Warum gibt es kein sonnenblumenöl mehr

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Öl in Deutschland ausverkauft: Wieso wird es in den Nachbarländern nicht knapp?

Erstellt: 20.04.2022, 16:24 Uhr

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Warum gibt es kein sonnenblumenöl mehr

Viele Verbraucherinnen und Verbraucher kaufen mehr Speiseöl ein als sie benötigen. Dieses Hamstern führt zu Lieferengpässen. (Symbolbild) © Imago

Mangelndes Getreide scheint der Grund für leere Speiseöl-Regale zu sein. Doch das stimmt so nicht ganz. Das Problem besteht vielmehr in der erhöhen Nachfrage.

Kassel – In vielen Supermärkten wie Aldi*, Lidl*, Rewe* und Edeka* sind Regale leergefegt. Der Ukraine-Konflikt* lässt in Deutschland die Nachfrage für Mehl, Hefe und Speiseöl in die Höhe schießen. Die fehlende Ware wird häufig mit der Getreide-Knappheit begründet. Ein Blick in andere europäische Länder zeigt jedoch, dass dies nicht ganz stimmen kann. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtete, sind beispielsweise in Polen, Österreich, Dänemark und Tschechien die Regale mit Speiseöl nicht leer.

Die Ukraine ist die wichtigste Kornkammer der Welt. Gerade bei dem Export von Sonnenblumen- und Rapssaaten ist die Ukraine ganz vorne mit dabei. „In der EU kommen nahezu 60 Prozent der gesamten Mais- und Gerstenimporte aus der Ukraine, beim Sonnenblumenöl sind es sogar fast 90 Prozent“, sagte Agrarexpertin Linde Götz in einem Interview mit dem ZDF.

Speiseöl in Deutschland knapp: Auch Russland ist ein wichtiger Exporteur

Der aktuelle Ukraine-Krieg verhindert jedoch, dass weiterhin Getreide angepflanzt, geerntet und geliefert werden kann. Auch Russland gilt als wichtiger Exporteur für Speiseöl. „Und auch die Exporte aus Russland haben sich reduziert, da die russischen Häfen im Asowschen Meer wegen der Nähe zum aktuellen Kriegsgeschehen geschlossen sind“, erklärte Götz. Somit fallen diese Lieferungen vorerst weg. Fachleute sagen, dass aktuell noch von keiner Knappheit des Getreides und somit auch Speiseöl die Sprache sein kann. Noch seien die Vorräte voll.

Der Grund für die leeren Supermarktregale ist ein anderer. Florian Block, Pressesprecher des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen (BGA) gab auf Nachfrage des RND eine Einschätzung ab. Ihm zufolge ist die Grundware da, die Verzögerungen kommen zustande, da schlagartig eine erhöhte Nachfrage der Produkte aufkam. „Das Problem ist zum einen das Verpackungsmaterial. Zum anderen sind die Abfüllkapazitäten komplett ausgebucht“, so Block. Dieser Mangel an Speiseöl betrifft auch Imbisse und Restaurants*, nicht nur den einzelnen Verbraucher.

Lieferengpässe in Deutschland: Speiseöl wird wegen Hamsterkäufen knapp

Wie Block sagt, seien die Probleme mit den Lieferengpässen von Speiseölen hausgemacht. Der Grund sei schlichtweg der, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher aus Bedenken vor Warenmangel sogenannte Hamsterkäufe vornehmen. Sie kaufen also mehr als sie eigentlich benötigen. Genau dann entstehen Lieferengpässe, da die Nachfrage viel höher ist als zuvor. Christian Böttcher, Sprecher des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittel­handels, bestätigte gegenüber dem RND diese Annahme: „Hamstern wirkt verstärkend auf den Mangel an bestimmten Produkten.“

Nils Busch-Petersen, Präsident des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, nannte gegenüber des rbb24 einen weiteren Grund für leere Supermarktregale. „Es ist eine Logistikfrage, wenn plötzlich bestimmte Produkte verstärkt abgekauft werden.“ Daher kommen Händler und Lieferketten nicht so schnell hinterher, wenn Speiseöl gehamstert wird. „Wir haben den Laster nur ein Mal zur Verfügung, den können wir auch nicht doppelt beladen“, sagte er. Eine Anpassung der Lieferketten benötige Zeit.

Hamsterkäufe als Auslöser: In Deutschland wird das Speiseöl knapp

Hamsterkäufe sind seit Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland durchaus bekannt. Damals waren von allem Produkte wie Toilettenpapier, Mehl, Hefe und Nudeln ausverkauft. Wieso das in Deutschland passiert, aber nicht in anderen EU-Ländern, bleibt umstritten. Verschiedene Fachleute führen dieses Verhalten, psychologisch gesehen, auf eine Art Übersprungshandlung zurück, schrieb rbb24. Aufgrund einer Ausnahmesituation versuchen die Menschen mit den Vorratskäufen gegen eine Ohnmacht anzukämpfen.

Jan Häusser, Professor für Sozialpsychologie, beschreibt in einem Aufsatz, wie es zu Hamsterkäufen kommt. Laut ihm prallen hier zwei verschiedene Motive aufeinander. Normalerweise handelt der Mensch einerseits kooperativ und versucht, gemeinsame Ressourcen für alle verfügbar zu halten. Jedoch gibt es ein zweites Motiv, dass das eigene Wohlbefinden und die Sicherheit gewährleisten möchte. Dieses überwiegt in einer Situation, in der die Möglichkeit besteht, dass diese Sicherheit gefährdet ist. „In solchen Situationen gibt es starke Anreize, sich egoistisch zu verhalten“, erklärte Häusser.

Laut Häusser ist dies jedoch kein Problem, das ausschließlich in Deutschland besteht. Der Unterschied liegt darin, welche Produkte gehamstert werden. In Deutschland scheint vielen Leuten also Speiseöl besonders wichtig zu sein. In seinem Aufsatz schreibt er, „dass in unterschiedlichen Ländern teilweise sehr unterschiedliche Produkte gehamstert werden.“ Häusser nennt beispielsweise Waffen in den USA und Kosmetikprodukte in Frankreich. (Fee Halberstadt) *hna.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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