Tatort: Der Mann, der lügt SPIEGEL

Im neuen „Tatort“ aus Stuttgart werden tiefe Gefühle verheimlicht. Wir versuchen mit Expertenhilfe, die Beweggründe der Figuren zu beleuchten.

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Eigentlich sollte es nur eine kurze Befragung werden: Die Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) ermitteln im Mordfall des Anlageberaters Uwe Berger und wollen von Jakob Gregorowicz (Manuel Rubey) wissen, warum sein Name im Terminkalender des Ermordeten steht. Ein Irrtum, antwortet Jakob, er sei keineswegs mit dem Opfer verabredet gewesen, und glaubt die Sache damit erledigt.

Tatort: Der Mann, der lügt SPIEGEL

Tim Niendorf

Politikredakteur.

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Doch schon bald können die Kommissare ihm nachweisen, dass seine Aussage unvollständig war. Es tauchen immer neue Unstimmigkeiten auf. Wieder und wieder bitten die Kommissare ihn zum Gespräch ins Präsidium, weil sie neue Indizien finden.

Der Sonntagabendkrimi im Realitätstest:

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Frage 1: Anwalt Moritz Ullmann verteidigt Jakob Gregorowicz, den Mann seiner Schwester. Doch als dieser sich in Lügen zu verstricken scheint, droht Ullmann ihm: „Versteht mich net falsch. Ich verteidige auch Mörder. Ich sage auch all meinen Mandanten, dass sie nicht immer alles erzählen müssen, manchmal gar nicht erzählen dürfen. Aber ich vertrete niemanden, der mich an der Nase herumführt.“ Darf ein Anwalt einfach so seinen Mandanten fallen lassen? Und wie häufig kommt so etwas eigentlich vor?

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Vertrauensfrage: Anwalt Moritz Ullmann (Hans Löw) fordert von seinem Mandanten Erhlichkeit ein. : Bild: SWR/Alexander Kluge

Antwort von Prof. Dr. Matthias Jahn (Professor an der Goethe-Universität Frankfurt und Richter am Oberlandesgericht Frankfurt):

Solange es nicht um einen Fall der Pflichtverteidigung geht, kann der Anwalt als Strafverteidiger jederzeit – nur nicht zur „Unzeit“, also nicht, wenn eine eilbedürftige Handlung ansteht – das Mandat niederlegen, auch (und gerade) dann, wenn das Vertrauensverhältnis zum Mandanten perdu ist. Eine Statistik, wie häufig das vorkommt, kenne ich nicht. Es sind aber nach meinem Eindruck eher seltene Fälle.

***

Frage 2: Kommissar Thorsten Lannert sagt: „Das ist ein sogenannter Stuttgarter Verhörraum. Tisch und Stuhl kann man nicht verschieben, die sind fixiert, weil hier mal jemand richtig Randale gemacht hat. Seitdem ist das Vorschrift.“ Gibt es den Begriff „Stuttgarter Verhörraum“ tatsächlich?

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Offene Fragen: Die Kommissare Thorsten Lannert (l.) und Sebastian Bootz : Bild: SWR/Alexander Kluge

Antwort von Johannes Freiherr von Gillhaußen (Polizeisprecher Polizeipräsidium Stuttgart):

Ein „Stuttgarter Verhörraum“ ist hier niemandem bekannt. Ich habe mich auch mal bei älteren Kollegen von der Kriminalpolizei umgehört, die sich hauptsächlich mit Vernehmungen befasst. Diesen Raum gibt es nicht. Er ist also eine reine Erfindung. Es gibt natürlich Vernehmungsräume, aber das sind stinknormale Büroräume. Auch diese Spanischen Spiegel, die man manchmal in Krimis sieht, sind eine Erfindung.

***

Frage 3: In der 75. Minute ist eine kurze Sequenz zu sehen, in der Anwalt Moritz Ullmann in seinem Auto sitzt, während ein Hebelarm nach seinem Rollstuhl greift. Wie funktioniert das eigentlich – Auto fahren, ohne die Beine benutzen zu können?

Antwort von Achim Neunzling (Vorsitzender vom Bund behinderter Auto-Besitzer e.V.):

Meistens ist es so, dass mit der rechten Hand Gas und Bremse über ein Hebelsystem geführt werden und mit der linken Hand wird das Lenkrad gedreht. Dafür ist dann am Lenkrad ein Drehknopf vorhanden, und an diesem ist ein kleines Kästchen befestigt, von dem aus man Hupe, Licht, Blinker und Scheibenwischer betätigen kann. Man muss das ja laut Führerschein betätigen können, ohne eine Hand vom Lenkrad loszulassen. Wenn sie den Hebel nach vorne drücken, drücken sie auf die Bremse. Zusätzlich ist am Hebel oben ein Drehgriff, wie ein Fenstergriff, der waagerecht steht. Wenn sie den im Uhrzeigersinn drehen, gibt das Auto Gas. Es muss auch im Führerschein eingetragen werden, dass man diese Einrichtung fahren darf. Also einfach nur so umbauen und reinsetzen geht nicht.

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