsignaleDoch das Dogma ist ins Wanken geraten. Neuerdings mehren sich nämlich die Hinweise, dass eine kohlenhydratreiche Ernährung Übergewichtige nicht nur daran hindert abzunehmen, sondern zudem die Gesundheit gefährdet, wie der Münchner Ernährungswissenschaftler und Buchautor Nicolai Worm betont. Viele Dicke leiden nämlich bereits aufgrund von Bewegungsmangel und falscher Ernährung an Stoffwechseldefekten, die zu dauerhaft erhöhten Blutzucker- und Insulin-Werten führen. Am Ende kommt es oft sogar zu krankhafter Insulin-Resistenz: Die Zellen werden stumpf für das Hormonsignal. Im verzweifelten Versuch, den Zucker dennoch aus dem Blut zu schaffen, produziert die Bauchspeicheldrüse immer größere Mengen des Hormons, und die Zellen machen noch mehr "dicht". Hohe Insulin-Konzentrationen im Blut aber hemmen den Fettabbau. Solange reichlich Kohlenhydrate aus der Nahrung vorhanden sind, ändert sich das nicht. Die Umstellung auf eine fettarme, kohlenhydratreiche Ernährung bewirke daher genau das Gegenteil von dem, was erreicht werden soll, sagt der Ernährungsforscher Walter Willet von der Harvard School of Public Health. Tatsächlich haben gleich zwei Studien kürzlich gezeigt, dass Dicke, denen eine herkömmliche fettarme, kohlenhydratreiche Diät verordnet wird, weniger Gewicht verlieren als Übergewichtige, die wenig Kohlenhydrate, aber reichlich Fleisch, Milchprodukte und Eier essen dürfen. Die noch immer von manchen Diät-Gurus propagierte "Kohlenhydratmast" (Worm) hat Folgen für Herz und Kreislauf: Die Konzentration der "schlechten" Fette im Blut, vor allem die Triglyzeride und das VLDL-Cholesterin, steigt an; der Spiegel des "guten" HDL-Cholesterins sinkt. Alle Faktoren zusammen fördern die Entstehung von Arterienverkalkung (Arteriosklerose) und Blutgerinnseln in den Adern und erhöhen somit das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Unbegrenzt Eiweiß und FettHatte Robert Atkins also doch Recht? Schon vor 30 Jahren entwickelte der in den USA populär gewordene New Yorker Kardiologe ein Konzept, das Fleisch, Fett und Eier unbegrenzt erlaubt, Kohlenhydrate fast völlig verbietet. Viele Ernährungsexperten halten auch diese Diät auf Dauer für zu einseitig, zu radikal. Letztlich, resümiert Willet, gehe es ohnehin weniger um die Frage fettarm oder fettreich. Viel wichtiger sei es, auf gutes Fett und gute Kohlenhydrate zu achten. Nicht das Olivenöl am Salat oder die Butter auf dem Brot sind die großen Übeltäter. Viel problematischer sind die versteckten Fette in Bratwurst, Torte und Keksen. Sie machen beim deutschen Durchschnittsesser rund zwei Drittel des gesamten Fettkonsums aus. Besonders schlecht, darin sind sich ausnahmsweise alle Experten einig, sind die Transfette, die vor allem in Frittiertem, Margarine und verarbeiteten Lebensmitteln stecken. Mit Gemüse kann man nichts falsch machenWer sich dagegen vorwiegend an Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte hält, kann - auch da herrscht Konsens - kaum etwas falsch machen. Auch diese enthalten zwar große Mengen an Kohlenhydraten. Weil aber ein erheblicher Anteil davon unverdauliche Ballaststoffe sind, sorgen sie für einen gut gefüllten Magen - ohne dick zu machen. Kalorien sind eine in die Jahre gekommene Maßeinheit der Energie. Bereits 1948 wurden sie durch die moderne Maßeinheit Joule ersetzt. Dennoch spielen die Kalorien heute noch eine wichtige Rolle und werden oft im Zusammenhang mit Diäten erwähnt. Auf allen Nahrungsmitteln in Deutschland befindet sich eine kleine Tabelle mit den Nährwerten. Darunter gibt es eine Kalorienangabe in Kilokalorien (kcal) und in Kilojoule (kJ). Umgerechnet ist eine Kalorie etwa 4,186 Joule.Was genau sind Kalorien? Sind Kohlenhydrate oder Kalorien wichtiger?"Kohlenhydrate spielen neben Fett die wichtigste Rolle für die Deckung des Energiebedarfs, obwohl sie im Vergleich zu Fett weniger als die Hälfte an Kalorien liefern", sagt Ernährungswissenschaftlerin Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Sollte man Kohlenhydrate essen wenn man Abnehmen will?Kohlenhydrate sind nach wie vor die wichtigste Energiequelle für das Gehirn und die roten Blutkörperchen. Wenn der Körper nicht auf vorhandene Energie zurückgreifen kann, wandelt er Muskeln in Kohlenhydrate um und baut sie zur Energiegewinnung ab. Von daher ist es auch beim Abnehmen wichtig, Kohlenhydrate aufzunehmen.
Was ist der Unterschied zwischen Kohlenhydraten und Kalorien?Makronährstoffe, Alkohol und Ballaststoffe liefern dem Körper unterschiedliche Mengen an Energie: Kohlenhydrate: 4 kcal pro Gramm (17 kJ pro Gramm) Eiweiße: 4 kcal pro Gramm (17 kJ pro Gramm)
Sind nur Kalorien wichtig beim Abnehmen?Unser Körper braucht diese Energie, um alle Körperfunktionen aufrechtzuerhalten. Beim Abnehmen soll es jedoch nicht ausschließlich ums Kalorienzählen gehen. Die meisten Diätologen raten ihren Patienten vom strikten Kalorienzählen über einen längeren Zeitraum ab.
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